| Titel: | Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken. | 
| Autor: | Stammer | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 266 | 
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                        Neuere Verfahren und Apparate für
                           								Zuckerfabriken.
                        Patentklasse 89. Mit Abbildungen.
                        Neuere Verfahren und Apparate für Zuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit wurde bereits mitgetheilt, daſs ein Gemenge von Zucker und Kalk beim
                              									Vermischen mit Wasser einen Cementmörtel von bedeutender Festigkeit liefern soll,
                              									sowie, daſs dieses Verfahren in Indien seit langer Zeit im Gebrauche steht (vgl. Han Key bezieh. Cornish
                              									1886 262 431).
                           Neuerdings sind nun auf Veranlassung der American Society of
                                 										Civil Engineers durch Harry de Parsons und H. Hobart Porter (aus Deutsche
                                 										Töpfer- und Zieglerzeitung durch Deutsche
                                 										Zuckerindustrie, 1888 Bd. 13 S. 1371) Versuche über den Einfluſs von
                              									Zuckerzusätzen auf die Erhärtung von Cementmörtel
                              									gemacht worden, und zwar sowohl mit natürlichem (Roman-) als auch mit künstlichem
                              									(Portland-) Cement. Der dabei angewandte Prüfungsapparat war derjenige von Riehle brothers, die Formen und Dimensionen der
                              									Probekörper die vom genannten Comité empfohlenen.
                           Den Cement lieſs man durch ein Sieb mit 5476 Maschen auf 1 englischen Quadratzoll
                              									gehen, mittels der Kelle sorgfältig anmachen und ohne besondere Zusammenpressung in
                              									die Form bringen, wobei sorgfältig darauf gesehen wurde, daſs alle Probekörper unter
                              									ganz gleichen Bedingungen hergestellt wurden, um vergleichbare Resultate zu
                              									erhalten. Die Probekörper blieben 24 Stunden lang der Luft ausgesetzt und wurden
                              									alsdann in Wasser gelegt, wo sie bis zur Zerreiſsung verblieben; das Wasser wurde
                              									jeden dritten und vierten Tag erneuert und auf einer Temperatur zwischen 15 und 21°
                              									erhalten. Die Prüfungen wurden in drei Versuchsreihen A, B und C gemacht.
                           
                              Versuchsreihe A.
                              
                           Der in dieser Versuchsreihe angewandte Zucker bestand in
                              									Melasse-Rückständen aus einer benachbarten Raffinerie, deren Analyse folgende
                              									Zusammensetzung ergab:
                           
                              
                                 Rohrzucker
                                 49,00
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Potasche
                                 10,00
                                 „
                                 
                              
                                 Wasser
                                 22,50
                                 „
                                 
                              
                                 Vegetabilische und mineralische
                                    											Verunreinigungen
                                 18,50
                                 „
                                 
                              
                           Für jeden Probekörper wurde dem Cemente ein dem beabsichtigten
                              									Zuckerzusatze entsprechendes Melassequantum und demnächst das zum Anmachen des
                              									Mörtels erforderliche Wasserquantum zugesetzt, nämlich genau 35 Proc. vom
                              									Cementgewichte. Der zur Verwendung kommende Portlandcement war solcher aus der
                              									Fabrik von Dyckerhoff und Söhne. Viele Probekörper
                              									muſsten in Folge der Unmöglichkeit, einen constanten Zuckergehalt in der
                              									Melasselösung zu erhalten, verworfen werden. Nur solche Probekörper mit einem
                              									Melassegehalt von 1 Proc. wurden als zuverlässig betrachtet und diese gaben die in
                              									nachstehender Tabelle in k für 1qc angegebenen
                              									Bruchfestigkeiten.
                           
                              
                                 
                                 1 Tag
                                 2 Tage
                                 1 Woche
                                 2 Woch.
                                 1 Mon.
                                 2 Mon.
                                 3 Mon.
                                 4 Mon.
                                 
                              
                                 
                                 
                                    Kilogramm
                                    
                                 
                              
                                 Reiner Portlandcement
                                 5,18
                                 11,61
                                 21,67
                                 28,15
                                 31,64
                                 32,36
                                 33,13
                                 35,25
                                 
                              
                                 Portlandcement mit    1 Proc.
                                    											Melasse
                                 1,36
                                   1,95
                                 –
                                   5,42
                                 –
                                 12,96
                                 25,65
                                 –
                                 
                              
                           
                           Wenn man die Erhärtungsdauer in Tagen als Abscissen und die
                              									Bruchfestigkeitszahlen in k als Ordinaten abträgt, so erhält man nachstehendes
                              									Diagramm:
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 271, S. 267
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 271, S. 267
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 271, S. 267
                              
                           Ein Blick auf vorstehendes Diagramm (Fig.
                                 										1) zeigt, daſs die Curve des reinen Portlandcementes anfangs stark
                              									ansteigt und weiterhin fast wagerecht verläuft, während diejenige des mit Melasse
                              									gemischten Cementes sich zunächst wesentlich unterhalb jener halt und erst gegen
                              									Ende des zweiten Monats anfängt, zu steigen. Der Verfasser ist der Ansicht, daſs,
                              									wenn die Versuche auf eine längere Dauer erstreckt worden wären, beide Curven zur
                              									Durchkreuzung gekommen sein würden, d.h. daſs die Festigkeit des mit Melasse
                              									gemischten Cementes diejenige des reinen Cementes übertroffen haben würde. Die in
                              									obiger Tabelle angegebenen Zahlen sind Mittelwerthe aus je vier bis sechs
                              									Versuchen.
                           
                              Versuchsreihe B.
                              
