Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 40 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und E.
Valenta in Wien.
(Fortsetzung.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Cyanotypien auf Albuminpapier beschreibt „Scientific American“ (St. Louis and Canadiern
Photographer 1890 S. 4).
Man lässt gewöhnliches Albuminpapier auf einer Mischung von citronensaurem Eisenoxyd
und rothem Blutlaugensalz in Wasser gelöst ½ Minute schwimmen. Die Papiere sind
nicht haltbar.
Nicol's Prozess zum Copieren mit Eisensalzen besteht in
folgendem: Man stellt sich eine Lösung von 5 Thl. Ferrydoxalat, 5 Thl. Ferrydtartrat
in 100 Thl. Wasser her, präparirt das Papier, lässt trocknen und exponirt unter
einem Negativ. – Die Copie wird sodann durch Schwimmenlassen auf einer Lösung von
Kaliumoxalat (10 Thl.) und Silbernitrat (1½ bis 2 Thl.) in 100 Thl. Wasser
entwickelt; welcher Ammoniak bis zur Klärung zugesetzt worden ist.
Gewaschen wird mit einer Lösung von Ammoniak (3 Thl.) und Natriumcitrat (1½ Thl.) in 450 Thl. Wasser; eine weitere Fixirung
mit Fixirnatronlösung ist nicht nöthig. (Phot. News
1890.)
Ueber Lichtpausen mit schwarzen Linien auf weissem
Grunde macht E. Goold nähere Mittheilungen. Er
präparirt das Papier mit einer Lösung von 2½. Drchm. (engl.) Gelatine. 5½ Drchm.
Eisenchlorid, (?) 2½ Drchm. Weinsäure, 2½ Drchm. Zinkvitriol in 12 Unzen Wasser,
welche Lösung er mittels eines Schwammes aufträgt. Nach dem Trocknen beim Belichten
unter einem Negativ erhält man nach ungefähr 3 Minuten ein Bild mit schwarzen Linien
auf weissem Grunde.
Das nunmehr erloschene Privilegium über „Negrographie“ von Itterheim theilen
wir in Nachfolgendem mit: Sogenanntes endloses, glattes, gut geleimtes Papier wird
auf einer 25 procentigen Lösung von arabischem Gummi (oder Gelatine), welche mit 15
Procent Alkohol versetzt wurde, durch Ziehen (Schwimmen lassen) präparirt,
getrocknet und nun mit einer 7 procentigen Lösung von doppeltchromsaurem Kali,
welche 5 Procent Alkohol enthält, in gleicher Weise behandelt. Zur Anfertigung der
Copien wird das getrocknete Papier, welches sehr gut haltbar ist, auf die zu
reproducirende Zeichnung in den Copirrahmen gelegt, je nach der Lichtstärke 15
Secunden bis 4 Minuten belichtet, herausgenommen, gut gewaschen, getrocknet und nun
wie folgt behandelt.
Man reibt die Bildseite mit fetter Farbe ziemlich trocken an, bringt sie sodann in
ein Bad von 3 procentiger Schwefelsäure und wäscht mit einem Pinsel ab.
Die vom Lichte nicht getroffenen Stellen bleiben hie- bei in der betreffenden Farbe
markirt, während alle belichteten Stellen weiss werden. Das Bild gleicht getrocknet
vollkommen einer Zeichnung.
Pigmentdruck.
Die Autotype Compagnie in London bringt neue
Pigmentpapiere in den Handel, es sind dies die Nummern: 150 (rubinroth für
Porträts), 151 (dunkelblau für Mondlichteffekte), 152 (meergrün für Seestücke);
ferner ein neues Support-Papier (Nr. 87). Dasselbe stellt eine Verbesserung des
früheren Doppel-Uebertragungspapiers (Final-Support-Papier), auf dem das Bild
schliesslich verbleibt, vor. Es wird vor dem Gebrauch in eine 2 procentige
Alaunlösung gebracht. Die auf dem „Temporary Support“ befindlichen Bilder
werden mit Alaunlösung gegerbt und nach dem Abspülen mit Wasser nass auf das
„Final-Support-Paper“ aufgequetscht; nach dem Trocknen hält das Bild auf
dem Papier und lässt sich leicht von der früheren Unterlage dem
„Temporary-Support-Paper“ abnehmen. (Phot.
