| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. | 
| Autor: | W. Koort | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 17 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           
                              Blei, Silber, Gold, Wismuth, Arsen, Antimon.
                              
                           Im Jahrbuche für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche
                                 										Sachsen, 1887 II. Theil S. 10, theilt Dr. Arnulf
                                 										Schertel Analysen von den Producten der fiskalischen Hüttenwerke bei
                              									Freiberg mit, welche für den Hüttenmann von hohem Interesse sein dürften.
                           Die Bleigewinnung auf den Freiberger Hütten, der Muldner Hütte und der Halsbrückner
                              									Hütte, wo nicht nur Bleierze verarbeitet werden, sondern auch eigentliche
                              									Silbererze, sowie Kupfererze, Zinkerze, Schwefel- und Arsenkiese, zu denen noch
                              									Rückstände von der Rothglasgewinnung und Zinkdarstellung kommen, beruht auf der
                              									Rost- und Reductionsarbeit (vgl. Zeitschrift des Vereins
                                 										deutscher Ingenieure, 1888 S. 757).
                           Die Röstung der Erze geschieht in sorgfältigster Weise und wird je nach der Natur der
                              									Erze in Kilns, Stadeln oder anderen entsprechenden Rösteinrichtungen, und zwar unter
                              									Berücksichtigung der Gewinnung von Nebenproducten ausgeführt.
                           Die gerösteten Erze werden in Pilzöfen unter Zuschlag von gerösteten Kiesen,
                              									Arsenikrückständen, Rückständen von der Zinkgewinnung, Silber und Blei haltigen
                              									Abfällen der verschiedenen Hüttenverfahren und einer gröſseren Menge von Schlacken
                              									auf Werkblei, Stein und Schlacken verschmolzen.
                           Das Werkblei wird zur Entfernung des Kupfers gesaigert und dann raffinirt. Das
                              									raffinirte Werkblei wird auf der Muldner Hütte, wie schon jetzt bemerkt wird, dem
                              									combinirten Pattinson- und Zinkentsilberungsverfahren
                              									unterworfen, auf Halsbrückner Hütte nur pattinsonirt.
                           Der Stein wird geröstet und dann gemeinschaftlich mit der Schlacke von der Erzarbeit,
                              									welche noch erhebliche Mengen von Blei und Silber enthält, in Pilzöfen der sogen.
                              									Schlackenarbeit unterworfen, wobei man neben Werkblei absetzbare Schlacken und einen
                              									an Kupfer angereicherten Bleistein erhält, welcher durch wiederholtes Rösten und
                              									Schmelzen auf Kupferstein verarbeitet wird. Das Werkblei von diesen verschiedenen
                              									Arbeiten wird in der nämlichen Weise behandelt wie das Werkblei von der Erzarbeit. Wegen der Freiberger Hütten
                              									verfahren vgl. auch Capacci in den Annales des mines, Stölzel, Metallurgie, II. Theil S.
                              									899 ff. und C. Plattner, Jahrbuch für Berg- und Hüttenwesen im
                                 										Königreiche Sachsen, 1883 S. 1 und 1886 S. 133. Was die Producte der
                              									Bleiarbeit anbetrifft, so sind die Werkbleie verhältniſsmäſsig reich an Silber, aber
                              									auch stark verunreinigt mit Kupfer, Zinn, Antimon und Arsen. Die. nachfolgenden
                              									Analysen geben die Nebenproducte an:
                           
                              
                                 I
                                 Werkblei
                                 von
                                 reicher Erzarbeit der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 II
                                 „
                                 „
                                 gewöhnlicher Erzarbeit der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 III
                                 „
                                 „
                                 Schlackenarbeit der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 IV
                                 „
                                 „
                                 Erzarbeit der Halsbrückner Hütte
                                 
                              
                                 V
                                 „
                                 „
                                 Schlacken arbeit der Halsbrückner Hütte.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Silber
                                 1,790
                                 0,470
                                 0,430
                                 0,830
                                 0,516
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,632
                                 0,225
                                 0,121
                                 0,328
                                 0,699
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 0,034
                                 0,019
                                 0,022
                                 0,047
                                 0,032
                                 