                           Um den anfangs augenscheinlich nachtheiligen Einfluſs der Melasse
                              									zu vermeiden, wurde die zweite Versuchsreihe mit reinem kristallinischen Zucker
                              									gemacht. Ein Pfund Zucker wurde in einem Pfund Wasser aufgelöst, um eine
                              									Normallösung zu erhalten, und eine bestimmte Menge dieser letzteren wurde dem für
                              									jeden Probekörper bestimmten Cemente zugesetzt. Bei Herstellung der Probekörper
                              									wurden dieselben Bedingungen beobachtet wie bei der Versuchsreihe A. Die Resultate
                              									der Versuchsreihe B sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 1 Tag
                                 2 Tage
                                 1 Woche
                                 2 Woch.
                                 1 Mon.
                                 2 Mon.
                                 3 Mon.
                                 4 Mon.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    Kilogramm
                                    
                                 
                              
                                 Reiner Portlandcement
                                 5,18
                                 11,61
                                 21,67
                                 28,15
                                 31,64
                                 32,36
                                 33,13
                                 35,25
                                 
                              
                                 Portlandcement mit
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    0,125
                                 Proc.
                                 Zucker
                                 0,65
                                 –
                                   3,74
                                 –
                                 35,48
                                 –
                                 37,93
                                 41,05
                                 
                              
                                    0,25
                                 „
                                 „
                                 0,29
                                 –
                                   3,00
                                 –
                                 29,82
                                 –
                                 40,11
                                 –
                                 
                              
                                    0,50
                                 „
                                 „
                                 0,14
                                 –
                                   2,50
                                 –
                                 –
                                 –
                                 38,25
                                 41,47
                                 
                              
                                    1,00
                                 „
                                 „
                                 0,14
                                 –
                                   3,40
                                 –
                                 29,30
                                 –
                                 41,47
                                 –
                                 
                              
                                    2,00
                                 „
                                 „
                                 0,14
                                 –
                                   3,62
                                 –
                                 24,24
                                 –
                                 39,02
                                 –
                                 
                              
                           Durch graphische Darstellung dieser Tabelle erhält man
                              									vorstehendes Diagramm, Fig. 2.
                           
                              Versuchsreihe C.
                              
                           Diese Versuchsreihe wurde mit Romancement von Norton in Rosendale, New York, gemacht, und zwar mit
                              									einer gleichen Zuckerlösung wie die Versuchsreihe B; der einzige sonstige
                              									Unterschied bestand in dem zum Anmachen verwandten Wasserquantum, welches hier 40
                              									Proc. des Cementgewichtes betrug, anstatt 35 Proc. wie vorhin. Nachstehende Tabelle
                              									enthält die Resultate der Versuchsreihe C:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                 1 Tag
                                 1 Woche
                                 2 Woch.
                                 1 Mon.
                                 2 Mon.
                                 3 Mon.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                    Kilogramm
                                    
                                 
                              
                                 Reiner Romancement
                                 3,64
                                 –
                                 4,43
                                 8,92
                                 16,36
                                 18,72
                                 
                              
                                 Romancement mit
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                    0,125
                                 Proc.
                                 Zucker.
                                 1,08
                                 1,48
                                 1,96
                                 5,37
                                 17,69
                                 21,73
                                 
                              
                                    0,25
                                 „
                                 „
                                 1,99
                                 –
                                 –
                                 7,18
                                 17,22
                                 21,88
                                 
                              
                                    0,50
                                 „
                                 „
                                 0,36
                                 –
                                 –
                                 5,51
                                 11,19
                                 19,16
                                 
                              
                                    1,00
                                 „
                                 „
                                 0,07
                                 –
                                 –
                                 –
                                   2,47
                                 13,18
                                 
                              
                           Durch graphische Darstellung dieser Tabelle erhält man
                              									vorstehendes Diagramm, Fig. 3.
                           Durch Vergleich der Festigkeitszahlen der reinen Cemente und deren
                              									Mischungen mit Zucker in den Versuchsreihen B und C, wie in den beiden vorstehenden
                              									Tabellen zusammengestellt (bezieh. durch Vergleich der Curven in den beiden zu B und
                              									C gehörigen Diagrammen) erhält man ein Bild von der Wirkung der Zuckerbeimischungen;
                              									anfangs ist die Festigkeit der mit Zucker gemischten Cemente geringer, im weiteren
                              									Verlaufe der Erhärtung aber gröſser als diejenige des reinen Cementes. Durch
                              									Beimischung von Melasse wurde das Abbinden des Cementes wesentlich mehr verzögert
                              									als durch Beimischung von Zucker; dieses scheint der groſsen Menge Verunreinigungen,
                              									welche in der Melasse enthalten sind, zugeschrieben werden zu müssen und vielleicht
                              									auch irgend einer chemischen Reaction, welche vor dem vollständigen Abbinden
                              									stattfinden mag.
                           Dieselbe Verzögerung im Abbinden macht sich bei dem Romancemente
                              									von Norton geltend, wenn man ihm gröſsere Mengen Zucker
                              									beimischt, z.B. 3 bis 4 Proc; es waren dann mindestens 48 Stunden erforderlich, ehe
                              									die Probekörper genügend erhärtet waren, um aus den Formen herausgenommen werden zu
                              									können. Mehrere Probekörper des Norton-Cementes mit
                              									einer Beimischung von nur 2 Proc. Zucker leisteten sogar der Berührung nach
                              									28tägigem Verbleiben im Wasser keinen Widerstand und zerfielen in Stücke. Wenn man
                              									dem Portlandcemente 2 Proc. und dem Norton-Cemente 1
                              									Proc. Zucker zusetzt, so sind dieselben für die Praxis schon unbrauchbar.
                           Der Zucker scheint übrigens keinerlei chemische Wirkung in den
                              									Probekörpern auszuüben, denn es wurden mit Leichtigkeit Zuckerkrystalle auf den
                              									Bruchflächen nachgewiesen; diese Krystalle zeigten verschiedene Gröſsen und fanden
                              									sich sowohl vereinzelt, als zu Gruppen vereinigt; am meisten fanden sich dieselben
                              									in den kleinen, durch Luftblasen gebildeten Hohlräumen. Begreiflicher Weise war der
                              									Zucker in der Nähe der Oberflächen und auf denselben vollständig verschwunden, durch
                              									Auflösung in dem Wasser, in welchem die Probekörper erhärteten; der meiste Zucker
                              									fand sich in den kleinen Luftblasen im Inneren der Probekörper, wo er sich ohne
                              									Zweifel während des Abbindens des Cementes abgelagert hatte.
                           Die Verfasser sind der Ansicht, daſs die Ursache der durch den
                              									Zuckerzusatz bewirkten Erhöhung der Bindekraft der Cemente mehr mechanischer als chemischer Natur
                              									sei, indem durch die Gegenwart des Zuckers das Abbinden des Cementes lediglich
                              									verzögert und so die sich vollziehenden chemischen Veränderungen entsprechend
                              									begünstigt werden.
                           Schlieſslich sei noch erwähnt, daſs zwecks möglichster
                              									Zuverlässigkeit der Zahlen der vorstehenden Versuchsreihen alle Proben, welche den
                              									geringsten Zweifel in Betreff ihrer Zuverlässigkeit zulieſsen, verworfen und in
                              									Folge dessen nur etwa 70 Proc. der gemachten Proben für die Tabellen benutzt
                              									wurden.
                           Die Zuckergewinnung und der Zuckerverbrauch auf der ganzen
                                 										Erde beträgt nach den verschiedenen Angaben bezieh. Schätzungen (Liste générale des fabriques de sucre, 20. Campagne
                              									1888/89. Paris; Bureau du Journal des fabricants de
                                 										sucre, S. 267):
                           I. Zuckergewinnung.
                           
