Titel: | Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance. |
Autor: | Alexander M. Chance, P. Behrend |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 320 |
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Die Wiedergewinnung des Schwefels aus den
Sodarückständen durch Kalkofengase; von Alexander M. Chance.
(Schluſs des Berichtes Bd. 270 S. 522.)
Mit Abbildungen.
Chance's Wiedergewinnung des Schwefels.
Der Apparat, welcher in Oldboury seit 8 Monaten mit Erfolg angewandt wird, ist, wenn
auch beim ersten Anblicke die vielen Röhren und Hähne zu verwirren scheinen, sowohl
in seiner Construction, wie auch in der Controle, sehr einfach. Die Anordnung, in
nebenstehender Figur (Fig. 1) wiedergegeben, ist
folgende:
Eine Reihe hoher cylindrischer Gefäſse (7 sind als zweckentsprechend gefunden worden)
ist derart durch Röhren verbunden, daſs eine reihenweise Anwendung ermöglicht
ist.
Die Röhren LLL dienen zum Einleiten der Kohlensäure, die
mit CCC bezeichneten zur Verbindung, EEE bedeuten die Ausgangs- und RRR die Rückleitungsröhren.
Zur Veranschaulichung des Vorganges von der Zeit der Füllung eines Kessels bis zu
seiner Entleerung dient beifolgendes Schema (Fig. 2),
welches unter Verwerthung eines von J. C. Stevenson bei
Besichtigung der Fabrikationsweise gemachten praktischen Vorschlages entworfen ist
und den wagerechten Durchschnitt einer Reihe von 7 Kesseln während des Betriebes
zeigt.
Fig. 1., Bd. 271, S. 321Die mit CO2
bezeichneten Pfeile zeigen den Eintritt der Kalkofengase an, N den Kessel, aus dem die werthlosen Gase entweichen, und H2
S denjenigen, worin die Schwefelwasserstoffgase
angesammelt sind. Die dunkel bezeichneten Durchschnitte zeigen an, welche Kessel im
Betriebe, die hellen, welche auſser Thätigkeit. Mit weiſsem Felde auf schwarzem
Grunde sind die mit Alkalirückständen frisch beschickten Kessel gekennzeichnet,
welche wegen ihrer groſsen Absorptionsfähigkeit für Schwefelwasserstoff als die
letzten in den Reihen unverändert im Gebrauche sind. Die Zeit zwischen Beschickung
und Entleerung ist verschieden, abhängig von der Beschaffenheit der Sodarückstände,
der Menge und dem Gehalte der durchgepumpten Kalkofengase.
7 Uhr Morgens: Kessel 7 und 1 sind mit
Sodarückständen frisch beschickt, die Kalkofengase treten in 3 ein und passiren, während alle zwischenliegenden Hähne geöffnet sind,
nach einander 4, 5, 6, 7, 1; aus 1 entweichen die werthlosen Gase in die Austrittsröhren
und nach Durchstreichen eines Reinigers in die Luft. Dauer des Vorganges 1 Stunde 40
Minuten.
8 Uhr 40 Minuten: Die Gase in 5 sind für die Verarbeitung hinlänglich stark an
Schwefelwasserstoff. Das Schwefelcalcium ist zum gröſsten Theile in
Calciumsulfhydrat umgewandelt. Die aus 5 entströmenden
Gase enthalten über 30 Proc. Schwefelwasserstoff, während die aus 1 entweichenden nur 1 Proc. Schwefelwasserstoff
enthalten, wodurch die wirkungsvolle Absorptionsfähigkeit der Sodarückstände für
Schwefelwasserstoff bewiesen wird. Die Verbindungen werden so gewechselt, daſs die
Schwefelwasserstoffgase aus 5 zu dem Gasbehälter
gelangen können. Kessel 2, zum Theile carbonisirte
Rückstände enthaltend, wird eingeschaltet und die Kalkofengase gehen durch 2, 3, 4, 5, aus welch letzterem Kessel die Schwefel
Wasserstoff gase während 2 Stunden 25 Minuten bis 11 Uhr 5 Minuten in den Gasbehälter gelangen. Wenn dann
die aus 5 ausströmenden Gase unter 30 Proc.
Schwefelwasserstoff enthielten und die Rückstände in 2
und 3 so vollständig carbonisirt sind, daſs das von dem
Schlamme abfiltrirte Wasser Bleipapier nicht mehr färbt, werden 2 und 3 entleert und
frisch gefüllt.
