Titel: | Adam's Druckwasser-Kraftmaschinen. |
Autor: | Mittag |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 481 |
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Adam's Druckwasser-Kraftmaschinen.
Mit Abbildungen auf Tafel
25.
Adam's Druckwasser-Kraftmaschinen.
Die Verwendung des in den städtischen Druckwasserleitungen zur bequemen Verfügung
stehenden Kraftmittels für den Kleingewerbebetrieb ist bereits sehr alt, ohne daſs
es jedoch bisher gelungen wäre, dieser Benutzung von Kraftwasser eine gröſsere
Bedeutung zu verleihen. Einmal steht der Verwendung des Wasserleitungswassers zum
Betriebe von Kraftmaschinen der in den meisten Städten überaus hohe Preis des
Wassers entgegen, sodann liegen aber auch technische Schwierigkeiten vor, da Wasser
kein günstiger Kraftträger ist, sondern erheblich groſse Schwierigkeiten in der
Zuleitung und Ableitung macht und allerlei schädliche Widerstände in der
Kraftmaschine und Leitung hervorruft.
Praktische Bedeutung für den Betrieb hat eigentlich nur der bekannte Schmid'sche Wassermotor gefunden, der aber auch wohl
nur in Zürich, wo das Wasserleitungswasser einen ungemein billigen Preis hat, in
gröſserer Zahl verbreitet ist, in diesen Fällen aber auch vortreffliche Dienste
leistet, trotzdem er nicht sparsam mit dem Betriebswasser umgeht.
Erst in jüngster Zeit ist die Aufmerksamkeit wieder auf die Verwendung von
Druckwasser für den Kleinbetrieb gelenkt, nachdem die Idee der Kraftvertheilung von
einer Centralstelle aus durch die glänzenden Erfolge der Luftleitungen eine erneute
lebhafte Würdigung fand.
Man sucht jetzt den Bedingungen der Kraftleistung durch Leitungswasser besonders zu
entsprechen und hat auch bereits auf gewisse Erfolge zurückzublicken. Es bestehen
besonders für Kraftvertheilungszwecke eingerichtete Anlagen jetzt in Hull, wo sehr
stark gespanntes Wasser von 50at Druck
fortgeleitet wird, sodann eine viel groſsartigere Leitung in London und endlich in
Genf. An letzterem Orte wird der neu regulirten Rhone mittels groſser Turbinen eine
bedeutende Kraft entzogen und in der Form von Druckwasser mit 15at in ein Rohrnetz übergeführt. Bis jetzt werden
gegen 200 Kleinkraftmaschinen aus dieser Anlage gespeist. In wie weit die im
Hamburger Freihafengebiete errichtete hydraulische Anlage zur Vertheilung an
Gewerbebetriebe wird herangezogen werden können, läſst sich noch nicht
überblicken.
Eine der wenigen deutschen Städte, welche billiges Druckwasser abgeben können, ist
München. An diesem Orte hat sich denn auch das Bedürfniſs nach einem zweckmäſsig für
den Kraftwasserbetrieb eingerichteten Motor besonders fühlbar gemacht. In der sehr
glücklichen Construction von Gerhard Adam in München
ist denn auch ein Motor geschaffen, der den berechtigten praktischen Anforderungen
durchaus genügen würde.
Der Motor, welcher zum erstenmale auf der letztjährigen Münchener Kraft- und
Arbeitsmaschinen-Ausstellung im Betriebe öffentlich gezeigt wurde, ist dem Prinzipe
nach der in D. p. J., 1888 271 * 65, besprochenen Adam'schen
Ventilgasmaschine völlig nachgebildet, naturgemäſs mit den durch das andersgeartete
Kraftmittel bedingten Abänderungen.
Dieser neue Kraftwassermotor ist auf Taf. 25 dargestellt.