                              
                                 a) Rübenzucker in
                                       												Tonnen.
                                 
                              
                                 
                                 1887/88
                                 1886/87
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 400000
                                 550000
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 915000
                                 1024000
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 400000
                                 483000
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 430000
                                 472000
                                 
                              
                                 Belgien
                                 93000
                                 91000
                                 
                              
                                 Holland u.a. Länder
                                 60000
                                 50000
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 2298000
                                 2670000
                                 
                              
                                 b) Rohrzucker in
                                       												Tonnen.
                                 
                              
                                 Barbados
                                 55000
                                 50000
                                 
                              
                                 Brasilien
                                 270000
                                 250000
                                 
                              
                                 Cuba
                                 625000
                                 625000
                                 
                              
                                 Demerara
                                 100000
                                 130000
                                 
                              
                                 Egypten
                                 50000
                                 45000
                                 
                              
                                 Guadelupe
                                 50000
                                 52000
                                 
                              
                                 Hawai
                                 90000
                                 90000
                                 
                              
                                 Jamaika
                                 30000
                                 25000
                                 
                              
                                 Java
                                 390000
                                 360000
                                 
                              
                                 Luisiana
                                 140000
                                 90000
                                 
                              
                                 Martinique
                                 40000
                                 40000
                                 
                              
                                 Mauritius
                                 115000
                                 106000
                                 
                              
                                 Natal und Mayotte
                                 12000
                                 12000
                                 
                              
                                 Ostindien
                                 50000
                                 50000
                                 
                              
                                 Peru
                                 40000
                                 40000
                                 
                              
                                 Philippinen
                                 160000
                                 150000
                                 
                              
                                 Porto Rico
                                 70000
                                 80000
                                 
                              
                                 Reunion
                                 40000
                                 35000
                                 
                              
                                 St. Croix und kl. Antillen
                                 45000
                                 45000
                                 
                              
                                 Trinidad
                                 55000
                                 60000
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 2427000
                                 2335000
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Rübenzucker und Rohr-    zucker zusammen
                                 4725000
                                 5005000
                                 
                              
                           II. Verbrauch auf den Kopf in
                                 										Pfunden (zu 500g).
                           
                              
                                 Deutschland
                                 18,64
                                 Spanien
                                 7,40
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 11,08
                                 Portugal
                                 9,00
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 22,83
                                 England
                                 66,57
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 8,64
                                 Bulgarien
                                 3,30
                                 
                              
                                 Holland
                                 19,94
                                 Griechenland
                                 10,00
                                 
                              
                                 Belgien
                                 18,32
                                 Serbien
                                 2,94
                                 
                              
                                 Dänemark
                                 19,05
                                 Türkei
                                 4,33
                                 
                              
                                 Schweden und Norwegen
                                 17,42
                                 Schweiz
                                 21,37
                                 
                              
                                 Italien
                                 7,19
                                 Vereinigte Staaten von
                                 
                                 
                              
                                 Rumänien
                                 3,86
                                      Nordamerika
                                 47,19
                                 
                              
                           
                           III. Zuckerverbrauch in Tonnen.
                           
                              
                                 
                                 1887
                                 1886
                                 
                              
                                 England
                                 1179000
                                 1108000
                                 
                              
                                 Frankreich
                                 423000
                                 425000
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 445000
                                 430000
                                 
                              
                                 Oesterreich-Ungarn
                                 250000
                                 245000
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 360000
                                 344000
                                 
                              
                                 Italien
                                 100000
                                 97500
                                 
                              
                                 Spanien
                                 50000
                                 49000
                                 
                              
                                 Türkei
                                 45000
                                 42500
                                 
                              
                                 Belgien
                                 46000
                                 45000
                                 
                              
                                 Holland
                                 45000
                                 44000
                                 
                              
                                 Schweden u. Norwegen
                                 44000
                                 42000
                                 
                              
                                 Schweiz
                                 40000
                                 40000
                                 
                              
                                 Dänemark
                                 36000
                                 35000
                                 
                              
                                 Portugal
                                 16000
                                 15500
                                 
                              
                                 Rumänien
                                 13000
                                 12500
                                 
                              
                                 Griechenland
                                 9000
                                 10000
                                 
                              
                                 Serbien
                                 4000
                                 3500
                                 
                              
                                 Montenegro
                                 1000
                                 1000
                                 
                              
                                 Vereinigte Staaten von    Nordamerika
                                 1397000
                                 1389000
                                 
                              
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 4503000
                                 4376500
                                 
                              
                           Von Quasthoff ist eine eigenthümliche Form der Kalisalze versuchsweise und vielfach mit Erfolg zur
                              									Düngung auch besonders bei Zuckerrüben in Anwendung
                              									gebracht worden (Deutsche landwirthschaftliche Presse,
                              									1887 Bd. 15 Nr. 31 und 1888 Bd. 16 Nr. 28). Der Verfasser hält dafür, daſs die
                              									Düngerwirkung des Kalis in den unorganischen Salzen erst durch Vergypsung der
                              									Schwefelsäure entwickelt werde. Von den drei Verfahren, die er zur Erreichung dieses
                              									Zieles gewählt hat, scheint die vollständigste Vergypsung mit Kalkmilch erreicht zu
                              									werden; diese Kalkmilch erhält man, wenn man gebrannten Kalk löscht und so viel
                              									Wasser zugibt, bis sich eine flüssige Masse bildet, womit das „Kali“ gehörig
                              									durchgefeuchtet werden kann. Zur Anfertigung kleinerer Mengen zu Versuchen würde man
                              									das „Kali“ vor dem Ausstreuen entweder in erhitzter Luft abtrocknen oder mit
                              									einer staubtrockenen Substanz mischen und streubar machen; hierin liegt bis jetzt
                              									die einzige Schwierigkeit zur Anfertigung groſserer Mengen. Bei Selbstanfertigung
                              									des „Kali“ ist zu beachten, daſs auf 100 Th. der mit dem Kali verbundenen
                              									Schwefelsäure 25 Th. Kalkhydrat in der erwähnten Weise verwendet werden müssen.
                           Es sollen auch andere Kalisalze so behandelt werden; im Allgemeinen findet durch den
                              									Kalkzusatz ein Aufschlieſsen der Kalisalze statt, in
                              									Folge dessen ganz vorzügliche Erfolge erzielt worden sind, und zwar bei Rüben
                              									Mehrerträge bis zu 65 Proc., unter Anwendung des neuen Productes aus Chlorkalium.
                           Es sind wohl zum ersten Male greifbare günstige Wirkungen durch die Kalisalze bei
                              									Rüben erreicht worden, und es wird gewiſs zu empfehlen sein, die Versuche in dieser
                              									Richtung fortzusetzen.
                           
