Titel: | Neue Tiegeldruckpressen. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 77 |
Download: | XML |
Neue Tiegeldruckpressen.
Mit Abbildungen.
Neue Tiegeldruckpressen.
Zur Herstellung von sogen. Accidenzarbeiten (Circularen, Geschäftskarten,
Visitenkarten, Tabellen u. dgl.) bedient man sich in den Druckereien bekanntlich mit
Vortheil der kleinen, durch Tritt in Bewegung gesetzten Tiegeldruckpressen, weil
dieselben ein schnelles, sauberes und bequemes Drucken von Typensätzen ermöglichen
und billig in der Anschaffung und Bedienung sind. In ihrer Bauart weichen diese
kleinen Tiegeldruckpressen vielfach sehr von einander ab, während sie im Princip
meist gleich sind, derart dass, im Gegensatz zu den grossen Tiegeldruckpressen, bei
denen Tiegel und Form sich parallel von und gegen einander bewegen, hier Tiegel und
Form drehbar mit einander verbunden sind. Dementsprechend bewegt sich der Tiegel
gegen die Druckform etwa wie der Deckel eines Buches. Um aber einen möglichst
sauberen Druck zu erzielen, erscheint es naturgemäss zweckmässig, dem sich gegen die
Form drehenden Tiegel im letzten Theile seines Hubes eine Parallelbewegung zu geben.
Entsprechend dem Bestreben, bei möglichster Leichtigkeit der Bedienung einen
sauberen Druck zu erzielen, ist bei diesen kleinen Tiegeldruckpressen neben dem
Bewegungsmechanismus das Farbwerk der wichtigste Theil. In neuerer Zeit tritt ferner
zu diesen Constructionsrücksichten noch das Bestreben hinzu, diese
Tiegeldruckpressen mit selbsthätigen Auslege Vorrichtungen zu versehen.
Hinsichtlich der Neuerungen in den Bewegungsmechanismen dieser kleinen
Tiegeldruckpressen sei zunächst einer Verbesserung der amerikanischen Thomson'schen Presse gedacht, über welche in dieser
Zeitschrift bereits 1887 263 * 228 berichtet ist.
Der neue Mechanismus (D. R. P. Nr. 54305) ermöglicht eine vereinfachte
Lenkeranordnung und ein weiteres Ausschwingen des Tiegels bei gleichzeitiger
Verzögerung der Bewegung in dieser Lage (vgl. 1891 279 *
81). Fig. 1 lässt die Anordnung erkennen und ist 10
das Formenfundament der Presse, deren Antriebswellen mit 12 und deren in der
Bahn 43 laufender Kurbelzapfen mit 15 bezeichnet ist. Dessen Bewegung wird
mittels der Pleuelstange 27 und des Tiegelzapfens 26 auf den Tiegel 19 in bekannter
Weise übertragen, welcher Tiegel an seinem Rücken 20 die die sichere Führung des
Tiegels vermittelnde Coulisse 21 trägt. Diese Coulissenführung besitzt auch die
ältere Bauart, neu ist indess die Fortsetzung der Coulisse vom Punkte 39 aus in die
Form 53.
Nimmt man eine Drehung des Hauptrades 13 in Richtung des Pfeiles 34 an, so ergibt
sich, dass vermöge des senkrechten Verlaufes des Coulissenstückes 35 der Tiegel 19
sich an der festgelagerten Walzenstange 25 zuerst von der Form in gerader Richtung
nach der Stellung 36 hin entfernt, und dass danach, wenn die Walze 25 im Curvenstück
37 liegt, die Wiegeleisten 17 zu gleichzeitiger Rollung und theilweiser Gleitung
veranlasst werden, wobei die seitlich fortschreitende Bewegung des Tiegels in eine
schwingende übergeht. Weiterhin gestattet die Form des Coulissenstückes auf dem Wege
von 38 bis 39 eine reine Rollung zwischen den Wiegeleisten 17 und ihren Bahnen 16,
wonach der Tiegel, wenn die Stelle 39 vom Walzenmittelpunkt erreicht ist, in die
durch die punktirte Hilfslinie 40 gekennzeichnete Stellung unter einem Winkel von
ungefähr 45° zur Form ebene gelangt, während gleichzeitig die Kurbelzapfen 15 die
mit 41 markirte Stellung einnehmen und die Tiegelzapfen 26 an der Stelle 42 sich
befinden.