Die bis jetzt bekannt gewordenen Wassermotoren, welche das Kraftwasser mittels Kolben
übertragen, haben den Uebelstand, daſs einestheils durch plötzliches Eintreten des
Wassers sich ein Stoſs auf den Kolben und die Maschine bemerkbar macht, und daſs sie
anderentheils keine entsprechende Regulirung haben. Die Mängel sind bei vorliegendem
Motor beseitigt.
Wie aus Fig. 1,
einem Senkrechtschnitte, ersichtlich, ist der Motor stehend angeordnet. In dem oben
offenen Cylinder 1 ist der Kolben 3 durch Pleuelstange mit der gekröpften
Kurbelwelle 5 verbunden. Auf dieser ist das Schwungrad 8 und auf der verlängerten
Nabe 10 desselben eine Riemenscheibe 11 conisch aufgeschoben. Mittels Schraube und
Scheibe werden Schwungrad und Scheibe gegen den Bund 14 gedrückt. Auf der
entgegengesetzten Seite ist am Lagerdeckel 15 die Führung 16 mit dem Arme 18 (Fig. 2), in
welchem der Winkelhaken 19 drehbar ist, für den Regulator 17 angegossen. Ferner
erhält der Lagerdeckel 15 einen Arm 20 mit dem winkelförmigen Steuerungshebel 21
(Fig. 2).
Auf der Nabe 22 des eonischen Rades 23 ist ein Daumen 24 angebracht zur
rechtzeitigen Bewegung der beiden Ventile 26 und 27. Der vorerwähnte Steuerungshebel
21 dient zur Bewegung des Auslaſsventiles 27 und indirekt durch Herausziehen des
gelenkartig befestigten Zwischenstückes 28a zur Steuerung des Einlaſsventiles 26.
Durch Feder 28 wird das Zwischenstück 28a an dem Anschlage 29 gehalten. Am Hebel 21
ist auſserdem eine lange Plattfeder 30 befestigt, welche die Verbindung mit dem
Auslaſsventile 27 durch das im Ventilgehäuse 31 geführte Verbindungsstück 32
herstellt. Das Zwischenstück 28a ist, wenn in den Cylinder Kraftwasser eintritt, in
der aus Fig. 2
ersichtlichen Stellung. Wenn dagegen der Steuerungshebel 21 in die Höhe gehoben ist,
so ist das Zwischenstück 28a herausgezogen und kann dadurch bei einem Niederdrücken
der Rolle 32a, der Stange 36, durch den Daumen 24 das Einlaſsventil 26 vermöge des
zwischen 36 und 35 gebildeten Zwischenraumes 36a nicht geöffnet werden. Der weitere
Steuermechanismus besteht aus dem am Ständer 33 des Cylinders angeschraubten Gehäuse
34, dem hohlen, oben mit Rolle 32a versehenen Führungsstücke 35 und der in dasselbe
eingepaſsten Verbindungsstange 36 mit Bund 37. Auf diesem sitzt eine schwache Feder
38, welche nur das Eigengewicht des Führungsstückes 35 zu überwinden hat, also stets
nach oben drückt. Eine zweite Feder 39 unter dem Bunde 37 dient dazu, das
Einlaſsventil auf seinen Sitz zu drücken. Bei Anwendung einer Dichtungshülse 41 hat auch
diese Feder nur das Eigengewicht des Gestänges zu heben, da der unter dem Ventile
befindliche Wasserdruck das Schlieſsen derselben bewirkt. Zwischen Ventil 26 und
Verbindungsstange 36 ist ein Verbindungsstück 40 angeordnet, um Spannungen beider
Theile zu vermeiden.