                           Aus Versuchen über den Erfolg der Anwendung von Eisenvitriol als Beidünger zu Zuckerrüben zog
                              										Marguerite-Delacharlonnay (Sucrerie indigène, Bd. 31 Nr. 22 S. 571) folgende Schlüsse:
                           1) Es können durch Anwendung von Eisenvitriol beim Rübenbaue
                              									Vortheile erzielt werden; die Erntevermehrung hat zwischen 5 und 30 Proc. je nach
                              									den Umständen betragen.
                           2) Die Anwendung hat in einer der Auflösung ähnlichen Form, d.h.
                              									nach Regen oder bei feuchtem Boden zu geschehen.
                           3) Nimmt man eine Auflösung, so sind 65k auf das Hectar genügend, beim Ausstreuen des
                              									trockenen Pulvers aber nicht. Je nach Beschaffenheit des Bodens sollen 100 bis
                              										300k, ohne Schaden auch mehr, ausgestreut
                              									werden.
                           4) Die Erntevermehrung betrifft auch den Trocken- wie den
                              									Zuckergehalt der Rüben.
                           5) Neben dem Eisenvitriol sind die übrigen chemischen Dünger,
                              									namentlich auch zur Bewirkung guten Aufganges, in Anwendung zu bringen.
                           6) Der Eisenvitriol soll erst nach dem Verziehen, und zwar als
                              									Gemisch mit dem 5fachen oder 10fachen Gewichte Erde oder Sand ausgestreut
                              									werden.
                           Nach neueren Untersuchungen von A. Herzfeld (Zeitschrift des Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd.
                              									38 S. 1040), sowie von Honig und Jesser (Sitzungsberichte der
                                 										Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Bd. 47 Abth. IIb, Juni 1888. Der
                              									Akademie vorgelegt am 14. Juni 1888. Auch Zeitschrift des
                                 										Vereins für Rübenzuckerindustrie, Bd. 38 S. 1037) ist nunmehr das Drehungsvermögen der Lävulose (des linksdrehenden
                              									Fruchtzuckers) festgestellt und mittels der unschwer zu erhaltenden reinen
                              									krystallisirten Substanz gegen die früheren Angaben berichtigt worden. Dadurch ist
                              									auch die Unsicherheit über die Zusammensetzung des
                                 										Invertzuckers beseitigt. Die aus den bezeichneten Untersuchungen sich
                              									ergebenden Schlüsse werden von Honig und Jesser folgendermaſsen aufgestellt:
                           1) Lävulose kann sowohl im Wasser freien als auch im Wasser
                              									haltigen. Zustande leicht krystallisirt erhalten werden. Der letzteren kommt die
                              									Zusammensetzung 2(C6H12O6) + H2O zu.
                           2) Das specifische Drehungsvermögen der Wasser freien Lävulose
                              									beträgt bei 20° – 113,963 und ändert sich in wässerigen Lösungen sowohl mit der
                              									Concentration als auch der Temperatur. Die Abhängigkeit des optischen
                              									Ablenkungsvermögens von dem Procentgehalte an Lösungsmittel wird bei t = 20° durch die Gleichung (α)20
                              									D = – 113,9635 + 0,25831q, jene von der Temperatur durch (α)tD = – α
                                 										+ 0,67142t ausgedrückt.
                           3) Das Reductionsvermögen des Fruchtzuckers gegen alkalische
                              									Kupferlösung ist für alle Concentrationen bis zu 1 Proc. bei einer Kochdauer von
                              									zwei Minuten kleiner als das der Dextrose, und die reducirte Kupfermenge (y) wird aus der angewendeten Zuckermenge (x) durch die Gleichung y =
                              									– 5,372 + 1,91856 x – 0,0007605x2 gefunden.
                           4) Das specifische Gewicht der Wasser freien Lävulose ist bei
                              									17,5° = 1,6691.
                           5) Der Invertzucker besteht aus gleichen Theilen Wasser freier
                              									Lävulose und Dextrose.
                           J. Bock in Breslau besprach die Erscheinungen der Krystallisation (Zeitschrift
                                 										des Vereins für Rübenzuckerindustrie, 1888 Bd. 38 S. 965, mit 3 Tafeln
                              									Abbildungen), wie sie bei Füllmassen verschiedener Art mit Thermometer und Mikroskop
                              									zu verfolgen sind, und zeigte, daſs die Gliche Art, wie die Kristallbildung sich
                              									selbst überlassen zu werden pflegt, weder den natürlichen Vorgängen, noch dem
                              									beabsichtigten Zwecke entspricht. Bisher ist die mikroskopische Beobachtung noch
                              									sehr wenig zur Erkennung und Regelung dieser Vorgänge in Anwendung gekommen, und der
                              									Verfasser theilt eine Anzahl interessanter Zeichnungen mikroskopischer
                              									Füllmassenbilder mit, deren Deutung zeigt, wie man auf diesem Wege, den er weiter zu
                              									verfolgen verspricht, zu klarerer Erkenntniſs und zur Beherrschung der
                              									Krystallisationsvorgänge wird gelangen können (vgl. Bock, 1888 270 271).
                           E. Bauer hat die Wirkung der
                                 										Knochenkohle untersucht, wie sich dieselbe äuſsert, wenn Zuckerlösungen
                              									behufs Untersuchung im Polarisationsinstrumente durch
                              									Knochenkohle entfärbt werden (Zeitschrift für angewandte
                                 										Chemie, 1888 Heft 13 S. 385). Die bisher über den Gegenstand vorhandenen
                              									Angaben sind nur lückenhaft und erheischen nach verschiedenen Seiten Aufklärung,
                              									weshalb der Verfasser zunächst die Absorption von Zucker bestimmt hat, wie sich
                              									dieselbe unter verschiedenen Umständen herausstellt. Bekanntlich wird dadurch eine
                              									Berichtigung der Polarisation nothwendig, welche aber wegen der Verschiedenheit
                              									dieser Absorption immer zu Ungenauigkeiten Veranlassung gibt.