Textabbildung Bd. 283, S. 76Fig. 1.Thomson's Tiegeldruckpresse. Bei der weiteren Drehung der Kurbelzapfen von 41 nach 58 (bezieh. von 58
nach 51) geht der Tiegel bei verzögerter Bewegung in die Lage 46 (unter einem Winkel
von etwa 68°) über, während der Tiegel 26 in die Stellung 55 und die Coulisse 21 in
die punktirte Lage gelangt, wobei dann die Walzenstange 25 in das Coulissenstück 39,
53 eintritt. Die so erzielte Verzögerung in der Tiegelbewegung gibt die zum
schnellen und genauen Einlegen des Bogens erforderliche Ruhe.
Die Thomson'sche Presse ist ferner mit einem
verbesserten Farbwerk und einer Bremsvorrichtung versehen.
Eine neue englische Presse, die „Empress“-Tiegeldruckpresse von Alfred Morfitt
in Hockley Mill, Nottingham (* D. R. P. Nr. 59702) zeigt Fig. 2. Die Presse zeigt Neuerungen hinsichtlich der Tiegelfestlegung
während des Druckes und hinsichtlich des Farbwerkes.
Zur Erzielung eines sauberen Druckes ist bekanntlich eine Feststellung des Tiegels in
der Druckstellung erforderlich und erfolgt diese Verriegelung hier durch eine
excentrisch gelagerte Welle, welche mittels eines von einer Curvenscheibe
beeinflussten Armes Drehung erhält und welche ferner Ausschnitte besitzt, durch die
am Tiegelrahmen sitzende Knaggen bei dessen Schwingung hindurchtreten. Ist das erfolgt, so
wird durch die genannte Curvenscheibe eine Drehung der Welle herbeigeführt, wodurch
diese in Aussparungen der Knaggen eintritt und damit sowohl diese wie den Tiegel
selbst für die Zeit des Druckes festlegt. Durch diese Verwendung einer excentrischen
Welle lässt sich ferner bequem eine Nachstellung für den Fall der Abnutzung
erzielen.
Das Farbwerk besteht, wie die Figur erkennen lässt, aus drei Auftragwalzen in
Verbindung mit zwei dazwischen liegenden Vertheilungswalzen, welche gleichzeitig
eine Verschiebung in ihrer Längsrichtung erhalten. Zu dem Zwecke sitzen sie lose auf
ihren entsprechend mit Gewinde versehenen Achsen. Dadurch wird natürlich eine gute
Verreibung der Farbe erzielt.
Textabbildung Bd. 283, S. 77Fig. 2.Morfitt „Empress“-Tiegeldruckpresse. Von den neuen deutschen Tiegeldruckpressen sei zunächst die „Victoria“-Tiegeldruckpresse von Rockstroh und Schneider in Dresden (* D. R. P. Nr.
51917) hervorgehoben, welche zufolge ihrer vorzüglichen Farbeverreibung, ihres
gleichmässigen Aussatzes und ihres bei Buntdruck besonders wesentlichen absolut
genauen Registers als eine der besten der heutigen Accidenzpressen bezeichnet werden
darf. Die Fig. 3 und 4
zeigen die Victoria-Presse in zwei Seitenansichten, die
erkennen lassen, dass eine den Schnellpressen ähnliche Cylinderfärbung in Anwendung
kommt, die in Verbindung mit dem durch Stellschrauben genau regulirbaren Farbwerk
unter Anwendung eines stählernen Wechselreibers mit beständiger seitlicher Bewegung
eine vorzügliche Farbeverreibung sichert. Dabei erhält auch der Hauptcylinder
seitliche Bewegung, so dass die Farbe gut verrieben auf die drei Auftragwalzen
übertragen wird. Um ferner die Berührung der Heberwalze mit dem Hauptcylinder des
Farbwerkes abstellen zu können, wie dies bei Unterbrechung der Farbezufuhr oder beim
Stillstand der Maschine (zur Verhinderung der Bildung von Anlageflächen an der Heber
walze) erwünscht ist, ist ein Heberabsteller angeordnet, der mittels Handgriffes
rasch bewegt werden kann. Auch ist ein Färbwalzenabsteller angebracht; durch dessen
Bethätigung die auf und nieder gehende Bewegung der Farbeauftragwalzen sistirt
wird, so dass dieselben an den beiden Farbcylindern als Verreibungswalzen wirken und
die Einfärbung mit frischer Farbe schnell und reichlich vor sich geht.
