Titel: | Ueber den praktischen Werth des Calorimeters; von Léwis Thompson. |
Autor: | Léwis Thompson |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 171 |
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Ueber den praktischen Werth des Calorimeters; von
Léwis Thompson.
Mit Abbildung.
Thompson, über den praktischen Werth des Calorimeters.
Zur Bestimmung der Verbrennungswärme der Steinkohlen bedient man sich in England
öfters des Thompson'schen Calorimeters, eines zwar sehr
unvollkommenen Apparates, der aber durch seine geringen Anschaffungskosten, die
Leichtigkeit seiner Handhabung und die Schnelligkeit der Operation, die nur 1 bis 2
Minuten in Anspruch nimmt, die Experimentatoren besticht. Dieses Calorimeter hat
folgende durch die Textfigur veranschaulichte Einrichtung, a ist eine kupferne Patrone, welche mit einem Gemenge, bestehend aus dem
zu untersuchenden Brennmaterial, Salpeter und chlorsaurem Kali, gefüllt wird; d eine kupferne Glocke, von deren Decke eine durch den
Hahn o verschlieſsbare Röhre aufwärts sich erstreckt;
E ein bis zur Höhe gg1 mit Wasser gefüllter Glascylinder. Von
einer gewölbten Metallscheibe c als Fuſs erheben sich
vier federnde Streifen, welche der zwischen sie geschobenen Patrone den nöthigen
Halt geben. Soll die calorimetrische Probe vor sich gehen, so schlieſst man den Hahn
o, zündet die in der Patrone steckende Stoppine an,
stülpt rasch die Glocke über die Patrone und taucht das Ganze, wie die Abbildung
zeigt, ins Wasser, dessen Eindringen in die Glocke durch die abgesperrte Luft
verhindert wird. Das Gemenge entzündet sich, verbrennt, und die Gase entweichen
durch die am unteren Glockenrande angebrachte Löcherreihe. Ist die Verbrennung
beendigt, so öffnet man den Hahn o, um das Wasser in
die Glocke dringen zu lassen, und bewegt das System mehrmals im Wasser auf und
nieder, wodurch sich die abgegebene Wärme im Wasser gleichmäſsig vertheilt.
Textabbildung Bd. 271, S. 171Um sich Gewiſsheit zu verschaffen, ob der Thompson'sche Apparat, ungeachtet seiner Unvollkommenheit, doch einigen
praktischen Werth besitze, und ob es nicht möglich sei, die durch ihn erzielten
Resultate mit Hilfe eines bestimmten Corrections-Coefficienten der Wirklichkeit bis
auf einige Hundertstel zu nähern, wandte sich der englische Ingenieur Donkin an Herrn Scheurer-Kestner in Mülhausen mit der Bitte, die Leistungen des Thompson'schen Apparates mit denen des Calorimeters von
Favre und Silbermann
zu vergleichen. Diesem Wunsche entsprechend hat nun Scheurer-Kestner eine Reihe von Versuchen über die Verbrennungswärme der
Steinkohlen angestellt, und das Ergebniſs derselben im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse, 1888 S. 506, mitgetheilt.
Danach sind die von dem Thompson'schen Calorimeter
gelieferten Werthe im Allgemeinen um 15 Proc. kleiner, als die des Calorimeters von
Favre und Silbermann,
wonach also die anzubringende Correction zu beurtheilen ist. Folgende Tabelle
enthält eine Zusammenstellung der mit beiden Calorimetern ermittelten
Verbrennungswärmen verschiedener Steinkohlensorten, wobei die eben erwähnte
Correction bereits berücksichtigt ist.
Steinkohlen
Calorimeter
Unterschiedfür Thompson'sApparat
Favre undSilbermann
Thompson
Ronchamp 1885
9130
9069
– 0,66 Proc.
„ 1867
9163
9237
+ 0,80 „
Creusot 1868
9622
9521
– 1,05 „
Saarbrück 1868
8457
8554
+ 1,13 „
„ 1868
8462
8433
– 0,34 „
Blanzi 1869
9111
9011
– 1,09 „
Ruhr 1886
9111
9128
+ 1,80 „
Man sieht, daſs die Resultate ziemlich gut übereinstimmen; denn die positiven und
negativen Unterschiede übersteigen kaum den Betrag von 1 Proc. Scheurer-Kestner hat übrigens seine Versuche mit beiden
Calorimetern noch über 20 Steinkohlensorten, fette und magere, ausgedehnt, wobei er
im Thompson'schen Calorimeter 17 derselben mit einer
oxydirenden Mischung von 16g, die übrigen 3 mit
einer solchen von 17g verbrannte. Bei einigen
dieser Versuche stieg der Unterschied zwischen den Verbrennungswärmen beider
Calorimeter bis auf 3 und sogar 3½ Proc.
Als Endergebniſs vorstehender Versuche kann man annehmen, daſs das Thompson'sche Calorimeter Praktikern, die sich mit
annähernden Werthen begnügen, seine Dienste leistet, und daſs bei solchen, die mit
ihm umzugehen wissen, das Fehlermaximum 4 Proc. nicht überschreitet.