| Titel: | Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof. Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 538 | 
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                        Ueber technische Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Brau-Industrie (zugleich Bericht über die Stuttgarter Brauerei-Ausstellung); von Prof.
                           								Alois Schwarz in Mährisch-Ostrau.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 351 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 27.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Brau-Industrie.
                        
                     
                        
                           Einen anderen neuen Staubsammler hatte die Maschinenfabrik Gg. Kiefer in Feuerbach-Stuttgart in der Ausstellung vorgeführt, welcher
                              									auf ähnlichem Prinzipe wie der vorbeschriebene beruht.
                           Textabbildung Bd. 271, S. 538Dieser Staubsammler besteht, wie nebenstehende Abbildung zeigt, aus zwei,
                              									vier, sechs oder acht Flanellschläuchen, durch welche die eintretende, mit Staub
                              									geschwängerte Luft staubfrei durch den Flanell in das Freie tritt, und geschieht die
                              									Reinigung des von Staub zugelegten Flanelles wie folgt: An dem vorderen Haupte der
                              									Maschine befindet sich der Automat (Abklopfer), dessen Einrichtung so getroffen ist, daſs nur zwei
                              									Schläuche zusammen abgeklopft werden, während die übrigen in Thätigkeit bleiben und
                              									somit der regelmäſsige Gang der zuströmenden Luft nicht im Geringsten beeinträchtigt
                              									wird. Bei den in Abklopfung befindlichen Schläuchen wird der unterhalb am Schlauche
                              									befestigte schwere Ring mittels einer Kette vom Automaten hoch gezogen und plötzlich
                              									fallen gelassen, wodurch 4 bis 8 Stränge, welche den Belastungsring tragen, mit
                              									Kraft gegen die Wandung des Flanelles geschlagen werden und zwar so, daſs selbst die
                              									feinsten Staubtheilchen, welche sich in den Poren des Flanelles festgesetzt,
                              									herausfallen müssen, um so mehr, da sich diese kräftige Abklopfung alle 10 Minuten
                              									bei jedem einzelnen Schlauche 6 mal hinter einander wiederholt.
                           Der abgeklopfte Staub, welcher inzwischen durch eine geeignete Vorrichtung
                              									aufgefangen worden ist, wird seitlich durch eine Schnecke oder durch Sackrohre
                              									direkt in Säcke befördert, und beide Schläuche erhalten nach der Abklopfung wieder
                              									freien Einzug der Luft.
                           Diese neue Anordnung des hier beschriebenen Staubsammlers bietet die gröſste
                              									Sicherheit für Explosionsgefahr, indem sich die von Staub angefüllte Luft nur in
                              									Flanellumhüllungen (Flanellschläuchen) befindet, und bei einem derartigen
                              									Vorkommnisse sich nur ein Riſs in denselben bilden könnte, wo sich dann die
                              									Staubluft mit der atmosphärischen Luft vermischen würde.
                           Die Schläuche werden auch häufig mit schwachen Jalousien umkleidet, welche die
                              									entströmende Luft nach oben weisen und ein unmittelbares Berühren der Schläuche
                              									unmöglich machen. Der Antrieb des Automaten ist sehr einfach, da er von unten oder
                              									oben oder auch von der Seite angetrieben werden kann.
                           Andere Constructionen von Staubcollectoren (Patent Printz) waren von Eugen Kreiſs in Hamburg und
                              									auch von Amandus Kahl in Hamburg in Betrieb vorgeführt
                              									worden.
                           Die Patent-Staub-Collectoren werden mit auſserordentlichem Vortheile überall da
                              									angewendet, wo es sich darum handelt, Staub, gleichviel welcher Art – er mag also
                              									noch so fein, trocken oder feucht, faserig, klebrig u.s.w. sein – von Maschinen oder
                              									aus Räumen zu entfernen, sei es behufs Gewinnung zur Wiederverwerthung oder aus
                              									gesundheitlichen Gründen zur Reinigung der Luft, wie z.B. auch in Mälzereien. Diese
                              									Staubcollectoren können so nahe als möglich an die betreffenden Maschinen oder
                              									Staubquellen gerückt werden, saugen den hier entstehenden oder auch den in einem
                              									Raume schwebenden Staub auf, sammeln denselben an, und es kann die völlig gereinigte
                              									Luft in demselben Raume entweichen. Der Kraftbedarf zum Betriebe der Vorrichtung an
                              									und für sich, abgesehen von dem Bläser, ist sehr unwesentlich; der Antrieb der
                              									Filtertrommel erfolgt durch einen nur 50mm breiten
                              									Riemen. Es findet bei den neuen Staubsammlern die Reinigung des Filtertuches in der
                              									Weise statt, daſs nach und nach die einzelnen Zellen des Filterkörpers abgeklopft
                              									werden, unter gleichzeitiger Anwendung eines kräftigen, pulsirenden Luftstromes,
                              									welcher an der betreffenden isolirten Zelle des Filters von entgegengesetzter Seite
                              									wirkt, wodurch der an dem Filterstoffe zurückgehaltene Staub sowohl abgeklopft als
                              									abgeblasen wird. Die Abklopfung geschieht jedoch nicht gegen den Filterstoff,
                              									sondern gegen den Rahmen desselben. Durch diesen Abklopfer in Verbindung mit
                              									Gegenwand fällt der losgelöste Staub in eine Schnecke, welche denselben seitlich
                              									herausbefördert, während völlig gereinigte Luft den Apparat verläſst, und werden
                              									selbst die noch fest an dem Filtertuche haftenden Staubtheilchen wirksam entfernt
                              									ohne Abnützung des Filterstoffes, welcher daher von sehr langer Dauer ist.
