Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 375 |
Download: | XML |
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
I. Gerste, Malz, Hopfen.
Ueber die allgemeinen Bezugsverhältnisse der Braugerste
veröffentlicht E. Struve eine ökonomistisch-statistische
Studie in der Wochenschrift für Brauerei, 1888
Bd. 5 S. 964. Verfasser schildert die allgemeinen Bezugsverhältnisse des wichtigsten
Braustoffes, der Gerste, um daraus, soweit es bei den zu Gebote stehenden Mitteln
möglich ist, ihre Bedeutung für die wirthschaftlichen Interessen des Braugewerbes
darzulegen. Ueber die Ursachen der verschiedenen
Beschaffenheit des Mehlkörpers der Gerste stellte Prof. T. Adametz (Allgemeine Brauer-
und Hopfenzeitung, 1888 Bd. 28 S. 2182) umfassende Untersuchungen an.
Glasige und kiesige Gersten zeichnen sich durch eine dichtere Lagerung und engere
Verbindung der Stärkekörner aus, wogegen bei mehlreichen Gersten diese Lagerung
keine so dichte ist und der in Folge dessen in den Zellen vorhandene Raum mehr Luft
enthält. Bei mehlreicher Gerste erscheinen die Schnitte des Endosperms unter Wasser
getaucht stets dunkler, während die Schnitte einer kiesigen oder glasigen Gerste
viel heller und durchscheinender sind. Gieſst man Alkohol zu, wodurch die Luft aus
den Zellen ausgetrieben wird, so zeigen sich bei mehlreicher Gerste
verhältniſsmäſsig mehr Luftbläschen als bei glasiger oder speckiger Gerste.
Als zweite Ursache wird angeführt, daſs kiesige und glasige Gerste eine gröſsere
Menge von Stickstoff haltigen Substanzen enthalten als mehlreiche Gersten. Da
indessen die Menge der Stickstoff haltigen Stoffe im Gerstenkorne nicht bloſs mit
der kiesigen oder der mehligen Beschaffenheit des Kornes zusammenhängt, sondern noch
von vielen anderen Umständen, besonders vom Boden, der Witterung, dem Dünger, sowie
vom Gerstenkorne selbst abhängt, so kann nur die Beschaffenheit des Endosperms ein
und derselben Gerste verglichen werden.
Von neuem bestätigt werden ferner die Beziehungen, welche sich zwischen den
Formenverhältnissen und dem Stickstoffgehalte der Körner ergeben. Je voller (breiter
und bauchiger) das Korn, desto geringer ist der Stickstoffgehalt; zugleich steigert
sich das Volumgewicht und ist die specifisch schwerste Gerste die an Stickstoff
ärmste. Ebenso verringert sich der Stickstoffgehalt mit dem Steigen des absoluten
Gewichtes. Flachkörnige Gerste ist auch spelzenreicher, vollkörnige dagegen relativ
ärmer an Spelzen.
Im Ganzen enthält also auch nach den Adametz'schen
Untersuchungen eine Gerste um so weniger Stickstoffsubstanz, je voller, je gröſser
das Hektolitergewicht und je mehlreicher sie ist. In Verbindung mit lichter Farbe
und dünner Schale sind die bezeichneten Eigenschaften in der That die wichtigsten,
die von einer guten Malzgerste bei empirischer Beurtheilung verlangt werden.
Die von Adametz erhaltenen Zahlen finden sich im
Originale tabellarisch angeordnet (vgl. 1888 268
568).
Ueber die qualitative Beschaffenheil der
Niederösterreichischen Gerste des Jahres 1887 stellte Dr. Theodor v. Weinzierl zahlreiche Untersuchungen an (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1888 Bd. 11 S.
518). Die Proben wurden von 40 landwirthschaftlichen Bezirksvereinen und 21
Gutsverwaltungen, die in ganz Niederösterreich vertheilt sind, eingesendet. Die
Untersuchungen erstreckten sich auf das Hektolitergewicht, die Reinheit, die
Keimfähigkeit, den Procentgehalt der Spelzen und die Beschaffenheit des Mehlkörpers.