                              
                                 Cadmium
                                 –
                                 –
                                 0,002
                                 –
                                 0,003
                                 
                              
                                 Zinn
                                 1,490
                                 1,354
                                 0,078
                                 0,650
                                 0,871
                                 
                              
                                 Arsen
                                 1,159
                                 1,826
                                 0,134
                                 0,540
                                 0,388
                                 
                              
                                 Antimon
                                 6,215
                                 0,958
                                 0,480
                                 0,976
                                 0,358
                                 
                              
                                 Nickel und Kobalt
                                 –
                                 –
                                 0,010
                                 0,011
                                 
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,005
                                 0,007
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Zink
                                 0,003
                                 0,002
                                 0,008
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 –
                                 0,051
                                 0,015
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Um das Kupfer möglichst aus dem Bleie wegzubringen, wird ein Saigerprozeſs
                              									angewendet, durch welchen ungefähr 90 Proc. des Kupfergehaltes, sowie Nickel, Kobalt
                              									und Eisen mit Schwefel und einer entsprechenden Menge Arsens mit den Saigerdörnern
                              									ausgeschieden werden. Um auch Zinn, Arsen und Antimon zu entfernen, werden die
                              									gesaigerten Bleie auf dem Raffinirherde eingeschmolzen und mit Hilfe eines gegen die
                              									Oberfläche gerichteten Luftstromes gegen Ende des Prozesses mittels eingeleiteten
                              									Wasserdampfes einer theilweisen Oxydation unterworfen, bei welcher vorzugsweise
                              									Verbindungen der Zinnsäure, Arsensäure und Antimonsäure mit Bleioxyd gebildet
                              									werden. Es gehen aus diesem Prozesse 74 bis 82 Proc. des vorgelaufenen gesaigerten
                              									Erzbleies, 78 bis 90 Proc. des Schlackenbleies als raffinirte Werkbleie hervor.
                              									Dieselben enthalten dann noch die unter VI, VII, VIII, IX angegebenen fremden
                              									Bestandtheile:
                           
                              
                                 wobei VI
                                 sich
                                 auf
                                 raffinirtes
                                 Erzblei der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 VII
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Schlackenblei der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 VIII
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Erzblei der Halsbrückner Hütte
                                 
                              
                                 IX
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Schlackenblei der    „           „     bezieht.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 VI
                                 VII
                                 VIII
                                 IX
                                 
                              
                                 Silber
                                 1,76
                                 0,84
                                 1,063
                                 0,775
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   0,157
                                   0,102
                                 0,209
                                 0,104
                                 
                              
                                 Wismuth
                                   0,122
                                   0,064
                                 0,098
                                 0,114
                                 
                              
                                 Arsen
                                 Spur
                                 Spur
                                 0,002
                                 0,001
                                 
                              
                                 Antimon und Zinn
                                   0,019
                                   0,011
                                 0,026
                                 0,017
                                 
                              
                           Von den nachstehenden drei Weichbleianalysen bezieht sich X auf die
                              									Nebenbestandtheile von Weichblei, wie es durch Pattinsoniren auf der Muldner Hütte
                              									erhalten wird, XI auf Weichblei, wie es aus der Zinkentsilberung auf der Muldner
                              									Hütte hervorgeht, und XII auf Weichblei, wie es durch das Pattinsonverfahren auf der Halsbrückner
                              									Hütte gewonnen wird. Nr. XI stammt aus den raffinirten Bleien von VI und VII, Nr.
                              									XII aus VIII und IX.
                           
                              
                                 
                                 X
                                 XI
                                 XII
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 0,0275
                                   0,0008
                                 0,077
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 0,0198
                                 0,023
                                 0,031
                                 
                              
                                 ZinnAntimon
                                 0,00020,0004
                                 0,005
                                   0,0006
                                 
                              
                                 Eisen
                                 0,0005
                                 Spur
                                   0,0003
                                 
                              
                                 Zink
                                 0,0004
                                   0,0006
                                   0,0006
                                 
                              
                           Das Zink wird auf der Muldner Hütte, wie üblich, in drei auf einander folgenden
                              									Theilen in das zu entsilbernde Werkblei eingetragen und der nach jedem Zusätze
                              									gebildete Schaum abgehoben. Die folgenden Analysen geben die Zusammensetzung von
                              									drei solchen aus einer Post Werkblei gewonnenen Reichschäumen.
                           
