Titel: | W. Oesterreich's Klappenschrank mit Vielfachumschalter für städtische Telephonanlagen. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 407 |
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W. Oesterreich's Klappenschrank mit
Vielfachumschalter für städtische Telephonanlagen.
Mit Abbildungen.
Oesterreich's Klappenschrank mit Vielfachumschalter.
Die Zweckmäſsigkeit der Verwendung von Vielfach-Umschaltern (vgl. 1885 256 443. 1888 269 166) in den
Vermittlungsämtern von Stadt-Telephonanlagen, in denen mehr als ein Beamter
gleichzeitig im Dienste ist, steht auſser Zweifel; denn nur bei Benutzung solcher
Umschalter können die Verbindungen der einzelnen Leitungen mit einander mit der
erforderlichen Schnelligkeit und Sicherheit ausgeführt werden, weil jeder Beamte
jede Leitung selbständig und ohne vorheriges Fragen und Sprechen mit jeder anderen
verbinden kann.
Bei der Einrichtung der Western Electric Company (1885
256 445) besitzt jede Leitung an jedem Arbeitsplatze
eine Einschaltungsvorrichtung, und der Beamte kann leicht prüfen, ob die zu verbindende
Leitung besetzt ist oder nicht. Zum Zwecke der Prüfung ist für jede Leitung eine
besondere Zimmerleitung vorhanden, welche mit sämmtlichen Stöpsellöchern verbunden,
jedoch im Ruhezustande isolirt ist, während sie bei einer Verbindung durch den
Stöpsel mit der Leitung verbunden wird, so daſs der prüfende Beamte aus dem
elektrischen Verhalten des Stöpselloches sich vergewissern kann, ob die Leitung frei
oder besetzt sei.Eine neuere Form der Klappenschränke der Western
Electric Company ist in Lumière
Electrique, 1886 Bd. 20 * S. 613, beschrieben.
Die Anwendung von zwei durchgehenden Drähten für jede Leitung durch ein groſses
Fernsprechamt verursacht einen namhaften Aufwand; für ein Amt mit 1000 Theilnehmern
und 10 Schränken von je 100 Klappen stellen sich bei Anwendung inductionsfreier
Zimmerkabel die Kosten der Zimmerdrähte auf etwa 10000 M. Deshalb hat der Kaiserl.
Postrath a. D. Wilh. Oesterreich in Berlin eine
Schaltung aufgesucht, bei welcher der besondere Prüfungsdraht wegfällt; auſserdem
aber hat er durch namhafte Vereinfachungen an den Klinken die Einrichtungskosten,
deren Höhe hisher die Einführung der Vielfach-Umschalter verzögerte, weiter
ermäſsigt.
Fig. 1., Bd. 271, S. 408Seine in Deutschland (* D. R. P. Nr. 45143 vom 16. März 1887) und in
anderen Staaten patentirte vereinfachte Schaltung ist in Fig. 1 schematisch dargestellt. Die Leitung L setzt sich im Amte als l, l'.... fort und
durchläuft in jedem der vorhandenen Klappenschränke eine Klinke I, II, III...., die aber nur aus zwei durch das
Ebonitstück c zusammengehaltenen leitenden Theilen, der
Hülse a und einer darauf liegenden am Ende hakenförmig
umgebogenen Feder b, besteht. Nach der letzten Klinke
ist noch die in dem Schranke dieser Klinke befindliche, zu L gehörige Klappe K und eine für eine
gröſsere Anzahl von Leitungen (etwa 50) gemeinsame constante Prüfungsbatterie B von 2 bis 3 Elementen, sowie ein regulirbarer kleiner
Widerstand W eingeschaltet; mittels des letzteren wird
der ungetheilte Batteriestrom, der bei dem durch Nebeneinanderschaltung vieler
Leitungen vorhandenen geringen Widerstände verhältniſsmäſsig stark ist, so regulirt,
daſs er gerade nur zur
Prüfung der Stromfähigkeit der Leitungen mittels eines empfindlichen Galvanoskops
ausreicht. Der Strom einer Batterie von 2 bis 3 Kupfer-Zink-Elementen ist genügend;
der auf jede Leitung im Ruhezustände fallende Zweigstrom setzt selbstverständlich
den empfindlichsten Wecker nicht in Thätigkeit. In Aemtern ohne Nachtdienst kann die
Batterie während der Nacht ausgeschaltet werden.
