| Titel: | Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brauindustrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 352 | 
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                        Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Brauindustrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof.
                           								Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
                        
                     
                        
                           Die zahlreichen Neuerungen, welche im Laufe der letzten Jahre auf dem Gebiete der
                              									Brau-Industrie, insbesondere in Bezug auf maschinelle Einrichtungen und
                              									Hilfsapparate, zur Einführung gelangten oder doch in Vorschlag gebracht wurden,
                              									waren zum gröſsten Theile bei der aus Anlaſs des sechsten deutschen Brauertages in
                              									Stuttgart veranstalteten Fachausstellung für Brauwesen in sehr übersichtlicher Weise
                              									vorgeführt worden, und bot diese Ausstellung den Besuchern daher ein sehr
                              									interessantes und vollständiges Bild des gegenwärtigen Standes der in technischer
                              									Richtung so hoch entwickelten Industrie. Es dürfte daher, wenn auch diese
                              									Ausstellung längst geschlossen ist, den Interessenten dieses Zweiges der technischen
                              									Wissenschaft ein kurzer übersichtlicher Bericht über die bei dieser Gelegenheit
                              									vorgeführten Neuerungen auf dem Gebiete der Brauerei- und Mälzerei-Einrichtungen
                              									willkommen sein.
                           Mit dem Zweige der Mälzerei beginnend, ist zunächst hervorzuheben, daſs anläſslich
                              									dieser Ausstellung ein Wettstreit sämmtlicher neuerer Malz-Entkeimungs- und
                              									Putzmaschinen eingeleitet worden war, an welcher Concurrenz sich 17 Maschinen,
                              									worunter 16 deutscher und eine österreichischer Herkunft, und zwar 12 verschiedener
                              									Constructionen betheiligten. Die Beurtheilung der wettstreitenden Maschinen erfolgte
                              									durch eine Commission, bestehend aus 5 Bierbrauern, 3 Maschinentechnikern und 3 Technologen, welche die
                              									Maschinen beurtheilten: a) nach dem erforderlichen Kraftaufwand, b) nach der
                              									Leistung in der Stunde, c) nach der Reinheit und dem Aussehen des geputzten Malzes,
                              									d) nach der Menge der gebrochenen oder sonst beschädigten Körner, e) nach der Menge
                              									und Beschaffenheit der Putzabgänge, f) nach der Beschaffenheit der Malzkeime, g)
                              									nach der Construction und Ausführung. – Die Commission, welche mit groſsem Eifer
                              									diese Prüfungen durchführte, hat die Ergebnisse ihrer Beobachtungen in einem
                              									besonderen Berichte veröffentlicht.
                           Von den an diesem Wettstreite betheiligten Maschinen seien nachstehende
                              									beschrieben:
                           C. Seeger, Mechaniker in Cannstatt, hatte eine neue
                              									Malz-Entkeimungs- und Reinigungsmaschine ausgestellt, welche anderen ähnlichen
                              									Apparaten gegenüber wesentliche Vortheile aufweist. Die Construction derselben ist
                              									folgende: Das Malz wird oben in einen Cylinder eingeführt, welcher mit
                              									Stahldrahtgewebe überzogen ist; im Inneren dieses Cylinders ist ein rotirender
                              									Cylinder, bestehend aus 6 Stahlschlägern, angeordnet. Dieser Cylinder schleudert das
                              									unentkeimte Malz durch einander, an dem Siebe vorbei, und wird durch diese
                              									Manipulation das Malz gründlich entkeimt und von Staub u.s.w. abgerieben. Nachdem
                              									das Malz diesen Entkeimer verlassen hat, gelangt es auf ein Schüttelwerk, auf
                              									welchem Steine und sonstige Bestandtheile, welche gröſser sind als Malz,
                              									ausgeschieden werden und seitwärts der Maschine in einen Behälter fallen. Das Malz
                              									selbst gelangt in eine eigens construirte Aspiration, welche vierfach wirkt und
                              									regulirbar ist.
                           Die Keime, Hülsen u.s.w., von welchen der gröſste Theil schon im Entkeimer abgeht,
                              									werden hier vollständig abgesogen und durch den Saugwind in ein herzustellendes
                              									Staubhaus weitergeführt, leichte Malztheile werden ausgeschieden. Das gereinigte
                              									Malz tritt an der Stirnseite der Maschine aus.