Notiz. 1890 S. 157).
Das Feer'sche Verfahren und der Primulinprocess mit
Anilinverbindungen.
Diese beiden Verfahren dienen in erster Linie dazu, auf Stoffen mittels einer Art
Copirverfahren Musterzeichnungen zu färben. Das Feer'sche Verfahren ist das ältere und beruht auf dem Umstände, dass durch
Einwirkung des Lichtes auf farblosen Ingredienzien, welche der Reihe der Theerproducte entnommen
sind, farbige Verbindungen entstehen; es schliesst sich also den gewöhnlichen
Copirverfahren an.
Das von Green, Cross und Bevan erfundene Primulinverfahren dagegen arbeitet mit einem Körper,
welcher an und für sich geeignet ist durch geeignete Behandlung sich in einen
Farbstoff umzuwandeln, diese Eigenschaft aber im Lichte verliert. Das Verfahren
liefert also Positiv-Bilder vom Positiv entgegen den sonstigen Copirverfahren!
Der Primulinprocess ist das einfachere der beiden Verfahren. Man benutzt bei
demselben die Thatsache, dass sämmtliche Diazokörper, welche auf den primären Aminen
durch Behandlung mit salpetriger Säure erhalten werden, durch Belichtung die
Eigenschaft, sich mit Aminen und Phenolen zu Azofarbstoffen zu vereinigen,
verlieren. Die Herren Green, Cross und Bevan fanden nun unter den verschiedenen primären
Aminen das Primulin am geeignetsten, indem dasselbe eine Diazoverbindung gibt, deren
Zersetzung am Lichte so rasch ist, dass sich darauf ein photographisches Verfahren
gründen lässt.
Das Primulin ist die Sulfosäure eines gelb gefärbten primären Amines, des
Dehydrothioparatoluidins. Es wurde von Green gefunden
und hat die Eigenschaft in wässeriger Lösung an Cellulose leicht anzufallen. Es
lässt sich leicht auf der Faser diazotiren, wenn man dieselbe in eine mit Essigsäure
versetzte Lösung von salpetrigsaurem Natron bringt. Die entstandene Diazoverbindung
ist im Dunkeln nicht veränderlich; man kann daher das Gewebe oder Papier, welches
damit durch die geschilderte Behandlung präparirt worden ist, im Dunkeln trocknen.
Das Gewebe oder Papier wird nach dem Trocknen unter einem entsprechenden Positive
belichtet, hierbei verlieren die vom Lichte getroffenen Stellen die Eigenschaft
Farbstoffe mit gewissen nachstehend angeführten Körpern zu bilden und man erhält,
wenn man das Gewebe, Papier etc. in Lösungen der Reagentien taucht, entsprechend
gefärbte positive Bilder auf demselben. Als Hervorrufer dienen die folgenden
Lösungen: für Gelb – Phenol, für Orange – Resorcin, für Braun – Phenylendiamin, für
Carminroth – β-Naphtol, für Schwarzviolett –
α-Naphtylamin.
Die Belichtungszeit beträgt etwa 2 Minuten im directen Sonnenlichte, was einer halben
Stunde im zerstreuten Tageslichte entspricht.
Der Primulinprocess hat den Nachtheil, dass die erhaltenen Copien keinen rein
weissen, sondern einen gelb gefärbten Grund besitzen; er ist aber sehr einfach,
leicht durchführbar und dürfte sich zur Herstellung von Lichtpausen auf Leinwand
sehr gut eignen, da man mit Hilfe desselben im Stande ist, verschiedene farbige
Linien zu erzielen, indem man an den entsprechenden Stellen mittels eines Pinsels
mit verschiedenen Entwicklern manipulirt.