Die Dichtungshülse 41 ist auf dem Ende 41a aufgeschliffen und zur leichteren
Bearbeitung und Auswechselbarkeit in Führung 42 eingeschoben. Durch Platte 43 und
Mutter 44 wird die Dichtungshülse 41 auf ihre Dichtung 41a gedrückt. Der an dem
Ventile 3 befindliche kleine Conus 26a dient dazu, während etwa 0,5 des
Kolbenrückganges und der Luftcompression im Cylinder die Ventilstange 26b des
Ventiles abzudichten. Er ist jedoch bei recht genauem Aufpassen der Dichtungshülse
41 oder bei Anwendung einer Stopfbüchse nicht absolut nöthig. Es kann hier gleich
darauf hingewiesen werden, daſs das Einlaſsventil, wenn (durch Zufälligkeiten) der
Druck unter dem Kolben bei Compression höher wird, als der Wasserdruck im Ständer
ist, als Ausgleichventil wirkt und so einer Zerstörung der Maschinentheile vorbeugt.
Das Einlaſsventil ist daher auch gleichzeitig Sicherheitsventil. 44a ist der
gemeinschaftliche Ein- und Austrittskanal, und hat die geneigte Lage desselben den
Zweck, den Austritt des Wassers sowohl zu begünstigen, als auch die Luft möglichst
vor dem Wasser herzuschieben, so daſs eigentlich immer Luft hinter dem Kolben
ist.
Der Cylinder 1 ist doppelwandig gegossen; der sich dadurch bildende Raum dient
einestheils als Windkessel. Dadurch wird bezweckt (was wichtig ist), daſs derselbe
möglichst nahe zum Einlaſsventile kommt bezieh. unmittelbar an dasselbe anschlieſst.
Auſserdem gibt der Mantel dem ganzen Motor ein schöneres Aeuſsere und gute
Stabilität. Die beiden senkrechten Arme 45a und 45b bilden ebenfalls einen
Windkessel; durch ihre Anordnung wird die Berührungsfläche der Luft mit dem Wasser
erheblich verkleinert und dadurch ein Verlust an Luft im Windkessel vermieden. Die
inneren Wandungen der Arme 45a und 45b sind mit einem entsprechenden Anstrich zu
versehen, damit die Poren des Guſseisens vollkommen geschlossen werden.
Die Wirkungsweise der einzelnen Mechanismen und die Arbeitsweise des Motors ist
folgende:
Tritt von der Druckwasserleitung bei 46a Wasser in den Mantel 45 (Windkessel) ein, so
preſst dasselbe die in demselben befindliche Luft zusammen, entsprechend dem
Wasserdrucke, so daſs sie sich dann in den beiden Armen 45a und 45b befindet und der
Abstand der Luft von dem Eintrittswasser daher groſs ist. Stellt man den Kolben 3
durch Drehen am Schwungrade 8 bis etwa zur Hälfte Niedergang des Kolbens, so wird in
diesem Momente das Auslaſsventil geschlossen und alsdann die unter dem Kolben im
Raume 47 befindliche Luft comprimirt. Die Grenze, wann das Comprimiren beginnen soll
und wie groſs der Raum unter dem Kolben sein muſs, wird nach dem jeweiligen Wasserstande bestimmt. Doch
empfiehlt es sich, die Compression nur innerhalb praktischer Grenzen vorzunehmen.
Wird nun mittels Daumen 24 durch die Theile 32a, 35, 28a, 36, 40 in dieser Lage des
Kolbens das Einlaſsventil 26 geöffnet, so tritt das Druckwasser mit seinem vollen
Drucke in den Cylinder ein bis etwa 0,5 bis 0,6 des Hubes und schiebt die gepreſste
Luft vor sich her. Von da ab expandirt die gepreſste Luft bis etwa 0,87; in diesem
Momente öffnet sich das Auslaſsventil 27, indem der gleiche Daumen 24 die Theile 21,
30, 32 hebt. Der noch geringe Ueberdruck (weicher allerdings verloren geht) wirkt
schon jetzt das Wasser auftreibend. Im nächsten Augenblicke bei 0,9 trifft der
untere Kolbenring 2a auf das Luftloch 47a und läſst oben Luft in den Cylinder ein,
so daſs der Austritt des im Cylinder befindlichen Wassers entsprechend erfolgen
kann. Der schwache Ueberdruck bewirkt, daſs der Austritt des Wassers nicht schlagend
vor sich geht. Auſserdem ergibt die Construction des Daumens ein allmähliches
Oeffnen der Ventile und rasches Schlieſsen derselben.