                           Von den in das Gebiet der Mälzerei schlagenden Apparaten fand die von Eugen Kreis in Hamburg in Betrieb vorgeführte neue
                              									Förderspirale, als neues Förderelement, groſse Beachtung, und zwar war eine von
                              										100mm und eine von 200mm Durchmesser mit einer Leistungsfähigkeit von 80
                              									bezieh. 400 Centnern in der Stunde ausgestellt. Dieses neue Förderelement besteht
                              									aus einer cylindrischen Drahtspirale von besonderem Querschnitt, welche wie die
                              									bekannte Förderschnecke sich in einem Gerinne um ihre Achse dreht. Die Drahtspirale
                              									wirkt direct nur auf einen sehr geringen Theil des zu fördernden Gutes, sie setzt
                              									nur den äuſseren Mantel des innerhalb der Spirale befindlichen Gutes in Bewegung,
                              									die sich dem letzteren, sowie auch dem über der Spirale befindlichen Theilchen in
                              									Folge der Adhäsion mittheilt. Durch Vorwärtsbewegen dieses äuſseren Mantels wird
                              									sowohl der innere Kern als auch das über der Spirale befindliche Gut mitgeführt,
                              									gleichsam mitgetragen, so daſs durch Erhöhung des Gerinnes die Leistung sich
                              									entsprechend steigern läſst. Ein Vermengen oder Zerreiben des Fördergutes findet
                              									nicht statt. Der Spiraldraht besitzt einen besonderen, rechteckigen Querschnitt,
                              									wodurch der bei rundem Draht vorhandene Uebelstand des Keilschubes, d.h. des
                              									Festklemmens des Fördergutes zwischen der Rundung des Drahtes und dem Boden des
                              									Troges, sowie die Schwierigkeiten einer dauerhaften Verbindung zwischen dem runden
                              									Draht, der Stütze und der Achse gänzlich vermieden und gröſsere Leistung, sowie
                              									leichterer Gang erzielt ist. In Folge der Vortrefflichkeit der Vorrichtung ist
                              									dieselbe auch bereits in vielen Tausenden Metern Länge ausgeführt.
                           Eine gleichfalls ausgestellte neue Construction von Transportschnecken, Patent Röſsler und Reinhard, zeigte wesentliche Verbesserungen
                              									gegenüber den üblich angewendeten Formen von Transportschnecken, indem bei derselben
                              									die Flügel aus starkem Eisenblech gestanzt (nicht gegossen) sind und die
                              									Befestigungslasche nach einem eigenen Verfahren umgebogen erscheint, wodurch eine
                              									sehr groſse Versteifung des Flügels erzielt wird und ein Abbrechen derselben, wie
                              									dies bei Guſseisenflügeln häufig, kaum möglich ist. Diese Flügel werden mit der
                              									Höhlung der Lasche auf
                              									die Welle gelegt und mittels einfacher Kopfschraube auf derselben befestigt. Das
                              									Gewicht einer solchen Schnecke beträgt bei einem Durchmesser von 25cm in haltbarer Ausführung bloſs 8k auf den laufenden Meter, während
                              									Transportschnecken gleichen Durchmessers mit Guſseisenflügeln entsprechend 20 bis
                              										40k wiegen.
                           Ein sehr interessanter Apparat, welcher als Zugehör zu den Malzputzmaschinen
                              									anzusehen ist, nämlich ein Magnetapparat, war von Scholl und
                                 										Auer in Göppingen ausgestellt. Diese Apparate bezwecken das Ausscheiden von
                              									Eisentheilen aus Getreide und Malz und werden gewöhnlich auf dem Trichter der
                              									Schrotmühlen derart angebracht, daſs sämmtliches Malz den Magnet passiren muſs, der
                              									etwa im Malz enthaltene Eisentheile, welche beim Durchgehen durch die Walzen
                              									dieselben beschädigen könnten, zurückhält; die Apparate sind auch mit selbstthätiger
                              									Abstreifvorrichtung versehen, durch welche die an dem Magnete haftenden Eisentheile
                              									seitlich abgehoben werden.
                           Eine zweite von dieser Fabrik ausgestellte Magnetmaschine dient zum Trennen der
                              									Eisen- und Stahltheile aus Metall-, Dreh-, Bohr- und Feilspänen und ist für
                              									Metallwaarenfabriken von groſsem Werth.
                           Unter den zahlreich ausgestellten Gerstesortir- und Putzmaschinen waren meistens
                              									bekannte Constructionen, und nur wenige neue Einrichtungen vertreten. Bloſs Amandus Kahl in Hamburg hatte eine neue Wasch- und
                              									Reinigungsvorrichtung für Gerste ausgestellt. Dieser Apparat, Patent Niederer-Kahl, besteht aus zwei Theilen, dem
                              									wagerechten „Scheideapparat,“ in welchem sämmtliche Verunreinigungen der
                              									Gerste durch einen Wasserstrom abgeschieden werden, und einem senkrechten Cylinder,
                              									der sogenannten „Waschcolonne,“ in welchem eine senkrechte mit Schaufeln
                              									besetzte Welle rotirt. Im unteren Theile dieses Cylinders wird die Gerste gewaschen
                              									und durch die Schaufeln nach aufwärts gehoben, wobei gleichzeitig das abflieſsende
                              									Wasser sammt den Verunreinigungen durch Centrifugalkraft weggeschleudert und auch
                              									noch durch den Drahtmantel des Flügelwerkes die anhaftende Spreu abgeschieden wird.