Textabbildung Bd. 283, S. 77Fig. 3.Victoria-Presse. Das genaue Register wird durch eine zwangläufige Tiegelführung erzielt,
derart, dass dem Tiegel jede Möglichkeit benommen ist, beim Druck sich seitlich zu
bewegen oder zurückzufedern. Zu dem Zwecke sind ausser der bekannten seitlichen
Tiegelführung noch am vorderen Ende der Gleitbahnen feststehende Knaggen angebracht,
unter welche sich der vorderste gerade Theil der verlängerten Schaukelcurve während
des letzten parallelen Vorgehens des Tiegels zum Druck passend einschiebt, so dass
damit die Bewegung und Stellung des Tiegels genau begrenzt werden. Durch das dadurch
erzielte absolut genaue Register, das bei dem Schreiber dieses vorliegenden auf der
Presse hergestellten Buntdrucken ein ganz vorzügliches ist, ergibt sich auch eine
Minderabnutzung des Schriftmaterials. Ferner ist auch ein Drucksteller angeordnet,
wodurch eine leichte und genaue Regulirung des Druckes und bei unrichtigem Einlegen
ein Abstellen der Maschine während des Ganges ermöglicht wird. Beim Zurückgehen
liegt der Tiegel fast wagerecht und besitzt man dann eine genügend lange Ruhepause,
um bequem und sicher einlegen zu können.
Eine weitere Verbesserung zeigt die „Victoria“-Tiegeldruckpresse bezüglich des Schliessens des
Schriftrahmens, was hier mittels eines durch einen einzigen Handgriff bewegten
Schliesshakens erfolgt, an Stelle der gebräuchlichen Schrauben u. dgl. Um ferner das
bei vollen Druckformen oft eintretende zu frühzeitige Loslassen der Greifer bezieh.
das lockere Halten des Papieres durch dieselben zu vermeiden, ist die
Greifervorrichtung derart construirt, dass dieselbe den bedruckten Bogen beim
Oeffnen des Tiegels möglichst lange auf demselben anpresst, so dass ein
Hängenbleiben des Bogens bei voller Druckform in Folge der Klebkraft der Farbe nicht
stattfinden kann.
Bei den Tiegeldruckpressen mit Fusstrittbewegung kommt es häufig vor, dass der
Drucker durch Unvorsichtigkeit mit dem Fusse während des Ganges unter den Tritt
kommt und sich dadurch Quetschungen zuzieht. Dem ist bei der „Victoria“-Presse dadurch vorgebeugt, dass Fusstritt und Schaft
durch Scharniere mit Schleppfeder verbunden sind, so dass die Trittplatte
nachzugeben vermag.
Textabbildung Bd. 283, S. 77Fig. 4.Victoria-Presse. Die Rockstroh und Schneider'sche Victoria-Tiegeldruckpresse zeichnet sich ferner durch
eine vorzügliche Ausführung aus. Der Gang der Maschine ist leicht und geräuschlos,
und ihre Widerstandsfähigkeit gegen Erschütterung ist sehr gross, da das Fundament
mit dem Gestell aus dem Ganzen gegossen ist. Sämmtliche Theile sind nach Schablonen
auf Specialmaschinen gefertigt, so dass grosse Genauigkeit gesichert ist und passende
Ersatztheile leicht beschafft werden können. Der Preis einer Victoria-Presse beträgt fertig aufgestellt, bei einer inneren
Schliessrahmenweite von 265 × 385 mm, Mark 1300. –
Die Firma baut ihre Victoria-Presse auch für Prägezwecke
in gleichem Formate jedoch in einer verstärkten Nummer. Diese Bauart hat in Folge
ihrer wesentlich grösseren Leistungsfähigkeit der Balancierpresse gegenüber
namentlich in Cartonnagen- und Papierwarenfabriken sowie grösseren Buchbindereien
eine gute Einführung erfahren.
