Titel: | Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas. |
Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, S. 582 |
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Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit
Dowson-Gas.
Mit Abbildungen.
Ueber den Betrieb von Gasmaschinen mit Dowson-Gas.
Das Bestreben, die Gasmaschinen von der öffentlichen Gasleitung unabhängig zu machen
und damit ihre Anwendungsfähigkeit zu vergröſsern, hat die verschiedenartigsten
Lösungen erfahren. Zunächst versuchte man, das Gas in ähnlicher Weise wie für die
Speisung der Flammen in Eisenbahnwagen in transportablen Behältern zu verdichten und
so versandtfähig zu machen; diese Versuche haben nur geringe Anwendung erfahren in
einzelnen Fällen zum Betriebe von Gaslocomotiven und einer Schiebebühne (vgl. 254 445), weil sich die Füllung und der Versandt der
Gasbehälter für den gewöhnlichen Gewerbebetrieb zu kostspielig erwiesen. Selbst
ein Ersatz des Steinkohlengases durch das sogen. Fett- oder Oelgas, welches eine
etwa vierfach gröſsere Intensität besitzt wie ersteres, hat die Benutzung von
Reservoirgas nicht praktisch möglich gemacht. Dagegen ist die Verwendung von
Gasmaschinen wenigstens dort angängig geworden, wo die sonstigen Verhältnisse die
Anlage einer kleinen Fettgasanstalt gestatten. Neben die Verwendung von Fettgas ist
sodann auch die von Wassergas getreten, zu dessen Benutzung allerdings auch immer
eine bezügliche Gaserzeugungsanlage nothwendig wird. In neuester Zeit ist nunmehr
eine Gasart zum Betriebe von Gasmaschinen vorgeschlagen, welche nach dem Verfahren
von Dowson in besonderer Anlage hergestellt wird.
Neben diesen Gasarten ist auch das sogen. carburirte Gas zu nennen, welches in
passenden Behältern aus leichtflüssigen Kohlenwasserstoffen mittels Hindurchleitung
von Luft hergestellt wird, und dann namentlich auch das Gas, welches entweder in der
Gasmaschine selbst oder in besonderen kleinen, an diese angeschlossenen Gaserzeugern
aus verdampftem Naphta, Benzin und Roherdöl gewonnen wird.
Die Verwendung von Fettgas, Wassergas und Dowson-Gas
erscheint nur dann praktisch ausführbar, wenn die bezüglichen Gasanstalten auch noch
für andere Zwecke dienstbar sind, oder wenn sehr groſse Gasmaschinen zu speisen
sind, weil sich die Erzeugung solcher Gase eben nur in gröſseren Mengen praktisch
lohnt. Die Dowson-Gasapparate sollen allerdings mit
Nutzen schon für Gasmaschinen von 8 ab aufstellbar sein, wie die Deutzer Gasmotorenfabrik in ihren Preisverzeichnissen
versichert. Die Verwendung von verdampftem Benzin, Naphta und Erdöl dagegen ist
jetzt schon den kleinsten Nummern von Gasmaschinen angepaſst, so daſs für den
Kleinbetrieb nur diese Art von Gaserzeugung in Frage kommt. Der Groſsbetrieb, der
sich die Gasmaschine bereits auch an Stelle der Dampfmaschine dienstbar zu machen
strebt, benutzt schon mehrfach erstere Gasarten.
Die Verwendung dieser Gasarten in der Gasmaschine selbst geschieht in genau gleicher
Weise wie Steinkohlengas, nur mit dem Unterschiede, daſs die Zufuhr von Gas zur
Ladung der Natur und Intensität der bezüglichen Gasart entsprechend verkleinert
wird, was eine Verengung der Zufuhrwege in den Cylinder voraussetzt. Da die
Erzeugung von Fettgas und Wassergas als bekannt vorausgesetzt werden kann, sei
nunmehr auf die Erzeugung von Dowson-Gas näher
eingegangen.
Das Dowson-Gas ist kein Leuchtgas, sondern
ausschlieſslich ein Heizgas, welches unter Beimischung von Luft verbrennt. Dasselbe
wird in den der Dowson Economic Gas and Power Company
zu London patentirten Apparaten hergestellt und hat bei normaler Erzeugung folgende
Zusammensetzung:
Wasserstoff
16
bis
18
Proc.-Vol.