                           Eine andere neue Construction von Malz-Putzmaschinen, die gleichzeitig als
                              									Polirmaschine wirkt, hatten Eduard Löhnert und Sohn aus
                              									Groſs-Stohl bei Friedland a. Mohra (Mähren) ausgestellt. Der Zulauf des zu
                              									reinigenden Malzes erfolgt durch einen Zulauftrichter, unter welchem sich ein etwa
                              										1m hoher conischer Arbeitscylinder aus
                              									geschlitztem Bleche befindet. In diesem Arbeitscylinder geht im Abstande von 1cm von der Cylinderwandung eine ähnlich geformte
                              									Bürste um, welche annähernd 400 Umdrehungen in der Minute macht. Durch die Reibung
                              									des Malzes unter sich, sowie an der glatten Mantelwand und der weichen Bürste
                              									erfolgt eine gründliche Reinigung und gleichzeitig ein Poliren des Malzes, ohne daſs
                              									letzteres angegriffen oder beschädigt werden kann. Um gröbere Verunreinigungen aus
                              									dem Malze zu entfernen und die Bürste zu schützen, ist oberhalb des eigentlichen
                              									Putzcylinders ein Vorcylinder angeordnet, in welchem die bereits losen Keime und gröbere Beimengungen
                              									aus dem Malze entfernt werden. Die Keime fallen in einen unter dem Cylinder
                              									angebrachten Kasten; an der Hauptspindel der Maschine ist ein Bläser angebracht,
                              									welcher den Staub bloſs von dem entkeimten Malze absaugt.
                           Eine neue Malz-Putzmaschine war ferner von F. Stolz in
                              									Mergelstetten (Württemberg) ausgestellt und beim Wettbewerbe betheiligt. Das Malz
                              									gelangt bei derselben aus dem Einlauftrichter zunächst in den Entkeimer, einen
                              									Cylinder von etwa 15cm Durchmesser, an dessen
                              									Längsachse herzförmige Messer sitzen. In diesem Cylinder werden nicht nur die Keime
                              									abgelöst, sondern es wird das Malz an den beiden Enden auch abgestumpft, so daſs es
                              									vollkommen spelzfrei wird. Das entkeimte Malz gelangt hierauf in den Sortircylinder,
                              									der in seinem Inneren einen kleineren grobmaschigen Steincylinder zum Ausscheiden
                              									gröſserer Beimengungen hat. Der Sortircylinder ist dreitheilig, und werden in
                              									demselben Keime, Hülsen und leichtes Malz abgeschieden. Am unteren Ende desselben
                              									ist ein Bläser angeordnet, welcher den Staub aus dem Malze absaugt und in einen vor
                              									dem Bläser angebrachten luftdicht geschlossenen Staubkasten führt, aus welchem der
                              									angesammelte Staub zeitweise entfernt werden muſs.
                           Eine weiter am Wettstreite betheiligte combinirte Malz-Entkeimungs- und Polirmaschine
                              									war die von Franz Schäfer in Mühlhausen in Thüringen.
                              									Dieselbe ist aus Holz in Form eines viereckigen Kastens construirt, welcher die
                              									mechanischen Theile in sich birgt. Der Aufschüttrumpf ist mit einer Einrichtung
                              									versehen, welche eine stetige Bewegung im Malze hervorruft und dasselbe vollständig
                              									gleichmäſsig einlaufen läſst. Das Malz durchstreicht nur ein Schneckengewinde mit
                              									geripptem Schneckenkörper auf kantigem Mantel, wobei ein kräftiges Reiben der
                              									Malzkörner unter sich stattfindet und an den scharfen Kanten der Schnecke ein
                              									vollständiges Abbrechen der Keime erzielt wird, jedoch ohne Verletzung der Körner.