11 Uhr 5 Minuten: Die Kalkofengase
treten in 5 ein, gehen durch 6,
7, 1, 2, 3, aus letzterem entweichen die werthlosen Gase, nachdem sie einen
Reiniger passirt bis 12 Uhr 25 Minuten, d. i. 1 Stunde 20 Minuten.
Fig. 2., Bd. 271, S. 322
12 Uhr 25 Minuten: Die Kalkofengase
treten in 4 ein, welcher Kessel theilweise carbonisirte
Rückstände enthält, gehen dann durch 5, 6, 7; die
Schwefelwasserstoffgase aus 7 gehen von 12 Uhr 25
Minuten bis 3 Uhr 30 Minuten, d. i. 3 Stunden 5 Minuten, in den Gasbehälter.
3 Uhr 30 Minuten: 4 und 5 sind frisch mit Sodarückständen gefüllt, die
Kalkofengase werden in 7 hineingepumpt und dann durch
1, 2, 3, 4, 5. Die werthlosen Gase entweichen aus
7 bis 4 Uhr 35 Minuten, d. i. Dauer 1 Stunde 5
Minuten.
4 Uhr 35 Minuten bis 8 Uhr 20
Minuten: Die Kalkofengase werden durch 6, 7, 1,
2 gepumpt, die Schwefelwasserstoffgase gehen gleichzeitig aus 2 in den Gasometer. Dauer 3 Stunden 45 Minuten.
8 Uhr 20 Minuten: 6 und 7 sind frisch beschickt, die Kalkofengase werden durch
2, 3, 4, 5, 6 und 7
gepumpt, aus diesem entweichen die werthlosen Gase bis 9 Uhr 20 Minuten, d. i. 1
Stunde.
9 Uhr 20 Minuten: Die Kalkofengase
werden durch 1, 2, 3, 4 gepumpt, die
Schwefelwasserstoffgase gehen aus 4 in den Gasometer
bis 1 Uhr 5 Minuten, d. i. 3 Stunden 45 Minuten.
1 Uhr 5 Minuten: 1 und 2 sind frisch beschickt und der Kreislauf der
Operationen beginnt von Neuem.
Es sind also während 1 Stunde 40 Minuten + 1 Stunde 20 Minuten + 1 Stunde 5 Minuten +
1 Stunde = 5 Stunden 5 Minuten die werthlosen Gase entwichen und während 2 Stunden
25 Minuten + 3 Stunden 5 Minuten + 3 Stunden 45 Minuten + 3 Stunden 45 Minuten = 13
Stunden die werthvollen Schwefelwasserstoffgase benutzt. Ungefähr 45 Minuten sind
für Entleerung und Füllung der Kessel und für Rohrumschaltungen in Abrechnung zu
bringen.
Ueber den Wechsel der Zusammensetzung der Gase findet sich am Schlusse eine
vollständige Tabelle, zugleich mit einigen Analysen des kohlensauren Kalkschlammes
und des Filtrates. Im Vergleiche zu dem Verfahren nach Schaffner und
Helbig ist die Gefahr des Entweichens von Schwefelwasserstoffgas in hohem
Grade verringert, da das Einstellen der Thätigkeit der Kohlensäuregaspumpe auch die
Erzeugung des Schwefelwasserstoffgases augenblicklich aufhält.
Die Einrichtung der Anlage ist auſserordentlich einfach. Aus einem Kalkofen saugt
eine starke Pumpe Kohlensäuregas in Gefäſse, welche zweckmäſsig in der Nähe der
Carbonisatoren aufgestellt sind, wodurch ein schneller und billiger Transport der
Rückstände aus den Gefäſsen nach den Carbonisatoren erzielt und eine Oxydation der
Masse durch die Luft möglichst vermieden wird.
Eine Reihe von 7 Cylindern 15 Fuſs (englisch) = + 4m,57 hoch, 6 Fuſs = 1m,83 im Durchmesser
würden hinreichen, den Rückstand von 300t Sulfates
in der Woche zu verarbeiten- aber ein Blick auf das Schema zeigt den Vortheil der
Aufstellung einer doppelten Reihe von Cylindern, die in Gröſsenverhältnissen,
entsprechend der Verarbeitung der Hälfte der Rückstände, in jeder Reihe derartig
angeordnet sind, daſs eine Reihe die nützlichen Schwefelwasserstoffgase abgibt,
während aus der anderen die werthlosen unwirksamen Gase austreten und so ein constanter Strom stark Schwefelwasserstoff haltiger
Gase in den Gasbehälter gelangt. Die Aufstellung des Gasbehälters muſs, soweit es
möglich, an einem freien Platze geschehen. Der Gasbehälter in Oldboury faſst bei 50
Fuſs (15m,24) Durchmesser und 14 Fuſs (4m,27) Höhe ungefähr 30000 Cubikfuſs (850cbm) Schwefelwasserstoffgas; eine Oelschicht
(„dead oil“) dient zur Controle etwaigen Gasaustrittes. Die Oelschicht
bedurfte seit dem Jahre 1883 keiner Erneuerung.