Die Beurtheilung des Gebrauchswerthes geschah von einem Brauer. Die Bestimmung des
Hektolitergewichtes wurde mit dem von Friedrich
Haberlandt verbesserten Einliterapparate der Normalaichungscommission in
Berlin vorgenommen und die gefundenen Werthe mit dem Correctionsfactor 1,049
multiplicirt. Die Bestimmung der Reinheit wurde mit einer Mittelprobe von 100g nach der in der Samencontrolstation in Wien
üblichen Methode gemacht. Behufs Bestimmung der Keimfähigkeit wurden je 200 Körner
12 Stunden lang im Quellwasser von etwa 14° eingeweicht, hierauf zwischen
Filtrirpapier ausgelegt und in einem Keimkasten untergebracht. Auf die Feuchtigkeit
des Keimbeetes wurde besonders Obacht gegeben. Die Temperatur überstieg nicht 18°.
Jeder Versuch wurde nach 8 Tagen als abgeschlossen betrachtet. Bei den
Untersuchungen über die Mehligkeit wurde das Farinatom von Printz verwendet. Als mehlig wurde jenes Korn bezeichnet, dessen glatte
Querschnittsfläche sich weiſs zeigte, als glasig, wenn dieselbe hornartig aussah,
als übergehend, wenn eine glasige Wandzone und ein annähernd gleich groſser mehliger
Kern oder das Umgekehrte sich zeigte. Um den Spelzengehalt zu bestimmen, wurden je
200 lufttrockene Körner gewogen, hierauf mit 50 procentiger Schwefelsäure 24 Stunden
lang geweicht. Die Körner wurden sodann mit Wasser abgespült, getrocknet, wieder
gewogen und aus dem Gewichtsverluste der Spelzengehalt procentisch berechnet.
Den zahlreichen in Tabellen aufgestellten Resultaten entnehmen wir folgende Angaben:
Das Hektolitergewicht der als „prima“ bezeichneten Gersten schwankt zwischen
66,3 und 75k,1, bei den als „hochprima“
angeführten zwischen 66,7 und 74k,1.
Nach den Schätzungen in der Praxis wurde eine Gerste, deren Keimfähigkeit nur 94
Proc. betrug, noch als Primawaare bezeichnet. Bei zwei anderen Gersten, welchen
dieselbe Eigenschaft beigelegt worden ist, war die Keimfähigkeit 96 Proc. und 96,5
Proc.
Demnach kann eine ungarische Herrschaftsgerste mit einer Keimfähigkeit von 96 Proc.
recht wohl als „garantirt keimfähig“ verkauft werden, ohne daſs der Käufer
die Waare zur Verfügung zu stellen berechtigt ist.
Die mehligen Körner jener Gersten, welche als die besten beurtheilt wurden, betrugen zwischen 1
Proc. und 21 Proc. Bei den Waaren, die als „hochprima“ beurtheilt wurden,
machten die glasigen Körner 8 Proc., 10 Proc., 14 Proc., 20 Proc. und 44 Proc. aus.
Bei den Primagersten wird die Zahl 50 Proc. glasige Körner nur einmal überschritten.
Die geringste Anzahl glasige Körner (2 Proc.), zugleich die höchste Anzahl mehliger
(45 Proc.) und die gröſstmöglichste Keimfähigkeit (100 Proc.) hatte eine Gerste,
welche das Prädikat „mittel, zu braun“ erhielt.
Auf der Fachausstellung für Brauwesen in Stuttgart 1888 fand
ein Wettstreit von Malzputzmaschinen statt und wurden hierbei folgende 14
Maschinen geprüft: Maschine Nr. 1 und 2, Malzputzmaschine der Trieurfabrik Augsburg-Pfersee, Maschine Nr. 3 Ed. Löhnert und Sohn in Groſs-Stohl bei Friedland a. d.
Mohra, Mähren, Maschine Nr. 4 Aug. H. Martin in
Neustadt a. d.h., Rheinpfalz, Maschine Nr. 5 Heinrich
Reinhard in München, Maschine Nr. 6 Heinrich
Reinhard in München, Maschine Nr. 7 Valentin
Schallmo in Kaiserslautern, Maschine Nr. 8 Franz
Schäfer in Mühlhausen i. Th., Maschine Nr. 9 Carl
Seeger in Cannstatt, Maschine Nr. 10 A.
