| Titel: | Flachs-Brechmaschine. | 
| Autor: | Kn. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 503 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Flachs-Brechmaschine.
                        Mit Abbildung.
                        Flachs-Brechmaschine.
                        
                     
                        
                           Auf der Irischen Ausstellung zu Olympia ist von J. O.
                                    										Wallace in Belfast eine neue Flachs-Brechmaschine (Englisches Patent A. D.
                              									1887 Nr. 193) vorgeführt worden (Industries, 1888 Bd. 5
                                 									S. 328), welche im Wesentlichen eine Abart der Cardon'schen Maschine
                              									(1886 260 * 385) bildet und sich von dieser dadurch
                              									unterscheidet, daſs das zu bearbeitende Fasermaterial nicht in wandernde Kluppen
                              									eingespannt ist, sondern zwischen unstetig bewegten Walzen gehalten wird.
                           Textabbildung Bd. 271, S. 504Die Textfigur zeigt rechts die Brechmaschine und links den nachträglich zu
                              									benutzenden Schwingapparat. Das Material wird auf den im oberen Theile der Maschine
                              									sichtbaren Tisch aufgegeben und von Walzenpaaren in die Maschine eingeführt, deren
                              									Walzen federnd gegen einander anliegen, um sich der jeweiligen Stärke der
                              									Flachsbündel anpassen zu können. Nachdem die Stengel hier gebrochen sind, werden sie
                              									senkrecht unter einander angeordneten Walzenpaaren (mit wagerechter Mittellinie)
                              									übergeben, welche mit den oberen Zuführungswalzen derart arbeiten, daſs sämmtliche
                              									Walzen gleichzeitig intermittirend Drehung in derselben Richtung erhalten. Diese
                              									Bewegung wird von einer mit Schaltklinken versehenen Stange abgeleitet, der mittels
                              									Excenters eine auf und ab steigende Bewegung gegeben wird, und welche beim Absteigen
                              									zu Folge ihrer Schaltklinken und der Schalträder der Walzen den letzteren eine
                              									kleine Drehung ertheilt.
                           Zwischen je zweien dieser senkrecht unter einander angeordneten Walzenpaaren treten
                              									nun die wagerecht gegen einander geführten Cardon'schen
                              									Hechelfelder hindurch, welche, wie in der Figur ersichtlich, ihre Bewegung von Pleuelstangen
                              									einer Kurbelwelle erhalten. Die Nadeln der Hechelfelder sind ebenfalls in Rosten
                              									geführt, und arbeiten die Hechelfelder naturgemäſs mit den Walzen derart, daſs die
                              									Nadeln in das Fasermaterial eintreten und das Ausstechen der Schabe bewirken,
                              									während die Walzenpaare in Ruhe sind, und daſs andererseits das senkrecht zwischen
                              									den Walzenpaaren gehaltene Fasermaterial weiter geführt wird, wenn die Hechelfelder
                              									aus den Stengeln zurückgezogen sind. Das Fasermaterial ist also hier während der
                              									Bearbeitung durch die Nadeln oberhalb und unterhalb derselben von den Walzenpaaren
                              									gehalten, ein Umstand, der dem Ausstechen der Schabe jedenfalls günstig ist, der
                              									aber ebensowohl ein Zerreiſsen einzelner Bastfasern und damit Vermehrung der Hede
                              									herbeiführen kann. Das bearbeitete Fasermaterial wird dann auf das im unteren Theile
                              									der Maschine sichtbare, endlose Tuch ausgelegt, und hierauf von dem Arbeiter dem
                              									Schwingapparate in der gezeichneten Weise übergeben, zur Beseitigung der noch
                              									anhängenden Holztheile. Die Geschwindigkeit, mit der das Fasermaterial durch die
                              									Maschine wandert, kann durch Auswechseln von Rädern geregelt werden.
                           Die ausgestellte Maschine bearbeitete in 10 Stunden etwa 500k Röstflachs zu 130 bis 170k Schwingflachs, ergab mithin 25 bis 33 Proc.
                              									geschwungenen Flachs, je nach der Beschaffenheit des Flachses.
                           Zur Bedienung sind 3 Arbeiter erforderlich, einer, welcher die Flachsbündel
                              									vorbereitet, ein zweiter, der dieselben in die Maschine einführt und ein dritter,
                              									welcher den gehechelten Flachs dem endlosen Tuche entnimmt und denselben dem
                              									Schwingapparate übergibt; doch können die beiden ersteren gleichzeitig drei oder
                              									vier Maschinen bedienen. Zum Betriebe bedarf die Maschine ungefähr 2 .
                              									Beschädigte Theile können leicht ausgewechselt werden.
                           Andere Faserstoffe, wie Hanf, Kalluihanf (urtica tenacissima), neuseeländischer
                              									Flachs, Aloe- und Agavehanf, sollen sich unter entsprechender Auswechselung der
                              									Hechelfelder ebenso erfolgreich wie Flachs bearbeiten lassen, und soll
                              									neuseeländischer Flachs nur einen Abgang von 7 Proc. gegenüber dem sonstigen von 30
                              									Proc. ergeben.
                           Besonders wird an der Maschine noch hervorgehoben, ihre Fähigkeit Ramiefasern zu
                              									bearbeiten. Dieses Material ist bekanntlich von fester und seidenartiger
                              									Beschaffenheit, die Stengel sind im Durchschnitte fingerdick und sehr holzig. Eine
                              									ausgedehntere Verwendung aber hat das Material noch nicht gefunden, da das Ablösen
                              									der Holztheile mittels Handarbeit zu kostspielig ist. Die Wallace'sche Maschine soll indeſs das Material leicht verarbeiten, und
                              									zwar wird es durch zwei Maschinen mit entsprechend feiner werdenden Hechelfeldern
                              									durchlaufen gelassen.
                           
                              
                                 Kn.