                              
                                 
                                 XIII
                                 XIV
                                 XV
                                 
                              
                                 Gold
                                     0,024
                                     0,006
                                     0,003
                                 
                              
                                 Silber
                                     3,82
                                     3,33
                                     1,69
                                 
                              
                                 Kupfer
                                     3,28
                                     0,49
                                     0,36
                                 
                              
                                 Wismuth
                                     0,01
                                     0,01
                                     0,01
                                 
                              
                                 Blei
                                   56,45
                                   44,54
                                   44,52
                                 
                              
                                 Zink
                                   34,02
                                   49,69
                                   50,77
                                 
                              
                                 Eisen
                                     1,31
                                     0,57
                                     0,85
                                 
                              
                                 Antimon
                                 Spur
                                 Spur
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 Spur
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Sauerstoff (aus dem Verluste)
                                     1,09
                                     1,37
                                     1,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Dr. Schertel hat einen wichtigen Versuch über das
                              									Verhalten der im Werkbleie enthaltenen Elemente ausgeführt. Er füllte einen eisernen
                              									Cylinder von etwa 1m Höhe mit geschmolzenem
                              									Werkbleie und lieſs dasselbe 24 Stunden in einem Raume, dessen Temperatur höher lag
                              									als der Schmelzpunkt des Bleies, stehen. Hierauf lieſs man es erkalten und nahm von
                              									oben und unten entsprechende Scheiben zur Analyse.
                           
                              
                                 
                                 XVIOben
                                 XVIIUnten
                                 
                              
                                 Spec. Gew.
                                 10,321
                                 10,824
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,421
                                   0,403
                                 
                              
                                 Kupfer
                                   1,324
                                   0,034
                                 
                              
                                 Wismuth
                                   0,132
                                   0,042
                                 
                              
                                 Zinn
                                   0,941
                                 ?
                                 
                              
                                 Arsen
                                   2,164
                                   1,980
                                 
                              
                                 Antimon
                                   0,700
                                   0,749
                                 
                              
                                 Eisen
                                   0,103
                                   0,009
                                 
                              
                                 Nickel
                                   0,029
                                 –
                                 
                              
                                 Zink
                                   0,016
                                   0,003
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   0,500
                                 –
                                 
                              
                           Diese Analysen berechtigen also zu dem Schlusse, daſs sich oben vorzugsweise Kupfer,
                              									Wismuth., Eisen, Nickel nebst Schwefel anreichern. Das Silber ist oben in gröſserer
                              									Menge enthalten als unten. Es würde sich sicherlich in noch viel gröſserem Maſse
                              									oben angereichert haben, wenn nicht auch die die sogen. Saigerdörner
                              									zusammensetzenden Elemente sich dort angesammelt hätten. Eine aus der Mitte des Cylinders ausgeschnittene
                              									Scheibe zeigte 0,430 Proc. Silber.
                           Was die Schlacken von der Bleiarbeit anbetrifft, so bezieht sich:
                           
                              
                                 Nr.
                                 I
                                 auf
                                 absetzbare Schlacke von der Muldner Hütte
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 „
                                 Schlacke von Erzarbeit der Muldner Hütte, aus
                                    											besonders    zinkreicher Beschickung gefallen,
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 „
                                 Schlacke von der Erzarbeit auf der Halsbrückner Hütte
                                 
                              
                                 „
                                 IV
                                 „
                                 dieselbe Schlacke aus der ersten Schlackenarbeit
                                 
                              
                                 „
                                 V
                                 „
                                 eine absetzbare Schlacke aus dem zweiten Schlackenschmelzen.
                                 