                              									Einrichtung und Betrieb dieser neuen beachtenswerthen Waschvorrichtung sind
                              									folgende: Durch den linksstehenden wage rechten Theil der Maschine, dem sogenannten
                              									Scheideapparat, welcher mehrere Abtheilungen hat, wird ein flieſsender Wasserstrom
                              									(entweder kann kaltes oder auch Condensationswasser angewendet werden) geführt, und
                              									so rasch, wie das Wasser läuft, trennen sich von dem guten Getreide je nach
                              									specifischer Schwere in den respectiven Abtheilungen: Abschwamm, etwa noch
                              									vorhandene Strohstückchen, Hülsen, Unkräuter, Holztheilchen u.s.w., halb gesunde,
                              									faule, brandige u.s.w. Körner, Steine, Metalltheilchen u.s.w., kurzum alle fremden
                              									Beimischungen der Frucht, die schwerer als letztere sind. Nachdem nun dem Getreide
                              									die gröſsten Unreinigkeiten und schlechten Bestandtheile genommen, laufen sowohl die
                              									schweren als auch die gesunden Körner, die sich aus zwei Abtheilungen
                              									vereinigen, zusammen durch einen Trichter in die senkrechte Waschcolonne. Hier wird
                              									das Getreide mittels Centrifugalkraft rationell gewaschen, worauf alsdann beim
                              									Austritt aus diesem Apparat eine nochmalige Behandlung mit Luft erfolgt. Je nach den
                              									Verwendungszwecken, z.B. Mälzereien, kann das Getreide, bevor es in die Weiche
                              									kommt, noch einige Zeit unbeschadet auf Haufen lagern, wohingegen das Getreide bei
                              									Vermahlung in Mühlen nach vorbeschriebener Reinigungsprocedur noch eigens
                              									construirte Trockenapparate zu passiren hat.
                           Die von Amandus Kahl in Hamburg ausgestellte
                              									Gerstesortirmaschine ist bei einfachem gefälligem Bau dauerhaft ganz in Eisen und so
                              									construirt, daſs es einem davorstehenden Mann ermöglicht ist, selbst die gröſsere
                              									Sorte von ebener Erde aus zu speisen. Auch liegt der ganze Arbeitsprozeſs unverdeckt
                              									vor und ist leicht zu übersehen. Die Speise- und die Ausscheidevorrichtung weisen
                              									zwei Verbesserungen auf. Durch erstere wird eine völlig gleichmäſsige Speisung der
                              									Maschine bewirkt, welche auf einfache und schnelle Weise regulirt werden kann, wobei
                              									durch eine Rüttelbewegung jede Verstopfung ausgeschlossen ist. Von einem regelbaren
                              									Windstrom erfaſst, gelangt das nun von seinen leichten Theilen befreite Korn auf ein
                              									sich über die ganze Länge und Breite der Maschine ausdehnendes neues
                              									Patentrüttelsieb. Dieses leicht auswechselbare Sieb ist mit 2 bis 3 verschiedenen
                              									Siebflächen versehen, die in ihrer Lochung je der zu reinigenden Frucht angepaſst
                              									werden und in der Weise gewählt sind, daſs das erste Siebfeld alle kleinen und
                              									dünnen Körner absondert. Die nicht verbleibenden, zum
                              									Durchgange bestimmten gröberen Bestandtheile werden über das Ende des Siebes in eine
                              									Abtheilung abgeführt. Der Durchgang des ersten und dritten Siebes wird je für sich
                              									in einer Abtheilung gleichfalls abgefangen, wohingegen der Durchgang des zweiten,
                              									mittleren Siebes, aus dem Siebgut, wie oben erwähnt, bestehend, nunmehr zum
                              									Hauptziel seiner speciellen Sortirung gelangt, nämlich auf eine um zwei Achsen
                              									rotirende, schräg nach oben gekehrte Auslesefläche, welche aus endlos
                              									zusammengesetzten Platten mit halbrunden, gebohrten Löchern besteht.
                           Zu den schönsten und bestausgeführten Maschinen dieser Art gehörten unstreitig die
                              									von der bekannten Kalker Trieuerfabrik Mayer und Comp.
                              									in Kalk bei Köln ausgestellten drei Sortirmaschinen nach Krüger's Patent für eine Leistungsfähigkeit von 9,15 resp. 30 Centner in
                              									der Stunde. Es sind dies vereinigte Gerstensortir-, Wicken- und
                              									Halbkörner-Auslesemaschinen von groſser Leistungsfähigkeit und einfacher
                              									Construction, welche sich in vielen Ausführungen vortrefflich bewährt haben. Die
                              									ausgestellten Krüger'schen Patent-Trieurs sind ohne
                              									Rüttelwerk, statt dessen mit einer Absiebetrommel ausgestattet, arbeiten daher
                              									geräuschlos und verursachen nicht das bei anderen Constructionen so störende
                              									Erschüttern des ganzen Arbeitsraumes.
                           
                           Heinrich Reinhard in München hatte als Neuheit ein
                              									Gefäſs mit Wage zur Bestimmung der Quellreife der Gerste ausgestellt, welches ohne
                              									weitere Untersuchung und Berechnung über das Fortschreiten der Wasseraufnahme in
                              									allen Schichten der Weichmasse Auskunft gibt. Die Wasseraufnahme, nach Procenten
                              									bezeichnet, stellt zugleich eine vergleichende Einheit für alle Mälzereien dar und
                              									ist genauer und verständlicher als die übrigen praktischen Merkmale, oder als die
                              									gebräuchliche Angabe der Weichzeit nach Tagen und Stunden. Das Gefäſs wird mit
                              										200g der einzuweichenden Gerste gefüllt, mit
                              									dem Deckel geschlossen und in die frisch eingeweichte Gerste im Quellstock
                              									gestoſsen. Diese kleine Gerstenmenge weicht somit unter denselben Verhältnissen wie
                              									die groſse Masse. Will man sich von der Wasseraufnahme überzeugen, so kommt das
                              									Gefäſs aus der Weiche und wird in reinem Wasser durchgeschüttelt, damit etwa
                              									anhaftende Unreinigkeit durch die Oeffnungen entfernt wird. Alsdann wird der Deckel
                              									wieder abgenommen und als Ersatz für die Wagschale das Gefäſs angehängt. Die Wage
                              									zeigt die Wasserzunahme in Procenten an, wobei das Gewicht immer auf demselben Punkt
                              									stehen muſs, wie bei der trockenen Gerste.
