| Titel: | Motor mit Erdöldämpfen. | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 577 | 
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                        Motor mit Erdöldämpfen.
                        Mit Abbildung auf Tafel
                              									30.
                        Motor mit Erdöldämpfen.
                        
                     
                        
                           Ueber diese von de Quillfeldt herrührende und von der
                              										Société Anonyme des anciens établissements Cail
                              									ausgeführte Maschine berichtet Chevillard in Revue industrielle vom 23. Februar 1889 wie auszüglich
                              									folgt:
                           Da die gebräuchlichen Dampfmaschinen bei Booten von geringerem Tonnengehalt wegen
                              									ihres bedeutenden Gewichtes, ihres groſsen Raumbedarfes und der längeren Anheizdauer
                              									Unzuträglichkeiten mit sich führen, so hat de
                                    										Quillfeldt für diesen Sonderfall einen Motor erfunden, welcher mit
                              									Erdöldämpfen betrieben wird. Wenngleich diese Motoren auch zu Lande Verwendung
                              									finden mögen, so liegt doch ihr Hauptvortheil in der Verwendung zum Betriebe von
                              									Booten, da hierbei ihre Eigenthümlichkeiten, als: Betriebssicherheit, Einfachheit
                              									und geringer Raumbedarf, am meisten zur Geltung kommen werden. Aus diesem Grunde hat
                              									die genannte Gesellschaft Cail das französische Patent
                              									für alle Anwendungen des Motors auf Schifffahrtszwecke
                              									erworben.
                           Die Eigenthümlichkeit des Motors liegt in der Erzeugung und Verwendung von
                              									Erdöldämpfen, welche in ähnlicher Weise erzeugt werden wie der Wasserdampf im
                              									Dampfkessel. Es wird hierbei ein Theil der Dämpfe als Betriebskraft, ein Theil zur
                              									Unterhaltung der Verbrennung verwendet. Der Kessel gleicht einem
                              									Schlangenrohr-Dampfkessel und der eigentliche Motor – eine dreicylindrige,
                              									einfachwirkende Maschine – ist in gedrängter Weise unter dem Kessel angeordnet.
                           In einer cylindrischen Umhüllung, welche mit der freien Luft in Verbindung steht,
                              									befindet sich das kupferne Schlangenrohr B, in welchem
                              									die zum Betriebe als auch zur Verbrennung erforderlichen Erdölgase entwickelt
                              									werden.
                           Ein im vordern Theile des Schiffes befindlicher Behälter faſst den Vorrath an Erdöl.
                              									In der Nähe der Maschine sind zwei Hilfspumpen angebracht, die eine für Luft, die
                              									andere für Erdöl. Beide werden mit der Hand betrieben und dienen nur zur
                              									Ingangsetzung. Diese wird bewirkt, indem man mehrere Hübe mit beiden Pumpen
                              									ausführt, wodurch in einen kleinen Brenner c (Fig. 4), der
                              									sich unter einer Windung des Schlangenrohres befindet, eine Mischung von Luft und
                              									Erdöldunst eingeführt wird. Nachdem diese Mischung entzündet ist, vollführt man noch
                              									einige Hübe, um auch etwas Erdöl in das Schlangenrohr B
                              									zu bringen. Aus demselben entwickeln sich hinreichend Erdöldämpfe, um den gröſsern
                              									Brenner D (Fig. 4), als den
                              									eigentlichen Brenner für den Betrieb, zu speisen. Ein anderer Theil der Erdöldämpfe
                              									wirkt auf Kolben und Cylinder der Maschine und der regelmäſsige Betrieb ist
                              									eingeleitet.
                           Nachdem das Erdöl als Betriebsdampf gedient hat, verdichtet es sich in einem in der
                              									Kielrichtung angebrachten Condensator, durch welchen es gleichzeitig zum früher
                              									erwähnten Erdölbehälter gelangt, aus dem es vermittels der Speisepumpe G aufs neue dem Verdampfer B zugeführt wird. Auf diese Weise ist die Maschine vollständig selbsthätig
                              									gemacht.
                           Die zur Ingangsetzung erforderliche Wärmemenge ist so gering, daſs in 3 bis 4 Minuten
                              									das Boot zur Abreise fertig ist. In den ausführlichen Zeichnungen bezeichnet o Zuleitung des Erdöles zum Schlangenröhr, b Auslaſs des Erdöldampfes, c Verbindungsrohr zwischen b und dem
                              									Schieberkasten, c1
                              									Zuleitung der Dämpfe nach unten zu dem Brenner und zu den Cylindern, c2 Rohr zur Zuleitung
                              									der Erdöldämpfe zum Injector, d Injector für den
                              									Brenner D. An dem Injector ist die nöthige
                              									Einstellvorrichtung für die Zuführung der zur Verbrennung erforderlichen Luft
                              									angebracht (Fig.
                                 										8). Die Einrichtung des Brenners, zu welchem der Zutritt des Gases
                              									geregelt werden kann, ist aus Fig. 4 näher ersichtlich.
                              									Der Zug wird durch Oeffnungen, welche oberhalb des Herdes im Mantel ausgespart sind,
                              									bewirkt.
                           Die Einrichtung und Arbeitsweise der Maschine ist ähnlich wie bei der Dampfmaschine
                              									und aus der Zeichnung ohne Weiteres zu ersehen; die Kurbeln der Maschinenachse
                              									stehen, wie üblich, unter 120°, die Schieber haben geringe Voreilung, um eine
                              									günstige Vertheilung zu bewirken. Die Maschine kann mit Hilfe der Radübertragungen
                              									auch umgesteuert werden; indem man das Schwungrad rückwärts dreht, verstellt man mit
                              									Hilfe der Zapfen kl das Segment j und bringt dasselbe an das entgegengesetzte Ende der Scheibe j, wodurch die Achse g und
                              									die Schieber ihre Wirkung wechseln (Fig. 7).
                           Zur Ergänzung sei noch bemerkt, daſs das Erdöl, von der Pumpe G, welche ihre Bewegung durch das Excenter r
                              									erhält, angesaugt, durch die Röhren HH condensirt
                              									wird.
                           Der Erdölverbrauch soll 4l,5 und 6l,7 für die Stunde betragen, bei einer Maschine
                              									von 2 bezieh. 4 Pferdekräften.
                           Es bedarf wohl nicht der Erwähnung, daſs Erdöl viel leichter verdampft und wieder
                              									verdichtet werden kann als das Wasser. Aus diesem Grunde genügt eine sehr kleine
                              									Heizfläche, um eine groſse Menge Erdöldampf zu erzeugen; auch ist zur Aufbewahrung
                              									des erforderlichen Vorrathes an Erdöl nur ein geringer Raum erforderlich.
                           Da der ganze Motor von geringem Gewichte ist, so kann er am Hintertheile des Bootes
                              									Aufstellung finden, so daſs der mittlere Raum verfügbar bleibt. Explosionen sollen
                              									nicht zu befürchten sein, wobei freilich ein dichter Schluſs der Treibkolben
                              									vorausgesetzt werden muſs. Binnen Kurzem soll ein mit einer derartigen Maschine
                              									ausgerüstetes Boot in Cail von Stapel gehen. (Vgl. S. 587 dieses Heftes.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