Fig. 3., Bd. 271, S. 409Zur Verbindung zweier Leitungen dient der in Fig.
3 skizzirte Stöpsel, welcher aus dem Metallcylinder k2 mit der Spitze k1 und der Einkerbung
m sowie einem auf den Vordertheil aufgeschobenen
Hartgummiringe n besteht. Am Ende des Stöpsels ist eine
Leitungsschnur s2
befestigt. Wird der Stöpsel in das Loch der ersten Leitung L so weit eingeschoben, daſs die Schneide b
der Klinke auf dem isolirenden Ringe n aufliegt, so ist
die Schnur s2 durch die
Hülse a mit der Leitung L
verbunden, während die weiter rechts liegenden Klinken, die Klappe K und die Prüfungsbatterie B abgeschnitten sind. Am anderen Ende der Schnur s2 befindet sich ein zweiter Stöpsel, der
in das zur zweiten, mit L zu verbindenden Leitung
gehörige Loch desselben Sehrankes gesteckt wird.
Fig. 2., Bd. 271, S. 409Das möglichst empfindliche Prüfungs-Galvanoskop wird bei der Prüfung
mittels eines Stöpsels mit doppelter Leitungsschnur, der in Fig. 2 dargestellt ist, in die vor der Verbindung zu untersuchende
Leitung eingeschaltet. Der Prüfungsstöpsel besteht aus einem in der Mitte liegenden
Metallstücke mit der Spitze k und der Einkerbung m, und aus einer auf dasselbe aufgesteckten Ebonitröhre
n, auf welche wieder die Metallröhre h aufgeschoben ist. Die Metalltheile des Stöpsels sind
mit den beiden Leitern der Leitungsschnur verbunden, und zwar der Leiter s mit dem Theile h und der
Leiter s1 mit dem
Theile k. Die Theile der Klinken und des Stöpsels sind
in ihrer Länge so bemessen, daſs, wenn der eingeschobene Stöpsel mit seiner
Einkerbung m unter der Schneide der Klinkenfeder sich
befindet, k mit b und h mit a in Berührung
steht; die beim Einschieben des Stöpsels durch das Abheben der Feder b von der Hülse a
unterbrochene Leitung ist jetzt durch ss1 wieder geschlossen und ein zwischen die Leiter s und s1 eingeschaltetes Galvanoskop ist jetzt in die
Leitung eingeschaltet. Wenn jetzt das eingeschaltete Galvanoskop Strom anzeigt, so
ist die ganze Leitung L unbesetzt; denn wäre die
Leitung L an einer von der Prüfungsstelle rechts
gelegenen Klinke gestöpselt und dadurch mit einer zweiten Leitung verbunden, so
würde zwar die Leitung L durch die Leitungsschnur und
jene zweite Leitung an Erde liegen, jedoch wäre die Prüfungsbatterie B (Fig. 1)
abgeschnitten; wäre die Leitung L aber an einer links
von der Prüfungsstelle gelegenen Klinke verbunden, so wäre die Leitung L von den Theilen getrennt, welche von dieser Klinke
aus nach rechts liegen;
die Nadel kann also in beiden Fällen nicht ausschlagen.
Für den Betrieb können nun aber noch verschiedene Einrichtungen gewählt werden; doch
sollen möglichst wenig Stöpsel angewendet und die zur Einschaltung, zur Prüfung der
gerufenen Leitung, zur Verbindung nöthigen Handgriffe möglichst vereinfacht bezieh.
zusammengelegt werden.