                              									Indem nun die Malzkeime und der Putzstaub durch Wurf von dem reinen Malze getrennt
                              									werden, da die specifisch schweren Malzkörner weiter als die leichten Keime fliegen,
                              									erzielt man ohne Drahtcylinder eine reine Sortirung, und werden auch die Keime
                              									staubfrei. Das so entkeimte reine Malz kommt nun in die Polirtrommel und wird unter
                              									sich und an runden Flächen sanft gerieben bezieh. polirt. Ein darunter angebrachtes
                              									Steinsieb entfernt dann etwaigen Putzstaub und gröſsere Theile, als. Steine u.
                              									dgl.
                           Auch A. Steinecker in Freising hatte seine bekannte und
                              									bewährte Malz-Putzmaschine am Wettstreite theilnehmen lassen. Die Steinecker'sche Malz-Entkeimungs- und
                              									Reinigungsmaschine ist für Hand- und Maschinenbetrieb eingerichtet. Die Arbeitsweise
                              									der meisten Polirmaschinen stützt sich durchwegs auf schnell laufende
                              									Maschinentheile, von welchen wegen der gewaltthätigen Einwirkung viel, namentlich
                              									das bessere Malz, zerschlagen wird. Die Steinecker'schen Malz-Entkeimungs- und Reinigungsmaschinen haben keine schnell gehenden Theile,
                              									reinigen das Malz schon im ersten Gange keim- und staubfrei, zerbrechen kein Malz,
                              									und es wird viel weniger Staub sichtbar. Wichtig ist dabei, daſs die Aufstellung für
                              									die Betriebshantirung in praktischer Anordnung geschieht. Der Antrieb ist sehr
                              									einfach.
                           Eine weiter ausgestellte Malz-Putz- und Entkeimungsmaschine von M. Oſsberger in Thalmässing zeichnet sich von den
                              									älteren Anordnungen besonders dadurch aus, daſs die Umhüllung des
                              									Entgrannercylinders, durch welchen das Malz entkeimt wird, von scharfem,
                              									vierkantigem Drahtgewebe hergestellt ist, welches, während das ungeputzte Malz durch
                              									die Schleuderschaufeln an dasselbe angeworfen wird, schon den meisten Staub, Keime
                              									u.s.w. durchgehen läſst.
                           Die weiter am Wettstreite betheiligte Malz-Putzmaschine von Stieberitz und Müller in Apolda hat nachstehende Einrichtung: In einem
                              									vollständig geschlossenen Gehäuse arbeitet ein aus Rahmen zusammengesetzter, mit
                              									entsprechendem Drahtgewebe oder gelochtem Bleche bespannter, rotirender und in allen
                              									Theilen leicht zugänglicher Cylinder von eigenthümlichem kreissägeartigem
                              									Querschnitte mit einer in ihm rotirenden Schleudertrommel zusammen behufs Trennung
                              									der Körner von den ihnen anhaftenden Keimen und Schalentheilen, und zum Glätten und
                              									Poliren der Körneroberfläche, während vor Austritt des Malzes aus der Maschine ein
                              									mit dieser verbundenes Fanggebläse noch den Rest der im Malze verbliebenen Keime,
                              									Staubtheile und Hülsen absaugt. Durch einen an dieser Maschine angebrachten
                              									Vorcylinder werden überdies grobe Verunreinigungen aus dem Malze entfernt, bevor es
                              									in die eigentliche Putzmaschine gelangt.
                           Eine neue Malz-Entkeimungs- und Putzmaschine, genannt „Gambrinus,“ nach System
                              										Rolle, war von Pröſsdorf
                                 										und Koch in Leipzig zur Ausstellung gebracht und am Wettstreite betheiligt.
                              									Ihre Ausführung ist im Wesentlichen folgende: Auf einer wagerechten Welle, welche in
                              									gut construirten Lagern läuft, ist eine Trommel von groſsem Durchmesser angeordnet,
                              									welche an den beiden Seitenflächen, wie auch an der Peripherie mit eigenthümlich
                              									geformten flachen Stahlmessern besetzt ist. Diese Trommel ist von einem Mantel aus
                              									gelochtem Bleche umschlossen, durch welchen die Keime fallen. Das zu putzende Malz
                              									wird dem Cylinder durch einen langen Einlauftrichter stetig zugeführt und wird der
                              									Zulauf durch einen Schieber geregelt.