Nachdem eine zur Prüfung des Claus-Ofens und der Methode
der Schwefelgewinnung, und zur Feststellung des Kaufwerthes des so gewonnenen
Schwefels hinreichende Anzahl Tonnen Schwefel erhalten war, wurde in der Hoffnung,
auch in dieser Hinsicht den Werth dieses Verfahrens zu beweisen, auf die Darstellung
von Schwefelsäure das Augenmerk gerichtet. Die Ausführung beider Prozesse muſste, da die gröſste Leistungsfähigkeit der Anlage in
Anspruch genommen war, unterbleiben.
Seit November 1887 wurde der aus den Alkalirückständen erhaltene Schwefelwasserstoff
verbrannt in einem Ofen, der mit einer vollständigen Reihe von Kammern mit Glover-Thurm und Gay-Lyssac-Absorptions-Colonne in Verbindung stand; die bei der
Verbrennung der Schwefelwasserstoffgase gebildete Hitze war hinreichend, den Glover-Thurm in Wirksamkeit zu bringen und gleichzeitig
eine beträchtliche Menge Säure in einer offenen Verdampfungspfanne, die auf den
oberen Theil des Ofens gesetzt war, zu concentriren. Die Gröſse der Kammern
entsprach dem gewöhnlichen Maſse, wie sie seit vielen Jahren zur Verbrennung der
spanischen Schwefelkiese gedient hatten und der Salpeterverbrauch konnte auf 1,15
bis 1,44 Proc. der trockenen Säure (SO3) herabgesetzt werden. Von der ganzen Schwefel menge, welche
bisher in den Alkalirückständen weggeworfen wurde, sind ungefähr 90 Proc. als
Schwefelsäure in dem Kammersysteme erhalten worden. Von den bleibenden 10 Proc. war
die Hälfte oder 5 Proc. der ursprünglichen Menge in dem abflieſsenden Wasser
verloren gegangen; nach der neueren Anordnung wurde jedoch auch dieser Schwefel noch
ausgenutzt. Somit sind 95 Proc. des nach den Analysen in den Rückständen enthaltenen
Schwefels in Rechnung gebracht. Die übrigen 5 Proc. gehen verloren als
Schwefeleisen, welches unzerlegt in das Carbonat des Kalkschlammes übergeht, und in
der geringen Menge Schwefelwasserstoff, der mit den unwirksamen Gasen in die
Reiniger eintritt, einschlieſslich anderer geringer Verluste bedingt durch
Oxydation, Kammerausgängen u.s.w. Von dem Schwefelwasserstoffe, der in den
Gasbehälter gelangt, sind 98 bis 99 Proc. verbrannt und als Schwefelsäure gewonnen
worden.
Die Tabelle A B, auf welcher die täglich angestellten Proben nebst Datum angegeben
sind, liefert einen Beleg, wie wenig Schwefel, wenn die Kammern in ordnungsmäſsigem
Betriebe sind, in den Gasen austritt.
Tafel A. B.
Gehalt der austretenden Gase an H2S, ausgedrückt in SO3.
Datum
Gr. SO3für1
cbm
Datum
Gr. SO3für1
cbm
Datum
Gr. SO3für1
cbm
Datum
Gr. SO3für1
cbm
Datum
Gr. SO3für1
cbm
Datum
Gr. SO3für1
cbm
1887.
1887.
1888.
1888.
1888.
1888.