                           Die Maschinenfabrik von Franz Hochmuth in Dresden hatte
                              									ihre neuesten verbesserten Malzwender im Betrieb vorgeführt; derselbe hat folgende
                              									Construction: Am Umfange einer hohlen Welle sind wechselseitig Arme eingesetzt,
                              									welche an ihren Enden in Gelenken drehbare, gebogene Schaufeln tragen, wie solche in
                              									der Querschnittzeichnung dargestellt sind (Fig. 1 Taf. 27).
                           Bei rascher Umdrehung der Wenderwelle bewegt sie sich nur langsam vorwärts, so daſs
                              									bei Eingriff der Schaufeln dieselben nie mehr als nöthig fassen können. Am
                              									Wenderarme sitzt lose eine Hülse E mit zwei kleinen
                              									Greifern, sobald nun die Schaufel zum Eingriff kommt, fällt durch ihr eigenes
                              									Gewicht die Hülse E am Arme herab und hält die Schaufel
                              									so lange fest, bis der Arm eine solch schräge Lage nach oben einnimmt, in welcher
                              									die Hülse durch die eigene Schwere herabgleitet und die Schaufel frei schwingen
                              									läſst. Durch diese Anordnung wird der groſse Vortheil erreicht, daſs das Malz nur
                              									nach und nach von der Schaufel herabgleitet und dabei einen möglichst langen Weg
                              									durch die erhitzte Luft zurücklegt.
                           Der Antrieb des Malzwenders geschieht durch einen einfachen Mechanismus; derselbe ist
                              									zu beiden Seiten in das Mauerwerk gelegt, da er wenig Raum bedarf, demnach die
                              									Darrbreite der Wenderbreite gleich ist. An den Enden tritt selbsthätig ein
                              									Umschaltungsmechanismus in Thätigkeit, so daſs der Wender ohne jede Aufsicht
                              									selbsthätig vor- und rückwärts arbeitet, demnach jede Controle der Arbeiter
                              									wegfällt.
                           Die Lager der Wenderwelle sind mit präparirten Metallschalen versehen, welche kein
                              									Oel oder irgend eine Schmierung erfordern.
                           
                           Die Hülse ist so construirt, daſs sich Staub, Körner und Unreinigkeiten niemals
                              									festsetzen können.
                           Ein anderer neuer Wendeapparat für Malz, von Friedrich August
                                 										Hartmann und Comp. in Offenbach a. M. ausgestellt, zeichnete sich dadurch
                              									aus, daſs derselbe ebenfalls die Ausnützung des Raumes, in welchem das zu wendende
                              									Material ausgebreitet liegt, bei Malz also die Ausnützung der Darrhorde, voll und
                              									ganz gestattet. Es wird dies dadurch erreicht, daſs der gesammte
                              									Bewegungsmechanismus des Schaufelrades auſserhalb der eigentlichen Darrhorde
                              									angebracht ist, so daſs das Schaufelrad die volle Breite des Darrraumes erhalten
                              									kann. Diese eigenartige Anordnung des Bewegungsmechanismus bedingt eine von den
                              									bisher zu dem gleichen Zwecke benutzten Einrichtungen vollständig abweichende
                              									Construction, welche im Wesentlichen aus einem Umlaufgetriebe besteht, das
                              									gleichzeitig die Rotation des Schaufelrades und den Vorschub der Wenderwelle
                              									bewirkt.
                           Das Schaufelrad ist in bekannter Weise aus einem die Welle ersetzenden Cylinder, den
                              									darauf befestigten Blechscheiben, den radialen Stegen und den in den Scheiben
                              									drehbar gelagerten, aus winkelförmig gebogenen Blechen bestehenden Schaufeln
                              									zusammengesetzt. In den Enden des Cylinders sind die Drehzapfen eingesetzt, welche
                              									in Gehäusen lagern, die in Aussparungen der beiden Seitenwände des Darrraumes
                              									schlittenartig verschiebbar sind. Die Gehäuse haben mit Schraubengewinde versehene
                              									Naben und sind auf je einer zu beiden Seiten der Darrhorde sich über die ganze Länge
                              									des Darrraumes erstreckenden, an den beiden Enden der bezüglichen Wandaussparung
                              									drehbar gelagerten Spindel montirt, so daſs die Gehäuse mit dem Schaufelrad bei der
                              									gleichzeitig erfolgenden Drehung der beiden Spindeln in der einen oder anderen
                              									Richtung langsam über die Darrhorde vor- oder zurückgeschoben werden. In jedem
                              									Gehäuse ist zwischen den beiden Naben eine mit ihrer Nabe auf der Spindel
                              									verschiebbare Schnecke angeordnet, welche mit dem bezüglichen der beiden auf den
                              									Drehzapfen des Schaufelrades befestigten Schneckenräder in Eingriff steht. Die Nabe
                              									jeder Schnecke greift mit einer Feder in eine Nuth, welche über die ganze Länge in
                              									jede der beiden Spindeln eingeschnitten ist, so daſs sich die beiden Schnecken bei
                              									der Drehung der Spindeln mit diesen mitdrehen müssen, hierbei aber auch mit den
                              									Gehäusen längs der Spindeln vorbezieh. zurückgleiten können.
                           Durch die Drehung der Schnecken werden die Schneckenräder und hierdurch der Cylinder
                              									mit den Schaufeln in Bewegung versetzt.