Fig. 4., Bd. 271, S. 410Fig. 5., Bd. 271, S. 410Eine sehr einfache Betriebsschaltung ist in Fig.
4 skizzirt. Danach dient der Prüfungsstöpsel s zugleich zur Einschaltung des Sprechapparates; in die doppelte Schnur
s1, s2 ist das
Prüfungs-Galvanoskop G eingeschaltet, während s1 mit der
Mittelschiene des Tasters T des Sprechapparates F verbunden ist; mittels einer besonderen Schnur mit
den beiden Stöpseln s1
und s4 (Fig. 5) und dem eingeschalteten Schluſszeichenapparate
SK (Klappe oder Galvanoskop) wird die Verbindung
zweier Leitungen hergestellt. Sobald nun die Klappe K
(Fig. 1) der an den Schrank III geführten Leitung L
des Theilnehmers A fällt, steckt der Beamte den Stöpsel
s in die zu L gehörige
Klinke III dieses Schrankes und schaltet damit den
Sprechapparat zum Abfragen ein. Nachdem der Theilnehmer A seine Wünsche geäuſsert hat, wird der Stöpsel s aus der Klinke III herausgezogen und statt
dessen einer der Stöpsel s3 oder s4
eingesteckt, wonach sich die Leitung L zunächst für
eine später etwa von einem anderen Schranke aus vorzunehmende Prüfung als
„besetzt“ erweist. Alsdann wird der Stöpsel s in die Klinke der von A gewünschten Leitung
L1 des Theilnehmers
B langsam eingeschoben, und zwar nur so weit, daſs
der vordere metallische Theil des Stöpsels s mit der
Klinkenfeder b und der Theil h mit der Hülse a in Verbindung ist; dann
schlägt die Nadel des Galvanoskops G aus, wenn die
Leitung L1 frei ist.
Muſs der Ruf des Theilnehmers B von dem Amte aus
erfolgen, so wird der Stöpsel s ganz in das Klinkenloch
eingeschoben und die Taste T gedrückt, und so die
Rufbatterie in WB in Thätigkeit gebracht; nöthigenfalls
wird gehört, ob B sich meldet, alsdann wird der Stöpsel
s entfernt und durch den zweiten Verbindungsstöpsel
s4 bezieh. s3 ersetzt. Wird der
Theilnehmer B nicht durch das Amt, sondern durch den
Theilnehmer A gerufen, so braucht der Stöpsel s nicht auf seine ganze Länge eingeschoben zu werden,
sondern er kann gleich nach geschehener Prüfung entfernt und durch den zweiten
Verbindungsstöpsel ersetzt werden.
Diese höchst einfache Betriebsschaltung dürfte sich ganz besonders empfehlen, wenn
der Beamte ein sogen. „Kopf“-Telephon hat, welches durch einen federnden
Bügel am Ohr des Beamten festgehalten wird, während das Mikrophon frei vor seinem
Munde hängt. Der Beamte hat dann beide Hände frei und kann in die eine den Stöpsel s, in die andere einen der Stöpsel s3 oder s4 nehmen.