Das Feer'sche Verfahren beruht auf einem ganz anderen
Princip. Alle Diazoverbindungen vermögen sich nämlich mit schwefligsaurem Natron zu
sogenannten diazosulfosauren Salzen zu vereinigen, welche Salze schön krystallisirte
Körper darstellen, in denen die Eigenschaften der Diazoverbindungen vollkommen
maskirt sind. Sie sind sehr beständig, explodiren nicht und wirken auch nicht auf
Amine und Phenole farbstoffbildend ein. Mischt man sie mit der Lösung der letzteren,
so erhält man farblose Flüssigkeiten, welche man auf Papier streichen kann.
Nach dem Trocknen im Dunkeln und Exponiren unter einem Negativ wird durch die
Einwirkung des Lichtes ein Zerfall der diazosulfosauren Salze bewirkt. Es wird an
den vom Lichte getroffenen Stellen des Papiers, wo nun wieder der wahre
ursprüngliche Diazokörper vorhanden ist, welcher auf das Phenol einwirkt, sofort die
entsprechende Färbung entstehen; wir benöthigen dem zufolge ein Negativ, um ein
positives Bild zu erhalten.
Man ist nach dem Feer'schen Verfahren im Stande, fast
jeden Azofarbstoff durch Lichtwirkung herzustellen, kann dem zufolge jede beliebige
Nuance erzeugen. Auffallend sind die scharlachrothen Bilder, welche man erhält, wenn
man das Diazosulfonsalz des Pseudocumidins mit einer Lösung von β-Naphtol in Natronlauge mischt, die Mischung auf
Papier streicht, trocknet und belichtet.
Resorcin gibt orangefarbene, Naphtylamin, an Stelle des
β-Naphtols verwendet, violette Bilder.
Die Bilder zeigen schöne Weissen, sinken aber in's Papier stark ein, wodurch sie ein
flaues Aussehen zeigen.
Ueber den Primulinprocess siehe Photog. News, 1890 S. 701 und 707 und Photogr.
Nachrichten 1890 S. 695. Green machte in der
Versammlung der „British Association for the Advancement of Sciences“ zu
Leeds Mittheilungen über das Primulin. Er warf ein Bruchtheil eines Grammes Primulin
in ein 2 l stehendes Wasser enthaltendes Gefäss, worin es sich sofort löste. Ein
Stück weissen Baumwollzeuges wurde darin untergetaucht, 1 bis 2 Minuten in der
Lösung belassen und sodann mit Wasser gespült. Das hellgelb gefärbte Stück Zeug
wurde nun mehr in eine ¼ procentige Lösung von salpetrigsaurem Natron, welche stark
mit Schwefelsäure angesäuert war, gebracht und nach erfolgter Nitrirung des
Primulins herausgenommen, ausgewaschen, ausgewunden und auf einer weissen Unterlage
hinter einen der bekannten bunten Fensterbilder im feuchten Zustande etwa 10 Minuten
bei trübem Tageslichte exponirt. Wendet man eine Phenollösung an, so wird das Bild
wie erwähnt hervorgerufen. Dieser Vorgang wurde von Green experimentell der Versammlung vorgeführt. Die durch das Verfahren
erhaltenen Farben sind nicht brillant, sondern gebrochen und geben künstlerische
Effecte wie die der indischen Seiden.
Es lassen sich die Bilder auf Baumwolle, Wolle, Seide, Celluloid, Papier, auf
Gelatinschichten etc. ausführen, die echt sein sollen. Der Hintergrund der Bilder
zeigt einen leicht grauen oder gelblichen Ton, welcher indessen nicht störend wirken
soll.
Als Entwickler empfiehlt Green:
Roth
alkalische
Lösung
von
β-Naphtol
Gelbbraun
„
„
„
β-Disulfosäure
Gelb
„
„
„
Phenol
Orange
„
„
„
Resorcin
Braun
Lösung von
salzsaurem
Phenylendiamin
Purpur
„ „
„
α-Naphtylamin.