                           Eine ganz neue Art der Malzreinigung war durch die Maschine, System Reinhard-Rösler in München, bei diesem Wettstreit
                              									vorgeführt. Bei diesem Systeme der Malzreinigung wird das Entkeimen und Putzen des
                              									Malzes einerseits, sowie das Nachputzen und Poliren andererseits durch zwei ganz
                              									verschieden construirte und getrennt arbeitende Maschinen ausgeführt. Die zum
                              									Entkeimen des Malzes dienende Maschine hat nachstehende Einrichtung: Das Malz fällt
                              									aus dem Zulauftrichter auf eine Vorrichtung, welche Keime, Besenreiser, Sackbänder und
                              									andere gröbere Verunreinigungen aus dem Malze beseitigt; von da auf eine
                              									Vertheilungswalze, welche das Malz, nachdem es behufs Ausscheidung der losen Keime
                              									einen Luftstrom passirt hat, den Bearbeitungscylindern zuführt. In diesen wird das
                              									Malz in zwei unter einander liegenden, 1m,5
                              									langen, 0m,13 weiten Röhren durch kleine an einer
                              									rotirenden Welle angebrachte Schaufeln vorwärts geschoben. Der untere Theil dieser
                              									Röhren, der aus messerartigen Stäbchen gebildet ist, welche mit dem Rücken nach
                              									innen stehen, hat entsprechende Schlitze. Bei dem Fortschieben des Malzes in den
                              									engen Röhren werden die Keime abgetrennt und fallen durch die Schlitze. Das Malz
                              									gelangt hierauf aus der oberen in die untere Röhre und wird an dem Ausgange der
                              									letzteren noch durch einen Ventilator ausgeblasen, welcher Hülsen und Unkrautsamen,
                              									die nicht durch die Schlitze fallen können, beseitigt. – Je ein solches Röhrenpaar
                              									bildet eine für sich abgeschlossene Batterie, deren Leistung etwa 15hl in der Stunde beträgt. Durch Aneinanderreihen
                              									mehrerer solcher Batterien kann man die Leistung einer Maschine beliebig
                              									bestimmen.
                           Die zugehörige Malz-Polirmaschine hat den Zweck, das Malz, nachdem es die
                              									Entkeimungsmaschine passirt hat, von Schimmel, Staub, losen Hülsen u. dgl. zu
                              									befreien. Die Bearbeitung des Malzes in dieser Maschine geschieht durch eigenartig
                              									um eine Achse gewundene Schlagleisten, welche das Malz veranlassen, sich bis zum
                              									Ausstoſsen an der Maschine fortwährend intensiv an sich selbst zu reiben. An der
                              									Welle sind auſserdem noch Kerne angebracht, an deren Enden sich Schaufeln befinden;
                              									dieselben schieben das Malz in entgegengesetzter Richtung wie die Stahlleisten und
                              									bewirken hierdurch eine innige Mengung des Malzes. Die abgetrennten Theile und der
                              									Staub werden hierbei durch Saugwind entfernt. – Diese neue Maschine für
                              									Malzbearbeitung fand besondere Beachtung seitens der Fachmänner.
                           Eine Reihe anderer Malz-Putzmaschinen waren noch ausgestellt, jedoch theils wegen
                              									verspäteter Anmeldung, theils aus anderen Gründen an der Concurrenz nicht
                              									betheiligt. Unter diesen zeichnete sich die von Amandus
                                 										Kahl in Homburg ausgestellte Maschine durch eine neue und eigenartige
                              									Vorrichtung zum Sammeln des abgesaugten Malzstaubes mittels Elektricität aus. Die
                              									Maschine besteht aus einer wagerechten Trommel, in welcher ein aus Bürsten
                              									bestehendes Flügelwerk rotirt, dessen Wirkung regulirbar ist. Diese Trommel ist zum
                              									Zwecke der Absiebung des abgelösten Staubes mit einem Mantel von Drahtgeflecht
                              									umgeben. Nachdem das Malz gebürstet ist und die Trommel verlassen hat, fällt es auf
                              									ein hin und her gehendes Sieb, welches die Keime durchläſst, während gleichzeitig
                              									ein Ventilator den Staub absaugt. Der zugehörige Staubsammler besteht aus einem
                              									senkrechten Kasten, in dessen unterem Theile der Ventilator arbeitet. Im oberen
                              									Theile sind auf zwei
                              									wagerechten Wellen kreisrunde Kautschukplatten von etwa 20crn Durchmesser zwischen Holzplatten angeordnet,
                              									welche gegen mit Leder besetzte Stäbe reiben. Hierdurch wird Elektricität erzeugt,
                              									welche den abgesaugten Staub an den Platten festhält, von welchen er selbsthätig
                              									abgestreift wird und in die seitlichen Abtheilungen des Staubkastens fällt.