Das Luftloch 47a ersetzt gleichzeitig bei jedem Kolbenhube die durch eventuelle
Undichtheiten verloren gegangene Luft. Wäre dasselbe nicht vorhanden, dann würde es
sehr fraglich sein, selbst bei sehr groſsem Austrittsventile, ob das Wasser durch
die im Cylinder befindliche Luft bei der Bewegung des Kolbens von 0 bis 0,5 Rückgang
aus dem Cylinder entfernt werden würde. Es geht daraus hervor, wie wichtig es ist,
daſs das Wasser, schon bevor der Kolben in den oberen todten Punkt gelangt, austritt
und eine Oeffnung vorhanden ist, welche den Austritt des Wassers durch Luft ersetzt,
ohne daſs die Luft durch das Wasser zu treten braucht. Hat der Motor die normale
Tourenzahl erreicht, dann hebt sich der Regulator 17 und mit ihm der Winkelhebel 21
(Fig. 2).
Der Daumen 24 hebt den letzteren mit seinem Ansätze 47b etwas höher als den Haken 48
des Winkelhebels 19, so daſs noch ein kleiner Spielraum zwischen beiden entsteht.
Dadurch wird alsdann der Hebel 21 oben festgehalten und das Auslaſsventil 27
geöffnet. Da das Zwischenstück 28a in diesem Momente ebenfalls herausgezogen ist, so
macht die Kurbelwelle 5 einige Umdrehungen, je nachdem Kraft von dem Motor verlangt
wird, ohne daſs das Einlaſsventil geöffnet wird. Ist nämlich das Zwischenstück 28a
herausgezogen, so wird der Daumen 24 jedesmal nur das Führungsstück 35
herunterdrücken, ohne Einwirkung auf das Ventilgestänge. Sinkt die Tourenzahl, so
kann vermöge des Spielraumes 49, welchen der Winkelhebel 19 am Regulator 17 hat,
letzterer sinken, ohne daſs der Hebel 19 von Hebel 21 mit Ansatz 47b von dem Haken
48 des Winkelhebels 19 lüftet, kann vermöge des kleinen Uebergewichtes der
wagerechte Arm 19a heruntersinken, in welcher Stellung 48 nicht mit 47b einklinken
kann. Der Hebel 21, Zwischenstück 28a sammt Auslaſsventil 27 folgen nun dem Daumen und in
vorbezeichneter Kolbenstellung beginnt wieder Compression und Wassereintritt in der
Todtlage des Kolbens u.s.w.
Zur Abstellung des Motors empfiehlt sich die Anwendung einer Vorrichtung, welche den
Regulator in die Höhe hält, wodurch das Zwischenstück 28a herausgezogen ist, so daſs
das Einlaſsventil geschlossen, bleibt und daher beim Rotiren der Kurbel kein Wasser
in den Cylinder tritt. Eine solche Vorrichtung ist aus Fig. 2 ersichtlich und
besteht aus einem Stützhebel 50, durch welchen der Regulator in die Höhe gestellt
und alsdann in der Stellung gehalten werden kann, so daſs das Einlaſsventil
beständig geschlossen und das Auslaſsventil beständig offen gehalten ist. Es wird
dadurch auch in allen Fällen der volle Druck des Wassers ausgenützt und auch dem
Laien unmöglich gemacht, bei mehr oder weniger Kraftverbrauch die Regulirung durch
mehr oder weniger Oeffnen der Zuleitungsventile durchführen zu wollen.
Zieht man vor, das Luftkissen und den Ausfall von Füllungen nicht anzuwenden, so
erreicht man dies bei der sonst gleichen Maschine dadurch, daſs man dem Kolben ein
selbsthätiges Luftventil gibt und den Cylinder bei jedem Hube, d.h. wenn der
Regulator nicht einwirkt, nahezu mit dem ganzen Wasserdrucke voll füllt.