Fig. 6., Bd. 271, S. 411Eine zweite Betriebsschaltung ist von der
Telephonfabrik Mix und Genest in Berlin bei den von ihr
für die Deutsche Reichs-Telegraphen-Verwaltung hergestellten Schränken angewendet
worden. Bei dieser in Fig. 6 dargestellten Schaltung
dient der Prüfungsstöpsel gleichzeitig mit zur Verbindung der Leitungen, das
Prüfungs-Galvanoskop gleichzeitig als Schluſszeichenapparat. Um dies zu ermöglichen,
hat die letzte Klinke von jeder Linie (z.B. III und IV) eine besondere Einrichtung erhalten. Diese Klinke
besitzt 2 Federn b und f;
die Feder b liegt wie früher auf der Hülse a auf, ist jedoch statt der Schneide, gegen welche der
Stöpsel stöſst, mit einem Ebonitstücke i versehen; die
Feder f besitzt wie die gewöhnlichen Klinkenfedern eine
Schneide, ihr Ende ist aber gegen die Hülse a durch ein
Ebonitstückchen i' isolirt. Beide Federn sind von
einander durch ein Ebonitstück e isolirt. Während nun
b in gewöhnlicher Weise mit der Klappe K, der Prüfungsbatterie B
und der Erde E verbunden ist, stehen alle Federn f desselben Schrankes mit der Mittelschiene des Tasters
T des zu diesem Schranke gehörigen Sprechapparates
in leitender Verbindung. In Fig. 6 sind die Federn
f von III und IV' an denselben Taster T
geführt, in der Voraussetzung, daſs ihre beiden Schränke von demselben Beamten
bedient würden.
Die Verbindungsschnur besteht ferner aus 2 Theilen: aus einer doppelten Schnur s, s1, in welche das
Galvanoskop eingeschaltet ist, und deren Enden mit dem Prüfungsstöpsel Fig. 2 verbunden sind, und aus einer von dem
Verbindungsstöpsel Fig. 3 auslaufenden einfachen
Schnur s2, deren
zweites Ende zusammen mit s1 an eine und dieselbe Klemme des Galvanoskops gelegt ist.
Eine besondere Einrichtung erhielt das Galvanoskop, welches in Fig. 7 links in der Vorderansicht, rechts nach
Wegnahme des Deckblattes und der vorderen Windungen dargestellt ist. Die
Drahtwindungen sind zur Erzielung möglichst groſser Empfindlichkeit auf zwei dicht
an einander schlieſsende Rahmen gebracht, die zur besseren Dämpfung von Kupfer-
bezieh. Messingplatten gefertigt sind und die Nadel N
möglichst dicht einschlieſsen. Die Dämpfung wird durch einen an der Rückseite angebrachten Stabmagnet
noch verstärkt. Das Galvanoskop wird so eingeschaltet, daſs bei der Prüfung und beim
Anrufe die Nadel nach links, beim Schluſszeichen dagegen nach rechts abgelenkt
wird.
Fig. 7., Bd. 271, S. 412
Beide Ablenkungen werden durch Stifte in der Deckplatte, an
welche der Zeiger Z anschlägt, begrenzt. Der links
stehende Stift s gestattet nur eine geringe Ablenkung,
welche zur Prüfung ausreicht, während der rechts stehende (in der Abbildung nicht
sichtbare) Stift eine freie Bewegung der Nadel N bis zu
dem aus der Abbildung ersichtlichen Grade gestattet. Rechts von der Nadel N ist in der Schwingungsebene derselben noch der
Hilfsmagnet S angebracht, durch welchen N bei einer Ablenkung nach rechts festgehalten wird.