                              
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 34,80
                                 27,15
                                   28,85
                                 33,00
                                   33,10
                                 
                              
                                 Silber
                                   0,001
                                   0,013
                                     0,036
                                   0,005
                                     0,001
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                   2,39
                                   3,86
                                     6,18
                                   3,93
                                     1,32
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                   0,18
                                   0,60
                                     1,05
                                   1,00
                                     0,65
                                 
                              
                                 Zinnoxyd
                                 –
                                 –
                                     0,42
                                   0,12
                                     0,10
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 36,38
                                 38,58
                                   38,47
                                 35,28
                                   40,72
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                 –
                                   2,36
                                     3,30
                                   3,30
                                     2,93
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 13,25
                                 17,83
                                   10,27
                                 11,23
                                     9,06
                                 
                              
                                 Thonerde
                                   8,1
                                   2,55
                                     2,45
                                   4,10
                                     4,20
                                 
                              
                                 Baryt
                                 –
                                   0,32
                                     0,56
                                   0,62
                                     0,88
                                 
                              
                                 Kalk
                                   0,50
                                   3,15
                                     4,88
                                   4,35
                                     4,77
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   2,66
                                   1,06
                                     0,57
                                   1,18
                                     1,02
                                 
                              
                                 Schwefel
                                   1,37
                                   2,27
                                     4,00
                                   1,71
                                     1,33
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,63
                                 99,73
                                 101,00
                                 99,82
                                 100,08
                                 
                              
                                 Sauerstoff, äquival.    Schwefel
                                 – 0,68
                                 – 1,13
                                  – 2,00
                                 – 0,85
                                  – 0,66
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 98,95
                                 98,60
                                   99,00
                                 98,97
                                   99,42
                                 
                              
                           Die Schlacke II wurde beim Verschmelzen sehr zinkreicher fremder Erze erhalten.
                              									Dieselbe zeigte, wie schon wiederholt an Schlacken mit hohem Zinkgehalte beobachtet
                              									worden ist, groſse Neigung, sich in Kugelschalen abzusondern. Nach kurzer Zeit
                              									begann sie bröckelig zu werden. Solche zinkreiche Beschickungen können nach
                              									sorgfältigem Abrösten im Pilzofen verschmolzen werden.
                           Der Bleistein von der Muldner Hütte (Nr. 1), ein Spurstein (Nr. II) und ein
                              									Concentrationsstein (Nr. III) zeigten die nachstehende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Silber
                                 0,27
                                 0,29
                                 0,31
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 25,30
                                 55,43
                                 73,95
                                 
                              
                                 Blei
                                 19,29
                                 16,86
                                 4,85
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 Spur
                                 –
                                 0,02
                                 
                              
                                 Antimon
                                 0,66
                                 0,22
                                 0,06
                                 
                              
                                 Arsen
                                 3,77
                                 –
                                 0,18
                                 
                              
                                 Eisen
                                 21,88
                                 3,50
                                 0,13
                                 
                              
                                 Nickel, Kobalt
                                 0,24
                                 0,41
                                 0,21
                                 
                              
                                 Zink
                                 6,87
                                 3,44
                                 –
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 20,46
                                 10,12
                                 18,98
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 –––––
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 98,74
                                 99,85
                                 98,69
                                 
                              
                           Ein krystallisirter Stein von dort ist ungefähr nach der Formel PbS. 3Cu2S zusammengesetzt.
                           Eine Bleispeise von der Muldner Hütte war wie folgt zusammengesetzt:
                           
                           
                              
                                 Silber
                                 0,15
                                 
                              
                                 Blei
                                 20,64
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 22,65
                                 
                              
                                 Eisen
                                 14,90
                                 
                              
                                 Nickel, Kobalt
                                 6,82
                                 
                              
                                 Zink
                                 4,91
                                 
                              
                                 Antimon
                                 8,80
                                 
                              
                                 Arsen
                                 19,88
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1,19
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,94
                                 
                              
                           Die gesammte Kupferproduction der Freiberger Hüttenwerke wird zu Kupfervitriol
                              									verarbeitet.
                           In solch einem Vitriole waren enthalten:
                           
                              
                                 Silberoxyd
                                 Spur
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Kupferoxyd
                                 31,681
                                 entspricht
                                 99,801
                                 CuSO4
                                 +
                                 5H2O
                                 