Steinecker in Freising, Bayern, Maschine Nr. 11 Stieberitz und Müller in Apolda, Maschine Nr. 12 und 13: A) Maschine Nr.
12 F. Stolz in Mergelstetten, B) Maschine Nr. 13 von
derselben Firma, Maschine Nr. 14 Pröſsdorf und Koch in
Leipzig.
Bezüglich des Berichtes über die Ergebnisse des Wettkampfes verweisen wir auf die Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung, 1888 Bd. 28 8.
2133. (Vgl. S. 351 dieses Heftes.)
M. Hayduck berichtet über die Fortsetzung seiner
Untersuchungen über die bitteren und harzigen Bestandtheile des Hopfens in
der Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 937.
An der Ausführung der Untersuchung haben sich die Herren Foth, Windisch und Bau betheiligt.
Zur Gewinnung der Harze wurde der Hopfen, wie bereits früher mitgetheilt (1888 267 44), mit Aether extrahirt, der Rückstand des
Aetherauszuges mit 90procentigem Alkohol behandelt und die hierbei erhaltene
alkoholische Harzlösung zunächst mit einer kalt gesättigten Lösung von essigsaurem
Bleie versetzt, wobei ein gelblicher voluminöser Niederschlag entstand, die
Bleiverbindung eines der in Lösung befindlichen Harze, welches Hayduck als α-Harz
bezeichnet. Aus der vom α-Harze befreiten alkoholischen
Lösung wurde nach dem Entbleien und Eindampfen durch Behandlung der rückständigen
Harzmasse mit Petroleumäther (Siedepunkt nicht über 60°) ein zweites Harz – β-Harz – gewonnen, während ein drittes – γ-Harz – ungelöst blieb.
Die drei Harze besitzen nach Hayduck folgende
bemerkenswerthe Eigenschaften:
Das α-Harz ist ein Weichharz von zähflüssiger Consistenz
und hellrothbrauner Farbe; fast geruchlos, besitzt es einen stark und nachhaltig
bitteren Geschmack. Es ist leicht löslich in den gewöhnlichen Lösungsmitteln für Harze, Aether,
Alkohol, Chloroform u.s.w., sehr schwer in Wasser.
In Brunnenwasser ist das Harz leichter löslich als in destillirtem, was auf der
Bildung von festen leichter löslichen Kalkverbindungen beruht. Als charakteristische
Reactionen führt Hayduck folgende an:
In der alkoholischen Lösung des Harzes entsteht nach Zusatz einer Auflösung von
essigsaurem Bleie in Alkohol ein gelblicher voluminöser Niederschlag. Eine
ätherische Lösung des Harzes mit einer wässerigen Lösung eines Kupfersalzes
geschüttelt gibt eine gelblichgrün gefärbte Aetherschicht. Die wässerige Lösung des
Harzes gibt mit essigsaurem Bleie einen weiſsen, mit Kupfervitriol einen
bläulichweiſsen, mit Eisenchlorid einen braunen Niederschlag und mit verdünnter
Schwefelsäure oder Salzsäure eine starke weiſse Trübung. Durch Zusatz von Alkalien,
Kalk- oder Barytlösung nimmt die wässerige Lösung des Harzes eine dunklere Farbe an,
ohne daſs dabei ein Niederschlag entsteht.
Das Harz besitzt die Eigenschaften einer schwachen Säure: mit Kali und ebenso mit
anderen Basen verbindet es sich zu salzartigen Verbindungen, ohne dabei eine
chemische Veränderung zu erleiden.
Wenn das α-Harz der Temperatur des siedenden Wassers
ausgesetzt wird (sei es trocken oder in wässeriger Lösung), so erleidet es eine
allmählich fortschreitende Veränderung, wobei drei harzige Umsetzungsproducte
beobachtet wurden.
1) Ein hellgelbes Weichharz, löslich in Petroleumäther, nicht
fällbar durch alkoholische Lösungen von essigsaurem Bleie und Kupfer. Beim Zusätze
des Kupfersalzes nimmt die alkoholische Harzlösung eine gelblichgrüne Farbe an. In
den übrigen Reactionen stimmt dieses Harz mit dem unveränderten α-Harze überein.
2) Ein dunkel gefärbtes Weichharz, unlöslich in Petroleumäther,
sonst wie 1.
3) Ein dunkel gefärbtes sprödes Harz, unlöslich in Petroleumäther.