                           Die weiter von Burkhardt und Ziesler in Chemnitz
                              									ausgestellte Malz-Entkeimungsmaschine hat folgende Einrichtung: Das Entkeimen des
                              									Malzes geschieht bei derselben in dem Schlägerkasten, in welchem um eine wagerecht
                              									gelagerte Welle eine Anzahl Stahlmesser in geeigneter Stellung sich sehr schnell
                              									bewegen, wodurch sämmtliche Keime von den Körnern abgetrennt werden. Aus dem
                              									Entkeimungsapparate fällt das Malz durch eine Blechschlotte in einen Siebcylinder,
                              									durch welchen die Keime von den Körnern gesondert werden. Der letzte Theil des
                              									Cylinders, aus weitmaschigem Drahtgewebe bestehend, läſst schlieſslich die geputzten
                              									Körner aus dem Cylinder wieder in eine Blechschlotte treten, in welcher ein
                              									kräftiger Bläser den Staub absaugt, während Steine und andere gröbere
                              									Verunreinigungen im Cylinder zurückgehalten werden.
                           Die von Andreas Eisenlauer in Günzburg a. D.
                              									ausgestellte Malz-Putzmaschine zeigt eine neue Art der Einrichtung, indem bei
                              									derselben das Entkeimen durch eigenthümlich geformte und angeordnete Rosetten
                              									erfolgt. Durch die Anordnung der auf einer Achse an einander gereihten, canellirten,
                              									sich drehenden Rosetten und der dazwischen stehenden, den Mantel bildenden,
                              									gleichfalls canellirten Rippen ist dem Malze eine groſse Reibungsfläche geboten,
                              									ohne daſs sich dieselbe weit vom Drehpunkte ausdehnt, daher der Widerstand leichter
                              									überwunden wird. Die ziemlich tiefen Rinnen an den Seiten der Rosetten und Rippen
                              									bewirken bei ersteren ein Fortschaffen, bei letzteren ein Aufhalten des Malzes und
                              									erzeugen, unterstützt durch das fortwährende Nachdrücken aus der Gosse, eine starke
                              									Reibung der Körner unter sich und auch an den Wandungen der arbeitenden Theile, an
                              									welch letzteren auch alle Kanten abgerundet sind, um jede Beschädigung des Malzes zu
                              									verhüten. Die untere Rippenreihe ist verstellbar, daher dieselbe bei zähem Malze der
                              									oberen Reihe genähert und dadurch der Auslauf gehemmt werden kann, was dann eine
                              									wirksame Abreibung zur Folge hat. Nach Verlassen des Entkeimungsapparates hat das
                              									Malz einen kräftigen Windstrom zu passiren, der die meisten Keime und den Staub
                              									entfernt; der letzte Rest derselben wird auf einem entsprechend langen Rüttelsiebe
                              									abgesondert.
