Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 189 |
Download: | XML |
Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Die schwedische Art der Beurtheilung der Braugerste nach
Punkten (sogen. Pointssystem) wird nach einer Mittheilung von C. Fruwirth im Oesterreichischen landwirthschaftlichen Wochenblatt nach folgendem Schema
durchgeführt:
A. Durch Untersuchung ermittelt:
1) Hektolitergewicht:
67
bis
70
k
für
1
hl
gilt
1
Punkt
70
„
72
„
„
1
„
„
2
„
Mehr als 72 k für 1 hl gilt
3
„
2) Gewicht von 1000 Körnern:
40
bis
45
g
für
1000
Körner
gilt
1
Punkt
45
„
50
„
„
1000
„
„
2
„
Mehr als
50
g
für
1000
„
„
3
„
3) Reinheit:
96
bis
98
Proc.
gilt
1
Punkt
98
„
99
„
„
2
„
Mehr als 99 Proc. gilt
3
„
4) Keimfähigkeit:
85
bis
90
Proc.
gilt
1
Punkt
90
„
95
„
„
2
„
Mehr als 95 Proc. gilt
3
„
5) Mehligkeit:
20
bis
35
Proc.
gilt
1
Punkt
35
„
50
„
„
2
„
Mehr als 50 Proc. gilt
3
„
6) Wassergehalt:
15
bis
16
Proc.
gilt
1
Punkt
14
„
15
„
„
2
„
Unter
14
„
„
3
„
7) Eiweissgehalt:
10
bis
11
Proc.
gilt
1
Punkt
9
„
10
„
„
2
„
Unter
9
„
„
3
„
8) Schalengehalt:
8
bis
9
Proc.
gilt
1
Punkt
7
„
8
„
„
2
„
Unter
7
„
„
3
„
B. Durch Beurtheilung nach äusseren Merkmalen bestimmt:
1) Farbe.
Nach Verschiedenheit dieser gibt man
3 Punkte.
2) Form.
Ebenso.
Danach unterscheidet man:
Klasse
I.
Beste
Malzgerste
mit
wenigstens
27
Punkten,
„
II.
Bessere
„
„
„
24
„
„
III.
Gute
„
„
„
20
„
„
IV.
Mittelgute Malzgerste (gewöhnliche Handels-ware) mit
wenigstens 16 Punkten.
(Wochenschrift für Brauerei, 1891
Bd. 8 S. 199.)
Ein Verfahren zur Bestimmung der Keimfähigkeit, welches
gestattet, innerhalb 2 Stunden mehrere Hundert Körner zu prüfen, wird in
der Wochenschrift für Brauerei, 1891 Bd. 8 S. 59,
mitgetheilt. Danach wird eine gute Durchschnittsprobe der zu untersuchenden Gerste
in einem Becherglase mit Wasser gekocht, welches mit einigen Tropfen concentrirter
Natronlauge versetzt ist. Nach etwa 20 bis 30 Minuten langem Kochen lösen sich die
äusseren Spelzen des Gerstenkornes beim Drücken zwischen den Fingern oder auch von
selbst ab. Ist dieses der Fall, so wird das Kochwasser weggegossen und die Gerste
mehrere Mal mit Wasser tüchtig abgespült. Durch das Entfernen der Spelze tritt bei
den meisten Körnern der Keimling schon sehr deutlich zu Tage; um jedoch ein sicheres
Urtheil über die Beschaffenheit des Keimlings zu erhalten, ist es nöthig, das dünne
Häutchen, welches den Keimling noch überzieht, mittels eines Messers abzuziehen, was
recht leicht von statten geht, wenn man die Gerste genügend lange gekocht hat.
Keimfähige Körner weisen hierbei einen noch verhältnissmässig festen, vollen, wachs-
oder buttergelben Keimling auf, während letzterer bei den nicht keimfähigen Körnern
weich, breiig, zerstört und von grau- oder braunschwarzer Farbe ist.