Bei allen diesen Tiegeldruckpressen ist das senkrechte Fundament feststehend, und
zwar mit dem Ständer oder mit der Welle verbunden. Von mancher Seite wird dies
indess insofern als ein Mangel empfunden, als man beim Einrichten des Schriftsatzes
u.s.w. mancherlei Schwierigkeiten und Unbequemlichkeiten hat. Dieser Ansicht
entspricht eine neue Tiegeldruckpressenbauart, welche seit zwei Jahren etwa von der
Firma Hölzle und Spranger in München auf den Markt
gebracht wird. Das Wesentliche dieses neuen Typus liegt darin, dass das Fundament
lose auf der Achse sitzt und damit in die
Wagerechte umlegbar gemacht ist; dabei ist dasselbe
trommelförmig ausgebildet und dieser Theil gleichzeitig als Farbeverreibfläche für
ein kreisendes Farbwerk verwendet, so dass sich zugleich eine sehr gute
Farbeverreibung ergibt.
Textabbildung Bd. 283, S. 78Fig. 5.Tiegeldruckpresse von Hölzle und Spranger. Die Fig. 5 bis 7 zeigen diese Tiegeldruckpresse in einer schematischen Skizze in einer
Vorder- und Hinteransicht, wobei bei der letzteren das trommelförmige
Schriftfundament wagerecht umgelegt ist. In Fig. 5
ist a die Fundamenttrommel, die lose auf der Welle W sitzt und bei b die
Schriftform aufnimmt. Für den Druck aber muss das Fundament a natürlich festgelegt werden, und erfolgt das mittels dreier Riegel c, d und e, welche in a geführt sind und seitlich in die Ständer der Presse
eindringen. Diese Riegel arbeiten abwechselnd derart, dass, wenn e hinausgeschoben ist, c
und d zurückgezogen sind und umgekehrt, und erhalten
sie ihre periodische Bewegung von einem auf der Hauptwelle W festsitzenden und mit dieser sich drehenden Curvencylinder y unter Vermittelung von Hebeln c1d1 bezieh. e1.
Diese abwechselnde Verriegelung der Fundamenttrommel ist nothwendig, um das Eingangs
erwähnte, um Form b und Trommel a kreisende Farbwerk verwenden zu können, dessen mit der Hauptwelle
W fest verbundene Arme n natürlich einen freien Raum zwischen Fundament und Ständer erfordern.
Ein derartiges kreisendes Farbwerk bietet aber den wesentlichen Vortheil, dass für
die Farbwalzen f eine sehr grosse Farbeverreibfläche
geschaffen ist und dass grosse umfangreiche Farbeauftragwalzen verwendet werden
können. Thatsächlich verwendet die Firma derartig grosse Auftragwalzen, dass sie mit
einmaliger Umdrehung selbst compresse Formen ohne Streifenbildung einschwärzen.
In der Figur ist Fundament b und Trommel a fest verbunden gezeichnet, thatsächlich ist aber die
Trommel a auf an b
sitzenden Stangen beweglich gelagert und erhält eine seitliche Hin- und Herbewegung
von der Hauptwelle aus. Auf diese Weise und dadurch, dass die Farbeauftragwalzen
während dieser seitlichen Bewegung der Farbfläche auf dieser selbst nach jedem
Drucke 5½ Umdrehungen machen, wird eine ganz vorzügliche Farbeverreibung erzielt,
wie sie wenig Pressen aufweisen dürfen. Es ist daher möglich die stärkste Farbe gut
zu verreiben und mit billiger Farbe einen guten, sauberen Druck zu erzielen.