                           Als Ausstellungsstück war ferner noch die in der Stuttgarter Tivoli-Brauerei in
                              									Betrieb gesetzte Malz-Putzmaschine von F. J. Sommer in
                              									Landshut (Bayern) anzusehen, welche gleichfalls wegen verspäteter Anmeldung am
                              									Wettstreite nicht betheiligt war. Diese Maschine besteht aus dem
                              									Entkeimungs-(Polir-)Apparate, einem Exhaustor und einem Siebcylinder, welche durch
                              									entsprechende Gestelle unter einander verbunden sind. Die Wirkungsweise dieser
                              									Maschine beruht darauf, daſs sich das eingeführte Malz durch gegenseitige Reibung
                              									selbst bearbeitet, was dadurch bewirkt wird, daſs der Apparat nun das
                              									Betriebselement bildet, um das eingeführte Material in eine rotirende Bewegung mit
                              									ungleicher Geschwindigkeit zu bringen und sich so gegenseitig abzuschleifen und
                              									abzureiben. Alle mit dem Malze in Berührung kommenden Theile dieser Maschine sind
                              									vollkommen glatt und sorgfältig abgerundet, so daſs ein Beschädigen der Körner nicht
                              									stattfinden kann. Der Apparat, welcher gleichzeitig als leichtes Gebläse wirkt,
                              									stöſst schon während der Bearbeitung den gröſsten Theil der abgeriebenen
                              									Verunreinigungen durch ein gelochtes Zargblech aus, welcher in einer unter dem
                              									Apparate angebrachten Gosse gesammelt wird. Der mit der Maschine verbundene
                              									Exhaustor hat den Zweck, das Malz beim Verlassen des Apparates auszublasen, um
                              									Staub, Keime und Hülsen zu entfernen, welche durch ein Winddruckrohr in eine
                              									besondere Staubkammer geleitet werden. – Der zur Maschine gehörige Siebcylinder hat
                              									den Zweck, das geputzte Malz entsprechend zu sortiren. Derselbe hat deshalb drei
                              									verschiedene Bespannungen, welche drei verschiedene Sorten Abputzmalz aussortiren,
                              									während eine vierte Bespannung, das sogen. Steinsieb, entsprechend weit ist, um das
                              									rein geputzte Malz durchfallen zu lassen, während alle gröberen Verunreinigungen,
                              									Steine, Reiser u.s.w., am Ende des Cylinders ausgeworfen werden. Der Cylinder ist
                              									der ganzen Länge nach mit Walzenbürsten ausgerüstet, welche die Schlitzlochungen der
                              									Bespannung reinigen.
                           Auſser den vorbeschriebenen Malz-Entkeimungs- und Putzmaschinen sollen nun einige mit
                              									denselben verbundene oder doch zugehörige Staubfänger,
                              									die in der Ausstellung in Betrieb vorgeführt waren, besprochen werden.
                           Mit der Malz-Putzmaschine von Reinhard und Rösler war
                              									eine neue Construction eines Staubfängers von Jaaks und
                                 										Behrns in Lübeck in Betrieb zu sehen.
                           Der Staubfänger von Jaaks und Behrns hat von allen
                              									übrigen Constructionen den Vorzug der gröſsten Einfachheit, und da eine Brauerei
                              									verhältniſsmäſsig geringe Anforderungen an einen Staubsammler stellt, wird derselbe
                              									jedenfalls in der Brauerei vollauf genügen, wenn er auch in anderen Fabriken
                              									vielleicht einiges zu wünschen übrig läſst.
                           Dieser Filter besteht aus einfachen Flanellschläuchen von der Länge der jedesmaligen
                              									lichten Etagenhöhe, welche mit ihren unteren offenen Enden an den die Staubluft
                              									enthaltenden, den Staub erzeugenden Maschinen thunlichst nahen Staubraum
                              									angeschlossen sind, während dieselben am oberen Ende durch einfache Holzdeckel
                              									geschlossen und mittels eines an zwei Tauen über Rollen hängenden Gewichtes hoch und
                              									straff gehalten werden. Die staubgeschwängerte Luft tritt somit von unten in diese langen Filterschläuche oder
                              									Säcke ein und wird beim
                              									Durchziehen durch die Wandungen vom Staube gereinigt, während der an der inneren
                              									Seite des Filtertuches hängen bleibende Staub zeitweise abgestoſsen, gesammelt und
                              									abgeführt wird.
                           Diese Anordnung bietet, da die Schläuche ohne jedes Gerüst oder Gerippe, lediglich
                              									durch den Luftdruck von innen nach auſsen selbsthätig in Cylinderform gehalten
                              									werden, eine verhältniſsmäſsig groſse freie Filterfläche und der volle unten offene
                              									Querschnitt dieser Hohlcylinder gewährt bei entsprechender Wahl des Durchmessers zu
                              									der Länge, die, wie erwähnt, gleich einer dichten Etagenhöhe, also auf etwa 2½ bis
                              										3½m bemessen ist, eine so groſse
                              									Eintrittsöffnung, daſs die Staubluft sehr ruhig in die Filter eintritt und wenig
                              									mitreifst.
