Titel: | Die elektrische Kraftübertragung in Piovene mit Brown'schen Dynamo. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 72 |
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Die elektrische Kraftübertragung in Piovene mit
Brown'schen Dynamo.
Mit Abbildungen.
Die elektrische Kraftübertragung in Piovene.
Von dem im vorstehenden Berichte erwähnten C. E. L.
Brown ist im Auftrage von Gaetano Rossi in
Piovene bei Schio in Oberitalien eine elektrische
Kraftübertragung ausgeführt worden, mittels deren die von einer (amerikanischen)
Victoria-Turbine im Thale gelieferten 250 einer auf einem benachbarten
Hügel gelegenen Mühle zugeführt werden. Nach den Industries vom 10. August 1888 * S. 137 beträgt die
Gesammtentfernung zwischen Stromerzeuger und Motor 450m, die verbürgte Leistung 78 Proc. Der in Fig.
1 abgebildete Stromerzeuger, dessen Einzelheiten Fig. 2 und 3 sehen lassen, weicht
wesentlich von den in D. p. J. 1887 264 * 588 und 1888 268 354
besprochenen Maschinen ab. Der Stromerzeuger wird von der Turbine mittels eines
508mm breiten Gliederriemens getrieben und ist
für 270 Ampère und 625 Volt bei 500 Umdrehungen in der Minute entworfen. Der Motor
ist ganz ähnlich gebaut, hat jedoch im Anker etwa 8 Proc. weniger Eisen und
Windungen. Die Feldmagnete sind ganz aus Guſseisen und haben 4 Pole; jede der 4
erregenden Rollen hat 58 Windungen von quadratischem Drahte und die 4 Rollen sind
hinter einander geschaltet. Der Anker des Stromerzeugers ist 960mm dick und 500mm lang; seine
Gramme'sche Bewickelung besteht aus 400 Windungen aus
quadratischem Drahte von 6mm Seite. Sein Kern
besteht aus Schmiedeeisenscheiben, welche auf einen mit Flanschen versehenen
Cylinder aus Kanonenmetall aufgesteckt sind; letzterer besteht aus zwei Theilen,
deren Verbindung in einer gebrochenen Linie bewirkt ist, so daſs selbst die
Scheiben, welche auf oder nahe bei der Verbindungsstelle liegen, sicher unterstützt
sind: nach dem Aufstecken der Scheiben werden die beiden Theile des Cylinders durch
die in der Abbildung sichtbaren Bolzen gegen einander gepreſst und die Auſsenseite
der Flanschen durch Holzringe isolirt. Es sind 4 Reihen von Bürsten vorhanden, 2
positive und 2 negative, und die einander gegenüber liegenden bilden ein Paar.
Fig. 1., Bd. 271, S. 73Bei Uebertragung einer Kraft von 250 würde es gefährlich sein, den
ganzen Strom mit einem Male zu unterbrechen. Daher ist es unzulässig, einen
Abschmelzdraht oder einen Ausschalter von der bei kleineren Anlagen verwendeten Art
einzuschalten, um durch ihn den Stromerzeuger gegen Beschädigung bei zufälligen
Kurzschlüssen oder starken Ableitungen auf der Linie zu schützen. Daher hat Brown auch hier den vorstehend beschriebenen selbsthätigen
Ausschalter angewendet, durch den die Feldmagnete kurz geschlossen werden, sobald
die Stromstärke in der Linie eine gewisse Gröſse übersteigt, worauf dann das Feld
nur noch mit dem in ihm vorhandenen remanenten Magnetismus wirken kann.
Fig. 2., Bd. 271, S. 74Fig. 3., Bd. 271, S. 74Bei Uebertragungsanlagen mit oberirdischer Leitung müssen die Maschinen
auch gegen den Blitzschlag geschützt werden. Erzeuger und Motor sollen gegen die
Erde isolirt werden; auſserdem sollten einige Blitzableiter angebracht werden. In
Piovene sind Blitzableiter an jedem Ende der positiven und negativen Leitung
angebracht, nicht aber an Zwischenstellen. Der Blitzableiter besteht aus einem Paare
Metallplatten mit Riefen auf den einander zugewendeten Flächen; eine Platte ist mit
der Leitung verbunden, die andere mit der Erdplatte.
Wie die elektrischen Kraftübertragungen anfangen, in der Schweiz und anderen Ländern
mit Wasserüberfluſs ein wichtiger Arbeitszweig zu werden, zeigt die nachfolgende
Zusammenstellung der von der Maschinenfabrik in
Oerlikon bereits ausgeführten derartigen Anlagen.
Name und Ort
Entfernung in m
J. Müller-Haiber, Solothurn
50
8000
Gaetano Rossi, Piovene, Italien
250
450
Kammgarnspinnerei in Derendingen, Schweiz
280
1300
J. Amman und Wepfer, Pordenone, Italien
60
1000
Troller Gebrüder und Comp., Luzern
120
3000
R. und M. Frei,
Aarau
15
1000
J. und M. Legler,
Diesbach, Schweiz
120
600
Papier-Mühle, Steyrermühl-Eichberg,
Oester- reich
100
600
C. F. Bally, Schoenenwerd, Schweiz
(ver- bunden mit elektrischer Beleuchtung)
12
500
Bay und Comp., Steinbach-Bern
15
1300
J. Rauch, Mühlau bei Innsbruck
50
600