                           Die eine Spindel des erstbeschriebenen Umlaufgetriebes ist als Welle durch die
                              									Stirnwand des Darrraumes hindurch verlängert und hier mit einer Klauenkuppelung
                              									versehen, welche durch Umlegen des Hebels mit der einen oder anderen der beiden lose
                              									und in entgegengesetzten Richtungen laufenden Riemscheiben gekuppelt wird, so daſs
                              										hierdurch die Welle
                              									und die Spindel je nach Bedarf in Rechts- bezieh. Linksdrehung versetzt werden
                              									können. Damit nun diese Umkehrung der Drehungsrichtung der Spindeln jedesmal, wenn
                              									das Schaufelwerk an dem einen oder anderen Ende der Darrhorde anlangt, selbsthätig
                              									erfolgt, ist der soeben erwähnte Hebel durch eine Schiebstange mit einem durch ein
                              									Gewicht belasteten, zweischenkligen Hebel verbunden, welcher nahe am vorderen Ende
                              									des Darrraumes in geeigneter Weise drehbar an einer an der Wand befestigten Platte
                              									angebracht ist.
                           Ein auf dem bezüglichen Gehäuse befestigter Anschlag stöſst gegen Ende des Vorschubes
                              									des Schaufelwerkes gegen das untere Ende des zweiten Hebels, legt diesen und damit
                              									auch den ersten, den Kuppelungshebel, allmählich um, schaltet hierdurch die
                              									Kuppelung zwischen der Spindel und der rechts liegenden Riemscheibe aus und kuppelt
                              									dieselbe mit der zweiten sich entgegengesetzt drehenden Riemscheibe, so daſs die
                              									durch ein Kettengetriebe miteinander verbundenen Spindeln nunmehr nach
                              									entgegengesetzter Richtung in Drehung versetzt und das Schaufelwerk bei
                              									entgegengesetzter Schaufelwirkung wieder langsam zurückbefordert wird.
                           Am anderen Ende der Darrhorde stöſst der Anschlag ebenfalls gegen einen dritten
                              									Hebel, welcher mit dem zweiten Hebel durch eine Schubstange verbunden ist. Mit dem
                              									Umlegen des dritten Hebels wird also auch wieder der Kuppelungshebel umgelegt, die
                              									Kuppelung aus der links befindlichen Riemscheibe ausgelöst und in die rechts
                              									befindliche Riemscheibe eingeschaltet, so daſs also die Rotation der Spindeln und
                              									damit die Bewegung des Schaufelwerkes wiederum wechselt.
                           Die Kuppelung mit der betreffenden Riemscheibe wird bis zur nächsten Umsteuerung
                              									durch das am zweiten Hebel angebrachte Gewicht gesichert.
                           Beim Abstellen des Apparates wird der erste Hebel mit der Kuppelung durch Einklinken
                              									eines Ueberwurfhebels in Mittelstellung gesichert.
                           Eine sehr interessante, wenn auch schon seit einigen Jahren bekannte Neuerung war von
                              									der Berliner Actiengesellschaft für Eisengieſserei und
                                 										Maschinenfabrikation in Charlottenburg zur Ansicht gebracht worden, nämlich
                              									das Verfahren der pneumatischen Mälzerei nach dem Trommelsysteme Patent Galland. Es war ursprünglich beabsichtigt gewesen,
                              									einen solchen Apparat in vollständiger Ausführung in der Ausstellung in Betrieb zu
                              									setzen, was sich jedoch aus technischen Gründen als undurchführbar erwies, weshalb
                              									dieses System bloſs durch groſse in Farben ausgeführte Tafeln den Besuchern zur
                              									Darstellung gebracht worden war. Wir reproduciren diese Tafeln, indem wir
                              									gleichzeitig eine ausführliche Beschreibung dieses Mälzereisystemes geben (Fig. 4 und 5 Taf. 27).
                           Ein gemauerter oder eiserner Koksthurm ist unten mit einem Roste r, worauf eine niedrige Koksschicht ruht, und über
                              									demselben, mit kleinem Zwischenraume mit noch einem Rost R mit höherer
                              									Koksschicht versehen. Unter den untersten Rost wird möglichst reine und daher Luft
                              									aus der Höhe zugeleitet. Oberhalb vom Koks ist ein sogen. Anschwänzer s angebracht, der, sich drehend, in feiner Vertheilung
                              									frisches Brunnenwasser von etwa 8 bis 10° R. über den Koks niederrieselt und auf
                              									letzteren also in gröſster Oberfläche vertheilt. Der Raum über dem Anschwänzer steht
                              									in Verbindung mit einer Windzuleitung L und L1, zu den
                              									Malzapparaten gehend, und mit einer Windableitung S,
                              									von diesen zu einem Exhaustor (Ventilator) Z führend.
                              									Wenn letzterer saugt, so tritt unter den Rost frische Auſsenluft, durchstreicht den
                              									Koks, wird gereinigt, sättigt sich an dem in gröſster Oberfläche vertheilten Wasser,
                              									dieses theilweise verdunstend, mit Wasserdampf, und weil hierzu Wärmebindung nöthig
                              									ist, so kühlt sich die selbst im heiſsesten Sommer etwa mit 28° R. eintretende Luft
                              									bei diesem Prozesse bis auf 9 bis 11°, voll gesättigt mit Wasserdampf, ab. Im
                              									Winter, wo die Luft mit groſser Kälte, also unbrauchbar für die Mälzerei, unter dem
                              									Roste eintritt, wird durch ein in den freien Raum zwischen beiden Kokslagen
                              									eingeführtes kleines Dampfrohr d vom Dampfkessel so
                              									viel Dampf zugeleitet, daſs die Temperatur der oben aus dem Koksthurme den Apparaten
                              									zugeführten feuchten Luft ebenfalls 9 bis 11° beträgt. Dampf- und Wasserzuführung in
                              									den Koksthurm sind je nach den Auſsentemperaturen durch Ventile regulirbar. So ist
                              									für jede Jahreszeit in einfachster Weise das geeignete Mälzungsklima, bestehend in
                              									voll mit Wasser gesättigter, gereinigter kühler Luft, hergestellt, welche in
                              									nachstehender Weise zum Wachsen der Gerste Verwendung findet.
                           Das Einquellen der Gerste geschieht im Weichkasten W.