Der Hilfsmagnet S ist auf eine Messingstange a aufgeschoben und auf ihr festgeschraubt, welche sich
mit der Hand in den Führungen c und d auf und ab bewegen läſst. Die Spiralfeder f drückt die Stange a nach
oben, bis der ebenfalls auf der Stange befestigte Ring b gegen den Führungsring c trifft. Ein Knopf
k dient zum Herunterdrücken der Stange mit der Hand
und zur Trennung der Magnete N und S von einander, sobald das gegebene Schluſszeichen
bemerkt worden ist. Eine Abschwächung der Sprache, wie solche bei Einschaltung von
gewöhnlichen Elektromagneten zu beklagen ist, findet durch die Einschaltung dieses
Galvanoskops nicht statt. Der Betrieb gestaltet sich nun folgendermaſsen: Wenn im
Schranke III die zur Leitung LA des Theilnehmers A gehörige Klappe K fällt, wird der Verbindungsstöpsel (Fig. 3) so weit eingesteckt, daſs die Schneide von f (wie in Fig. 6) in der
Einkerbung m des Stöpsels liegt. Dann ist gleichzeitig
die Klinkenfeder b gehoben und damit die
Prüfungsbatterie B von der Leitung LA getrennt bezieh. einer weiteren Besetzung der
Leitung vorgebeugt. Durch die Hülse a und die Feder f, welche beide durch den Metallkörper k2 des Stöpsels
verbunden sind, ist der aus Taster T, Telephon F und Mikrophon M,
Inductor und Mikrophonbatterie MB bestehende
Sprechapparat eingeschaltet. Will nun A mit B verbunden sein, so wird der Prüfungsstöpsel (Fig. 2) in die Klinke III' der Leitung LB langsam so weit
eingeschoben, daſs der Stöpsel die Klinkenfeder b hebt
und diese sich in die Kerbe des Stöpsels einlegt; dann ist das Galvanoskop
eingeschaltet, und wenn die Leitung LB frei ist, so
geht ein Strom von der Prüfungsbatterie B durch die
Klappe K' über b und a der Klinke IV' zu b der Klinke III', dem
Stöpselkerne k, der Schnur s1, dem Galvanoskop, der Schnur s, dem Stöpselringe h, der
Hülse a und über die etwa noch auf dem Stromwege
vorhandenen Klinken in die Leitung LB.
Am Galvanoskop verzweigt sich zwar der von s1 kommende Strom auch in s2 und der in s2 eintretende Stromzweig wieder in zwei
Zweige, nämlich in die Leitung LA und in den
Sprechapparat; diese Zweigströme beeinflussen jedoch die Nadel des Galvanoskops
nicht. War die Leitung LB bereits an der Klinke irgend
eines Schrankes getrennt, so gibt das Galvanoskop keinen Ausschlag, der Stöpsel wird
aus III' zurückgezogen und der Theilnehmer A davon benachrichtigt; anderenfalls wird der in III' bisher nur halb eingesteckte Verbindungsstöpsel
ganz eingeschoben, ebenso der Stöpsel an s2 ganz in die Klinke III, womit die Verbindung zwischen LA und LB hergestellt ist. Durch das tiefere Einstecken des
Stöpsels an s2 wird
zugleich der Sprechapparat ausgeschaltet, weil der isolirende Ring n (Fig. 3) unter die
untere Klinkenfeder f der Klinke III zu liegen kommt. Das Galvanoskop ist nun zum
Empfange des Schluſszeichens eingeschaltet, welches vom Theilnehmer B zu geben ist. Der von B
entsendete Strom durchflieſst die Leitung LB, die
Klinke III', h, s, Galvanoskop, s2, III, LA,
Erde. Die Nadel N des Galvanoskops wird nach rechts
abgelenkt und durch den Hilfsmagnet S in dieser Lage
festgehalten, bis durch einen Druck auf den Knopf k
beide Magnete von einander getrennt werden und die Nadel in ihre Ruhelage
zurückgeht. Die jetzt isolirte Schnur s1 bleibt ohne Strom.
Will der Beamte während einer bestehenden Verbindung prüfen, ob in der Leitung noch
gesprochen wird, so braucht er nur den Verbindungsstöpsel aus der Klappenklinke III bis in die in Fig. 6
angegebene Stellung zurückzuziehen, um den Sprechapparat einzuschalten.
Eine dritte Betriebsschaltung unter Benutzung zweier
Taster und eines Kurbelumschalters (Schneppers) für jedes Schnurpaar, ähnlich wie 10
Klappenschränken amerikanischen Ursprunges (vgl. Mater und
Preece, „Das Telephon,“ Stuttgart 1889, S. 280) ist in Fig. 8 angegeben.
