Titel: | Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 556 |
Download: | XML |
Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für
Schiffe.
Mit Abbildungen auf Tafel
28.
Ardois' optisch-elektrischer Signalapparat für Schiffe.
An Bord der Kriegsschiffe sind bei Nacht zweierlei Signale in Gebrauch; die einen
markiren in die Ferne nur den Ort des Schiffes und verhüten so Zusammenstöſse, die
anderen ermöglichen einen optisch-telegraphischen Verkehr der Schiffe unter einander
und mit der Küste. In der letzteren Klasse will der Commandant Ardois der k. spanischen Marine durch seine, von Sautter, Lemonnier und Comp. in Paris ausgeführten
Apparate, welche sich wesentlich von denen von Sellner
(vgl. 1885 258 528), von Kaselowski (vgl. 1886 261 226) und von A. Siemens (* D. R. P. Kl. 21 Nr. 43003 vom 17. Juni
1887) unterscheiden, bessere Erfolge erzielen.
In der französischen Kriegsmarine werden die Signale aus zwei Gruppen von fünf in
einem gewissen Abstande unter einander mittels eines Taues an einer Rae des
Besanmastes oder des groſsen Mastes aufgehiſsten Lichtern gegeben; sie sind den mit
Flaggen gegebenen Tagessignalen entsprechend. Bei Verwendung gewöhnlicher Lampen ist
das Aufziehen und Herablassen derselben umständlich und aufhältlich; auch können bei
Wind und Regen wohl einzelne Lampen verlöschen und das Signal dadurch gefälscht
werden, weshalb es sich empfiehlt, die Signale von dem sie empfangenden Schiffe
zurückgeben zu lassen. Bei elektrischem Lichte vollzieht sich das Anzünden und
Auslöschen rascher und sicherer; auch lassen sich die Signale jederzeit leicht
controliren, entweder mittels kleiner Scheiben, die elektrisch durch in den
Stromkreis der zugehörigen Lampe eingeschaltete Elekromagnete sichtbar gemacht
werden, theils durch den Signallampen beigesellte Control-Lampen.
Den noch jetzt in der französischen Marine benutzten elektrischen Signalgeber haben
Sautter, Lemonnier und Comp. entworfen; er ist in
der Revue industrielle vom 21. Mai 1884 beschrieben.
Derselbe gestattet: 1) eine oder mehrere der fünf Lampen am Mäste anzuzünden; 2) vor
dem Anzünden am Signaltische ein leuchtendes Bild des Signales zu erhalten, das man
zu geben im Begriffe ist; 3) das Signal und zugleich sein Bild mit einem Griffe
auszulöschen. Immerhin aber ist seine Handhabung umständlich und schlieſst Fehler
nicht zuverlässig aus.
Ardois benutzt die in Fig. 8 Taf. 28 nach der
Revue industrielle vom 22. December 1888 * S. 502
abgebildeten Lampen. Dieselben enthalten zwei Glühlampen im Brennpunkte im Inneren
zweier über einander liegenden optischen Gehäuse, von denen das eine roth, das
andere weiſs ist. Durch Aenderung der Zahl und Reihenfolge der fünf Lampen kann man
62 weithin sichtbare Signale geben. Der Stromleiter enthält 11 Kupferdrähte, nämlich
je einen für die 10 Glühlampen und einen als gemeinschaftlichen Rückleiter.
Der in Fig. 6
und 7
dargestellte Signalgeber bildet eine vollkommen wasserdichte Büchse, die man getrost
im Regen stehen lassen kann. Ihre obere Fläche bildet ein Zifferblatt, worauf im
Kreise alle mit den fünf Lampen möglicherweise zu gebenden Signale in strahlenförmig
angeordneten rothen und weiſsen Punkten verzeichnet sind; auſserdem sind noch
Buchstaben und Ziffern bezieh. verabredete Zeichen hinzugesetzt. Unter dem
Zifferblatte liegt eine der Zahl der Glühlampen gleiche Anzahl von ringförmigen
Scheiben, die wagerecht auf gemeinschaftlichen Trägern ruhen. Diese Scheiben sind
gegen einander isolirt, und jede ist mittels eines besonderen Drahtes mit der zu ihr
gehörigen Lampe verbunden; sie sind am Umfange nicht kreisförmig rund, sondern haben
unterhalb jedes Strahles des Zifferblattes einen Vorsprung, wenn in diesem Strahle
das Brennen ihrer Lampe verzeichnet ist.