Kohlenoxyd
22
bis
24
„ „
Kohlenwasserstoff
0
bis
4
„ „
Kohlensäure
5
bis
7
„ „
Stickstoff
Rest.
Es enthält also bis 43 Proc. an brennbaren Gasen, welche bei vollkommener Verbrennung
auf 1cbm Gas durchschnittlich 1600 Wärmeeinheiten
(Calorien) entwickeln.
Bei Anwendung von Koks oder eines von Bitumen freien Anthracits zur Gaserzeugung ist
der Gehalt an Kohlenwasserstoff sehr gering und beträgt 0 bis 0,5 Proc.-Vol.
Das Dowson-Gas ist zum Betrieb von Gasmotoren, sowie zu
Heiz- und anderen industriellen Zwecken besonders geeignet, es läſst sich jedoch für
Beleuchtung nicht verwenden.
Dowson-Gas wird erhalten, indem man einen Strom
atmosphärischer Luft vermittels eines Strahles überhitzten Dampfes durch eine
glühende Brennstoffsäule bläst, die abziehenden Gase reinigt und in einem
Gasbehälter ansammelt.
Wenn der mit Dampf gemischte Luftstrom den Generator durch streicht, bildet der
Sauerstoff der Luft mit dem Kohlenstoff des glühenden Brennmaterials zunächst
Kohlensäure, welche, durch die darauf folgenden glühenden Kohlenschichten
streichend, fast gänzlich zu Kohlenoxyd reducirt wird. Der eingeblasene Wasserdampf
wird durch die glühende Kohle zerlegt, wobei sich schlieſslich Kohlenoxyd und
Wasserstoff ergeben. Der Stickstoff der Gebläseluft und die gebildete Kohlensäure
sind als indifferente Gase den Generatorgasen beigemengt.
Wird ein Ueberschuſs an Dampf durch den Generator geblasen, so wird durch die
Zersetzung desselben so viel Wärme aufgezehrt, daſs das Feuer schlieſslich zum
Erlöschen kommt. Wenn dagegen Dampf und Luft im richtigen Verhältniſs eingeführt
werden, so brennt der Generator stets weiter und der continuirliche Betrieb
desselben ist gesichert.
Die von der Dowson Economic Gas and Power Company
construirten Gaserzeugungsapparate bestehen aus einem kleinen Dampfkessel (a
Fig. 1 und 2), einem
Gaserzeuger c und einem Gasbehälter l von etwa 5cbm
Inhalt, in welchem die beiden Gasreiniger kk (Scrubber) durch eine Zwischenwand geschaffen sind.
Der kleine Dampfkessel a mit sehr geringem Wasserinhalt
hat eine senkrechte Feuerbüchse, welche mit einem Deckel geschlossen ist. Die
Verbrennungsgase des Kessels entweichen durch ein eisernes Rohr ins Freie.
In der Feuerbüchse ist oberhalb des Feuers ein spiralförmig gebogenes
schmiedeeisernes Rohr befestigt, das der Dampf auf seinem Wege aus dem Kessel nach
dem Injector b durchströmt, um darin überhitzt zu werden. Der hier
überhitzte Wasserdampf bläst durch den Injector b Luft
in den unter dem Rost des Generators befindlichen Aschenfall. Dieser letztere ist
durch eine Reinigungsthür während des Betriebes luftdicht verschlossen. Ueber dem
Roste schlieſst sich der mit feuerfesten Steinen ausgefütterte Schacht des
Generators an, welcher mit glühendem Brennstoff gefüllt ist. Letzteres wird von dem
eingeblasenen, aus Dampf und Luft bestehenden Gemische behufs Gasbildung
durchstrichen. Der Fülltrichter ist während des Betriebes durch einen Kegel
geschlossen, der mittels Hebel und Gegengewicht luftdicht angedrückt ist. In den
über dem Kegel befindlichen Raum des Trichters wird der Brennstoff eingefüllt,
worauf derselbe durch einen Deckel dicht verschlossen wird. Läſst man durch Anheben
des Gegengewichtes den Kegel nach abwärts sinken, so fällt der im Trichter
befindliche Brennstoff in den Generatorschacht, der hierauf durch den Kegel wieder
verschlossen wird. Durch diese Art der Beschickung wird der Austritt des Gases aus
dem Generator verhindert.