Wie heutzutage bei jeder besseren Tiegeldruckpresse sind auch hier die an der Seite
der Form b befindlichen Laufschienen für die
Auftragwalzen mittels eines Handhebels verschiebbar (vgl. Fig. 5 und 6), wobei auch ein Ausrückhebel
für den Drucktiegel (vgl. Fig. 6) vorgesehen ist, so
dass bei Bethätigung beider Hebel die Maschine laufen kann, ohne einzufärben und
ohne zu drucken, während die Farbeverreibung auf der Trommel a fortgesetzt stattfindet. Der Farbkasten F
(Fig. 5) besitzt ferner eine gradmässige
Farberegulirung, derart, dass mittels einer Handschraube der Hub der Farbkastenwalze
verkleinert oder vergrössert werden kann. Die Leckwalze kann dadurch je nach
Bedürfniss Farbestreifen von 1 bis 15 mm vom Duktor entnehmen.
Textabbildung Bd. 283, S. 78Fig. 6.Tiegeldruckpresse von Hölzle und Spranger. Der Drucktiegel ist so geführt, dass er eine lange Ruhelage in der
geöffneten, vollständig wagerechten Stellung erhält, wodurch ein genaues richtiges
Einlegen gesichert ist. Wie oben erwähnt, ist ferner eine Ausrückvorrichtung für den
Tiegel vorgesehen, die eine skalenförmige Druckregulirung ermöglicht. Diese aus
Excenter und Stellarm bestehende Vorrichtung lässt sich an einer Bogenführung
mittels Steckstiftes (vgl. Fig. 6) entsprechend
einstellen, wobei die Berührung von Tiegel und Form zur Vermeidung von Maculatur
auch ganz abgestellt werden kann.
Diese von der Firma Hölzle und Spranger „Triumph“
genannte Tiegeldruckpresse (* D. R. P. Nr. 47653 wird in zwei Grossen von 24 × 33
und 33 × 48 cm Druckfläche zum Preise von M. 1200. und M. 1700. – (für Fussbetrieb)
gebaut. Der Raumbedarf beträgt 1 qm bezieh. 1,5 qm und können je nach der Fertigkeit des
Einlegers bis 1500 Exemplare in der Stunde gedruckt werden. Die Presse hat bereits
bemerkenswerthen Eingang in süddeutschen Druckereien gefunden.
Textabbildung Bd. 283, S. 79Fig. 7.Tiegeldruckpresse von Hölzle und Spranger. Die in der vorzüglichen Farbeverreibung und der bequemen Umlegbarkeit des
Fundamentes liegende Zweckmässigkeit dieses von der Firma Hölzle und Spranger eingeführten Tiegeldruckpressensystemes ist
Veranlassung gewesen, dass auch andere Firmen, u.a. die Maschinenfabrik A. Hamm in Frankenthal, zum Bau derartiger
Tiegeldruckpressen übergegangen sind.
Textabbildung Bd. 283, S. 79Fig. 8.Hamm'sche Presse.Textabbildung Bd. 283, S. 79Fig. 9.Kruger's Druckpresse „Liberty“. An dieser Hamm'schen Presse (* D. R. P. Nr.
59011) erfolgt die Verriegelung der Fundamenttrommel in der in Fig. 8 dargestellten Weise. Das Fundament a sitzt lose auf der an dem Seitengestell c angegossenen bezieh. angeschraubten Büchse d, durch welche die Antriebachse f gesteckt ist, die in den beiden Seitengestellen ihre
Lagerung hat. Auf der einen Seite ist der Walzenhalter e1 fest auf die Achse f aufgekeilt, und wird die Bewegung durch die
rahmenartige Verbindung auf den anderen Walzenhalter e
übertragen. Auf der an dem Seitengestell c befindlichen
Büchse d sitzt zwischen den Naben des Fundaments fest
aufgekeilt das Verbindungsstück g, welches in seinem
oberen Auge h den starken Verschluss- oder
Feststellungsbolzen i aufnimmt.
An dem lose auf der Büchse sitzenden Fundament a sind an
geeigneter Stelle, wenn letzteres senkrecht oder druckfertig steht, in den
Seitenwänden zwei Augen k und k1 angebracht, welche mit demjenigen h des Verbindungsstückes g
übereinstimmen.