Ueber das Weichen der Gerste bei der Malzerzeugung
von Adolf Herz (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen,
1891 Bd. 14 S. 25). Verfasser empfiehlt zur Bestimmung des Weichgrades eine
bestimmte Menge Gerste in einem siebartig durchlöcherten Gefäss mit einzuweichen und
von Zeit zu Zeit durch Wägung die Wasser aufnähme festzustellen. – (Ein zu diesem
Zwecke dienendes Gefäss wurde bereits Carl Bernreuther
patentirt, D. R. P. Nr. 44017 vom 21. Januar 1888. D. Ref.)
Analysen von Brauweizen theilt W. Windisch mit (Wochenschrift für Brauerei,
1891 Bd. 8 S. 146).
Die Weizen wurden auf Wassergehalt, Eiweissgehalt und Mehligkeit geprüft. Die
Resultate sind in einer Tabelle niedergelegt.
Es kamen Weizen der 1889er und 1890er Ernte zur Untersuchung. Viele vergleichende
Schlüsse lassen sich aus den Analysenergebnissen nicht ziehen, da aus früheren
Jahrgängen kein genügendes Vergleichsmaterial vorliegt.
Ueber Malzbereitung von R. E.
Free (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1891 Bd. 14 S. 96). Verfasser
verbreitet sich hauptsächlich über die Mälzerei in England. Die Construction der
Mälzerei, die Führung des Weichprocesses, die Keimung und das Darren in einzelnen
kurzen Abschnitten besprechend, werden zahlreiche praktische Winke und Erfahrungen
mitgetheilt. Etwas wesentlich Neues enthalten die Ausführungen nicht.
Zur Malzanalyse nach Heron von C. J. Lintner (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1891 Bd. 14 S.
113). In einer Abhandlung, betitelt „das Polarimeter und dessen Anwendung zur
Analyse von Malz und Würze“, beschreibt J. Heron
(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1890 Bd. 13 S. 555) eine neue
Methode der Malzanalyse, welche gegenüber der jetzt bei uns üblichen einen
entschiedenen Fortschritt bekundet, insofern dieselbe einen tieferen Einblick in die
Eigenschaften und die Zusammensetzung eines Malzes gestattet. Insbesondere tritt der
Stärkeumwandelungsprocess in seiner Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Malzes
klarer zu Tage. Die Heron'sche Methode wurde von C. J. Lintner dem bisherigen Verfahren möglichst
angepasst und deren Ausführung, sowie die Berechnung des Resultates an einem
Beispiele erläutert.
Als neues Hilfsmittel der Analyse kommt das Polarimeter in Betracht.
Während bezüglich der Ausführung der Methode u.s.w. auf die Originalmittheilung
verwiesen wird, mögen hier die Ergebnisse der Analyse, wie sie sich nach dem neuen
Verfahren darstellen, in drei Beispielen Platz finden:
Malz für
dunklesBier
mittelfar-biges Bier
lichtesBier
Trockensubstanz
94,69
93,73
93,03
Proc.
Wassergehalt
5,31
6,27
6,97
„
Extractausbeute:
aus lufttrockenem Malz
70,24
70,24
69,61
Proc. Ball.
aus trockenem Malz
74,17
74,94
74,83
„
Auflösungszeit
30
20
15
Minuten
100 g lufttrockenes Malz liefern:
Extract
70,24
70,24
69,61
Proc. Ball.
Rohrzucker
2,66
2,74
1,51
„
Reducirende Zucker
4,83
6,70
5,77
„
Maltose
34,85
37,48
39,63
„
Dextrin
17,74
13,90
12,37
„
Albuminoide, Asche u.s.w.
10,16
9,42
10,33
„
Dextrin : Maltose =
1 : 1,96
1 : 2,79
1 : 3,20
Ueber karamelisirte Producte des Malzes von Dr. Moritz
(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1891 Bd.
14 S. 48, nach The Brewing Trade Review, 5, 37). Moritz hält die reducirenden, selbst bei Gegenwart von
Diastase nicht vergährbaren Bestandtheile der Würze für Karamelproducte des Malzes
ähnlich jenen, welche bei der Karamelisirung der Glykose entstehen. Er vermuthet,
dass der süsse Geschmack von Bieren aus hochabgedarrtern Malz durch die Anwesenheit
solcher Substanzen mit bedingt ist.