An Stelle des gewöhnlichen Primulins (Diazoprimulins) können Homologe desselben zur
Verwendung kommen, z.B. Dihydrotoluidinsulfosäure auf Baumwolle und Seide; hierdurch
wird ein farbloser Grund erzielt.
Green stellte das Primulin zuerst im Jahre 1887 her,
indem er Paratoluidin (2 Mol.) mit Schwefel (5 Mol.) auf 200 bis 300° C. erhitzte.
Hierbei wird eine complicirte Amidobasis erhalten, welche durch Behandlung mit
rauchender Schwefelsäure bei niederer Temperatur in eine Sulfosäure umgewandelt
wird, deren Alkalisalze leicht in Wasser löslich sind und die bereits beschriebenen
Eigenschaften besitzen.
Genaue Recepte für das Primulinverfahren finden sich im
British Journ. of Photogr. Nr. 1589.
10 g Primulin werden in 300 cc Wasser gelöst, hierauf legt man 16 Stücke ungesteiftes
Leinen (18/24 cm)
in eine Schale, giesst die Lösung darüber und bewegt die Schale mit der lauwarmen
Flüssigkeit ungefähr 10 Minuten. Man nimmt sodann den Stoff aus dem Bade, wäscht
sorgfältig aus und taucht einzeln in ein Bad aus: 6,6 g salpetrigsaures Natron, 15
cc Salzsäure und 1000 cc Wasser. Der Stoff färbt sich braunroth und ist nun
lichtempfindlich geworden.
Nach dem Trocknen im Dunkeln und Belichten unter einem Diapositiv, wozu ein sehr
kräftiges Diapositiv nöthig ist, wird ausgewaschen und dann mit einem der folgenden
Entwickler behandelt.
Für Roth:
β-Naphtol
3
g
Aetznatron
4
g
Wasser
300
g
Für Orange:
Resorcin
2 g
Wasser
300 cc
Aetznatron
3,3 g
Für Purpur:
α-Naphtylamin
4 g
Salzsäure
10 Tropfen
Wasser
200 cc
Für Schwarz: Eikonogen
(Amido-β-naphtol-β-monosulfo-säure)
4 g
Wasser
300 cc
Für Braun:
Pyrogallussäure
3,5 g
Wasser
300 cc
Nach dem Entwickeln wird gewaschen, angetrocknet und der noch
etwas feuchte Stoff geplättet.
Das Primulin gibt eine tiefempfindliche Schicht, welche den höchsten Grad ihrer
Empfindlichkeit gegen das lndigblau des Sonnenspectrums zeigt. Jedoch tritt auch im
Roth noch kräftige Wirkung ein (Green, Photogr.
Wochenbl. 1891 S. 22).
Photographie in natürlichen Farben.
Ueber diesen Gegenstand hat Veress in Klausenburg sehr
interessante Versuche gemacht.
Die Bilder sind zum Theil auf Glas, zum Theil auf Papier hergestellt und herrscht ein
rubinrother bis rothgelber Ton vor. Blauviolett ist bei einzelnen Bildern
gleichfalls noch zu erkennen, Grün fehlt.
Die lichtempfindliche Schicht besteht aus Chlorsilbercollodionemulsion;
wahrscheinlich ist das Chlorsilber partiell zu Silbersubchlorid (Photochloridfarben empfindlich) reducirt worden. Das von
Veress verwendete Papier gibt das Sonnenspectrum
zum Theil in natürlichen Farben; so erscheint Roth, Orange, ein schmutziges Olive,
und Blauviolett als continuirliches Spectrum; das Indigoblau als lavendelbrauner
Streifen. In dieser Art gibt das Veress'sche Papier
ähnliche Wirkungen bezüglich seines Verhaltens gegen das Sonnenspectrum wie die mit
Silberchlorür überzogenen Platten, welche von Becquerel
und Anderen benutzt wurden.