Die ätherische Lösung desselben wird beim Schütteln mit Kupferlösung nicht grün
gefärbt. Eine alkoholische Lösung von essigsaurem Bleie erzeugt in der alkoholischen
Lösung des Harzes eine schmutziggraue Trübung.
Alle drei genannten Harze bilden in Wasser lösliche Kaliverbindungen und werden durch
Zusatz von Säuren aus diesen wieder abgeschieden.
Das β-Harz ist dem α-Harze
sehr ähnlich. Es wurde ebenfalls als Weichharz abgeschieden, war aber etwas
dünnflüssiger als dieses und hatte einen starken hopfenartigen Geruch, welcher
indessen auf eine Verunreinigung des Harzes mit Hopfenöl zurückzuführen ist. Von
essigsaurem Bleie wird es in alkoholischer Lösung nicht gefällt; die ätherische
Lösung mit Kupferlösung geschüttelt gibt eine rein smaragdgrüne Aetherschicht.
Durch Kochen mit Wasser wurden drei Producte erhalten:
1) Ein hellgelbes sehr weiches Harz, welches durch Ausschütteln
der klaren, wässerigen Lösung mit Aether erhalten wurde und nach seinen Reactionen
als unverändertes, von dem stark riechenden Oele vollständig befreites β-Harz betrachtet werden muſs.
2) Eine in Petroleumäther unlösliche Modification desselben
Harzes.
3) Ein in Petroleumäther unlösliches festes Harz.
Das γ-Harz ist fest, spröde, von dunkelbrauner Farbe und
in reinem Zustande nicht bitter, sondern völlig geschmacklos. Die erste Angabe, daſs
das feste Harz auch bitter sei, ist auf die Anwesenheit einer geringen Menge von β-Harz zurückzuführen, welches diesmal völlig entfernt
werden konnte.
Gegen die oben angegebenen Reagentien, welche zur Erkennung der beiden Weichharze
dienen, verhält sich das γ-Harz indifferent.
Gegen Alkalien zeigt es ebenfalls das Verhalten einer schwachen Säure. Aus der
wässerigen Lösung der Kaliverbindung wurde das Harz durch Mineralsäuren in Form
eines feinpulverigen hellbraunen Niederschlages ausgeschieden.
Die drei hier beschriebenen harzartigen Körper aus dem Hopfen wurden bei Verarbeitung
verschiedener Hopfen nach demselben Verfahren in gleicher Weise wieder erhalten.
Auch aus dem Lupulin wurden dieselben drei Harze dargestellt. In ihren Eigenschaften
und Reactionen stimmen sie mit den aus den Hopfenzapfen gewonnenen Harzen
vollständig überein.
Die Hopfenbittersäure wurde zuerst von Lermer dargestellt, später von Bungener eingehend untersucht. Hayduck kann
die Angaben Bungener's durchaus bestätigen, fand
indessen Krystalle von verschiedener Form. In dem α-Harze hatten sich einmal Krystalle von dem Aussehen langgestreckter
rhombischer Tafeln, im β-Harze sehr dünne lange Prismen
abgeschieden.
Die Reindarstellung der Krystalle aus dem β-Harze gelang
vollständig, nicht ebenso die aus dem α-Harze.
Dieselben schienen einerseits leichter löslich in Petroleumäther zu sein,
andererseits leichter an der Luft zu verharzen.
Die Krystalle zeigten dieselbe bemerkenswerthe Eigenschaft, wie die Hopfenbittersäure
aus dem β-Harze, nämlich: sich bei wiederholtem
Verdunsten der alkoholischen Lösung in ein bitteres Weichharz umzuwandeln. Dieses
glich in seinen Eigenschaften und Reactionen vollständig dem α-Harze, ebenso wie das unter denselben Bedingungen aus der.
Hopfenbittersäure entstehende Harz mit dem β-Harze
übereinstimmte.
Aus dem ätherischen Oele des Hopfens erhält man ein
Harz, welches in seinen Eigenschaften dem γ-Harze
gleicht.