Ueber das„Wasserbinden“(Mittheilungen aus dem Vereinslaboratorium der Versuchs- und
Lehranstalt für Brauerei in Berlin, Wochenschrift für Brauerei, 1891 Bd. 8
S. 283). Reim veröffentlichte in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1884 Bd. 7 S.
45, eine ausführliche Arbeit über Beziehungen zwischen der Proportionalitäts- und
der Zweifiltratsmethode, in welcher er rechnungsmässig feststellt, dass die Treber
des Malzes beim Vermaischen Wasser binden, und begründete später (1. c. 1887 Bd. 10
S. 21) dieses experimentell. Den gleichen Gegenstand behandelte Schultze mit einer grösseren Arbeit (D. p. J. 1889 273 334)
„Ueber das Wasserbinden der Malztrockensubstanz beim Lagern, Einteigen und
Maischen“. – Delbrück theilte in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, 1886, Beobachtungen
mit, welche auf eine Wasserbindung durch Treber der Branntweinmaische hinwiesen.
Die in mehrfacher Beziehung auch für die Praxis interessante Erscheinung des
Wasserbindens durch Stärke und Treber wurde nun von Gronow, veranlasst durch die angeführten Arbeiten und Beobachtungen, von
neuem zum Gegenstand einer umfassenden Untersuchung gemacht, welche zu folgenden
Ergebnissen führte:
1) Das bekannte Verhalten der trockenen Stärke, wässerige Lösungen zu concentriren,
das Wasser derselben zu „binden“, wurde bestätigt. Der aus der Zunahme der
Concentration berechnete Wasserbindungswerth fällt je nach der Concentration oder
der Zusammensetzung der ursprünglichen Lösung verschieden aus, und zwar in letzterem
Falle deswegen verschieden, weil mit dem Wasser zugleich Bestandtheile der Lösung in
die Stärke eindringen, also nicht Wasser, sondern eine dünnere Lösung (im Vergleiche
zu der umgebenden) aufgenommen wird.
2) Annähernden Aufschluss über die Menge und die procentische Zusammensetzung der in
der Stärke enthaltenen dünneren Lösung gibt das Verfahren, die Stärke nach dem
Quellen von der anhaftenden äusseren Lösung zu befreien, durch Abpressen oder
Durchsaugen einer mit der wässerigen Lösung nicht mischbaren Flüssigkeit. Der
solchergestalt gefundene Wasserbindungswerth ist ein weit grösserer, als der aus der
Concentrirung der Lösung berechnete.
3) Das für die Stärke Gefundene fand sich auch für die Malztreber bestätigt.
4) Die Quellung des Stärkekornes vollzieht sich äusserst schnell, fast momentan, die
der Treber wegen der grösseren Dicke der zu durchtränkenden Gewebe bedeutend
langsamer.
5) Werden in Zuckerlösung gequollene Stärke oder in Würze gequollene Treber stark
gepresst, so fliesst eine allmählich dünner werdende Lösung ab, ein Beweis, dass in
der That nicht Wasser, sondern eine dünnere Lösung aufgenommen wurde.
6) Völlig trockene lebende Hefe, mit Rohrzucker- oder Salzlösung zusammengebracht,
concentrirt beide; mit kochendem Wasser abgetödtete und dann getrocknete Hefe nur
die erstere, während sie Salzlösung zu verdünnen scheint, indem sie eine
concentrirtere Lösung (wie die umgebende) aufnimmt. Die aus den betreffenden
Versuchen gezogenen Schlüsse sind jedoch wegen der Anbringung einer Correctur
unsicher.
7) Die Methode, aus der grösseren oder geringeren Concentrirung der
Quellungsflüssigkeit auf das Wasseraufnahmevermögen des quellenden Körpers zu
schliessen, hat nur eine beschränkte Berechtigung für die Berechnung bei der
Malzuntersuchung nach der Proportionalitätsmethode.
8) Der Wasserbindungswerth des Malzes von Doctor W.