Die über dem Zifferblatte umlaufende Kurbel setzt sich unterhalb des Zifferblattes
fort und bildet hier einen Umschalter, der sich mit der Kurbel bewegt, ohne die
Scheiben zu berühren. Im Körper des Umschalters sind 10 federnde Kolben
untergebracht, welche die Scheiben an den Stellen, wo sie Vorsprünge haben, berühren
können, sie aber thatsächlich erst berühren, wenn nach dem Einstellen der Kurbel auf
den betreffenden Strahl der Griff derselben um 90° gedreht wird. Der von der
Stromquelle kommende Strom gelangt von der Achse der Kurbel aus in den Umschalter
und von diesem aus zu den Vorsprüngen und den Lampen. Wird der Griff gedreht, so
bewegt er zugleich einen Sicherheitsriegel und stellt die Kurbel fest; deshalb muſs
stets erst das eben gegebene Signal ausgelöscht werden, bevor die Kurbel weiter
gedreht und ein neues Signal gegeben werden kann. Wie mit dem Signalgeber zu
arbeiten ist, bedarf hiernach keiner weiteren Auseinandersetzung.
Der Versuch, welcher mit dem vorstehend beschriebenen Apparate auf dem spanischen
Panzerschiffe Pelayo gemacht worden ist, hat gezeigt,
daſs eine geringe Unterweisung zur Bedienung des Apparates befähigt, der eine
gröſsere Anzahl von Signalen zur Verfügung stellt, als der laufende Dienst
erfordert. Das auf dem Pelayo angewendete Zifferblatt
in Fig. 7
enthält 60 verschiedene Gruppirungen der Glühlampen. Wenn man nun ein
Signalverzeichniſs anlegt, das ebenso viele Abtheilungen wie Gruppen enthält und
wenn man zwei der letzteren zur Bezeichnung der Wechsel der Abtheilungen aufspart, so erhält man 58
Abtheilungen, im Ganzen also 58 × 58 = 3364 verschiedene Signale. Man kann die Zahl
derselben aber bis ins Unbegrenzte steigern, wenn man sich der Ziffern, z.B. 1 bis
10, bedient und diese mit einander gruppirt. Das wird indessen kaum je nöthig
werden.
Auch dasselbe Signal kann verschiedene Bedeutung erhalten, je nachdem man es allein,
oder in Verbindung mit einem als Schlüssel vorausgeschickten zweiten Signale
gibt.
Auf Schiffen von geringer Tonnenzahl und von gröſserer Fahrgeschwindigkeit, wie auf
Kanonen- und Torpedobooten, wird man die Zahl der Lampen auf drei oder auf vier
herabmindern, und dann erhält man immer noch 12 oder 20 Gruppirungen, die mit Hilfe
eines nach Abtheilungen geordneten Signalverzeichnisses 110 oder 324 verschiedene
Signale liefern können.
Die Sicherheit, Geschwindigkeit und Leichtigkeit der so zu gebenden Signale wird das
Gebiet ihrer Anwendung erweitern. Auſser dem Verkehre zwischen den einzelnen
Schiffen einer Flottenabtheilung werden sie auch den Verkehr mit dem Lande, mit
Signalstationen und den Küstenbefestigungen in den Rheden bei Nacht ermöglichen. Die
Küstenbatterien, in denen jetzt vollständige elektrische Anlagen für Scheinwerfer
vorhanden sind, haben nicht die geringste Schwierigkeit, sich dieser Signale zu
bedienen.
Ja, vielleicht würde sich in diesen Signalen auch für die Handelsflotte ein Mittel
bieten, bei Nacht zu telegraphiren und namentlich dauernd die beiden zur Verhütung
von Zusammenstöſsen nöthigen Angaben zu signalisiren, nämlich die Fahrtrichtung und
die Geschwindigkeit.