Fig. 8., Bd. 271, S. 413Die beiden Stöpsel mit den Schnuren s, s1 und s2 bleiben dieselben; die besondere Klappenklinke bei
der vorigen Schaltung fällt weg; die Schalung ist wie in Fig. 1 angegeben. Die Achsen zweier Taster Ta1 und Ta2 sind mit den Schnuren s bezieh. s2
verbunden; die Ruhecontacte sind mit den gegen einander isolirten Mittelstücken a und f eines
Doppel-Kurbel-Umschalters (Wippe) U verbunden; die
Stücke e und f werden
durch zwei an ihnen angebrachte Federn entweder mit den Contactstücken
a und c, oder b und d in Verbindung
gebracht. Die ganze Vorrichtung nebst dem Prüfungs-Galvanoskop G befindet sich auf der Tischplatte vor dem Beamten,
während unter der Tischplatte vier Leitschienen längs der Tischplatte befestigt
sind, von denen I mit der Weckbatterie WB und den Arbeitscontacten der Taster, II mit b, III mit d und IV mit allen
Schnuren s1 verbunden
ist. Zwischen die Schienen III und IV ist das Galvanoskop G
geschaltet und an die am Ende mit einander verbundenen Schienen II und IV der
Sprechapparat angeschlossen. Zwischen die Contactstücke a und c ist der Schluſs-Zeichenapparat SK (eine Klappe oder ein Galvanoskop), wie vorher
beschrieben, eingeschaltet.
Wenn einer der Theilnehmer A das Amt ruft, wird der
Stöpsel s2 in die
Klinke von A eingesteckt und U auf b, d gestellt, wenn nicht U im Ruhezustande bereits und stets in dieser Stellung
steht; der Sprechapparat ist eingeschaltet. A will B sprechen; der Stöpsel s,
s1 wird in die betreffende Klinke von B langsam so weit eingeschoben, daſs vorübergehend das
Galvanoskop G in LB
eingeschaltet wird, nämlich durch h über s, Ta1, f, d, die Schienen III und
IV bezieh. s1, k. Die
Prüfungsbatterie sendet, wenn LB frei ist, einen Strom
von s1 aus über IV, G, d, f, s und h in
LB; die gleichzeitig von IV über den Sprechapparat zur Erde bezieh. von II über b, e, Ta2, s2 in die
Leitung LA gehenden Stromzweige berühren das
Galvanoskop nicht.
Ist die Leitung B frei, so wird der Stöpsel ganz
eingeschoben und dann kann durch Niederdrücken des Tasters Ta1 der Theilnehmer B gerufen werden, sofern dies nicht dem Theilnehmer A überlassen wird. So lange U in dieser Stellung bleibt, ist der Sprechapparat in eine Abzweigung zur
Erde eingeschaltet und der Beamte kann sich darüber unterrichten, ob beide
Theilnehmer ins Gespräch gekommen sind. Ist das geschehen, so wird der Umschalter
U auf a, c gestellt
und damit der Schluſszeichenapparat SK
eingeschaltet.
Fig. 9., Bd. 271, S. 414Will man das Abgehen eines Zweigstromes durch den Sprechapparat bei dieser
und bei der zweiten Betriebs-Schaltung vermeiden, so kann man nach dem Schema Fig. 9 in die Erdleitung des Sprechapparates einen
Condensator C einschalten. Diese Schaltung ist auch
insofern vortheilhaft, als je nach der Gröſse des Condensators die Nebengeräusche
aus anderen Leitungen und der Erdleitung bedeutend abgeschwächt werden, und die
Verständigung bedeutend verbessert wird. Für den Zweck genügt schon ein ganz kleiner
Condensator.
Fig. 10 zeigt nach photographischer Aufnahme noch
einen Schrank mit allen von Mix und Genest ausgeführten
Einzelnheiten, so wie die Schränke von dieser Firma im Auftrage der
Reichs-Telegraphen-Verwaltung ausgeführt worden sind.