Dr. Miethe verwendet gesilbertes Albuminpapier, das er
braun anlaufen lässt und dann 2 Minuten in eine Lösung von Kupfervitriol mit etwas
Kaliumbichromat taucht. Nach dem Belichten unter farbigen Gläsern erhält man
ähnliche Farben, wie sie die Veress'schen Bilder geben
(Photogr. Wochenbl. 1890 S. 142).
J. Gaedicke verwendet
Chlorsilbergelatine-Emulsionspapier (Aristo-Papier); er lässt dasselbe am Lichte
sich bräunen (bis zu Dunkelrothbraun) und taucht das Papier sodann, wie dies Poitevin empfahl, in eine Mischung von gleichen Theilen
einer Kupfervitriollösung, in welcher Flüssigkeit es 5 Minuten belassen wird.
Nach dem Trocknen im Dunkeln und Belichten unter farbigen Gläsern werden die
entsprechenden Farben erhalten. Die hierbei störend wirkenden ultravioletten
Strahlen hält er durch ein Uranin-Aesculinfilter ab. (Siehe diese Referate 282 64 * 89.)
Bei Anwendung solcher Filtern sollen die Farben nach entsprechender Belichtungszeit
lebhafter hervortreten. Gaedicke wässert sein Papier
nach dem Belichten mit Wasser, das etwas Schwefelsäure enthält, aus und trocknet im
Dunkeln.
Die Farben halten sich ziemlich gut, wenn sie nicht dem
directen Tageslichte ausgesetzt werden.
Chlorsilber-Collodion gibt bessere Töne im Blau, dagegen schlechtere in Gelb und
Roth. Fixirnatron zerstört die Farben. (Photogr.
Wochenbl. 1890 S. 142.)
Dr. Miethe empfiehlt zur Fixirung farbiger Bilder
Chlormagnesiumlösung.
Ueber die neueren Fortschritte in der Heliochromie
berichtet Gotthard in Eder's Jahrbuch für Photographie (für 1891 S. 46). Verfasser hat mit den Veress'schen Präparaten Versuche angestellt. Die
farbenempfindliche Emulsion ist eine Chlorsilbercollodionemulsion oder eine
Gelatineemulsion.
Die Präparate sind ziemlich unempfindlich und musste Gotthart bei den Spectralaufnahmen, welche er mit denselben machte, das
Sonnenlicht mit Hilfe einer Linse auf den Spalt des Spectrographen concentriren, um
gute Bilder zu erhalten.
Diese gaben die ganzen Farben des Spectrums vom äussersten Roth bis zum Violettroth
gut wieder, nur war das Grün ein schmutziges Oliv und das reine Blau nicht
vorhanden. Dies gilt für Collodion-Emulsionen, bei Gelatine-Emulsion erhielt Gotthart auch das Blau recht gut, dagegen wieder Roth
und Gelb weniger deutlich.
Verfasser hat weitere Versuche mit dem Veress'schen
Präparaten zur Herstellung von transparenten Bildern gemacht, welche er ausführlich
schildert.
Ueber die Verwendung der Miethe'schen Lichtfilter
bemerkt er, dass sie ihm wenig nützten, indem die verwendeten Spiegelscheiben des
Copirrahmens im Vereine mit dem transparenten Papiere fast ebenso viel ultraviolette
Strahlen absorbirten als das Lichtfilter, letzteres daher überflüssig wird.
Seine Versuche, in der Camera farbige Bilder mit den Veress'schen Präparaten zu erzielen, scheiterten an der Unempfindlichkeit
derselben (Eder, Jahrbuch für Photogr. 1891 S.
146).
Ueber die Entstehung der Farben in der Photochromie
siehe Dr. W. Zenker's Abhandlung in Eder's Jahrb. für Photogr. f. 1891 S. 296.