Fig. 1., Bd. 271, S. 585Fig. 2., Bd. 271, S. 585Der beim Anheizen des Apparates entwickelte Rauch, sowie das beim Beginn
des Anblasens erzeugte minderwerthige Gas werden durch ein Rohr d abgeführt. Letzteres wird durch einen Hahn
abgesperrt, wenn das Gas durch einen Syphon f nach dem
Gasbehälter gehen soll. Das im Generator c erzeugte Gas
tritt durch ein anderes Rohr e in diesen Syphon f. Die Tauchung des ersteren in das im Syphon
befindliche Wasser verhindert das Zurücktreten von Gas aus dem Gasbehälter in den
Generator, wenn in letzterem die Gaserzeugung unterbrochen ist.
Aus dem Syphon f wird das Gas behufs Reinigung durch ein
Rohr den Scrubbern kk zugeführt. Diese Scrubber werden
durch die eine Hälfte des im Bassin des Gasbehälters befindlichen cylindrischen
Raumes gebildet und sind mit Koks gefüllt, welcher durch eine Rohrleitung
fortwährend mit Wasser berieselt wird. Um eine gleichmäſsige Vertheilung des
Gasstromes zu erzielen und eine leichte Abführung des Wassers aus dem unteren Theile
der Scrubber zu ermöglichen, ist in einem entsprechenden Abstande vom Boden
desselben ein gelochter Blechboden eingelegt, auf welchem der Koks aufgeschichtet
ist.
Indem das Gas durch den Koks nach oben streicht, wird es durch das ihm entgegenrieselnde Wasser
von seinen Unreinheiten befreit. Da das so in die Glocke des Gasbehälters gelangte
Gas immer etwas Feuchtigkeit enthält, muſs es, bevor es dem Verbrauchsorte zugeführt
wird, die mit trockenem Koks gefüllten Scrubber in der zweiten Hälfte des Bassins
passiren.
Das Wasser, welches sich im unteren Theil der Scrubber sammelt, gelangt durch das
Gasrohr in den Syphon f, aus dem es durch einen
Ueberlauf austritt.
Der in den Scrubbern befindliche Koks hat, nachdem er zum Waschen nicht mehr benutzt
werden kann, seinen Heizwerth durchaus nicht eingebüſst, er kann vielmehr zur
Heizung noch anderwärts benutzt werden.
Ist der Gasbehälter l mit Gas angefüllt, so wird das
durch eine Kette mit der Gasbehälterglocke in geeigneter Weise verbundene Ventil
selbsthätig geöffnet. Die in dem Aschenfall des Generators befindliche Gebläseluft
kann dann zum Theil durch dasselbe entweichen, so daſs die Gaserzeugung so lange
vermindert wird, bis durch ein Sinken der Gasbehälterglocke das Ventil sich wieder
schlieſst. Es kann die Gaserzeugung auch dadurch selbsthätig unterbrochen werden,
daſs der Dampfhahn des Injectors b durch die an der
Gasometerglocke befindliche Zugkette bei entsprechender Stellung geschlossen,
bezieh. wieder geöffnet wird. Es findet also eine selbsthätige Regulirung des
Betriebes statt.
Durch die Ueberwachung und Bedienung des Apparates wird ein Mann nicht vollauf
beschäftigt.
Um die Einrichtung und den Betrieb des Gasapparates möglichst zu vereinfachen, muſs
die Reinigung des Gases auf das oben beschriebene Maſs einer einfachen Waschung
beschränkt werden, was dadurch erreicht wird, daſs man daraufhinarbeitet, ein Gas zu
erzeugen, welches möglichst wenig Verunreinigungen enthält.
Es dürfen aus diesem Grunde zur Vergasung in dem Generator nur solche Brennstoffe
angewendet werden, welche keine theerartigen Bestandtheile enthalten und auſserdem
nicht zusammenbacken, da sonst der Generator verstopft und die Gaserzeugung gestört
würde.
Es können also nur gasarme, nicht backende Steinkohlen – Anthracit – oder Koks in
Stücken von 15 bis 30mm Gröſse zur Erzeugung von
Dowson-Gas verwendet werden, wobei zu beachten ist,
daſs das Material nicht nafs, sondern möglichst trocken zur Verwendung kommt.
Der Dampfkessel wird am besten mit Gaskoks geheizt.
