Titel: | Riemen und Riemenschlösser. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 209 |
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Riemen und Riemenschlösser.
Mit Abbildungen.
Riemen und Riemenschlösser.
A) Riemenschlösser für flache
Riemen.
Die Verbindung der Riemenenden durch das gewöhnlich Riemenschloſs genannte
Maschinenelement hat eine nach jeder Richtung befriedigende Lösung bisher nicht
gefunden, trotz der groſsen Zahl der einschlägigen Versuche. Die Anforderung an die
Riemenschlösser, daſs sie dieselbe Festigkeit, wie der Riemen selbst, bieten, und
sich beim Betriebe nicht lösen, ist unschwer zu erfüllen; dagegen ist es schwierig,
das Aufschlagen der Theile auf die Riemenscheibe, sowie geringes Vorragen der
Schloſstheile zu erzielen. Ersteres tritt aber um so leichter ein, je rascher der
Riemen läuft und je kleiner die Riemenscheibe ist, da durch diese beiden Umstände
eine rasche Aenderung in der Bewegungsrichtung des Schlosses bedingt ist. Besonders
bei kleinen Riemenscheiben ist noch die Beweglichkeit des Schlosses wichtig, um auch
unter demselben ein möglichst vollkommenes und
weiches Anlegen des Riemens zu bewirken. Auſserdem muſs noch die Verbindung leicht
zu lösen und wieder einzurichten sein. Also: Das Schloſs sei fest, biegsam, schlank,
leicht, handlich.
Fig. 1., Bd. 271, S. 209Fig. 2., Bd. 271, S. 209Fig. 3., Bd. 271, S. 209Ein Schloſs, welches für geringere
Kraftübertragungen wohl empfehlenswerth erscheint, ist von W. R. Harris in Lower Braughton bei Manchester angegeben (D. R. P. Nr. 36837 vom 28. Februar 1886). Eine Platte e (Fig. 1) ist an jedem
Ende mit einer oder zwei Reihen von Zähnen a versehen,
von welchen das Leder erfaſst wird. An der inneren Seite sind zwei Reihen breiter
Zähne oder Lappen b angebracht, welche über die Riemen
gebogen werden. Das Schloſs ist so einfach, daſs man es wohl verschmerzen wird,
dasselbe beim Kürzen des Riemens durch ein neues ersetzen zu müssen, da
augenscheinlich ein wiederholtes Aufbiegen der Zähne b
ausgeschlossen ist.
Bei dem Riemenschlosse von J. Bischoff in Hamburg (D. R
P. Nr. 24202 vom 20.
April 1883) ist das obere Schild A der
Riemenverschraubung (Fig. 2) an einer Seite mit einem
hakenförmigen Ende a versehen, um das oben liegende
Riemenende so zu kröpfen, daſs die untere Fläche der Verbindungsstelle ohne jeden
Vorsprung oder Absatz verläuft.
Ein Treibriemenschloſs, welches die Enden in sehr fester Weise faſst, ist das von G. Smith in Leicester (D. R. P. Nr. 36523 vom 24.
October 1885). Bei demselben sind mit den Enden der gebogenen Verbindungsplatte b (Fig. 3)
Verlängerungsplatten ee durch Gelenke cc verbunden. Die Riemenenden aa werden durch Schrauben dd zwischen die
gerieften Theile ss1
der Platten be gepreſst.
Unter dem 7. Mai 1886 hat Nicolas Qurin in Kirchberg
(Niederösterreich) ein Privilegium erworben auf einen Riemenverbinder für
Maschinentreibriemen aller Art, welcher die Riemenenden gleichzeitig von oben und
von unten faſst, und zwar in der Weise, daſs er nicht nur durch Nägel an die
Riemenenden angeklammert ist, sondern daſs diese Enden auch noch in etwas gekrümmter
Lage in den Verbinder eingezwängt werden.
Fig. 4., Bd. 271, S. 210Die Querleisten a, b, c (Fig. 4) sind durch zwei Längsleisten d, e zu einem etwas gekrümmten Rahmen verbunden, wobei
die untere Fläche der mittleren Querleiste b um die
Riemendicke höher liegt, als die obere Fläche der beiden Endleisten a und c. Die Leiste b ist mit zwei oder mehr Reihen nach abwärts
gerichteten, die beiden Endleisten a und c mit nach aufwärts gerichteten Zähnen versehen.
Beim Anlegen des Verbinders wird von den beiden verschmälerten Riemenenden zuerst das
eine Ende in den Verbinder gesteckt, so daſs es bis zur Mitte desselben reicht, und
indem man den Verbinder sammt eingestecktem Ende auf irgend eine Unterlage auflegt,
schlägt man mit einem Holzschlägel den Riemen in die Zahnung ein.