R. E. Liesegang stellte Photographien in natürlichen
Farben auf Chlorsilbercollodion mit Silbernitratüberschuss (auf Kreidebarytpapier)
her, welches am Lichte schiefergrau anlaufen gelassen worden war. Nach zweitägiger
Belichtung zeigten sich Roth, Blau und Grünroth gut auf demselben; zur Fixirung
verwendet Liesegang eine verdünnte Kochsalzlösung und
dann eine sehr verdünnte Lösung von Fixirnatron. Die Farben verschwanden nicht,
sondern sollen eher kräftiger geworden sein, – das Tageslicht soll sie nicht
irritiren. – (Phot. Arch. 1890 S. 149.)
M. E. Vallot in Paris verwendet folgende Methode zur
Herstellung von Photographien in natürlichen Farben. Er liess dickes
photographisches Papier auf einer Chlornatriumlösung (1 : 5) 3 Minuten schwimmen,
silberte es sodann im gewöhnlichen Silberbade (5 Minuten), worauf es in Wasser
gewaschen, dann noch 5 Minuten in der Kochsalzlösung gebadet und darauf wiederum
gewaschen wurde. Durch Aussetzen dieses Papiers in einer Lösung von 100 cc Wasser, 3
g Zinnchlorür und 10 Tropfen Schwefelsäure dem Lichte wird violettes Silberchlorür
gebildet, welche farbenempfindlich ist.
Wenn die Schichte eine tief violette Farbe angenommen hat, wird gewaschen und
getrocknet. Hierauf wird das Papier in ein Bad aus gleichen Theilen
Kaliumbichromatlösung (1 : 20) und gesättigte Kupfersulfatlösung gelegt,
herausgenommen und getrocknet.
Das so präparirte Papier gibt die Farben durchsichtiger farbiger Bilder bei einer
Belichtung von ¾ bis 1 Stunde im directen Sonnenlichte wieder. – Badet man die
Bilder in verdünnter Schwefelsäure, so werden sie brillanter, zu lange Einwirkung
zerstört die Farben. Ueber Fixirung finden sich keine Angaben. (Moniteur de la Photogr. 1890, Photog. News 1890 S. 449.)
Das Bierstadt'sche Verfahren der „Photographie in
natürlichen Farben“ ist nichts anderes als das Albert'sche Verfahren, wonach man 3 Aufnahmen durch verschiedene farbige
Gläser macht, welche drei Grundfarben entsprechen: schliesslich wird eine
gewöhnliche orthochromatische Aufnahme gemacht. Nach dieser Aufnahme werden
Lichtdrucke in verschiedenen Farben über einander gedruckt (Phot. Wochenblatt 1890 S. 295). Siehe auch: J.
Löwy (Eders Jahrb. f. Photogr. für 1891 S. 246) und R. Sieger's Aufsatz über denselben Gegenstand (Eders Jahrb. f. Photogr. für 1888 S. 174).
Ueber Lippmanns Photographie in natürlichen Farben
berichtet J. M. Eder, welchem Berichte wir folgendes
entnehmen: Lippmann stellte sich die Aufgabe, auf einer
photographischen Platte das Bild des Spectrums in natürlichen Farben zu erhalten und
zwar in der Art, dass das Bild völlig fixirt sei, welches Problem er in der Weise
löste, dass er mit den gewöhnlichen Substanzen, Entwicklern und Fixirmitteln der
Photographie arbeitete und nur die physikalischen Bedingungen des Experiments
änderte. Diese wesentlichen Bedingungen zur Erzielung der Farbe in der Photographie
sind zweierlei: 1. Continuität der sensiblen Schicht; 2. Anbringung einer
reflectirenden Fläche auf der Rückseite jener Schicht. Unter Continuität der Schicht
ist die Abwesenheit eines Kornes verstanden. Es ist nothwendig, dass das Jod- oder
Bromsilber im Innern einer Eiweiss-, Gelatine- oder anderen transparenten
gleichartigen Schicht derartig vertheilt ist, dass sie keinerlei unter dem
Mikroskope sichtbare Körnung bilde; wenn es hier aber Körner gibt, so müssen sie so
kleine Dimensionen haben, dass sie gegenüber den Wellenlängen des Lichtes
vernachlässigt werden können. Die gewöhnlichen Emulsionsplatten sind daher
ausgeschlossen. Eine zusammenhängende und transparente Schicht soll eine leicht
blaue Opalescenz zeigen; Lippmann hat Albumin,
Collodion, Gelatine mit Jodsilber und Bromsilber (in passender Form) mit gutem
Erfolge verwendet. Die trockene Platte wird in einen vertieften Rahmen gelegt, worin
sich Quecksilber befindet. Die Entwicklung, Fixirung etc. sind wie gewöhnlich. Die
erhaltene Photographie in natürlichen Farben ist in der Durchsicht negativ, d.h.