                           Gewöhnlich werden vier solcher Filterschläuche zu einem Systeme vereinigt. Die
                              									Reinigung der Filter von Staub geschieht für jedes System gleichzeitig.
                           Bei den von oben her, wie erwähnt, durch ein Gewicht straff gehaltenen Staubmänteln
                              									werden in bestimmten Zeiträumen durch Hebung des Gewichtes die daran befestigten
                              									oberen Filterdeckel gesenkt und so die inneren Filtermäntelräume blasebalgartig
                              									verkleinert, auch werden gleichzeitig die unteren 4 Eintrittsöffnungen der Staubluft
                              									durch einen geeigneten Verschluſs luftdicht verschlossen. Durch das Fallenlassen des
                              									Gewichtes wird dann der allmählich zusammengeschrumpfte Filtersack plötzlich wieder
                              									stramm gezogen. Das Emporschnellen verursacht eine energische Erschütterung, wodurch
                              									der Staub abfällt. Das Abstoſsen des Staubes wird noch durch den Gegenwind
                              									wesentlich unterstützt, der in Folge der plötzlichen inneren Raumvergröſserungen der
                              									schnell aufgezogenen Cylinder von auſsen nach innen entsteht. Der so abgestoſsene
                              									Staub wird, nachdem ihm Zeit zur ruhigen Ablagerung auf dem geeigneten
                              									Bodenverschlusse der 4 Filtercylinder gelassen ist, direkt in einen untergehängten
                              									Sack abgeführt, und gleichzeitig mit diesem Vorgange öffnet sich auch wiederum der
                              									Bodenverschluſs selbsttätig, um der Staubluft wieder freien Zutritt zu den
                              									gereinigten Filtern zu gewähren.
                           Die erwähnten Bewegungen, das Heben des Gewichtes, sowie. Schlieſsen und Wiederöffnen
                              									des Bodenverschlusses, geschehen durch eine endlose Kette, in welcher sich ein oder
                              									mehrere Vorsprünge befinden, die in geeigneter Weise am Gewichte und Verschlusse
                              									anhaken; diese Kette wird durch ein kleines Kettenradvorgelege langsam bewegt. Die
                              									Kette läſst sich natürlich beliebig über Rollen leiten, so daſs sowohl eine Reihe
                              									Filtersysteme neben einander, als auch solche an entfernteren Stellen und zu
                              									verschiedenen Zwecken in der Brauerei aufgestellte durch dieselbe Kette bedient
                              									werden.
                           Wie die Erfahrung gezeigt hat, bieten diese Filter auſser den schon erwähnten
                              									Vortheilen der immer gleich bleibenden groſsen Filterfläche, des ruhigen
                              									Lufzutrittes, der zweckmäſsigen Filterreinigung, sowie daſs dieselben an jeder Stelle
                              									der Fabrik leicht angebracht und betrieben werden können, namentlich noch den
                              									Vortheil, daſs sie von allen Seiten bequem zugänglich und in ihrer einfachen
                              									Anordnung jedem Arbeiter verständlich sind; auch läſst sich die Anzahl der
                              									Filtercylinder für jede Luftmenge je nach Bedürfniſs anordnen, so daſs der für die
                              									Wirkung der Reinigungsmaschine so schädliche Gegendruck ganz nach Belieben zu
                              									beschränken ist.
                           Ein Filter, aus Systemen zu je 4 Stücken bestehend, nimmt eine Fläche von 1qm ein.
                           In kleineren Betrieben kann auch die Antriebswelle für die Kette fortfallen, das
                              									Reinigen der Filter geschieht dann durch Heben der Gewichte mit der Hand.
                           Nach dem Tode des Inhabers der Firma Jaaks und Behrns in
                              									Lübeck hat Fr. Hausloch in Hamburg die Patente und ihre
                              									Verwerthung übernommen.
                           
                              (Fortsetzung folgt.)