                           Der Verfasser prüfte das Absorptionsvermögen einer bestimmten, etwas saueren, sowie
                              									einer völlig neutralen Kohle für reinen Zucker, den Einfluſs des Salzgehaltes auf
                              									die Absorption, den der Zeitdauer, den der sauren Reaction der Lösung, dann die
                              									Absorption bei Osmosewassern, Melasselösungen u.s.w. und gelangte vorläufig zu folgenden Schlüssen:
                           Die procentuale Absorption des Zuckers nimmt, wie Walberg schon beobachtete, mit der Concentration
                              									ab.
                           Die Form der Knochenkohle beeinfluſst die Wirkung, ebenso wie
                              									mechanische Bewegung.
                           Der Salzgehalt der Melasse bewirkt keine Verminderung der
                              									Absorption.
                           In Verhältnissen, wie sie den bei der Untersuchung von
                              									Nachproducten angewendeten entsprechen, ist die Absorption in 20 Minuten beendet. In
                              									den ersten Minuten ist die Wirkung naturgemäſs am stärksten, nimmt jedoch allmählich
                              									ab.
                           Eine Inversion des Zuckers findet dabei nicht oder doch nur höchst
                              									unbedeutend statt, und hat dieselbe auf die Abnahme der Polarisation keinen
                              									Einfluſs.
                           In salzsaurer Lösung findet unbeschadet der Absorption des
                              									Farbstoffes eine verhältniſsmäſsig ganz unbedeutende Aufnahme von Zucker statt. Es
                              									ist diese Erscheinung nicht etwa auf die Charakterverschiedenheit des Invertzuckers
                              									zurückzuführen, sondern wahrscheinlich auf die Eigenschaft der Säure, von den Poren
                              									leichter aufgenommen zu werden, und Folge dessen die Aufnahme des Zuckers zu
                              									verhindern. Die gleiche Eigenschaft der nicht invertirenden Essigsäure bekräftigt
                              									diese Ansicht.
                           Eine Gleichmäſsigkeit der Absorption bei verschiedenen Producten
                              									ist nicht wahrnehmbar. In reiner Zuckerlösung wird mehr absorbirt als in Melasse, da
                              									wieder mehr als in Osmosewasser.
                           Ein constanter Factor läſst sich auch bei sorgfältiger Einhaltung
                              									derselben Bedingungen nicht in Anwendung bringen.
                           Die Eigenschaft der Essigsäure, die Absorption des Zuckers, jedoch
                              									nicht jene der
                              									Farbstoffe zu verhindern, kann benutzt werden, um den, durch die für Farbenapparate
                              									oft nicht zu umgehende Anwendung der Knochenkohle entstehenden Fehler
                              									auszugleichen.
                           Die Untersuchung von Traubenzucker haltigen
                                 										Nahrungsmitteln bietet deshalb gewisse Schwierigkeiten, weil stets
                              									Handels-Traubenzucker, also solcher mit einem namhaften Dextringehalte, als Zusatz verwendet wird. Die Untersuchung hat somit
                              									immer die Gegenwart von Dextrin in Betracht zu ziehen.
                           Die Bestimmung des Rohrzuckers neben Dextrin geschieht nach der Inversion mittels
                              									Kupferlösung, und zwar ohne besondere Schwierigkeit, wenn man die Inversion in der
                              									richtigen Weise, nämlich so ausführt, daſs nicht etwa ein Theil des Dextrins durch
                              									die Säure in reducirenden Zucker übergeführt wird und das Ergebniſs fälscht.
                           Die Bestimmung des Dextrins geschieht mittels Fehling'scher Lösung nach der Umwandlung in Glycose mittels Verzuckerung durch
                              									Säure. Diese kann entweder in der zugeschmolzenen Röhre oder im Wasserbade bei 100°
                              									vorgenommen werden. Ersteres ist bei Untersuchung vieler Proben umständlich,
                              									letzteres wird allgemein mit gutem Erfolge dann angewandt, wenn die Flüssigkeiten
                              									weder krystallisirbaren noch Invertzucker enthalten. Nicht sicher ist man in dem
                              									jetzt so häufigen Falle, wo die Flüssigkeiten krystallisirbaren, reducirenden Zucker
                              									und Dextrin zugleich enthalten. Denn es kann dann leicht bei der Verzuckerung des
                              									Dextrins ein Theil des reducirenden Zuckers verschwinden, da bekanntlich beim
                              									Erhitzen mit Schwefel- oder Salzsäure die Rohrzuckerlösungen erst invertiren und
                              									dann unter Bildung von Säuren und braunen Ulmin ähnlichen Stoffen zersetzt
                              									werden.
                           W. Bishop (Riche's Laboratorium im französischen Ministerium für Handel und
                                 										Gewerbe) hat sich daher die Frage vorgelegt, welches unter diesen Umständen
                              									die beste Arbeitsweise sei, um
                           1) den Rohrzucker neben Dextrin zu invertiren,
                           2) das Dextrin neben Rohrzucker oder vielmehr neben Invertzucker zu verzuckern.
                           Zu diesem Zwecke ist zunächst die Wirkung der Säuren bei der zum Verzuckern des
                              									Dextrins nöthigen Temperatur von 95 bis 100° auf Rohrzucker, Dextrin und
                              									Traubenzucker (Glycose, Dextrose) untersucht worden.
                           Die Bestimmungsmethode, welche sich aus diesen Untersuchungen ergab, hat Bishop in einer ausführlichen Abhandlung niedergelegt,
                              									auf Welche hier nur verwiesen werden kann (Zeitschrift des
                                 										Vereins für Rubenzuckerinduslrie, Bd. 38 S. 1054, nach Bulletin de l'Association des Chimistes, Bd. 5 Nr. 18
                              									S. 647). Von den nach dieser Methode untersuchten verschiedenen Verbrauchsstoffen
                              									werden folgende Zahlen als Ergebnisse der Prüfung angeführt:
                           