                              									Nachdem das Einweichen der Gerste in gewöhnlicher Weise vorgenommen und das letzte
                              									Wasser abgelassen ist, verbleibt das gequellte Gut noch 1 bis 2 Tage in dem mit fein
                              									gelochtem Doppelboden versehenen Weichkasten, welcher dann oben mit einem luftdicht
                              									abschlieſsenden Plan abgedeckt wird. Die Ventile v und
                              										v1 werden geöffnet
                              									und unter Durchsaugung von frischer gekühlter Luft wird das Anspitzen der Gerste
                              									begünstigt, indem dieselbe kühl gehalten und die sich bildende Kohlensäure abgesaugt
                              									wird. Unten in den Weichkästen sind ventilartig abgeschlossene Oeffnungen o, durch welche nach der genannten Anspitzzeit das
                              									Keimgut in die unterhalb der Weichkasten placirten Keimtrommeln T niedergelassen wird, worin der Keimungsprozeſs weiter
                              									vor sich geht.
                           Die Keimtrommeln sind unten auf 2 Paar Rollenböcken b
                              									gelagerte und mittels Schneckenradgetriebe g in etwa 40
                              									Minuten einmal herumdrehbare Blechcylinder, von denen jede an einer Seite eine mit
                              									der Feucht-Windleitung L mittels eines
                              									Regulirdrehschiebers D in Verbindung stehende
                              									Luftkammer k hat, von welcher am äuſseren Umfange der
                              									Trommel halbkreisförmige, ganz fein gelochte Kanäle c
                              									die Trommelcylinder der
                              									ganzen Länge nach durchziehen. Von der anderen Seite steht ein in der Mitte der
                              									Trommel angebrachtes, ebenfalls fein gelochtes Mittelrohr m, auch absperrbar und regulirbar, mittels eines Drehschiebers D1 in Verbindung mit
                              									der Windabsaugeleitung S. Dieses Mittelrohr hat jedoch
                              									keine direkte Verbindung mit der Luftkammer k; es kann
                              									daher die vom Ventilator gesaugte Luft die Trommel nur in der Richtung der
                              									eingezeichneten Pfeile durchstreichen. Jede Keimtrommel hat am Umfange zwei um etwa
                              									120° versetzte, ganz leicht zu öffnende und dicht abschlieſsende Thüren zum Ein- und
                              									Auslassen der gequellten Gerste bezieh. des Grünmaizes. Durch das sehr langsame
                              									Drehen der Trommel bleibt die Oberfläche des Inhaltes nicht wagerecht stehen,
                              									sondern nimmt eine schräge Fläche an, auf welcher allmählich abrieselnd das
                              									wachsende Keimgut ohne irgend sonstige gewaltsame mechanische Beihilfe gewendet wird
                              									und somit vor Zusammenwachsen (Verfilzen) in der einfachsten und die zarten
                              									Würzelchen schonendsten Weise absolut sicher bewahrt bleibt. Jede sich in 40 Minuten
                              									einmal herumdrehende Trommel läſst das eingefüllte gequellte Gut, je nach der
                              									Temperatur, mit welcher man den Keimungsprozeſs führt, in 7 bis 9 Tagen fertig
                              									wachsen und zwar in der gleichmäſsigsten Weise mit vorzüglichster Lösung. Bei der
                              									constanten Zuführung von voll mit Wasser gesättigter und gereinigter Luft wird die
                              									sich bildende Kohlensäure stetig abgeführt, und ein Abtrocknen des Malzes kommt in
                              									dem kleinen Raume der Trommel nicht vor. Schimmelbildung ist selbst bei halben
                              									Körnern ausgeschlossen.
                           Zur jederzeitigen Beobachtung und entsprechenden Regulirung der Temperaturen des
                              									wachsenden Malzes im Inneren der Trommeln hat jede derselben an jeder der Stirnwände
                              									ein Thermometer. Zeigt sich bei einer Trommel für das Stadium des darin wachsenden
                              									Gerstenhaufens zu hohe oder zu niedere Temperatur, so wird solche Differenz durch
                              									Drehen des Windregulirhahnes D und dementsprechende
                              									Durchführung von mehr oder weniger gekühlter Luft durch diese Trommel in kürzester
                              									Zeit wieder auf den normalen Standpunkt regulirt. Ferner kann zu jeder Zeit auch von
                              									dem zwischen je 2 Trommeln angebrachten Podium p aus,
                              									durch Oeffnen einer der Thüren in der Mitte der Trommeln der Haufen mit Leichtigkeit
                              									gradirt und beobachtet werden. Es können auſser den Thüren auch noch Fenster zum
                              									Einblicke in die Trommeln angebracht werden.
                           Ist das Grünmalz hinreichend ausgewachsen, so wird mit dem Zuführungsdrehschieber D die feuchte Luft von der betreffenden Trommel
                              									abgesperrt und eine im Deckel dieses Drehschiebers angebrachte Thür geöffnet, so
                              									daſs gewöhnliche trockene Atmosphäre durch das Grünmalz gesaugt wird, welche ein
                              									Abschwelken und Abtrocknen nach Belieben in einfachster Weise bewirkt.
                           Das so fertige Grünmalz wird durch eine nach unten gestellte Thür in untergefahrene Kippwagen
                              									entleert, und dies durch Nachstoſsen durch die zweite schräg nach oben gerichtete
                              									Thür nachhelfend von dem zwischen je 2 Trommeln angebrachten Podium p aus erleichtert.