Schultze auf Grund der Beobachtung ermittelt, dass ein Messkolben, in
welchem sich fast trockenes Malz befindet, zum Auffüllen mehr Wasser als Erdöl
bedarf, ist kein richtiger Ausdruck für das wirklich gebundene Wasser. Bei der
Versuchsanstellung wurde von Schultze der Umstand
übersehen, dass das Erdöl im Gegensatze zum Wasser nicht in die Malzsubstanz
einzudringen vermag. Zum sehr geringen Theile rührt die von Schultze gefundene Differenz auch daher, dass das von der Malzsubstanz
beim Quellen aufgenommene Wasser in derselben zusammengedrückt wird, die übrigen von
Schultze gemachten Beobachtungen stehen zum
grössten Theil in innigem Zusammenhange mit der Quellung.
Ueber die Zusammensetzung der frischen Biertreber bei
verschiedenen Bedingungen ihrer Gewinnung von Prof. Behrend (Mittheilung aus der Versuchsbrauerei und dem Laboratorium der landw.
Akademie Hohenheim, Deutscher Bierbrauer, 1891 Nr. 19, Wochenschrift für Brauerei, 1891 Bd. 8 S. 669). Ueber
die Zusammensetzung der Biertreber finden sich bislang wenige Angaben in der
Literatur. Die Annahme von Durchschnittszahlen, welche bei vielen anderen
Futtermitteln zulässig ist, kann bei der Bewerthung der Biertreber unter Umständen
eine ungenügende Grundlage bieten, da dieselben je nach der Art des verwendeten
Malzes, dem Brauverfahren, dem Grade der Schrotung und der Auslaugung des Malzes
erhebliche Schwankungen in der Zusammensetzung aufweisen können.
Um in diese Verhältnisse einen Einblick zu bekommen, wurden die Treber analysirt,
welche beim Decoctionsverfahren erhalten wurden, und zwar
Textabbildung Bd. 281, S. 191von dunklem (bayerischem) Malz;
bei mittlerer Schrotung; bei mittlerer Auslaugung; (A) starker Auslaugung;
(B) schwacher Auslaugung; (C) grober Schrotung; (D) feiner Schrotung; von
hellem (Pilsener) Malz; bei mittlerer Schrotung; bei mittlerer Auslaugung; *
Der Grad der Schrotung wurde durch Absieben ermittelt. Die Ergebnisse der Analysen sind in ausführlichen Tabellen niedergelegt,
denen wir Folgendes entnehmen:
Feuch-tigkeit
Roh-proteïn
Rohfett
Stick-stoffreieEx-tract-stoffe
Roh-faser
Asche
Phos-phor-säureP2O5
KaliK2O
Ges.Stick-stoff
Stickstoffals Nicht-eiweiss
Nicht-eiweiss desGes.-N
Nährstoff-verhältniss:Rohproteïnzu
N-freienExtract-stoffen = 1 :
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Dunkles Malz
5,3
9,71
1,96
75,47
5,23
2,33
0,915
0,459
1,154
0,216
13,9
7,77
Treber (A–D)
80,37
4,56
0,99
9,69
3,43
0,97
0,336
0,028
0,728
0,023
3,1
2,13
Helles Malz
6,02
9,38
1,95
75,08
5,25
2,32
0,914
0,467
1,500
0,270
18,0
8,00
Treber (E–H)
79,70
4,81
1,06
9,36
4,00
1,07
0,357
0,023
0,770
0,021
2,7
1,96
Im Mittel der Versuche A–D gaben 100 k Malz 163 k nasse Treber mit 32,0 k
Trockensubstanz (19,6 Proc.).
Im Mittel der Versuche von E–H ergaben sich für 100 k Malz 155 k nasse Treber mit
31,0 k Trockensubstanz (20 Proc.).
Bezüglich der Zusammensetzung der Treber sind die Mittelwerthe in untenstehender
Tabelle mitgetheilt.
Von den eingemaischten Bestandtheilen des Malzes blieben durchschnittlich in den
Trebern zurück:
Die Trockensubstanz
zu
etwa
⅓
Das Rohproteïn
„
„
¾
Das Rohfett
„
„
⅘
Die stickstoffreien Extractstoffe
„
„
⅕
Die Gesammtasche
„
„
⅔
Die Phosphorsäure
„
„
⅗
Das Kali
„
„
1/11–1/12
Rohproteïn und Rohfett, die wichtigsten Nährstoffe, bleiben also in den
Futterrückständen der Brauerei, den Trebern, in grösster Menge enthalten.