Untersuchungen, welche von Prof. Teichmann in Stuttgart
und Oberingenieur Boecking in Köln angestellt wurden,
lieferten folgendes Ergebniſs:
Der untersuchte Gasmotor war ein Zwilling der Deutzer
Gasmotorenfabrik von je 340mm
Cylinderdurchmesser und 600mm Hub; derselbe war
zum Betriebe einer Spinnerei nach Italien bestimmt. Der für den Gaserzeuger benutzte Brennstoff war
Anthracit in nuſsgroſsen Stücken; der Dampfkessel wurde mit Koks gefeuert; der
Brennstoff wurde zugewogen, das Wasser zugemessen. Der Gasometerstand war zu Beginn
und zu Ende der sechsstündigen Untersuchung gleichhoch. Der Motor ging unter der
Bremse mit 140 Umdrehungen, die Länge des ausgeglichenen Bremshebels betrug 1,433m, die Belastung in den ersten beiden Stunden
191kg, in den letzten vier Stunden 181kg.
Die erzielte Leistung stellte sich
in den ersten 2 Stunden auf
53,63
„ „ folgenden 4 „ „
50,86
„
zusammen auf
310,7
Es wurden hierbei verbraucht:
Kohlen im Generator
210,5k
Koks unter dem Kessel
27,0
also im Ganzen an Brennstoff
237,5
oder für das stündliche Pferd
0,7644
wovon auf Gaskohlen fallen
0,677
„ „ Kesselkoks „
0,0869
Der Dampfverbrauch für Gaserzeugung und Kesselspeisung (Dampfpumpe) betrug für Stunde
und Pferd 0,54k.
Um den Gasverbrauch des Motors festzustellen, wurde nach dieser Untersuchung und nach
Abstellung des Gasofens mit 50,85 Pferd gearbeitet und dabei in 13 Stunden 65
Minuten 34,23cbm Gas verbraucht, also für Stunde
und Pferd 2,94cbm.
Herr W. Schmidt hat die Betriebskosten eines 30pferd.
Gasmotors mit einer gleichstarken Dampfmaschinenanlage zusammengestellt. Der Kohlen
verbrauch der letzteren wurde zu 2,5k für Stunde
und BremspferdekraftDiese Ziffer ist für normale Verhältnisse entschieden zu hoch gegriffen. Gebr. Sulzer in Winterthur gewährleisten den
Verbrauch von 1k. ermittelt,
während für die Gasmaschine der Brennstoffverbrauch auf 1k für Stunde und Pferd angenommen wurde, welche
Zahl von der Deutzer Gasmaschinenfabrik verbürgt
wird.
Danach sind folgende Zahlen berechnet:
Für Dowson-Betrieb.
1) Anlagekosten.
30 Dowson-Gasapparat mit
Aufstellung
4600
M.
30 eincyl. Gasmaschine
9500
„
Rohrleitung und Aufstellung
750
„
Fundirung
100
„
–––––––––––
Zusammen
14950
M.
2) Betriebskosten:
Verzinsung des Anlagekapitals zu 5 Proc.
747
M.
Abschreibung von Apparat u. Motor 7½ Proc.
1113
„
„ „ Fundament 3
Proc.
3
„
300 × 10 × 30 = 90000k Kohlen zu 10 M. für 1t
900
„
Maschinist
1050
„
Reinigung und Ueberwachung des
Dampf kessels
100
„
Reparaturen, Schmiere u.s.w.
350
„
–––––––––––
Zusammen
4263
M.
Dampfbetrieb.
1) Anlagekosten:
Dampfkessel von 45qm Heizfläche
4200
M.
Einmauerung
1000
„
Kamin und Kesselhaus
1750
„
Liegende Condensations-Dampfmaschine
5200
„
Fundirung
150
„
Rohrleitung und Aufstellung
600
„
–––––––––––
Zusammen
12900
M.
2) Betriebskosten:
Verzinsung
645
M.
Abschreibung für Kessel und
Maschine 7½ Proc.
825
„
Abschreibung für Fundament
57
„
300 × 10 × 30 × 2,5 = 225000k Kohlen zu 10 M.
2250
„
Heizer
1050
„
Reinigung, Ueberwachung
150
„
Reparaturen, Schmiere u.s.w.
300
„
–––––––––––
Zusammen
5277
M.