jede Farbe ist durch ihre Complementärfarbe vertreten. Im reflectirten Licht ist sie
positiv, und man sieht die nämliche Farbe, welche man sehr brillant erhalten kann.
Um ein Positiv zu erhalten, muss man das Bild verstärken, und zwar in der Weise,
dass der photographische (Silber-) Niederschlag eine helle Farbe hat, was
bekanntlich durch Anwendung saurer Flüssigkeiten geschieht. Man fixirt mit
Fixirnatron und Lippmann fand, dass die Farbe selbst
dem stärksten elektrischen Lichte widerstand. Die Theorie des Experiments ist sehr
einfach: Das einfallende Licht, welches das photographische Licht in der Camera
verursacht, gibt ein Interferenz-Phänomen mit dem vom Quecksilber reflectirten
Lichte. Es bildet sich im Innern der empfindlichen Schicht ein System von Fransen,
d.h. von leuchtendem Maximum. Bloss die Lichtmaxima beeinflussen die Platte, und bei
den folgenden photographischen Operationen werden diese Maxima durch mehr oder
weniger reflectirende (Silber-) Niederschläge repräsentirt. Die empfindliche Schicht
ist durchsetzt von diesen Niederschlägen, welche eine Serie von dünnen Lamellen
(Schichten) bilden, deren Dicke die Intervalle sind, welche zwei Maxima trennen,
d.h. eine halbe Wellenlänge des einfallenden Lichtes. Diese dünnen Schichten
(Plättchen) haben genau jene Dicke, welche nothwendig ist, um durch Reflexion die
einfallende Farbe wiederzugeben. Die auf einer derartigen Platte sichtbaren Farben
haben demnach dieselbe Natur wie von Seifenblasen. Sie sind aber reiner und
brillanter, je nachdem die photographischen Decorationen einen mehr oder weniger gut
reflectirenden Niederschlag geben. Die Zahl der über einander gelagerten dünnen
Schichten ist sehr gross, z.B. 200 Schichten (Plättchen) auf ½ mm Dicke. Aus
demselben Grunde ist die reflectirte Farbe reiner, wenn die Anzahl der
reflectirenden Schichten vermehrt ist. Das farbige Versuchsspectrum wurde mittels
des elektrischen Bogenlichtes (Kohlenelektroden) hergestellt; die Belichtungszeit
war 1 bis 2 Stunden. (Phot. Correspond. 1891.)
R. Ed. Liesegang gibt einen Bericht über die Arbeiten
des Dr. E. Kopp in Münster (Schweiz), der ein neues
Verfahren der Heliochromie besitzen soll, das die Vortheile der bisherigen
chemischen und physikalischen Methoden vereinigt. Die Bilder, welche mit diesem
Verfahren hergestellt sind, sollen haltbar sein.
Ueber das eigentliche Verfahren liegen noch keine nähere Daten vor. E. Liesegang, welcher Copien nach dem Verfahren Kopp's in der Hand hatte, sagt, dass selbe sehr schön
seien. (Phot. Archiv. 1891 S. 242.)
(Fortsetzung folgt.)