Wenn die Annahme richtig ist – und sie hat viel Wahrscheinlichkeit für sich – daſs
das γ-Harz aus dem ätherischen Hopfenöle durch
Verharzung desselben entsteht, so sind die im Hopfen ursprünglich enthaltenen
Körper, aus denen die beschriebenen Harze erst als secundäre Verbindungen entstehen,
die Hopfenbittersäure oder zwei krystallinische Verbindungen vom Charakter der
Hopfenbittersäure und das Hopfenöl.
Nur das α- und β-Harz sind
von Bedeutung für die Brauerei. Nur diese beiden Harze ertheilen dem Bier den
gewünschten bittern Geschmack und besitzen die wichtige Eigenschaft, Spaltpilzgährungen
zu hemmen. Das γ-Harz besitzt keine der beiden
Eigenschaften. Es ist in Folge seiner Löslichkeit in Wasser auch im Bier enthalten,
muſs aber als werthloser Bestandtheil desselben angesehen werden.
Hayduck glaubt aus seinen Untersuchungen schlieſsen zu
müssen, daſs die beiden in Petroleumäther löslichen Weichharze den Bitterstoff des
Hopfens repräsentiren. Der Bitterstoff von Iſsleib und
Greshoff (1888 266 323)
zeigt so groſse Aehnlichkeit mit den aus ihrer wässerigen Lösung mittels Aether
abgeschiedenen Weichharzen, daſs die Identität dieser Körper unzweifelhaft
erscheint. Die Existenz eines besonderen Bitterstoffs im Hopfen neben den bittern
Harzen hält Hayduck nicht für erwiesen.
Bezüglich der Gewichtsverhältnisse, in welchen die drei beschriebenen Harze im Hopfen
enthalten sind, wird folgendes mitgetheilt: von einem frischen Hopfen wurden
erhalten: 17,784 Proc. Aetherextract und aus diesem auf Hopfen berechnet:
4,734 Proc. α-Harz, 8,065 Proc. β-Harz, 5,191 Proc. γ-Harz.
Die wirksamen Weichharze waren also vorwiegend vorhanden. Da
das γ-Harz für die Brauerei werthlos ist, so genügt es
nicht, wie Greshoff mit Recht hervorhob, zur
Werthbestimmung des Hopfens den Aether oder Alkoholextract zu bestimmen, sondern es
ist nöthig, den in Petroleumäther löslichen Theil des Hopfens quantitativ zu
ermitteln.
Da in der Praxis der Bierbrauerei die Extraction des Hopfens mit Würze, also mit
einer wässerigen Lösung verschiedener Stoffe vollzogen wird, so schien es von
praktischem Interesse zu sein, die Frage zu beantworten, welche bitteren und
harzigen Substanzen in einem wässerigen Hopfenauszuge
enthalten sind und welche Eigenschaften dieselben besitzen. Zu dem Behufe wurden
200g Hopfen mit 10l Wasser (aus der Wasserleitung) 1 Stunde lang gekocht, und zwar wurde die
Operation im Ganzen viermal ausgeführt. Die Auszüge wurden nach dem Ansäuern mit
Schwefelsäure mit Aether ausgeschüttelt.
In ihren Eigenschaften glichen die erhaltenen Harze den aus dem Hopfen direkt
gewonnenen. Neben den durch das Kochen veränderten Weichharzen enthielten die in
Petroleumäther unlöslichen Harzrückstände der vier Hopfenauszüge jedenfalls auch das
indifferente γ-Harz.
Aus der zuletzt angeführten Versuchsreihe ergibt sich, daſs viermal ausgekochter
Hopfen noch bedeutende Harzmengen (53 Proc.) enthält. Hierdurch erklärt sich die
Thatsache, daſs Hopfen wiederholt mit Wasser ausgezogen werden kann, ohne seinen
bitteren Geschmack und seine antiseptischen Eigenschaften zu verlieren. (Vgl. Deinhardt'sches Hopfenkochverfahren.)
Die aus den Hopfenauszügen isolirten Harze stimmen mit denjenigen des Bieres überein.
Es fand sich also auch im Biere:
1) ein weiches bitteres Harz, lös-lich in
Petroleumäther; 2) ein Harz von derselben Be-schaffenheit,
unlöslich in Petroleum-äther;
Modificationen des α- und β-Harzes bezieh. unverändertes β-Harz.
3) ein festes, schwach bitteres, inreinem Zustande
wahrscheinlich nichtbitteres Harz.