3. Dec.
0,18
17. Dec.
1,28
7. Jan.
4,03
21. Jan.
7,34
1. Febr.
1,28
18. Febr.
1,78
5. „
0,36
19. „
0,91
9. „
2,38
23. „
2,56
3. „
2,75
20. „
3,56
6. „
1,64
20. „
1,28
12. „
1,46
24. „
1,46
10. „
0,91
21. „
1,21
7. „
0,36
21. „
0,36
13. „
1,83
25. „
1,28
11. „
2,75
22. „
0,99
12. „
0,18
22. „
0,18
14. „
1,83
26. „
Spuren
13. „
1,23
23. „
1,28
13. „
1,28
29. „
1,64
16. „
2,38
27. „
0,18
14. „
1,70
24. „
1,52
14. „
Spuren
30. „
1,28
18. „
3,29
28. „
Spuren
15. „
3,26
25. „
2,56
15. „
1,10
31. „
3,12
19. „
4,21
30. „
0,36
16. „
5,25
16. „
3,12
20. „
2,19
31. „
Spuren
17. „
1,56
Während einiger Wochen wurden etwa 40t Schwefelsäure (SO3) in je einer Woche durch Verbrennung
des Schwefelwasserstoffes gewonnen und seit Beginn des Prozesses bis zum März 1888
wurden 3000t auf Schwefel und Schwefelsäure
verarbeitet. Die so hergestellte Säure ist auſserordentlich rein, ganz frei von
Arsen, enthält nur eine Spur Eisen und ist fast farblos.
Chance macht dann, nachdem er den Herren France und Horace W. Crother seinen Dank für ihre
Mitwirkung ausgesprochen, noch folgende Angaben über die Kosten des Verfahrens.
Gemäſs den 1883 angegebenen Zahlen stellen sich die Kosten für die Wiedergewinnung
des Schwefels nach dem Schaffner und Helbig-Verfahren
auf 25 Pf. für die Einheit Schwefel. Die Patentgebühr beläuft sich auf 1 M. für die
Tonne Sulfat und die Arbeitskosten für Erzeugung und Pumpen von Kalkofengasen sind
für beide Prozesse dieselben, alle übrigen Kosten jedoch bedeutend vermindert. Die
Kosten der Anläge sind
nur halb so hoch und die Abnützung derselben äuſserst gering. Die Arbeitskosten sind
lange nicht so groſs als die, welche das Schaffner und
Helbig-Verfahren erfordert – sogar geringer als die Kosten für Brechen der
Kiese, Entleerung und Inbetriebsetzen der Pyritöfen –, die Ausgabe für
Magnesiumchlorid fällt ganz fort und Kohle ist nur so viel nöthig, als Feuerung
erforderlich, um Kohlensäure zu pumpen und Maschinen zu treiben, wie sie beiden
Verfahren gemeinsam. Die täglichen Kosten der Schwefelsäuredarstellung, verglichen
mit denen bei Anwendung von Pyriten, sind jetzt reducirt auf das Erzeugen und Pumpen
von Kohlensäure aus einem oder mehreren Kalköfen, Kosten, die je nach dem Werthe des
Kalksteines und des Kokes für jeden Ort verschieden sind. Die Fabrikation von
kaustischer Soda und Chlorkalk erfordert je mehr Kalk, als die Menge beträgt, die
ein mit Koks gefeuerter Kalkofen beansprucht, der zur Erzeugung von Kohlensäure, wie
sie zur Wiedergewinnung des Schwefels aus den Alkalirückständen nöthig, angelegt
ist. Daher wird hinfort jeder Sodafabrikant seinen eigenen Kalk brennen und die
Kalkofengase zur Wiedergewinnung des Schwefels aus den Alkalirückständen verwenden
und somit einen Rückstand vortheilhaft zur Verwerthung
eines anderen ausnutzen.
Bei der Schätzung des Gewinnes dieses Verfahrens müssen auch die Kosten in Erwägung
gezogen werden, die bisher aus der Herbeischaffung der Pyrite entstanden und die in
Oldboury z.B. 12 Pf. für die Einheit Schwefel oder 6 M. für die Tonne Pyrite
betrugen und sich durchschnittlich in England auf 2 M. belaufen, oder 1 M. für die
Tonne Sulfat, was der Patentgebühr für das neue Verfahren gleichkommt.