                              
                                 Eisenoxydul
                                 0,036
                                 „
                                 0,121
                                 FeSO4
                                 +
                                 5H2O
                                 
                              
                                 Zinkoxyd
                                 0,003
                                 „
                                 0,010
                                 ZnSO4
                                 +
                                 5H2O
                                 
                              
                                 Nickel- und Kobaltoxyd
                                 0,003
                                 „
                                 0,008
                                 NiSO4
                                 +
                                 5H2O
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 0,004
                                 „
                                 0,006
                                 PbSO4
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Schwefelsäure
                                 31,946
                                 „
                                 99,946
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die Arsenerze werden auf metallisches Arsen, sogen. Fliegenstein und Rothglas von
                              									folgender Zusammensetzung verarbeitet:
                           
                              
                                 
                                 Fliegenstein
                                 Rothglas
                                 
                              
                                 Arsen
                                 99,70
                                 63,200
                                 
                              
                                 Blei
                                     0,014
                                   0,103
                                 
                              
                                 Eisen
                                     0,175
                                   0,161
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     0,051
                                 36,504
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,940
                                 99,968
                                 
                              
                           Der Flugstaub von den verschiedenen Rost- und Schmelzverfahren wird auf arsenige
                              									Säure verarbeitet, welche als Arsenikmehl und als Weiſsglas in den Handel kommt. Das
                              									Weiſsglas enthält 99,88 Proc., das Arsenikmehl 99,70 Proc. As2O3.
                           Die als Nebenproduct auf den Freiberger Hütten erhaltene H2SO4 enthält bis 0,175 Proc. Arsen. Durch
                              									die Behandlung der Kammersäure mit Schwefelwasserstoff in den von Gerstenhöfer angegebenen Füllungsthürmen wird das Arsen
                              									so weit entfernt, daſs dasselbe in der Säure von 66° B. nicht 0,0002 Proc. erreicht.
                              									Der Bleigehalt der concentrirten Säure beträgt 0,058 Proc. In der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1888 S.
                              									758, theilt C. Schnabel noch mit, daſs die Ausscheidung
                              									der Bestandtheile des Bleirauches auf Hüttenwerken mit Hilfe von Elektricität sich
                              									nicht bewährt habe, weil es nicht möglich war, aus bewegten Rauchmassen erhebliche
                              									Mengen von Blei bezieh. Bleiverbindungen niederzuschlagen (vgl. später die
                              									englischen Einrichtungen).
                           Charles Henry Theodore Havemann in Paris, welcher die
                              									bekannte Niederschlagsarbeit etwas abgeändert hat (1886 260 379), empfiehlt jetzt ein Verfahren zur Gewinnung von Blei und Silber
                              									aus Schwefelverbindungen dieser Metalle in Flammöfen ohne vorherige Röstung. Das
                              									Wesen dieses Verfahrens beruht in der Behandlung der betreffenden Mineralien mit
                              									Aetznatron oder auch einem Natronsalze und nachfolgender Wiedergewinnung von Aetznatron
                              									bezieh. Natriumcarbonat, wodurch die Gestehungskosten vermindert werden sollen.
                           Daſs man Natriumcarbonat als Schmelzmittel bei Laboratoriumsversuchen angewendet hat,
                              									ist bekannt. Zwei Vortheile sind es, die den Erfinder auf die angedeutete Idee
                              									gebracht haben, nämlich die groſse Fähigkeit des Natrons, Schwefel aufzunehmen, und
                              									die Schmelzbarkeit desselben unter Rothglut.
                           Behufs Wiedergewinnung des Natrons wird das Mineral mit etwa 5 bis 10 Proc. Eisen
                              									oder Schwefeleisen gemischt, falls das Mineral solches nicht schon enthält. Dieses
                              									hat den Zweck, eine Doppelverbindung von Schwefeleisen und Schwefelnatrium zu
                              									erzeugen, welche alsdann den Hauptbestandtheil der Schlacke bildet.
                           Wird diese Schlacke einer Kohlensäure haltigen Atmosphäre ausgesetzt, so bildet sich
                              									Natriumcarbonat, und die Schlacke zerfällt hierbei in Staub. Das Natriumcarbonat
                              									läſst sich mit den anderen etwa vorhandenen Schwefelverbindungen durch Wasser
                              									ausziehen, während das Schwefeleisen und die anderen unlöslichen Bestandtheile
                              									zurückbleiben. Durch Eindampfen kann aus der Lösung Soda gewonnen werden. Im
                              									Interesse des Verfahrens liegt es aber, vor dem Eindampfen die Soda auf bekannte
                              									Weise in Aetznatron zu verwandeln.
                           Ohne Zusatz von Eisen oder Schwefeleisen würde es nöthig sein, die Schlacke behufs
                              									Lösung des Natrons zu pulverisiren, was nicht leicht sein dürfte. Man bedenke,
                              									welche Schwierigkeiten allein schon wegen der Staubbildung beim Mahlen der
                              									Thomasschlacke sich einstellen. Die Lösung müſste aber mit Kohlensäure behandelt
                              									werden, was jedoch für die Praxis zu kostspielig sein würde.
                           Die Ausführung des Verfahrens geschieht nun in folgender Weise:
                           Das zu behandelnde Mineral wird in den Ofen gebracht, ein Drittel oder die Hälfte der
                              									zu verwendenden Natronmenge hinzugethan und das Ganze sorgfältig durchgerührt.
                           Nachdem nun die Masse halbflüssig geworden und die Hauptreaction vorüber ist, was
                              									nach ungefähr einer halben Stunde eintritt, gibt man den Rest des Natrons dazu,
                              									wodurch fast augenblicklich eine Verflüssigung der ganzen Masse eintritt, so daſs
                              									sich das Blei leicht absondert; darauf läſst man die ganze Beschickung
                              									abflieſsen.
                           Behufs Mischung des Minerales mit dem ersten Theile des zu verwendenden Natrons vor
                              									der Beschickung auſserhalb des Ofens kann man eine starke Natronlösung mit ungefähr
                              									35 bis 40 Proc. Natrongehalt anwenden. Hierdurch spart man bei der Wiedergewinnung
                              									des Natrons an Kosten, da der gröſste Theil der letzteren auf die Verdampfung der
                              									ätzend gemachten Laugen zu rechnen ist.
                           Man kann auch, um die Kosten zu verringern, eine geringe Menge Kohle dem Minerale
                              									zumischen, wodurch man eine gröſsere Menge Blei gewinnen bezieh. an Natron sparen
                              									kann.
                           