Henry Bernoulli Barlow in Cornbrook bei Manchester hat
sich unter D. R. P. Nr. 44503 vom 14. Februar 1888 einen Treibriemen mit eingewebten
Drahtstücken und dazu passendem Schlosse patentiren lassen. Die Einlagen bestehen
aus vollen oder hohlen Drahtstücken b, welche beim
Weben des Riemens eingewebt werden; sie werden zur Befestigung der Riemenenden an
einander benutzt, indem sie durch Metallhaken von irgend einer bekannten
Construction c (Fig. 5
und 6) oder von nachstehend beschriebener Form
verbunden werden. Bei den dargestellten Verbindungshaken c (Fig. 5) ist nur der gerade sich über die
Riemenenden legende Rücken flach, während die die Querdrähte umschlieſsenden Haken
am besten rund oder, wenn flach, so geformt sind, daſs die schmale Fläche des
Hakens sich an den Querschnitt anschlieſst, wodurch die gröſstmögliche Stärke des
Hakens erzielt wird, ohne daſs groſse Löcher in den Riemen gemacht werden müssen.
Die Löcher für die Haken werden dicht an den Querdrähten angebracht, und die
Verbindungen durch Umbiegen der Enden bewirkt. Die Querdrähte können in einem Stücke
durchgehen oder getheilt sein.
Fig. 5., Bd. 271, S. 211Fig. 6., Bd. 271, S. 211Fig. 7., Bd. 271, S. 211Fig. 8., Bd. 271, S. 211Fig. 9., Bd. 271, S. 211Bei der in Fig. 8 und 9 dargestellten Verbindung der Riemenenden sind die
Haken c um einen Stift d
herumgewunden, wodurch die Biegsamkeit des Riemens an der Verbindungsstelle
gesichert ist. Die Riemenhaken (Fig. 7) sind aus
rundem Drahte gebildet, welcher in der Mitte und an beiden Enden abgeflacht ist. Der
Theil des Drahtes, welcher durch den Riemen geht, behält seinen runden Querschnitt
bei, so daſs nur an der inneren Biegung der Haken die schmale Fläche des Hakens sich
an den Querdraht legt.
Fig. 10., Bd. 271, S. 211Fig. 11., Bd. 271, S. 211Fig. 12., Bd. 271, S. 211Bei dem gewebten Treibriemen (Fig. 6) sind
nur wenige Querdrähte in solchen Abständen von einander in den Riemen gelegt, als
zum Anstücken nöthig ist. Anstatt der Riemenhaken können auch Drahtlitzen oder
Metallplatten mit Zähnen in Verbindung mit Querdrähten angewendet werden.
Als Beispiel für anderweitige Ausführungen der Construction desselben Erfinders geben
wir nach The Textile Manufacturer vom 15. November 1888 das zur
Verbindung vom Baumwollen- und Gummiriemen dienende vorstehend dargestellte Schloſs
(Fig. 10 bis 12).
Drei elastische Metallklammerpaare fassen hinter Stahldrähte, welche quer durch den
Riemen gesteckt und mit demselben gut vernäht sind. Den Schluſs bildet ein
durchgesteckter Splint, welcher am offenen Ende umgebogen, übrigens auch hinreichend
durch die von den Metallklammern verursachte Reibung gehalten wird.
Der Zug des Riemens wird bei dem Barlow'schen Schlosse
auf die ganze Breite des Riemens gleichmäſsig vertheilt, die Verbindungsstelle wird
nicht wesentlich schwerer und dicker als der Riemen an anderer Stelle ist. Bei der
zuletzt angeführten Construction kann der Riemen auf beiden Seiten benutzt werden.
Ein dreizölliger Riemen, welcher, wie die beigefügten Fig.
10 bis 12 zeigen, verbunden war, widerstand
einer Zugbelastung von 2250 Pfund, während bei einem Vergleichsversuche mit einem
entsprechend starken Lederriemen unter einer Belastung von 870 Pfund die
Verbindungen zerstört wurden.
Fig. 13., Bd. 271, S. 212Fig. 14., Bd. 271, S. 212Fig. 15., Bd. 271, S. 212Fig. 13 bis 15 zeigen
eine Abbildung des Riemenverbinders von Göhmann in
Einbeck (D. R. P. Nr. 42168 vom 21. Juni 1887). Er besteht aus drei Einzeltheilen
A1, A2 und B, welche durch Längsschrauben zusammengehalten werden.
– Der Theil B, welcher, um einen geräuschlosen Lauf
durch eine Gabel zu gestatten, nicht so lang als der Riemen breit ist, hat einen
dachförmigen Querschnitt. An einer oder mehreren Stellen, je nach der Breite des
Riemens, sind Ansätze bb befindlich, deren Unterflächen
entgegengesetzt dachförmig gerichtet sind, so daſs sich an diesen Stellen zwei mit
ihren Spitzen zugekehrte spitzwinkelige Flächen bilden. Der Körper B ist auf der Unterseite mit unterschrittenen Nuthen
n versehen, welche einen Gummistreifen G in sich aufnehmen; derselbe verhindert das
Aufschlagen des Verbinders auf die Riemenscheibe.