Um die Geschwindigkeit zu reguliren, wird – statt wie bei den bisher bekannten
Motoren den Wasserdruck zu drosseln – durch den abgeschrägten Daumen 52 (Fig. 3) die
Füllung durch das Einlaſsventil von ganzer bis 1/10 Füllung geändert. Es wird durch den
Daumen, je nach dem Kraftbedarfe und Kolbenstellung das Einlaſsventil geschlossen
und stets im todten Punkte geöffnet, und wenn der Druckausgleich im Cylinder
stattgefunden hat, öffnet sich das Luftventil 51 im Kolben und läſst denselben ohne
Kraftverlust bis zum todten Punkte gehen.
Beim Rückgange des Kolbens wird das Wasser und die Luft durch Oeffnen des durch eine
Curve 53a des Rades 53 beeinfluſsten Auslaſsventiles 27 ausgelassen und letzteres
kurz vor dem unteren todten Punkte geschlossen, so daſs die im Kanäle vorhandene
Luft comprimirt wird. Um letzteres den örtlichen Verhältnissen anpassen zu können,
ist das Rad 53 mit der Curve 53a verstellbar eingerichtet, so daſs je nach Stellung
das Auslaſsventil früher oder später geschlossen und dadurch die Compression erhöht
oder erniedrigt wird.
Zur vorbeschriebenen Einrichtung ist für den Wasser-Ein- und Austritt ein
gemeinschaftlicher Kanal vorhanden, an dem jedoch das Einlaſsventil 26 ganz an dem
äuſsersten Ende angeordnet ist, zu dem Zwecke, eine möglichst ruhige Wasserbewegung
zu bewirken. Die sonstige Construction ist aus Fig. 3 ersichtlich.
Die zuletzt beschriebene Construction kann auch, wie aus Fig. 4 ersichtlich, in
umgekehrter Anordnung angewendet werden, d.h. mit dem Cylinder nach oben, wobei
jedoch der Windkessel 45 im Mantel wegfällt und in der aus der Zeichnung
ersichtlichen Weise angeordnet wird. Hierbei besitzt der Motor genau dieselbe Regulirung
mittels Auslassens von Füllungen durch den abgeschrägten Daumen. Jedoch kommt das
selbsthätige Luftventil 51 nicht in den Kolben, sondern wird im Cylinderdeckel
angeordnet, mit demselben Zwecke, beim Arbeiten die Luft nicht durch das Wasser
saugen zu müssen.
Der Kolben selbst erhält noch ein Ventil 54, welches beim Kolbenrückgange auf einen
gewissen Weg desselben durch Anstoſs des bei 55 an der Pleuelstange befestigten
Ansatzes an seine Ventilstange gesteuert wird. Geht der Kolben nach abwärts, so ist
das Ventil geschlossen. Bei etwa 0,80 seines Herunterganges hat das Einlaſsventil
bei gröſster Füllung den Zutritt des Wassers abgesperrt und nun kommt der obere
Kolbenring 2a mit den Kanälen 55a (Fig. 5) in Verbindung, so
daſs das Wasser sofort von 0,80 des Kolbenrückganges in den vollständig
geschlossenen Mantel des Motors und durch die Oeffnung 55b abflieſst. Wie oben
erwähnt, wird beim Kolbenrückgange das Ventil 54 durch den Ansatz 55 der
Pleuelstange offen gehalten und zwar von 0,15 bis 0,80 des Weges, um einestheils
eine vorzeitige Compression zu verhüten, anderentheils aber die etwa noch im
Cylinder befindliche Menge Wasser heraus zu lassen. Wie aus der Zeichnung (Fig. 4)
ersichtlich, ist der Einlaſskanal so angeordnet, daſs er immer mit Wasser gefüllt
bleibt, um den schädlichen Raum nach Möglichkeit zu verkleinern. Das Wasser tritt