                           Dieses ergibt sich daraus, daſs zuerst das Natron durch die Kohle zu Natrium reducirt
                              									wird und dieses dann augenblicklich aus dem Schwefelblei das Blei in Freiheit setzt.
                              									Ebenso kann man, um an Natron zu sparen, auch das Mineral mit Bleiglätte mischen,
                              									welche, da sie zur Entschwefelung dient, eine gewisse Ersparniſs an Natron
                              									bedingt.
                           Auch kann man Chlornatrium mit Bleiglätte und Wasser mischen, um einen Theil des
                              									Chlornatriums in Aetznatron zu verwandeln. Darauf mischt man das Ganze, ohne vorher
                              									das Aetznatron auszuziehen, mit dem betreffenden Minerale und schmilzt diese
                              									Mischung unter Zugabe von Natron. So erhält man das in der Glätte enthaltene Blei
                              									gleichzeitig mit dem Bleie des Schwefelbleies.
                           Es ist klar, daſs in den Hüttenwerken, welche für die Bleiglätte keine bessere
                              									Verwendung haben als zur Bleigewinnung, dieses letztere Verfahren eine
                              									bemerkenswerthe Ersparniſs an Natron bewirkt.
                           Die Schlacke, die bei dem beschriebenen Verfahren erhalten wird, ist im Allgemeinen
                              									frei von Blei; sollte dieselbe dennoch etwas Blei enthalten, so findet man es nach
                              									Auflösung der Schlacke im Bodensatze der Lauge, wovon es mit Leichtigkeit getrennt
                              									wird.
                           Ein Theil der in den Mineralien etwa vorhanden gewesenen Kieselsäure ist, da die
                              									angewendete Temperatur nicht hoch war, frei geblieben; ein anderer Theil freilich
                              									hat sich mit dem Natron zu löslichem Natriumsilicat verbunden, welches jedoch, wie
                              									oben beschrieben, durch Kohlensäure in Carbonat verwandelt wird; dadurch wird die
                              									Kieselsäure frei und die Trennung findet beim Auslaugen statt.
                           Ein Theil des in der Schlacke enthaltenen Natrons ist in Schwefelnatrium verwandelt,
                              									ein anderer Theil in Natriumcarbonat, besonders wenn man einen Zusatz von Kohle
                              									angewendet hat; ein weiterer Theil des Natrons findet sich in der Schlacke als
                              									Sulfat.
                           Selbstverständlich werden der Boden und die Wände des Flammofens, da sie für
                              									gewöhnlich aus Silicaten zusammengesetzt sind, sehr stark durch das Natron
                              									angegriffen. Diesem kann man vorbeugen, wenn man in dem Ofen vor seiner
                              									Inbetriebsetzung Natron bei einer so hohen Temperatur schmilzt, daſs die Wände und
                              									der Boden in Silicat verwandelt werden. Dieses wird alsdann während des Betriebes,
                              									wo nur eine niedrige Temperatur zur Anwendung kommt, nicht mehr angegriffen.
                           Alle in der Schlacke enthaltenen Verunreinigungen, welche sich nicht mit Natron
                              									verbunden haben, sind im Wasser unlöslich und daher beim Auslaugen behufs
                              									Wiedergewinnung des Natrons leicht zu entfernen.
                           Um das Natron zu regeneriren, stellt man zweckmäſsig zwei Reservoirs, das eine etwas
                              									höher gelegen als das andere, aus Ziegeln her und verputzt dieselben mit
                              									hydraulischem Kalke, so daſs die Wände derselben vollkommen dicht werden.
                           