Soll nun das Fundament während des Drückens mit dem Seitengestell fest verbunden
werden, so muss der Verschlussbolzen i durch die Augen
k, h und k1 gesteckt werden. Soll dagegen das Fundament beim
Einheben der Form oder zur Vornahme von Correcturen des Satzes in wagrechte Stellung
gebracht werden, so ist der Bolzen i herauszunehmen und
in zwei zu gleichem Zweck, jedoch um 90° gegen die Augen k und k1
angebrachte Augen zu stecken, so dass auch in dieser Lage des Fundaments eine feste
Verbindung hergestellt ist.
Textabbildung Bd. 283, S. 79Fig. 10.Kruger's Druckpresse „Official“. Dieser Hamm'schen Verriegelungsvorrichtung
dürfte gegenüber Hölzle und Spranger eine grössere
Einfachheit nicht abzusprechen sein. Wie bereits erwähnt, sind der letzteren Firma
auch andere Constructeure auf diesem Gebiete gefolgt, auf welche Constructionen in
einem weiteren Berichte zurückgekommen werden wird.
Eine weitere Vervollkommnung der Tiegeldruckpresse liegt ferner in der neuerdings
mehr und mehr erfolgenden Anbringung von selbsthätigen Bogenauslegern, worauf
bereits hingewiesen war (1890 * 276 488). Unter den
neueren derartigen Constructionen zeichnet sich besonders ein Selbstausleger der
Maschinenfabrik Rich. O. Krüger in Berlin, Alte
Jakobstrasse Nr. 131 aus (* D. R. P. Nr. 55479), der von der Firma an ihren
Tiegeldruckpressen „Liberty“, „Official“ und „Boston“, wie sie
die Fig. 9 bis 11
zeigen, angebracht wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 79Fig. 11.Krüger's Druckpresse „Boston“. Dieser Selbstausleger besteht im Wesentlichen aus einem um eine über dem
Farbwerk gelagerte Welle drehbaren Rahmen, der von einer Curvenscheibe aus (vgl. die
Abbildung Liberty) bethätigt wird und oben mehrere Greifer trägt.
Vor dem Oeffnen der Presse bewegt er sich in die ausgezogen dargestellte Lage (Fig. 9 und 10) und geht
dann während des Oeffnens der Presse in die punktirt gezeichnete Stellung über,
dabei den abgenommenen Bogen nach dem Ablegekasten überführend.
Die Einzelheiten der Anordnung werden aus den Fig. 12 bis 16 ersichtlich. Der
Auslegerrahmen besteht demnach aus den wagrechten Stangen ab mit den Seitengestellen A, A1, wobei a eine volle Welle
ist, b dagegen aus zwei in einander drehbaren Röhren
besteht, von denen die eine die oberen und die andere die unteren Backen der Greifer
trägt (Fig. 12 bis 14), so dass durch
Verdrehung dieser Röhren die Greifer geöffnet oder geschlossen werden. Dieses
Oeffnen und Schliessen erfolgt mittels des gewöhnlich am äusseren Rohre b sitzenden Hebels cc1 (Fig. 15 und 16), der oben die Rolle
r und unten den Anschlag d trägt. In dessen Nähe sitzt am Seitengestell A das Sperrstück e, dessen Zahn z in eine Einkerbung des Anschlages d eingreifen kann.
Textabbildung Bd. 283, S. 80Krüger's Druckpresse. Die an b sitzenden Greifer werden durch die
Spiralfeder s (Fig. 15) gewöhnlich
geschlossen gehalten, läuft aber beim Zurückschwingen des Rahmens AA1 die Rolle r von cc1 gegen den am Ständer f sitzenden Anschlag g an, so werden die
Greifer geöffnet und gleichzeitig schnappt der Zahn z
in die Einkerbung von d ein, so dass die Greifer
geöffnet erhalten werden, und zwar so lange, bis der Auslegerrahmen wieder gegen den
Tiegel vorgeschwungen ist zum Abnehmen des nächsten Bogens. Hat nun der Rahmen AA1 diese in Fig. 15 punktirt
eingezeichnete Stellung eingenommen, so wird das Sperrstück e durch Auftreffen auf eine Stellschraube h
gedreht und gibt den Hebel cc1 frei, so dass nun der Schluss der Greifer erfolgen kann und das Ablegen
des Bogens wie angegeben vor sich geht.