unterhalb des Windkessels 45 in die durch die punktirten Linien angedeutete Oeffnung
seitlich ein. Die Regulirung des Einlaſsventiles geschieht auch durch einen
abgeschrägten Daumen 52 der Kurbelwelle, wie bei Fig. 3, jedoch mit der
Abänderung, daſs mit dem Regulator ein in dem Gehäuse 56 drehbarer Winkelhebel 57
verbunden ist, der die Rolle 58 der Ventilstange 36 verschiebt, mittels welcher in
Verbindung mit dem abgeschrägten Daumen 52 das rechtzeitige Oeffnen des Ventiles 26
bewirkt wird. Die Wirkungsweise vorbeschriebenen, abgeänderten Motors ist
folgende:
Man dreht das Schwungrad derart, daſs der Kolben etwa 0,80 des Aufganges zu stehen
kommt, und preſst dadurch die oberhalb befindliche Luft zusammen. Der Daumen 52
öffnet alsdann im todten Punkte das Einlaſsventil 26, so daſs nun der Kolben
heruntergedrückt wird. Ehe alsdann der obere Kolbenring 2a mit den Kanälen 55a in
Verbindung treten kann, schlieſst sich das Einlaſsventil, worauf alsdann, nachdem
sich das selbsthätige, nur mit einer schwachen Feder zur Hebung seines
Eigengewichtes versehene Ventil 51 öffnet, Luft in den Cylinder tritt und daher das
Wasser durch Kolbenring 2a, Kanäle 5a u.s.w. rasch abfallen und durch Oeffnung 55b
abflieſsen kann (Fig. 3). Beim Kolbenrückgange wird nun das Ventil 54 geöffnet, bis etwa
0,30 des Weges, worauf Compression eintritt und das Spiel sich von Neuem wiederholt.
Die Regulirung läſst Wasser je nach Bedarf ein, und hat der Druckausgleich
stattgefunden, tritt Luft durch das Ventil 51 auf das Wasser.
Zieht man vor, das selbsthätige Luftventil im Kolben und das Loch als Ersatz der
verloren gegangenen Luft zu umgehen und den Zweck der sicheren Entfernung des
Verbrauchswassers im Momente der Compression zu erreichen, so gelangt man dazu, dem
Kolben eine Arbeitsweise zu geben, welche an die Viertactbewegung der Gasmaschinen
erinnert.
Hierbei wird alsdann die gleiche Neuerung wie die von Fig. 1, 2 u.s.w. angewendet,
jedoch wird sie nicht direkt von der Kurbelwelle 5 aus in Thätigkeit gesetzt,
sondern, wie aus Fig. 6 und 7 ersichtlich, von einem
Vorgelege a aus, das an dem Arme 45a angebracht ist,
mit Uebersetzungsrädern rr1 derart, daſs a die Hälfte Umdrehungen
macht, wie die Welle.
Auſserdem ist auſser dem Daumen 24 für die Einlaſsventilstange noch ein solcher 24a
getheilt (links und rechts von diesen) auf dem Vorgelege a angeordnet, wobei der Winkelhebel 21, welcher von dem letzteren, wie bei
Fig. 1,
zeitweise gehoben wird, aufwärts gebogen, über dem Daumen 24 gespalten ist, damit
dieser rotiren kann, ohne den Winkelhebel zu beeinflussen.
Es wird sonach folgende Arbeitsweise eintreten:
Beim Rückgange des Kolbens Austritt des Wassers und der Luft durch Offenhalten des
Auslaſsventiles; beim Aufgange des Kolbens Ansaugen von Luft; beim Rückgange des
Kolbens Compression der Luft durch Schlieſsen des Auslaſsventiles in entsprechender
Kolbenstellung. Durch solchen Viertact erreicht man gleiche Compression und ruhiges
Arbeiten, wenn vielleicht auch etwas Kraftverlust damit verbunden ist.