Die Analyse des „Bodenteiges“, von welchem weniger als 1 Proc. der Trebermasse
erhalten wurde, ergab auf Trockensubstanz berechnet:
9,15
Proc.
Rohproteïn,
1,5
„
Rohfett,
84,56
„
N-freie Extractstoffe,
2,5
„
Rohfaser und
2,29
„
Asche.
Ueber die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Gerste und des
Malzes hielt W. J. Sykes im Institute of
Brewing in London einen Vortrag, dem wir (nach Wochenschrift
für Brauerei, 1891 Bd. 8 S. 719) Folgendes entnehmen: Aus der Klasse der
Proteïnsubstanzen kommen in Gerste und Malz vor das Albumin, welches in wässeriger
Lösung bei 71° C. coagulirt und dadurch fast vollständig abgeschieden wird, ein zur
Gruppe der Globuline gehöriger Proteïnkörper, das Myosin, welches beim Maischen
schon coagulirt wird und in den Trebern zurückbleibt, während das Albumin erst in
der Hopfenpfanne, zum Theil unter Mitwirkung der Hopfengerbsäure, ausfällt. Ferner
finden sich in der Gerste und theilweise im Malze die Kleberproteïnstoffe:
Glutencaseïn, Glutenfibrin, Gliadin und Mucedin. Sie besitzen die Eigenschaft, sich
in Alkohol mehr oder weniger zu lösen, wodurch sie sich von den übrigen
Eiweisskörpern scharf unterscheiden. Das Glutenfibrin und das Mucedin lösen sich
auch in ganz verdünnten Säuren. Sie sind beim Kochen coagulirbar, die Coagulation
geht jedoch nur sehr allmählich vor sich. Glutenfibrin hat dabei die besondere
Eigenthümlichkeit, auf der Oberfläche der kochenden Flüssigkeit eine Haut zu bilden,
die sich beim Entfernen immer wieder neu bildet. Da die Würze stets mehr oder
weniger sauer ist, so löst sie nicht unerhebliche Mengen von Glutenfibrin und
Mucedin, wodurch Veranlassung zu Biertrübungen gegeben ist. Bei Verarbeitung von
mangelhaftem Malz, welches stets mehr Säure enthält als gutes frisches,
empfiehlt es sich, das Hopfenkochen länger als gewöhnlich fortzusetzen, damit jene
Stoffe vollkommen ausgeschieden werden.
In Gerste und Malz, wie in allen Stadien des Brauprocesses, fand Sykes Albuminose – ein Zwischenproduct in der
Umwandelung der Eiweisskörper in Pepton durch peptonisirende Fermente. Die
Albuminose wird aus neutraler Lösung durch Ammonsulfat gefällt. Sie ist kein Hefenährmittel und vermehrt sich im Gerstenkorn,
wie Sykes annimmt, bei der Keimung.
Das Vorkommen von Pepton im Malze erscheint zweifelhaft. Als stickstoffhaltige Körper
kommen in Gerste und Malz noch Fermente vor: Diastase und die (allerdings noch nicht
isolirte) Peptase.
Im Malze endlich finden sich noch sogen. Amide: Spaltungsproducte der Eiweisskörper.
In den Malzkeimen fand Meissl 1,96 bis 2,26 Proc.
Asparagin. (Dass im Malzkorne selbst Asparagin nicht
vorkommt, ist durch Bungener so gut wie erwiesen. Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1884 S. 73. D.
Ref.) Hilger fand in Gerste und Malz Ammoniaksalze in
minimaler Menge.
Um die Umwandelung der Eiweisskörper bei der Keimung zu veranschaulichen, werden die
folgenden Analysen mitgetheilt:
Gerste
Malz
Gesammtstickstoffsubstanz
10,56
9,68
Proc.
Gesammt lösliches Albumin
2,23
4,05
„
Coagulirbares Eiweiss
0,70
0,70
„
Albuminose-Gruppe
0,55
1,11
„
Amide
0,98
2,24
„
(Fortsetzung folgt.)