                           
                              
                                 BezeichnungderFlüssigkeiten
                                 AlkoholProc.
                                 Trockensubstanzim Liter
                                 Aschenbestandtheileim Liter
                                 SchwefelsauresKali
                                 UrsprünglicheAblenkung
                                 Ablenkung nach derInversion, auf
                                    											ur-sprüngliche Con-centration
                                 Ablenkung nachVerzuckerung(ebenso)
                                 Ursprüngliche Mengereducirender Zuckerim
                                    											Liter
                                 Reducirender Zuckernach der Inversionim
                                    											Liter
                                 Reducirender Zuckernach der Verzucke-rung
                                    											im Liter
                                 Rohrzuckerim Liter
                                 Dextrin im Liter
                                 Säuregehaltim Liter
                                 
                              
                                 Rothwein, spanischer
                                 15,4°
                                   22,60
                                 2,72
                                 –
                                 +   9°
                                 +   9°
                                 +    4°
                                     3,58
                                     3,58
                                   7,51
                                 –
                                 3,54
                                 2,50
                                 
                              
                                     Ebenso
                                 15,2°
                                   17,64
                                 3,44
                                 –
                                    +   5,5°
                                    +   5,5°
                                    +    2,8°
                                     2,22
                                     2,22
                                   4,16
                                 –
                                 1,74
                                 1,96
                                 
                              
                                     Ebenso
                                 14,8°
                                   33,16
                                 2,40
                                 –
                                    + 21,8°
                                    + 21,8°
                                    +  10,4°
                                   14,50
                                   14,50
                                 22,06
                                 –
                                 6,80
                                 2,58
                                 
                              
                                     Ebenso
                                 14,6°
                                   16,80
                                 2,02
                                 ungegypst
                                    +   2,2°
                                    +   2,2°
                                    +   1,2°
                                     1,45
                                     1,45
                                   3,06
                                 –
                                 1,44
                                 –
                                 
                              
                                     Ebenso
                                 15,9°
                                   29,76
                                 5,16
                                 3,00
                                    –   2,2°
                                 –
                                 –
                                     5,60
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 3,10
                                 
                              
                                 Getränk
                                   0,8°
                                   24,60
                                 0,96
                                 –
                                    –   6,5°
                                 –
                                 –
                                   20,23
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Likörwein
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 – 89°
                                 – 89°
                                 –
                                 297,65
                                 297,65
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Wermuth, italienischer
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –   6°
                                 –   6°
                                 –
                                 34,2
                                   34,20
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Straſsburger Bier
                                   6,3°
                                   54,44
                                 2,24
                                 –
                                 + 56°
                                 –
                                 
                                 2,09
                                 –
                                 39,82
                                 –
                                 33,97
                                 –
                                 
                              
                                 StachelbeersaftHimbeersaft
                                 nach Appert'scherMethode
                                 ––
                                 143,80–
                                 ––
                                 ––
                                 – 22°– 18°
                                 ––
                                 ––
                                   93,26  87,24
                                 ––
                                 ––
                                 ––
                                 ––
                                 ––
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 BezeichnungderSubstanz
                                 UrsprünglicheAblenkung
                                 Ablenkung nachder Inversion,auf
                                    											ursprüng-liche Concen-tration
                                 Ablenkungnach
                                    											derVerzuckerung,ebenso
                                 UrsprünglichvorhandenerreducirenderZuckerProc.
                                 ReducirenderZucker nachder
                                    											InversionProc.
                                 ReducirenderZucker nach
                                    											derVerzuckerungProc.
                                 RohrzuckerProc.
                                 DextrinProc.
                                 
                              
                                 Eingemachtes
                                 +    18°
                                    –   20,4°
                                 –
                                 38,17
                                 67,51
                                 –
                                 27,88
                                 –
                                 
                              
                                     Ebenso
                                 +    90°
                                 +   73°
                                    + 34,4°
                                 27,92
                                 40,92
                                 56,94
                                 13,00
                                 14,41
                                 
                              
                                     Ebenso
                                   +   16,2°
                                 –
                                 –
                                 33,58
                                 62,35
                                 –
                                 27,34
                                 –
                                 
                              
                                 Sogen. Grenadine-Syrup
                                   +   78,9°
                                    +   74,6°
                                 + 40°
                                 51,93
                                 56,16
                                 73,79
                                   4,02
                                 15,86
                                 
                              
                                 Traubenzucker-Syrup
                                   + 157,2°
                                 + 157°
                                 + 80°
                                 43,90
                                 43,90
                                 77,80
                                 –
                                 30,51
                                 
                              
                                 Künstliches Gemisch aus:
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                     3,72 Traubenzucker-Syrup    3,00
                                    											Invertzucker    5,00 Rohrzucker
                                 in 100cc
                                 +    63°
                                    +    22,4°
                                    + 14,2°
                                   4,52
                                   9,53
                                 10,58
                                   4,76
                                   0,94
                                 
                              
                           
                           Nach Mittheilungen in dem Journal des fabricants de
                                 										sucre, Bd. 29 Nr. 40, und in Sucrerie beige,
                              									Bd. 17 Nr. 4 vom 15. Oktober 1888 S. 62, ist in Vonopringo, Java, in der letzten
                              									Campagne wieder mit bestem Erfolge das Diffusionsverfahren
                                 										auf die Verarbeitung des Zuckerrohres angewandt worden. Die Einrichtung war
                              									von der Gesellschaft Fives-Lille geliefert und hat in
                              									jeder Hinsicht den Zweck erfüllt. Es ist in der Weise gearbeitet worden, daſs der
                              										Kalk in die Diffusionsgefäſse gegeben wurde, und
                              									der Saft dann ohne jede weitere Behandlung, ohne Filtration und ohne Schlammstation
                              									unmittelbar zur Verdampfung im Vierkörper und dann ins Vacuum gelangte. Alle übrigen
                              									Arbeiten, Scheidung, Saturation, Entsaftung des Schlammes sind weggefallen. Die
                              									entzuckerten Rohrschnitzel werden mit den alten Rohrpressen ausgepreſst und dann in
                              									der dafür besonders eingerichteten Godillot'schen
                              									Kesselfeuerung verbrannt. Auſser getrockneten Rohrblättern wird bei regelmäſsigem
                              									Gange ein anderes Feuermaterial in der Fabrik nicht mehr benutzt.
                           Die Arbeit wird als ein groſser Fortschritt in der Rohrzuckergewinnung bezeichnet;
                              									auſser der vollständigen Entsaftung des Rohres wird die Reinigung des Saftes in der
                              									Batterie selbst erhalten und so die einfachste Arbeit und groſse Kostenersparniſs
                              									erzielt, auch jede sonst so lästige Veränderung der Säfte verhindert. Die Benutzung
                              									der Rückstände zu Dampferzeugung hat eine der bisherigen Hauptschwierigkeiten
                              									vollkommen beseitigt.
                           Hier folgen, nach dem Indische Mercur vom 6. Oktober
                              									1888, einige Durchschnittsangaben nach den Aufzeichnungen im Laboratorium von
                              									Vonopringo:
                           
                              
                                 
                                 29. Juli
                                 
                                 12. August
                                 
                                 
                              
                                 Zahl der Diffusionscylinder: 22 Stück    (Inhalt 1700k)
                                 155
                                 
                                 170
                                 
                                 
                              
                                 Rohranalyse.
                                 