Eine weitere Ausführung ist in Fig. 8 bis 10 dargestellt. Die Fig. 8 zeigt
einen Senkrechtschnitt in der Richtung der Kurbelwelle, Fig. 9 einen solchen
senkrecht zu der letzteren, Fig. 10 zeigt in Ansicht
die für den Motor in Verwendung kommende Regulirung und Steuerung. Wie aus Fig. 8
ersichtlich, kommt ein entlastetes Einlaſsventil 26 in Verwendung zur eventuellen
Auslassung der Compression. Dieses Ventil wird geöffnet, wenn der Kolben in der
oberen Todtlage ist und geschlossen in der unteren Todtlage, wobei ein nur
allmähliches Oeffnen und Schlieſsen des Ventiles stattfindet.
Die Regulirung geschieht statt mit verschiebbaren Rollen, wie oben beschrieben, durch
eine Art Pendelregulirung. Auf der verschiebbaren Steuerstange 77 sind nämlich auf
einem Zapfen 78 die Gewichte 73 befestigt und durch eine leichte Feder in der aus
Fig. 12Fig. ist auf bezeichneter Tafel nicht vorhanden. ersichtlichen Stellung gehalten.
Auf der Kurbelwelle sitzt die excentrische Scheibe 70, auf welcher die Rolle der
Steuerstange aufsitzt. Mit dem Gewichtshebel 73 ist der Schwingungshebel 74
verbunden, welcher oben gegen die Steuerstange 77 abgekröpft ist und ohne auf deren
oberem Ende zu streifen, also ohne Reibung, darauf gleiten kann. Die Ventilstange
von 26 hat, wie die
Fig. 10
zeigt, ein eingekerbtes Ende, in welches bei der Normalstellung, wo das
Einlaſsventil geöffnet werden soll, das über der Steuerstange liegende Ende 75 des
Schwingungshebels 74 eingreift und dadurch bei der entsprechenden Stellung der
Curvenscheibe 70 das Ventil 26 öffnet.
Geht nun der Motor rascher, als die Normalbewegung sein soll, so wird der
Steuerungshebel 77 rascher beeinfluſst, so daſs die Gewichte und damit der Hebel 74
eine Ausschwingung machen und er dadurch an der äuſseren Abschrägung der
Ventilstange abgleitet und ein Oeffnen der Einlaſsventile nicht stattfindet, also
Wasserfüllungen ausfallen. Hierbei tritt beim Niedergange des Kolbens Luft durch das
Ventil 54 in den Cylinder, welcher beim Aufwärtsgehen wieder durch das dann
gesteuerte Ventil austritt, bis die normale Tourenzahl erreicht ist. War bei dem
Motor Fig. 4
noch ein besonderes Luftventil angebracht, so daſs die Luft beim Reguliren nicht
durch das Wasser gesaugt zu werden brauchte, so wird bei der in Rede stehenden
Construction das Auslaſsventil 54 gleichzeitig als Ventil für den Luftzutritt
verwendet. Beim Ausfalle von Füllungen öffnet sich nämlich das Ventil selbsthätig
beim Heruntergange des Kolbens und so tritt die Luft aus dem unteren Theile 79 in
den Cylinder oberhalb des Kolbens, während beim Aufgange des Kolbens diese Luft
wieder durch das durch den Ansatz 55 gesteuerte Ventil in den Raum 79
zurücktritt.
Ein Punkt ist noch als wichtig zu bemerken:
Vor Ingangsetzung der Maschine wird das Schwungrad einige Male nach links
herumgedreht. Dadurch wird die Luft durch das selbsthätige Ventil 54 in den Cylinder
gesogen und in den Windkessel 45 gepreſst. Dadurch erhält man erheblich gröſsere
Mengen Luft in demselben, welche beim Arbeiten des Motors selbstredend auch
nachhaltiger ist, so daſs der Rückschlag auf die Wasserleitung möglichst vermieden
wird. Das Ueberdrücken der Luft vom Cylinder in den Windkessel erfolgt durch das
Einlaſsventil 26 selbsthätig, weil die obere Druckfläche derselben gröſser ist als
die untere.
Mittag.