                           Mit dem pneumatischen Grünmalzapparate, Trommelsystem Galland, kann man bei dem mit Leichtigkeit und in einfachster Weise
                              									hergestellten künstlichen Klima das ganze Jahr hindurch mälzen. Rechnet man jedoch
                              									zur Generalsäuberung und Neulackirung der Apparate und Räume im Jahre etwa 4 Wochen
                              									ab, so kann man eine jährliche Arbeitszeit bei diesen Apparaten von 335 bis 340
                              									Tagen annehmen, gegenüber einer Arbeitsdauer von durchschnittlich 220 bis 230 Tagen
                              									auf den gewöhnlichen Tennen. Dementsprechend kann jede Trommel in vorstehend
                              									genannter Campagne 41 bis 42 mal fertiges Grünmalz ausleeren. Durch die gleichmäſsig
                              									niedrig gehaltene Temperatur der Haufen in den Trommeln während der Keimzeit ist der
                              									Verlust der Gerste an nutzbarer Substanz geringer als bei dem Wachsthume auf den
                              									Tennen, so daſs die Ausbeute an Malz eine erhöhte ist. Bei Anwendung der Galland'schen Keimtrommelapparate gebraucht man zur
                              									Herstellung des gleichen Malzquantums nur etwa ⅕ des Raumes wie bei gewöhnlichen
                              									Tennen.
                           Wegen des geringen Platzes, den die Apparate einnehmen, lassen sich dieselben mit
                              									Leichtigkeit in vorhandenen Gebäuden unterbringen. Es ist fast gleichgültig, ob die
                              									Keimtrommeln im Keller oder in hochgelegenen Räumen Aufstellung finden.
                           Abgesehen von der enormen Ersparniſs an Terrain stellen sich die Kosten der Anlage
                              									einer gewöhnlichen Tennenmälzerei durchschnittlich 45 bis 50 Proc. höher als eine
                              									solche mit Galland's Trommelapparaten bei gleichen
                              									jährlichen Productionen an fertigem Malze.
                           Die benöthigte Wassermenge ist für das Einweichen der Gerste bei dem pneumatischen
                              									Verfahren genau dieselbe, wie bei der Tennenmälzerei. Man kann dafür ziemlich genau
                              									für den Tag das 10fache von dem Gewichte der täglich einzuweichenden Gerste rechnen,
                              									so daſs bei einer täglichen Verarbeitung von 5000k
                              									Gerste für alle Weichkästen in 24 Stunden etwa 50000k = 50cbm Wasser für das Einweichen
                              									verbraucht werden. Als Kühlwasser für die Koksthürme wird in den Wintermonaten
                              									Oktober bis Ende März ungefähr dasselbe Quantum beansprucht wie zum Einweichen; es
                              									vermehrt sich das Quantum allmählich mit der zunehmenden Auſsentemperatur, jedoch
                              									wird für die Koksthürme in den allerheiſsesten Sommertagen höchstens die 3½fache
                              									Wassermenge gebraucht als im Winter.
                           Bei der so überaus einfachen und sicheren Regulirbarkeit aller Factoren, welche bei
                              									der pneumatischen Trommelmälzerei in Betracht kommen, ist das nöthige
                              									Arbeitspersonal auf das denkbar geringste Minimum gebracht. Ein Mann bei Nacht,
                              									welcher zugleich Maschinist sein kann, ist in der Lage, die Beobachtung und
                              									Regulirung der Temperaturen vorzunehmen für eine Mälzerei von mehreren Serien
                              									Trommeln unbeschadet
                              									ihrer Gröſse. Desgleichen genügt für den Tagesbetrieb ein Mann für die Beobachtung
                              									und Regulirung. Nur während der Zeit des Ausleerens einer Trommel und Weiche sind
                              									zur Fortschaffung und Hochförderung des Grünmalzes zur Darre je nach Gröſse der
                              									Apparate noch 2 bis 3 Mann auf 1½ bis 2 Stunden zur Hilfe zu stellen.
                           Die Betriebskosten einschlieſslich der maschinellen Betriebskraft lassen sich je nach
                              									den Gröſsen der Anlagen für die Grünmalzfabrikation bis zu 0,3 der Betriebskosten
                              									eines Tennenbetriebes reduciren.
                           Ein zweites, ebenso häufig als das vorbeschriebene in der Praxis eingeführte System
                              									der pneumatisch-mechanischen Mälzerei, das von Saladin,
                              									für welches die Maschinenfabrik Beck und Rosenbaum's
                              										Nachfolger in Darmstadt das alleinige
                              									Ausführungsrecht für Deutschland erworben hat, war wohl in der Ausstellung nicht
                              									vorgeführt, doch hatte die genannte Firma an alle Ausstellungsbesucher ein Circular
                              									ergehen lassen, in welchem dieselben zur Besichtigung der an den Reiserouten der
                              									Ausstellungsbesucher befindlichen Anlagen von pneumatisch-mechanischen Mälzereien
                              									nach System Saladin eingeladen wurden.
                           Das Wesen des Saladin'schen Verfahrens besteht in
                              									Folgendem: Die geweichte Gerste wird in einen besonderen Keimkasten ausgestoſsen, in
                              									welchem sie vom Beginne bis zur Beendigung des Wachsthumes ununterbrochen verbleibt.
                              									Sie liegt in demselben auf einem Siebboden, unter welchem sich eine Luftzuführung
                              									befindet, welche mittels einer Klappe verschlieſsbar ist, und von der aus auf eine
                              									bestimmte Temperatur gebrachte feuchte Luft durch das Malz von unten her gedrückt
                              									werden kann. Durch diese gleichmäſsige Zuführung von Luft, welche vorher auf eine
                              									bestimmte Temperatur gebracht worden ist, wird die Temperatur des Haufens auf einer
                              									bestimmten, gewünschten Höhe, und die Luft im Haufen rein erhalten (von Kohlensäure
                              									befreit, der Sauerstoff ersetzt). Die zugeführte Luft wird auſserdem vor der
                              									Zuführung mit Feuchtigkeit gesättigt, um ein Austrocknen des Malzes zu verhindern.
                              									Wird ein Schwelken des Malzes nach beendetem Wachsthume gewünscht, so kann dies in
                              									demselben Kasten, in dem das Malz gewachsen ist, durch Zuführung von trockener
                              									warmer Luft ausgeführt werden (Fig. 2 und 3 Taf. 27).