Die wirksamen Harzbestandtheile des Bieres, wahrscheinlich
ein Gemenge von Umwandlungspro- ducten des α- und β-Harzes
mit γ-Harz.
Der viermal mit Wasser ausgekochte Hopfen wurde getrocknet und mit Aether der
zurückgebliebene Harzrest ausgezogen.
In der folgenden Tabelle sind die Gewichtsmengen der in die wässerigen Auszüge
übergegangenen Harze, so wie der in Petroleumäther lösliche Antheil derselben
zusammengestellt:
Gelöstes Harz
Vom gelösten Harz in Petroleum-äther
lösliche Antheile
g
g
Proc.
1.
Auszug
3,8
1,8
47,3
2.
„
3,9
1,9
48,7
3.
„
3,0
1,4
46,7
4.
„
1,6
0,7
43,7.
Die Menge des nicht in wässerige Lösung übergegangenen Harzes betrug 13g,8.
Es enthielt somit von dem gesammten Harze:+
Der
1.
Auszug
14,5
Proc.
„
2.
„
14,9
„
„
3.
„
11,5
„
„
4.
„
6,1
„
rückständiges Harz im Hopfen
52,9
„
Die bei der Biergährung sich bildende Harzdecke besteht zum gröſsten Theile aus
Hopfenharzen und gewissen Eiweiſskörpern in Verbindung mit Gerbstoff. Beiden
Bestandtheilen ist die Eigenschaft gemeinsam, in der Wärme bedeutend löslicher zu
sein als bei niederen Temperaturen und daher beim Abkühlen gesättigter Lösungen sich
auszuscheiden. Die Annahme liegt nahe, daſs eine Ausscheidung der genannten Stoffe
auch in der auf die niedrige Gährungstemperatur abgekühlten Würze im Verlaufe der
Gährung allmählich stattfindet. Die Entstehung der sogen. Harzdecke findet hierdurch
eine einfache Erklärung.
Ueber den Einfluſs, welchen wässerige Hopfenauszüge auf die Währung der
Milchsäurebakterien und einiger anderer Gährungsorganismen ausüben, hat Hayduck schon früher (Wochenschrift für Brauerei, 1885 Nr. 19) berichtet. Die Resultate der
Untersuchung, die später durch weitere Versuche ergänzt wurden, sind kurz
folgende:
1) Ein wässeriger Hopfenauszug übt auf die Gährthätigkeit der Hefe
keinen nachtheiligen Einfluſs aus.
2) Die Gährung des stäbchenförmigen Milchsäurefermentes wird durch
wässerigen Hopfenauszug stark beeinträchtigt. Der Auszug von 1g Hopfen in 0l,5
Malzmaische vermochte in der letzteren die Milchsäuregährung fast gänzlich zu
verhindern. Selbst noch kleinere Mengen (0g,5 und
0g,25 Hopfen) wirkten stark verzögernd auf die
Milchsäuregährung.
3) Verschiedene Hopfensorten zeigten ein ungleiches Vermögen, die
Milchsäuregährung zu hemmen. Mit zunehmendem Alter des Hopfens scheint dies Vermögen
abzunehmen. Die feineren Sorten zeigten aber gegenüber den geringeren in dieser
Beziehung keinen Vorzug, ebenso wenig die ungeschwefelten Sorten gegenüber den
geschwefelten.
4) Der Hopfen behielt auch nach dreimaligem Ausziehen mit
siedendem Wasser die Fähigkeit, die Milchsäuregährung zu hemmen, auch besaſs die 3.
Auskochung noch einen intensiv bitteren Geschmack.
5) Der Milchsäure erzeugende Pediococcus wurde (s. o.) durch
Hopfenabkochung in seiner Entwicklung und Gährthätigkeit weniger gehemmt als das s tabellenförmige Milchsäureferment.
6) Die Buttersäuregährung wurde in Malzmaischen durch
Hopfenabkochung erheblich beeinträchtigt, ebenso die Gährthätigkeit der
Fäulniſsbakterien in Eiweiſs haltigen Flüssigkeiten.
7) Die Essigbakterien und der Kahmpilz werden durch Hopfen in
ihrer Entwickelung nicht beeinträchtigt.