                              
                                 Zellstoff
                                 11,7
                                 
                                 12,5
                                 
                                 
                              
                                 Saft
                                 88,3
                                 
                                 87,5
                                 
                                 
                              
                                 Rohrsaft.
                                 
                              
                                 Proc. Brix
                                 18,6
                                 
                                 17,1
                                 
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                   16,83
                                 
                                   14,61
                                 
                                 
                              
                                 Reinheit
                                   90,48
                                 
                                   85,43
                                 
                                 
                              
                                 Glycose
                                     0,70
                                 
                                     1,11
                                 
                                 
                              
                                 Diffusionssaft.
                                 
                              
                                 Proc. Brix
                                 14,7
                                 
                                 13,5
                                 
                                 
                              
                                 Rohrzucker
                                   13,31
                                 
                                   11,71
                                 
                                 
                              
                                 Reinheit
                                   90,54
                                 
                                   86,74
                                 
                                 
                              
                                 Glycose
                                     0,42
                                 
                                     0,64
                                 
                                 
                              
                                 Zucker in den Rückständen
                                     0,30
                                 
                                     0,56
                                 
                                 
                              
                                 Zucker im Abfluſswasser
                                     0,08
                                 
                                     0,12
                                 
                                 
                              
                                 Verdünnung
                                 28,3
                                 Proc.
                                 27,2
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Reinheit des Dicksaftes
                                   90,34
                                 
                                   87,49
                                 
                                 
                              
                                 Reinheit der Füllmasse
                                   90,82
                                 
                                   87,83
                                 
                                 
                              
                                 Rohrzucker in Füllmasse
                                   85,56
                                 
                                   82,74
                                 
                                 
                              
                                 Glycose        „           „
                                     2,82
                                 
                                     3,06
                                 
                                 
                              
                           Die Rübenzuckergewinnung auf der Insel Yesso, Japan (Scheibler's Neue Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie,
                              									Bd. 21 S. 33, nach dem Deutschen
                              									Handelsarchiv, 1888 S. 487). Das Betriebsjahr 1887/88 der Zuckerfabrik zu
                              									Mombetsu hat gegen die beiden Vorjahre etwas günstigere Resultate ergeben. Nach
                              									Beschaffung einer Osmoseanlage wurde das Melasse-Entzuckerungsverfahren zur
                              									Anwendung gebracht und dadurch der Betrieb der an und für sich kleinen Fabrik so
                              									weit gebessert, daſs aus den verarbeiteten Rüben 6,77 Proc. Zucker gewonnen werden
                              									konnten. Der Aufschwung in qualitativer Hinsicht ist trotzdem nur ein geringer, wie
                              									ein Vergleich mit dem Ergebnisse der früheren Jahre zeigt. Es wurden bei ungefähr
                              									gleicher Rübenmenge an Zucker gewonnen:
                           
                              
                                 In den Jahren
                                 1884/85Proc.
                                 1885/86Proc.
                                 1886/87Proc.
                                 1887/88Proc.
                                 
                              
                                 1. Product2. und 3. Product
                                 
                                 5,042,26
                                 4,021,15
                                 5
                                 4,381,18
                                 
                              
                                 Osmosezucker
                                 
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1,21
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                    –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Zusammen
                                 7,30
                                 5,17
                                 5
                                 6,77
                                 
                              
                           In quantitativer Beziehung sind die Ergebnisse des letzten Betriebsjahres noch immer
                              									ziemlich unbefriedigend, indem nur 3837047k Rüben,
                              									gegen 3900000k im Vorjahre zur Verarbeitung
                              									gelangten, aus denen 260124k Zucker gewonnen
                              									wurden.
                           Schuld an der geringen Rübenernte ist in erster Linie der Umstand, daſs die Felder
                              									sich in den Händen einer zu groſsen Anzahl kleiner Bauern befinden, denen es an
                              									Verständniſs und den nöthigen Mitteln zu einer rationellen Bewirthschaftung fehlt.
                              									Die einzelnen Anbauflächen sind vielfach nur ⅛ha
                              									groſs und überschreiten nie den Umfang von 2ha.
                              									Hierzu kommt als ein weiterer Uebelstand der Mangel an geeignetem Dünger. Die
                              									Regierung hat in jüngster Zeit dadurch Abhilfe zu schaffen gesucht, daſs sie 100
                              									Stück Kühe angekauft und den betheiligten Rübenbauern unentgeltlich geliehen
                              									hat.
                           Trotz der geringen Erträge hat die Fabrik in Folge Einschränkung der
                              									Verwaltungsausgaben doch noch einen kleinen Reingewinn erzielt.
                           Inzwischen sind in der Umgegend von Sapporo, der neugegründeten Hauptstadt Yesso's,
                              									die Versuche mit dem Anbaue der Zuckerrübe fortgesetzt worden. Der Boden soll
                              									daselbst für den Rübenbau erheblich günstiger sein als in Mombetsu. Proben der dort
                              									gezogenen Rüben. sind in der Fabrik zu Mombetsu auf ihren Zuckergehalt untersucht,
                              									und es ist dabei trotz der ungewöhnlichen Gröſse der Früchte ein Zuckergehalt bis zu
                              									12½ Proc. festgestellt worden; man hofft, daſs sich aus denselben 8 bis 9 Proc.
                              									Zucker gewinnen lassen wird. Nach diesem befriedigenden Ausfalle der angestellten
                              									Versuche hat sich eine Actiengesellschaft zum Betriebe einer Zuckerfabrik in Sapporo
                              									gebildet; dieselbe hat gleichzeitig die Bewirthschaftung sämmtlicher erforderlichen
                              									Rübenfelder in die Hand genommen. Die Japanische Regierung hat einen groſsen Theil
                              									der Actien übernommen und zwei deutsche Landwirthe, welche im Februar 1888 hier
                              									eingetroffen sind, mit der Leitung der Rübencultur betraut.
                           