Die Pyrit-Compagnien haben 1884 durch Herabsetzung des Preises für Schwefel von 50
Pf. auf 25 Pf. wohl den Schaffner und Helbig-Prozeſs
zum Stillstande gebracht, stehen aber jetzt vor ganz anderen Gesichtspunkten. Drei
Möglichkeiten sind in Betracht zu ziehen: Der Preis des Schwefels der Pyrite bleibt
wie er ist, steigt oder fällt. Bleibt der Preis von 25 bis 38 Pf., so wird dieses
neue Verfahren der Schwefel- oder Schwefelsäuregewinnung, auch ohne Berücksichtigung
des Preises für den gewonnenen Kalk, Gewinn bieten- steigt er dagegen, so steigt
auch um ebenso viel der Werth dieses Verfahrens für die Schwefelsäurefabrikation;
wird der Preis herabgesetzt, so würde der Prozeſs im Verhältnisse den
Schwefelsäurefabrikanten mehr Nutzen bringen. Aber eine Herabsetzung auf 16 Pf.
würde für die Pyrit-Compagnien, die jährlich 600000t nach England einführen, 8 M. für die Tonne oder 4800000 M. im Jahre
bedeuten. Chance ist von Sachkennern versichert, daſs
eine weitere Herabsetzung des Preises jedoch auſser Frage kommt, da die spanischen
Compagnien dann vorziehen würden, das Erz in Spanien zu lassen und in ihren Minen
auf Kupfer zu verarbeiten. Die Wahrscheinlichkeit einer solchen Annahme wird noch
dadurch erhöht, daſs im Verhältnisse zum Uebergange vom Ammoniak-Soda- zum Leblanc-Soda-Prozesse auch der Verbrauch an
Schwefelkiesen herabgehen würde, und eine Verminderung des Verbrauches würde
natürlich zur Folge haben, daſs die spanischen Compagnien auf anderem Wege diesen
Verlust auszugleichen suchen.
Würde der Schwefel gemäſs obigen Prozesses nicht mehr zu Schwefelsäure, sondern
ausschlieſslich in der Form von Schwefel gewonnen werden, so ergäbe das für England
nach Chance's Schätzung jährlich 100000t, wodurch nicht nur der Bedarf an Schwefel für
England selbst gedeckt wäre, sondern noch 60000 bis 70000t für Amerika verfügbar blieben, wo Schwefel
zollfrei importirt werden kann. Die Menge der ausschlieſslich von den Leblanc-Sodafabrikanten gebrauchten Pyrite, deren
Schwefel bis jetzt verloren ging, schätzt Chance
jährlich auf 300000t oder die Hälfte der überhaupt
importirten Pyrite.
In der an den Vortrag geknüpften Diskussion wird allseitig die Einfachheit und
nutzbringende Anwendung obigen Verfahrens lobend hervorgehoben, ebenso seine Vorzüge
vor den älteren Verfahren nach Gossage, Schaffner und
Helbig und Mond, und erwähnt, daſs auch die
Methode der Prüfung des aus den Cylindern austretenden Gases, ob dasselbe stark
genug ist, um in den Gasbehälter geleitet zu werden, sehr einfach sei; ein
gewöhnlicher Bunsen-Brenner genüge. Wenn das Gas
brennt, ist es reich genug an Schwefelwasserstoff, um weiter verarbeitet werden zu
können, wenn nicht, läſst man es noch in den nächsten mit Alkalirückständen
beschickten Cylinder treten.
Vergleichende Analysen des gewonnenen Kalk-Carbonates.
Schaffner und Helbig's Prozeſs 1883.
1.
2.
3.
4.
CalciumcarbonatCalciumsulfatCalciumchloridCalciumsilicatMagnesiumcarbonatMagnesiumoxydMagnesiumchloridNatriumcarbonatNatriumsulfatNatriumsilicatSodaThonerdeSchwefeleisenEisenoxydKoksSandKieselsäureSchwefel
(frei)Feuchtigkeit bei 80° C.Wasser
75,62 4,60 0,36– 0,60 2,50 0,88––– 0,95 0,96– 2,30 5,80– 0,50–– 4,65
79,32 3,89 0,25– 1,77 1,67 0,78––– 0,85 0,80– 2,60 3,72– 0,30–– 4,30
76,48 4,62 0,30– 0,70 2,85 1,70––– 0,70 0,76– 1,34 3,00– 1,12–– 6,00
71,14 4,52 1,51–– 3,20 2,58––– 1,75 0,94– 1,07 3,80– 3,45–– 6,00
99,72
100,25
99,57
99,96
Chance's
Schwefel-Wieder-gewinnungs-Prozeſs 1888.
A.
B.
C.
