Titel: | Ueber Feilen und Feilenhaumaschinen. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 121 |
Download: | XML |
Ueber Feilen und Feilenhaumaschinen.
Mit Abbildungen.
Ueber Feilen und Feilenhaumaschinen.
Vergleichsweise Prüfung der Feilenschärfe.
Nach einer im Metallarbeiter, 1890 Bd. 16 Nr. 60 * S.
470, befindlichen Angabe wurde auf der Ausstellung in Amsterdam die Schärfe der
Feilen durch vergleichsweise Beobachtung des sogen. Reibungswinkels bezieh. durch
Ermittelung der Reibungszahl (Reibungscoefficienten) bestimmt. Mit zunehmender
Schärfe der Feile muss auch der Neigungswinkel grösser werden, bei welchem das
prismatische Auflagestück a aus Rothguss in die abwärts
gerichtete Bewegung von selbst eintritt.
Textabbildung Bd. 283, S. 121Fig. 1.Gleiten bei schräggelegter Feile. In Fig. 1 ist eine mit Hand gehauene Feile
in jener Lage dargestellt, bei welcher das Gleiten des Auflagestückes bei 22°
Neigung eintritt, während bei einer gleichartigen mittels Sandstrahls geschärften
Feile das Gleiten erst bei 45° erfolgt.
Nach einer Mittheilung von Alfred Gutmann in Ottensen in
Hamburg können zwischen jeder Aufschärfung der stumpfen Feile durch die üblichen
Mittel des Ausglühens, Abschleifens der Feilzähne, Aufhauens und Härtens, drei
Sandstrahlschärfungen im Mittel vorgenommen werden, so dass dadurch ein
beträchtlicher Gewinn an Dauerhaftigkeit und Leistung der Feile entspringt.
J. Erlenwein's Feilenhaumaschine.
Nach dem englischen Patent Nr. 13106 vom 20. August 1890 beruht die Arbeitswirkung
dieser von J. Erlenwein in Edenkoben, Rheinpfalz,
erfundenen Feilenhaumaschine (Fig. 3 bis 5) in der Schlagkraft eines
Federhammers auf ein Meisselwerkzeug, durch welchen Unterhieb und Kreuzhieb in den
auf einem mit Zink belegten, walzenförmigen Amboss gestützten Feilenkörper dadurch
regelrecht eingeschlagen werden, dass dem Schlitten, in welchen die Feile
eingespannt ist, eine bestimmte Hubschaltung gegeben wird.
Sowohl die Schlagkraft des Federhammers, als auch die Hubschaltung des Schlittens
sind regelbar, sowie auch die Lage der Meisselvorrichtung entsprechend der
Hiebrichtung stellbar sein muss.
Die im Gestell (Fig. 2
und 3) geführte
Hammerstange a wird vermöge eines Daumens b durch eine von der Triebwelle d bethätigte Daumenscheibe c gehoben, durch
Federwerke e aber niedergeworfen, sobald der scharfe
Absatz der Daumenscheibe überschritten ist.
Stellbare Federstützen f dienen zur Regelung der
Schlagkraft des Hammers.
An einem stellbaren Seitenschlitten g (Fig. 4) schwingen um Zapfen der Hebel h mit dem um eine Schraube k verdrehbaren Meisselhalter i, welcher von
einer an der Antrieb welle d sitzenden Kammscheibe l bethätigt wird, ferner der Ausheber m, der ebenfalls von d aus
betrieben ist und die Bestimmung hat, die Feile an den Amboss zu drücken und nach
beendetem Hieb dieselbe wieder frei zu machen, worauf der Vorschub oder die
Hubschaltung des Schlittens n, in welchem die Feile
eingespannt ist, durchgeführt wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 121Erlenwein's Feilenhaumaschine. Dieser Rahmenschlitten n steht gegen die
Hammerrichtung bezieh. gegen die Wagerechte geneigt, damit der Feilenhieb die
erforderliche Sägezahnform erhält. Diese Neigung der Schlittenführung ist durch eine
Stützschraube o im Verein mit dem Gabellager p für die Ambosswalze q
erhältlich.
Textabbildung Bd. 283, S. 121
Fig. 4.Erlenwein's Feilenhaumaschine.
Die Hubschaltung des Einspannschlittens n wird durch die Spindel s
vermittelt, die vermöge eines Sperr- und Schaltwerkes t
durch Kurbelstangen u von der Triebwelle d eingeleitet wird. Diese Schlittenspindel s besteht aus zwei Theilen, welche durch eine
Ausrückkuppelung verbunden sind, so dass nach erfolgter Ausrückung der
Schaltbetriebe diese Spindel durch die Handkurbel r
bewegt werden kann.
Fr. Neswadba's Feilenhaumaschine.
Diese Feilenhaumaschine wirkt mit einem Hammer, der unmittelbar an einem geführten
Kolbenkopf befestigt ist, welcher in einem durch ein Kurbelwerk in Hubbewegung
versetzten Cylinder luftdicht schwebt (Fig. 5).