Neue Versuchsreihen ergaben:
8) Daſs das α- und β-Harz, sowie das durch Oxydation der Hopfenbittersäure
entstandene Harz, welches mit dem β-Harz identisch ist,
in äuſserst geringer Menge stark hemmend auf die Milchsäuregährung einwirken, daſs
dagegen das γ-Harz unwirksam ist.
9) Die Untersuchung der Harze des Bieres und der Harzdecke und
deren Wirkung auf die Milchsäuregährung führen zu dem Resultate, daſs im Verlaufe
der Biergährung nicht etwa gewisse harzige Bestandtheile ausgeschieden werden,
während andere in der Lösung bleiben, sondern daſs die im Biere gelösten und die in
der Decke ausgeschiedenen Harze qualitativ nicht verschieden sind.
Die Frage, wann der Hopfen die für die technische Verwendung
erforderliche Reife besitzt, behandelt Prof. Dr. R. Braunport (Wochenschrift für Brauerei, 1888 Bd. 5 S. 947). Es wird
gezeigt, wie man mit dem Doldengewichte, Gerüche, Geschmacke und Farbe der Dolden
bei gleichzeitiger Beobachtung der Drüsenbeschaffenheit durch das Mikroscop das
Reifestadium feststellen kann. Der umfassenden Originalabhandlung, auf welche
hiermit verwiesen wird, sind 3 colorirte Tafeln mit Abbildungen von Reibflächen
beigegeben. Die von Braunport zuerst versuchten und
entwickelten Sekretbilder (Reibflächen) können gleichfalls zur Beurtheilung des
Reifestadiums des Hopfens verwendet werden. Endlich wird anhangsweise noch die
Arbeit des Pflückens besprochen.
Patente: Malzentkeimungsmaschine, D. R. P. Nr. 40755 vom
30. Januar 1887. Ludwig Röſsler in Aibling und Heinrich Reinhard in München.
Die Haupttheile der Maschine sind zwei Reinigungscylinder und ein Exhaustor. In dem
oberen Cylinder rotirt eine Welle mit theilweise schräg, theilweise gerade
angesetzten flachen Rührarmen. Das durch den Einschüttrumpf zugeführte Malz staut
sich vor den geraden Rührarmen und wird von den schräg gestellten kräftig
bearbeitet, so daſs es schnell entkeimt wird. Der zweite Cylinder ist mit einem
schraubenförmig gewundenen Bandeisen als Rührvorrichtung versehen. Die Cylinder
bestehen in ihrer oberen Hälfte aus Siebblech, in der unteren aus parallel
gespanntem Drahte, und zwar besitzt der obere Draht conischen Querschnitt, um das
Durchfallen der Malzkeime zu erleichtern. Beim Verlassen der Maschine wird das
entkeimte Malz durch den Exhaustor völlig von Staubtheilchen befreit.
Malzentkeimungs-, Putz- und Sortirmaschine, D. R. P. Nr.
41528 vom 17. Februar 1887. F. J. Sommer in Landshut i.
B. Die Maschine stellt eine Combination der unter Nr. 32341 patentirten
Malzentkeimungsvorrichtung mit einem Windsaugekasten und einer abgeänderten
Malztrommel dar.
Ventilationseinrichtung für Malzdarren, D. R. P. Nr.
41972 vom 15. Mai 1887. Erdmann Witschel in Breslau. Um
durch Erhitzung der Luft im Schornsteine der Darre den Zug zu verstärken, ist das zu
diesem Zwecke bereits übliche Rauchrohr von einem Heizapparate umgeben.
Wendeapparat für Malz und ähnliche Materialien von Joh. Schäfer und Söhne in Crefeld, D. R. P. Nr. 41525
vom 6. Februar 1887.
Zerlegbares Holzfaſs zum Transport und zur Conservirung von
Hopfen von Ludwig Gerngroſs, M. Frauenfeld und
Wilhelm Gerngroſs in Nürnberg, D. R. P. Nr. 39882
vom 12. November 1886.
Gegenüber den zur Aufbewahrung des Hopfens üblichen Blechbüchsen soll dieses Holzfaſs
u.a. den Vortheil gewähren, daſs kein Dichtungsmaterial erfordert wird, keine
Rostflecken vorkommen und sein Preis niedriger ist.
C. J. Lintner.
(Fortsetzung folgt.)