Fig. 10., Bd. 271, S. 415Zwei solcher Schränke sollen unmittelbar an
einander gestellt und von einem Beamten bedient werden,
während bei lebhaftem Verkehr auch zwei Beamte daran Platz finden können. Dabei
dürften dann natürlich nicht beide Schränke (wie III
und IV in Fig. 6) an
einen und denselben Sprechapparat gelegt werden. Der abgebildete einfache Schrank
ist bis zum Tische 75cm, bis zum oberen Rande
185cm hoch und 94cm breit. Er enthält, von oben angefangen, zuerst 50 Klappen in zwei
Reihen zu je 25 Stück, darunter 20 quadratische, nach Bedarf einzusetzende,
Füllungen von 16cm Seitenlänge mit je 100 Stück,
also zusammen 2000 Klinken; dann folgen 10 Prüfungs- und Verbindungsstöpsel für die
Klinken, ferner 10 Prüfungs- und Schluſszeichen-Galvanoskope, hierauf 50 senkrecht
unter den 50 Klappen angebrachte Klappenklinken in zwei Reihen; endlich kommen 10
Verbindungsstöpsel für die Klappenklinken und ein tragbarer Abfrageapparat. Die
Schnüre werden wie gewöhnlich durch Gewichte straff gehalten.
Der Beamte kann die Bedienung des Schrankes im Sitzen verrichten, denn er vermag die
gefallenen Klappen mittels zweier Pedale zu heben. Jedes der unten in der Mitte
(Fig. 10) sichtbaren Pedale wirkt durch einen
Drahtzug auf eine unter und vor jeder Klappenreihe angebrachte Welle, welche unter
jeder Klappe einen Stift trägt, dessen freies Ende im Ruhezustande in wagerechter
Stellung, dem Beschauer zugekehrt und zur Verminderung des Geräusches mit einer
Gummikapsel versehen ist. Bei einem Drucke auf das betreffende Pedal dreht sich die
Welle und die Stifte heben sich bis nahezu zur senkrechten Stellung, wobei der der
gehobenen Klappe mitgetheilte Stoſs genügt, dieselbe einzuhaken. Die Klappe wird von
den Stiften aus dem Grunde nicht vollständig angedrückt, weil während des Andrückens
dadurch eine andere der 25 Klappen am Fallen verhindert werden könnte, was bei der
gewählten Anordnung nicht der Fall ist.
Die Klappen besitzen einen Hufeisenmagnet mit zwei Rollen von zusammen 150 S. E.
Widerstand und sind von auſsen zu reguliren. Die Regulirvorrichtung besteht aus
einer hinter der Deckplatte angebrachten mit Reibung drehbaren excentrischen
Scheibe, die auf die Abreiſsfeder wirkt. Aus einer runden Oeffnung der Deckplatte
tritt die Scheibe wie ein Schraubenkopf hervor, ist ebenso wie ein solcher mit einem
Schnitte und einer Marke versehen und wird demgemäſs auch mit einem Schraubenzieher
eingestellt.
Der dem abgebildeten entsprechende Doppelschrank ist für ein Amt zu 2 × (20 × 100 +
50) = 4100 Theilnehmern eingerichtet. Die mäſsige Höhe des Schrankes läſst es auch
zu, eine weitere Querreihe von Klinkenbrettern anzubringen, so daſs ein
Doppelschrank für 5100 Theilnehmer ausreichen würde. Die Frage, wie viel Klappen man
einem Schranke zutheilt, hängt lediglich davon ab, wie viel Klappen ein Beamter in
den Zeiten des stärksten Verkehrs bedienen kann. Bei dem vorliegenden Schranke sind
die Berliner Verkehrsverhältnisse zu Grunde gelegt worden, über welche früher in der
Elektrotechnischen Zeitschrift, 1887 S. 339,
Mittheilungen gemacht sind.