Damit das Erfassen des Bogens ganz sicher erfolgt, ist ferner am Tiegel eine
Hilfsvorrichtung angebracht, welche den Bogen vor dem Erfassen etwas vom Tiegel
abhebt. Diese Vorrichtung besteht in einem am Tiegel T
(Fig. 16) um k drehbaren Rahmen R, der
durch eine Feder am Tiegel gehalten wird und ferner Ansätze B besitzt, in denen Schienen l einstellbar
eingesetzt sind. Diese Schienen liegen daher oben am Tiegel an und heben den oberen
Rand des darauf liegenden Bogens zum Erfassen seitens der Greifer ab, wenn der
Rahmen R vom Tiegel abgehoben wird.
Dieses Abheben des Rahmens erfolgt nun beim Oeffnen der Pressen dadurch, dass ein an
R sitzender Knaggen o
an eine Nase des Armes p anstösst, der um q drehbar ist und von der Feder t in seiner Lage erhalten wird. Ist das Abnehmen erfolgt, so folgt
schliesslich der Rahmen dem Zuge seiner Feder und legt sich wieder auf den Tiegel
T auf, worauf ein neuer Bogen eingelegt werden
kann. Knaggen o und Arm p
arbeiten dabei derart zusammen, dass o beim Oeffnen der
Presse sich über die Nase an p und beim Schliessen
unter derselben bewegt, wobei dann die Feder t zur
Wirkung kommt.
Ebenso gut wie ein können am Ausleger AA1 auch zwei Greifer an der oberen Stange angebracht werden,
die gleichzeitig in Thätigkeit sind. Man kann dann zwei Karten, Briefumschläge oder
Bogen gleichzeitig mit beiden Händen einlegen. Das einzulegende Papier wird dabei in
zwei Stössen rechts und links aufgeschichtet. Wie Eingangs bereits erwähnt, wird der
Selbstausleger, der übrigens auch an bestehenden Maschinen leicht angebracht werden
kann, auch an der in Fig. 11 gezeigten Bostonpresse
verwendet und zwar bietet es hier den besonderen Vortheil, dass der bedienende
Arbeiter die linke Hand frei behält, um sie zum ununterbrochenen Niederdrücken des
Hebels zu verwenden, wodurch die Schnelligkeit des Arbeitens zweifellos erhöht
wird.
Die Firma Rich. O. Krüger baut die Liberty-Presse in vier Grossen mit Selbstausleger, im
Preise zwischen M. 975. – und 1850. –, die Official-Presse in fünf Grossen (M. 300.– bis M. 1000.) und die Boston-Presse in sieben Grossen, deren Preise je nach
Grosse, Farbwerkseinrichtung und Zubehör zwischen M. 45.– und M. 600. liegen.
Ein weiterer Selbstausleger für Tiegeldruckpressen rührt von J. H. Kempe und H. Wehmann in Bremen (* D. R.
P. Nr. 54254) her, der ebenfalls an bereits im Betriebe befindlichen Maschinen
leicht angebracht werden kann, der aber im Gegensatz zu dem Krüger'schen Ausleger nur das Blatt Papier u.s.w. vom Tiegel herabschiebt.
Der Kempe'sche Selbstausleger besteht in einem auf dem
Drucktiegel verschiebbaren Führungslineal mit daran angreifender, auf dem Tiegel
selbst gelagerter Nürnberger Scheere, welche beim Oeffnen der Presse gestreckt wird
und dabei mittels des genannten Führungslineals die bedruckten Karten,
Briefumschläge u. dgl. vom Tiegel abschiebt.
Textabbildung Bd. 283, S. 80Krüger's Druckpresse. Diese Bogenauslegevorrichtungen zeigen, dass man neuerdings von der
Ansicht, dass das Auslegen durch die linke Hand des Arbeiters völlig genügend sei,
mehr und mehr zurückkommt, und dass man den in der grösseren Leistungsfähigkeit der
Presse liegenden Vortheil der Selbstausleger williger anerkennt. Dem letzteren
dürfte daher noch eine weitere Ausbildung und Einführung beschieden sein.