                           Mit dem Baue der Fabrik, welche 4000 Centner täglich verarbeiten soll, wird demnächst
                              									begonnen werden.
                           Gefährdung des Javanischen Zuckerbaues durch die
                                 										Serehkranhheit (Scheibler's Neue Zeitschrift für
                                 										Rübenzuckerindustrie, Bd. 21 S. 33, nach dem Deutschen Handelsarchiv, 1888 S. 493). Bereits in früheren Mittheilungen
                              									ist auf die Zerstörungen hingewiesen worden, denen die Zuckerrohrpflanzungen in
                              									einigen Theilen Javas durch das Umsichgreifen der Serehkrankheit ausgesetzt sind. In
                              									neuerer Zeit haben sich die Klagen über das Auftreten der Krankheit vermehrt, und
                              									ihre verderblichen Folgen machen sich bereits in dem Maſse bemerklich, daſs für die
                              									diesjährige Zuckerrohrernte ein Minderertrag als unvermeidlich angesehen wird.
                           Eine vor Kurzem zu Samarang abgehaltene Versammlung der Interessenten, an welcher
                              									auſser den Delegirten Javanischer Zuckerpflanzer-Vereine und solcher der
                              									Handelskammern auch ein Vertreter der Regierung theilnahm, führte zu eingehenden
                              									Erörterungen über das Wesen der Serehkrankheit und die Mittel, wie der weiteren
                              									Ausdehnung derselben mit Erfolg zu begegnen sei.
                           Als ein Erfahrungssatz wurde einstimmig anerkannt, daſs aus krankem Zuckerrohre
                              									genommene Stecklinge wieder krankes Rohr liefern und daſs sich mit Stecklingen aus
                              									nicht verseuchten Gegenden wenigstens in der Ernte ein gutes Gewächs erzielen lasse.
                              									In der zweiten und dritten Generation zeigt sich freilich wieder die
                              									Serehkrankheit.
                           Die Versammlung wählte schlieſslich behufs gemeinsamer Abwehr des Uebels ein Comité,
                              									welches alle einschlägigen Fragen prüfen und weitere Vorschläge machen soll. Wie
                              									allgemein das Interesse an der Bekämpfung der Krankheit ist, ergibt sich daraus,
                              									daſs nicht nur die Pflanzer, sondern auch verschiedene Bankinstitute dem Comité ihre
                              									wirksame Unterstützung und finanzielle Beihilfe zugesichert haben.
                           Von den beiden groſsen Gesellschaften, welche die Gewinnung
                                 										des Strontianites früher betrieben, hat die eine, welche die Reichardt'schen Gruben in Drensteinfurt ausbeutete, den
                              									Betrieb ganz, die andere, die Strontianit-Actiengesellschaft in Ahlen, zum gröſsten Theile eingestellt.
                              									Der Bericht der letzteren beklagt die andauernd ungünstigen Verhältnisse, welche die
                              									Entwicklung der Melasseentzuckerung nicht habe aufkommen lassen und die Gesellschaft
                              									zu einer nochmaligen Einschränkung des Betriebes gezwungen habe. Ihre
                              									Gesammtproduction belief sich im Geschäftsjahre 1887 auf 56090 Centner Erz, von
                              									denen 35729 Centner zum Preise von 733958 M. (20 M. 53 Pf. für 1 Centner, immer noch
                              									32 Pf. mehr als im Jahre zuvor) verkauft wurden. Die Aufnahme vom 1. Juli hat einen
                              									Bestand von 76600 Centner Reinerz und 230500 Centner Haufwerk ergeben; der
                              									Durchschnittsgehalt des letzteren ist 14,71 Proc., der Bestand ist also sehr
                              									beträchtlich und hat,
                              									wie die oben mitgetheilten Zahlen erweisen, im vergangenen Jahre zugenommen. Die
                              									Streitfragen mit den Zuckerfabriken, die seit längerer Zeit schwebten, haben durch
                              									einen Vergleich, in welchem sich die Gesellschaft zu einem Preisnachlasse von 4 M.
                              									der Centner Strontianit verstand, ihren Abschluſs gefunden, und die Gesellschaft sah
                              									sich veranlaſst, noch zwei Schächte mehr in Betrieb zu setzen; da aber schon der
                              									vorhandene Bestand an Reinerz ausreicht, um zwei Jahre lang die contractlichen
                              									Abnehmer befriedigen zu können, so ist nicht ersichtlich, daſs durch die Vermehrung
                              									der Production die Verhältnisse des Marktes gebessert werden könnten. – An den
                              									meisten anderen Fundorten, insbesondere auch in Drensteinfurt, ist die Gewinnung von
                              									Strontianit durch kleinere Unternehmer, welche zum Theile früher Beamte der groſsen
                              									Gesellschaften waren, sowie durch einzelne Bergarbeiter fortgesetzt worden. Die
                              									Betriebe derselben sind sehr einfach. Bis auf eines sind sie sämmtlich oberirdisch
                              									und bestehen aus Tagebauen von je 3 bis 5m Tiefe
                              									und 5 bis 10, auch wohl 15m Länge. Ist ein Tagebau
                              									ausgebeutet, was in 1 bis 2 Monaten geschieht, so wird die Grube wieder eingeebnet
                              									und ein neuer Bau angelegt. Die bergmännische Gewinnung ist wegen der
                              									Wasserzuflüsse, deren Bewältigung gröſsere Pumpen mit Maschinenbetrieb erfordert, zu
                              									kostspielig. Durch die kleineren Unternehmer sind im Ganzen etwa 13000 Centner
                              									gewonnen worden, von diesen sind etwa 2000 bis 3000 Centner nach chemischen Fabriken
                              									gegangen, während der gröſsere Rest von der Zuckerraffinerie verbraucht worden ist.
                              									In der ganzen westfälischen Strontianitgewinnung wurden im J. 1887 nur etwa 300
                              									Arbeiter beschäftigt. (Aus dem Berichte der Handelskammer zu
                                 										Münster für das Jahr 1887, durch Deutsche
                                       										Zuckerindustrie, Bd. 13 S. 1342.)
                           Stammer.