Sowohl oberhalb als auch unterhalb des Kolbens befindet sich je ein Luftraum, der
vermöge einiger in der Cylinderwand befindlichen verschliessbaren Oeffnungen
vergrössert oder verkleinert werden kann, je nachdem man eine stärkere oder
geringere Luftverdichtung durch Luftabschluss anstrebt oder zulässt.
Hiernach kann sowohl der Kolbenhub als auch die dadurch bedingte Schlagstärke
des Hammers geregelt werden, weil man die Wirkung des übertragenden Luftpuffers
sowohl im Auf hübe des Cylinders, als auch im Niedergange des Kolbens nach Belieben
verändern kann. Die von beiden Cylinderenden in einen Seitenspiegel ausmündenden
Luftwege können durch einen Schieber geöffnet werden. Sind beide Luftwege
gleichzeitig geöffnet, so kann der bewegte Cylinder weder durch Druck- noch durch
Saugluft auf den Kolben einwirken. Derselbe wird nur ganz geringen oder auch keinen
Hub ausführen. Sind dagegen beide Luftwege geschlossen, so wird der Kolben einen dem
Cylinderhub entsprechenden, jedoch verzögerten Weg zurücklegen, was auf die
Luftverdichtung unter dem Kolben beim Hubbeginn und eintretender Luftverdünnung über
denselben zurückzuführen ist.
Textabbildung Bd. 283, S. 122Fig. 5.Neswadba's Feilenhaumaschine. Dieser Vorgang wird sich auch im Niedergange des dem Kolben voreilenden
Cylinders wahrnehmen lassen. Obwohl der Kolben mit Beschleunigung niederfällt, wird
doch das untere Luftkissen die Härte des Schlages mildern und diese Wirkungsweise
demnach wesentlich besser sein, als bei einer starren Kurbelgelenkverbindung.
Der mit Flügelbahnen versehene Luftcylinder wird durch zwei im Führungsrahmen
verdeckt gehende Kurbelstangen in Hubbewegung versetzt, deren Kurbelachse
unmittelbar betrieben ist.
Von dieser wird eine zur Steuerung des Tisches vorgesehene Stufenscheibe, und
von dieser aus das Tisch werk bethätigt.
Die Führungsbahn des Tisches ist gegen die Wagerechte etwas geneigt, damit der
Feilhieb den bekannten Sägezahnquerschnitt erhält. Ueber die Hubschaltung des
Tisches, sowie die Einspannwerke der Feile fehlen die Einzelheiten (Uhland's Technische
Rundschau, 1888 Nr. 35 * S. 275).
Das eigentliche Meisselwerkzeug ist in einem Hammerhebel eingesetzt, der, einem alten
Schwanzhammer ähnlich, um einen Doppelzapfen schwingt, aber statt durch eine
Daumenwelle betrieben zu sein, unmittelbar durch den Luftfederhammer
niedergeschlagen wird, während zwei seitliche Blattfederwerke durch Vermittelung
eines untergreifenden Querstabes den Hammer nach jedem Schlag emporheben.
F. E. Leclerque's Feile.
Nach dem D. R. P. Nr. 48440 vom 6. Februar 1889 sind diese Feilen von Leclerque in Paris mit zur Längsrichtung schrägen
Ausräumnuthen zu dem Zwecke versehen, damit ein Verschmieren der Feilzähne durch
Materialspäne verhindert und dadurch die Leistungsfähigkeit der Feile gesteigert
werde.
Textabbildung Bd. 283, S. 122Leclerque's Flach und Rundfeile.Fig. 7 stellt einen zu
vorbezeichneten Nuthen normalen Querschnitt der Flachfeile Fig. 6 dar, während in
Fig. 8 eine
Rundfeile mit gewundener Nuth abgebildet ist.
Howarth's Winkelhiebfeile (Fig.
9).
Nach Industries, 1890 Bd. 8 * S. 224, sind bei der Feile
von James Howarth und Sohn in Sheffield auf den zur
Längsrichtung der Feile winkelrecht geführten Grundhieb zwei bis zur Mittelachse
schräg zulaufende Kreuzhiebe aufgetragen, die einen Winkelhieb bilden, durch welchen
das bei einer Feile mit gewöhnlichem Doppelhieb auftretende Seitwärtsschieben der
Feile dadurch weggebracht wird, dass diese Seitenkraft im Winkelhieb sich
aufhebt.
Textabbildung Bd. 283, S. 122Fig. 9.Howarth's Winkelhiebfeile. Hiernach soll die Feilenführung leichter und sicherer ausfallen, dafür
steht aber zu befürchten, dass das Verlegen einer Feile mit Winkelhieb auch eher
erfolgt, als bei einer gewöhnlichen Doppelhieb feile.
Pr.