CalciumcarbonatCalciumsulfatCalciumchloridCalciumsilicatMagnesiumcarbonatMagnesiumoxydMagnesiumchloridNatriumcarbonatNatriumsulfatNatriumsilicatSodaThonerdeSchwefeleisenEisenoxydKoksSandKieselsäureSchwefel
(frei)Feuchtigkeitsverlust bei 80° C.WasserWasser und
Verlust
84,79 0,36– 1,91 1,34–– 0,45 0,07 1,47– 1,19 1,05– 4,06 0,97– 0,45 0,58– 1,31
87,16 0,49– 2,30 1,03–– 0,55 0,21 1,42– 1,47 0,71– 2,06 0,56– 0,54 0,39– 1,11
86,32 0,36– 2,35 1,07–– 0,63 0,07 1,00– 1,35 0,99– 2,98 0,85– 0,40 0,34– 1,29
100,00
100,00
100,00
Kieselsäure Proc.Schwefelsäure
(SO3)Schwefel als
SulfidSchwefel (frei)Natrium (löslich)Natrium
(unlöslich)
1,71 0,25 0,38 0,45 0,26 0,75
1,89 0,41 0,26 0,54 0,32 0,72
1,72 0,25 0,36 0,40 0,37 0,51
A und C sind aus den Carbonisatoren; B aus den Vacuumfiltern. –
Die Sulfide sind in feuchtem Schlamme bestimmt und auf trockenen umgerechnet.
Analyse der Alkalirückstände. (Chance's Verfahren).
Aus der Darstellung von
caustischer Soda
gewöhnl. Soda
CalciumsulfidCalciumcarbonatCalciumhydratCalciumsulfatCalciumhyposulfidNa2OThonerdeSchwefeleisenMagnesiaKieselsäureSchwefelKoksSandFeuchtigkeit
bei 80° C. im N-Strom
23,76 28,29 1,43Spuren– 1,63 0,87 0,94 0,35 1,37 0,36 6,90 1,06 33,34
26,46 24,16 6,33–– 1,18 0,87 0,49 0,30 1,73 0,15 3,84 0,61 34,69
30,17 19,88 1,22Spuren– 0,84 0,91 0,67 0,43 1,29 0,47 8,46 1,34 35,01
31,56 25,15––– 1,30 1,16 0,85 0,33 1,27 0,17 7,21 0,88 30,50
100,30
100,81
100,69
100,38
Gesammt Schwefel an Kalk und Eisen gebunden
10,90
11,94
13,65
14,34
Analyse der Rückstände auf Schwefel als Sulfid allein.
Datum
Schwefel
CaustischeSoda
GewöhnlicheSoda
1888.24. Januar31. „ 1.
Februar 2. „ 3. „ 4. „ 6.
„ 7. „15. „
Proc.10,9011,2711,5111,9312,4812,34 9,16–11,94
Proc.–12,5914,07–––11,3011,8113,65
Durchschnitt
11,44
12,68
Zusammensetzung der Gase aller Kessel um 7 Uhr Morgens.
Die Gase gehen aus Kessel
H2S
CO2
H2S u. CO7zusammen
Proc.
Proc.
Proc.
Nr. 3 nach Nr. 4
28,0
8,0
36,0
„ 4 „ „ 5
15,0
3,0
17,0
„ 5 „ „ 6
–
–
8,0
„ 6 „ „ 7
–
–
2,0
„ 1 „ „ 1
–
–
0,5
„ 1 nach dem Reiniger
Spuren
Spuren
–
Analyse der Kalkofengase auf CO2.
Durchschnitt4 dreistündlicher
Proben
bei Tage
Nachts
1888.
Proc.
Proc.
8. Februar
28,1
26,6
9. „
27,0
29,0
10. „
28,6
28,1
11. „
29,6
29,1
Analyse der H2S-Gase im
Gasbehälter.
9,0 Morgens
4,30 Nachm.
H2S
CO2
H2S
CO2
1888.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
8. Februar
33,4
1,6
34,0
2,0
9. „
32,3
1,7
33,0
2,0
10. „
34,0
1,0
33,4
1,6
11. „
34,0
2,0
34,0
2,0
Wasser vom Kalkschlamme abfiltrirt.
Gramm für 100l
16. Jan.
10. Febr.
13. Febr.
27. Febr.
Alkalinität herstammend von NaHCO3 (als Na2O)
663,0
679,8
779,7
860,1
Carbonate von Ca u. Mg (als CaCO3)
150,2
177,7
144,3
215,6
Gesammt S
110,7
36,9
21,5
51,2
S als SO4
–
1,4
1,1
Spuren
S als Hyposulfid
22,9
18,3
5,1
20,4
S als Sulfid
–
–
–
–
Kieselsäure
–
–
7,9
7,5
Al2O3, Fe2O3
–
–
Spuren
Spuren
P. Behrend.