Die Theile A1
A2 liegen auf der
Oberseite der zu verbindenden Riemenenden. Ihre Unterflächen sind unter demselben
Winkel abgeschrägt, wie die dachförmigen Flächen der Platte B, hier sind Riefen angebracht, welche zusammen mit denjenigen des Körpers
B, wenn die Langsschrauben s angezogen werden, derart den Riemen einklemmen, daſs ein Lösen
ausgeschlossen bleibt.
Die Theile A1 und A2 sind den Ansätzen
bb entsprechend schräg ausgearbeitet. Je mehr nun
durch die Schrauben s die Theile A1
A2 angezogen werden, um
so mehr werden die Riemenenden, in Folge der keilartigen Wirkung auf den Riemen,
fester eingeklemmt und hat sich diese Verbindung bei der bedeutenden
Riemengeschwindigkeit von 25m in der Secunde nicht
gelöst. Bei diesem Riemenschlosse ein geringes Gewicht zu erzielen, und dadurch
Schwankungen und Schläge zu verhindern, möchte jedoch wohl Schwierigkeit machen.
Fig. 16., Bd. 271, S. 213Schmidt und Breischneider in Chemnitz (D. R.
P. Nr. 40013 vom 30. November 1886) wenden ein scherenartiges Schloſs an (Fig. 16), welches gestattet, den Riemen in kürzester
Frist zu verlängern oder zu verkürzen, ohne daſs neue Theile eingesetzt oder
entfernt werden müssen. Das Schloſs besteht aus den Klemmbacken AA1, in welche die
zurückgebogenen Riemenenden seitlich hineingeschoben werden und dem Keilverschlusse
BB1
, durch welchen die Klemmbacken fest an einander
gepreſst werden. Die Klemmbacken sind zum Oeffnen der Mäuler um einander drehbar,
während die Theile des Keilverschlusses mittels Schrauben angezogen werden und
dadurch den festen Verschluſs der Klemmbacken bewirken. Durch Zurückbiegen der
Riemenenden bewirken dieselben bei einem auf den Riemen ausgeübten Zuge ein
keilartiges festes Anpressen der Enden an das Schloſs. Die Riemenenden sind so
zurück zu biegen, daſs sich ihre Kanten mit denen des treibenden Riemens genau
decken und ist darauf zu sehen, daſs sie in dieser Lage in das Schloſs eingeschoben
und befestigt werden. Das zurückgebogene Ende des Riemens darf beim vorlaufenden
Theile nur wenig über den Verbinder hervorstehen, das nachlaufende Ende kann länger
gelassen werden, was bei dem Aufpassen der Riemen zu beachten ist. Bei allen diesen
Vorrichtungen wird der Riemen weder durchlocht noch zerstochen, noch zerschnitten.
Den Nachtheil dieses festen, leichten und handlichen Schlosses, daſs dasselbe wegen
des Zurückbiegens des Riemens die schlanke Form verliert, muſs man allerdings in den
Kauf nehmen. Doch wird sich dieses Schloſs für viele Fälle mit Vortheil verwenden
lassen.
M. Seebold in Berlin sucht bei seinem Schlosse (D. R. P. Nr. 44305 vom 31. December 1887) eine Lockerung der Riemenenden dadurch zu
vermeiden, daſs er seinem zweitheiligen Riemenverbinder mit begrenzter
Gelenkbewegung und bayonnetartigem Verschlusse nur eine Winkelbewegung gestattet,
welche gröſser ist, als die unter den Bewegungen des Riemens vorkommende. In Fig. 17 bis 19 sind ab die beiden Lappen des Riemenverbinders, welche beide
die Haltstifte cc tragen und mit den wach auſsen
gerichteten Hakenköpfen hh1 versehen sind. Die Lappen sind einfach oder mehrfach geschlitzt, und sind die Stege
s schmäler als der zugehörige Hakenkopftheil h. Die Stege s1 sind vertieft, so daſs in die Rinne n derselben die Hakenköpfe h mit ihren Vorsprüngen i eingreifen, welche
zahnartig unterschnitten und auſserdem an der Unterseite so abgeschrägt sind, daſs
die Anlagefläche oo1
von der Unterfläche f des Lappens a nach der Oberfläche f1 desselben verlaufen. Zur Weiterführung ist in den
Köpfen hh1 noch ein
Einschnitt r bezieh. ein Ansatz r1 angebracht. Wegen der Begründung der
Absichten und Ansichten des Erfinders verweisen wir auf die Patentschrift, glauben
jedoch bemerken zu müssen, daſs wir die gute Meinung des Erfinders bezüglich der
Haltbarkeit seines Schlosses nicht theilen und bisher noch nicht Gelegenheit hatten,
unsere Ansicht zu verbessern.
Fig. 17., Bd. 271, S. 214
Fig. 18., Bd. 271, S. 214
Fig. 19., Bd. 271, S. 214
(Schluſs folgt.)