                           In dem höher gelegenen Bassin ordnet man etwa in halber Höhe Träger an, auf welche
                              									man Platten oder durchlöcherte Tafeln oder Eisengitter legt, die zum Aufbringen der
                              									Schlackenstücke dienen, nachdem man den unteren Theil des Bassins mit Wasser gefüllt
                              									hat. Hierauf wird das Bassin mit Platten oder Eisenblech zugedeckt. In einer
                              									zweckmäſsig im oberen Theile einer der Wände angebrachten Oeffnung wird ein Kost
                              									derart angeordnet, daſs die Verbrennungsgase des Koks oder anderer geeigneten
                              									Brennmaterialien, welche auf diesem Roste verbrennen sollen, zwischen dem
                              									Schlackenlager und der Decke des Reservoirs hinstreichen.
                           Durch die Einwirkung: dieser Gase, welche Kohlensäure enthalten, wird die Schlacke,
                              									wie oben geschildert, zersetzt und dieselbe fällt alsdann durch die Oeffnungen der
                              									Unterlage als ein Pulver in das darunter befindliche Wasser, von welchem sie gelöst
                              									wird. Sobald sich die unlöslichen Bestandtheile zu Boden gesetzt haben, ward die
                              									Lösung in das andere Bassin hineingelassen, wo sie auf bekannte Weise ätzend gemacht
                              									wird.
                           Will man für die Mineralbehandlung Natriumcarbonat anwenden, so ist eine
                              									Aetzendmachung unnöthig. Will man dagegen Aetznatron verwenden, so muſs man die
                              									Lösung bis zu einem gewissen Grade eindampfen. Hat man die Lauge bis auf etwa 36
                              									Proc. Natron gebracht, so kann man dieselbe in dem flüssigen Zustande mit dem
                              									Minerale vermischen und dann dasselbe im Ofen behandeln. Sollte jedoch nicht
                              									genügend alkalische Substanz mittels dieser Lauge mit dem Erze vermischt sein, um
                              									die Reduction desselben mit Leichtigkeit zu erwirken, was jedoch von der Natur und
                              									der Feinheit des Erzes abhängt, so ist es nothwendig, daſs ein Theil festes Natron
                              									zugesetzt wird, und zu dem Zwecke wird ein Theil der Lauge für solche Fälle bis zu
                              									dem Grade abgedampft, bei welchem dieselbe nach Erkaltung steif wird.
                           Zu einem Bleiglanze mit etwa 70 Proc. Blei, welcher noch Schwefelkupfer, -zink,
                              									-antimon, -eisen und Kieselsäure enthält, sollen an Natron ungefähr 25 Proc. des
                              									Mineralgewichtes genügen.
                           Würde man zu jeder Operation neue Mengen Natron zum Marktpreise gebrauchen, so wäre
                              									dies allerdings ein kostspieliges Verfahren. Da man aber das Natron immer wieder
                              									gewinnt, so kann man nach Angabe des Erfinders den thatsächlichen Preis für 1t des regenerirten Natrons, Verluste eingerechnet,
                              									auf 40 M. veranschlagen. Bei Benutzung von 25 Proc. stellt sich der Preis (für das
                              									wiedergewonnene, inclusive das den Verlust ersetzende neue Natron auf ungefähr 10 M.
                              									für 1t Erz.
                           Wie die jüngsten Vorschläge Havemann's, so muſs auch
                              									dieser, so verlockend das Verfahren auch, namentlich für kohlenarme Gegenden wegen
                              									des geringen Kohleverbrauches sein mag, wohl mit groſser Vorsicht aufgenommen
                              									werden, bis wiederholte Versuche, von denen bis jetzt nichts verlautet, dargethan haben, ob es sich
                              									lediglich um eine theoretische Spekulation oder um ein praktisch verwerthbares
                              									Verfahren handelt. Havemann hat für das vorstehend
                              									beschriebene Verfahren das D. R. P. Nr. 43868 vom 28. September 1887 mit folgendem
                              									Patentansprüche erworben:
                           