                           Das Auflockern des Malzes wird bei dem Saladin sahen
                              									Verfahren nicht wie auf der Tenne durch Handarbeit bewirkt, sondern es dient zu dem
                              									Zwecke ein besonderer mechanischer Apparat, welcher „Wender“ oder richtiger
                              										„Auflockerer“ genannt wird. Im Wesentlichen besteht derselbe aus einem
                              									sich selbsthätig fortschiebenden eisernen Wagen, welcher auf Schienen über dem
                              									Keimkasten hin und her laufend korkzieherartige Auflockerungsschrauben trägt,
                              									welche, bis auf den Boden des Kastens reichend und sich um die eigene Achse drehend,
                              									bei der Vorwärtsbewegung des Wagens über dem keimenden Malze hin dieses durchfurchen
                              									und die Keime, die in einander gegriffen haben, trennen.
                           
                           Auch um die dem Malze zuzuführende Luft auf die gewünschte Temperatur zu bringen und
                              									mit Feuchtigkeit zu sättigen, bedient sich das Saladin'sche Verfahren eines besonderen, „Umwechsler“ (Changeur)
                              									genannten Apparates, welcher aus einer oder mehreren Trommeln besteht, deren Mantel
                              									von mehrfachen Lagen von Siebblech gebildet wird, und welche in ein Wasserbecken
                              									tauchen, dessen Wasser durch ein Schlangenrohr beliebig mit Dampf angewärmt oder mit
                              									Eiswasser gekühlt werden kann. Durch diese sich langsam drehenden Umwechsler wird
                              									die Luft, welche das Malz durchstreichen soll, durch einen Ventilator gepreſst und
                              									nimmt auf dem Wege durch die Siebblechlagen, welche das temperirte Wasser des
                              									Beckens durch Adhäsion mitnehmen, nicht nur die gewünschte Temperatur an, sondern
                              									sättigt sich auch mit Feuchtigkeit.
                           Die Keimkästen bestehen aus cementirtem Mauerwerke. Auf der Seite des Hauptganges
                              									sind sie offen, können aber hier durch eine Eisenblechwand ebenfalls geschlossen
                              									werden. In einer Höhe von 70cm über dem Boden
                              									befindet sich der oben genannte Siebboden CC (Fig. 2 und 3), auf welchem
                              									das Malz D liegt. Derselbe besteht aus 18 einzelnen
                              									Rahmen, welche an den beiden Längswänden des Keimkastens drehbar befestigt sind und
                              									von der Mitte des Kastens aus zur Hälfte nach rechts zur Hälfte nach links hin
                              									hochgeklappt werden können, so daſs der ganze innere Kastenraum frei und zugänglich
                              									wird, in ähnlicher Weise, wie die Flügel einer Flügelthür sich öffnend den Durchgang
                              									gestatten. Diese Einrichtung erleichtert die Leerung der Kästen auſserordentlich und
                              									gestattet auch eine sehr gründliche und schnelle Reinigung der Kästen.
                           Der oben erwähnte Saladin'sche „Auflockerer“ ist
                              									in Fig. 2 und
                              										3 Taf. 27
                              									im Durchschnitte und in Vorderansicht dargestellt. Derselbe besteht aus einem hohlen
                              									Metallcylinder G, an dessen beiden Enden Querleisten
                              									mit je zwei Rollen FF angebracht sind, welche auf den
                              									Längswänden des Keimkastens in Schienen laufen, so daſs der Cylinder auf dem
                              									Keimkasten der ganzen Länge desselben nach entlang gefahren werden kann. Quer durch
                              									den Cylinder ragen 5 Schaufeln H, welche eine Schnecke
                              									von doppelter Schraubenwindung bilden, bis auf das Siebblech hinabreichen und zum
                              									Auflockern des Malzes dienen. In dem Cylinder, parallel mit der Achse, aber unter
                              									ihr, befindet sich eine Welle, welche an beiden Enden einen Zahnstern trägt, welcher
                              									in eine in die Längswand des Keimkastens eingelassene Zahnstange eingreift. Diese
                              									Welle wird, durch eine Zahnradübersetzung mittels des Baumwollseiles MM gedreht und bewirkt durch ihr Eingreifen in die
                              									Zähne der Zahnstange die Vorwärtsbewegung des ganzen Auflockerers. Gleichzeitig wird
                              									durch denselben Antrieb eine auf dem Cylinder liegende Schnecke in Umdrehung
                              									versetzt, welche in die an den Schaufeln h angebrachten
                              									Zahnräder eingreift und so jedem für sich eine drehende Bewegung ertheilt, so daſs diese Schaufele
                              									während des allmählichen Vorschreitens des Auflockerers das Malz durchfurchen und
                              									das Keimgut von unten nach oben heben und drehen. Ist der Auflockerer an einem Ende
                              									des Bassins angekommen, so muſs er sofort ausgerückt (bei N) werden, da er sonst beginnt, den Weg rückwärts zu machen, weil die
                              									Zahnstange am Kopfe so eingerichtet ist, daſs der Wender am Ende angekommen alsbald
                              									in die entgegengesetzte Bewegung übergeht. Dieser Uebergang wird aber auch aus der
                              									Entfernung für den Mälzer sichtbar durch besondere Einrichtung der
                              									Zahnradübersetzung, so daſs er auch, wenn er in einem entfernten Theile des
                              									Bassinraumes beschäftigt ist, bei der langsamen Bewegung der Auflockerer Zeit genug
                              									hat, das Ausrücken zu bewirken. Die Handhabung dieser Auflockerer ist eine einfache,
                              									ihre Leistung durchgreifend und elegant. – Die Vorzüge dieses Verfahrens sind die
                              									gleichen als die bereits beim vorhergehenden ausführlich besprochenen, welche
                              									überhaupt der pneumatischen Mälzerei einen Vorzug vor der Handmälzerei geben.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