                              „Bei der Gewinnung von Blei und Silber aus den ihre Schwefelverbindungen
                                 										enthaltenden Mineralien durch Schmelzung der letzteren mit Aetznatron,
                                 										Natriumcarbonat oder diese Stoffe enthaltenden Substanzen ein Verfahren,
                                 										gekennzeichnet durch den Zusatz von Schwefeleisen vor der Schmelzung und die
                                 										Behandlung der entstandenen Schlacke bis zum Zerfallen derselben mit Kohlensäure
                                 										nach der Schmelzung, worauf die zerfallene Schlacke mit Wasser ausgelaugt und
                                 										aus der Lauge durch einfaches Eindampfen Natriumcarbonat oder durch
                                 										Kaustificiren Aetznatron gewonnen werden kann.“
                              
                           Während des Jahres 1886 wurden nach Landsberg an Blei
                              									und Bleiglätte in Deutschland producirt:
                           
                              
                                 
                                 Bleit
                                 Glättet
                                 
                              
                                 
                                    Stolberger Gesellschaft
                                    
                                 14390
                                     83
                                 
                              
                                 
                                    Rheinisch-Nassauische Gesellschaft
                                    
                                   4790
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Mechernicher Bergwerksverein
                                    
                                 22809
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Commerner Bergwerksverein
                                    
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 A. Pönsgen und Söhne (Hütte zu Call)
                                   3650
                                 –
                                 
                              
                                 Remy und Hoffmann (Hütte bei Ems)
                                   4926
                                 –
                                 
                              
                                 S. B. Goldschmidt (Hütte bei Braubach)
                                   4351
                                 –
                                 
                              
                                 Rothenbacher Hütte bei Siegen
                                       39
                                   222
                                 
                              
                                 Walther-Croneckhütte bei Rosdzin
                                   5817
                                   792
                                 
                              
                                 Friedrichshütte bei Tarnowitz
                                 15061
                                 1697
                                 
                              
                                 Oberbergamt Clausthal, Oberharz
                                   8427
                                 –
                                 
                              
                                 
                                    Unterharzer Hütten
                                    
                                   3194
                                   205
                                 
                              
                                 
                                    Oberhüttenamt Freiberg
                                    
                                   4359
                                   479
                                 
                              
                           Die Bleiproduction von Nordamerika für 1886 wird (C.
                                 										Schnabel) auf 127008t angegeben.
                           W.
                                 										Koort.