Titel: | Ueber Streichgarn-Selfaktoren mit abgestufter Bewegung der Wagenauszugschnecke. |
Autor: | Gth. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 148 |
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Ueber Streichgarn-Selfaktoren mit abgestufter
Bewegung der Wagenauszugschnecke.
Mit Abbildungen.
Ueber Streichgarn-Selfaktoren mit abgestufter Bewegung der
Wagenauszugschnecke.
Bei den Streichgarn-Selfaktoren wird dem Wagen bei seiner Ausfahrt eine abnehmende
Geschwindigkeit ertheilt; bei der Vorgarnlieferung läuft der Wagen, um diese für das
eigentliche Spinnen nutzlose Periode abzukürzen, möglichst schnell, während bei der
Streckperiode die Wagengeschwindigkeit gering sein muss. weil die Verstreckung der
Vorgarnfäden, damit dieselben nicht reissen, nur sehr sanft erfolgen darf. Die zur
Bewegung des Wagens benutzten, mit gleichbleibender Geschwindigkeit während der
ganzen Wagenausfahrt angetriebenen Wagenauszugschnecken, deren Spur zur Aufnahme des
den Wagen führenden Seiles sich aus einem Schraubengange von grossem Durchmesser für
die Vorgarnlieferung, einem Schraubengange von kleinem Durchmesser für die
Verstreckung und einer diese beiden Gänge verbindenden Spirale zusammensetzt, geben
aber zu Uebelständen Veranlassung. Es liegt nämlich bei der grossen Verschiedenheit
der Durchmesser der beiden Schraubengänge in der diese verbindenden Spirale ein
grosses Stück Wagenweg. Damit nun die Vorgarnfäden zwischen Lieferungscylindern und
Spindeln immer gespannt bleiben, sollte die Verstreckung – also der Ausschluss des
Umlaufes der Lieferungscylinder – am Anfange der Verbindungsspirale beginnen,
dadurch würde aber dann die Verstreckung durch den ausfahrenden Wagen, in Folge der
erst langsam in den kleinen Gang übergehenden Form der Spirale, zu plötzlich, und
die Fäden würden reissen. Deshalb lässt man den Ausschluss der Lieferungscylinder
erst dann stattfinden, nachdem das Wagenauszugseil schon auf der Spirale läuft, was
aber zur Folge hat, dass die Fäden während des Laufes des Wagens, wo derselbe schon
langsamer geht als die Cylinder, zwischen diesen letzteren und den Spindeln
durchhängen, wodurch ungleiches Gespinnst erzeugt wird. Zur Vermeidung dieser
Uebelstände ist daher den Wagenauszugschnecken eine veränderliche Geschwindigkeit
gegeben worden.
O. Schimmel in Chemnitz hat in dem Streichgarn-Selfaktor
(D. R. P. Kl. 76 Nr. 47766), Fig. 1 bis 3, eine vortheilhaftere
Gestalt der Wagenauszugschnecken dadurch erreicht, dass die Winkelgeschwindigkeit
derselben mittels zweier nach einander zur Wirkung kommender Antriebsweisen bei
Beendigung der Vorgarnlieferung – aber ohne Einwirkung der Wagenbewegung selbst –
verlangsamt wird. Die stossfreie Abstufung der Winkelgeschwindigkeit der
Wagenauszugwelle wird hierbei mittels eines Umlaufgetriebes bewirkt, welches die
Bewegung derselben während der Vorgarnlieferung aus den Bewegungen der Antriebwelle
und der Vorgarnlieferungscylinder zusammensetzt, nach Ausschluss der letzteren
sonach diese Bewegung nur noch von der Antriebwelle direct ableitet.
Textabbildung Bd. 283, S. 147
Fig. 1.Schimmel's Selfaktor.
Durch diesen Schneckenbetrieb mit verschiedener, erst
schneller, dann langsamer Geschwindigkeit kann einerseits bei Beibehaltung grosser
Wagengeschwindigkeit während der Vorgarnlieferung durch eine grössere Umdrehung der
Schnecke deren grosser Durchmesser kleiner gemacht, und andererseits während der
Verstreckung durch eine sehr geringe Umdrehungszahl der Schnecke deren kleiner
Durchmesser vergrössert werden. Dadurch wird die Verbindungsspirale kürzer, der
Uebergang von der grossen zur kleinen Wagengeschwindigkeit erfolgt schneller, wobei
aber dieser Uebergang durch die kurze Spiralform sanft genug erhalten wird. Um je nach dem zu
verspinnenden Material eine Aenderung des Verlaufes des ganzen Spinnprocesses
herbeizuführen, ist bei dieser Einrichtung die mühevolle Auswechslung der Schnecke
nicht erforderlich; es sind nur die Antriebräder für die schnelle und langsame
Drehung der Schnecke auszuwechseln, damit ein verschiedenes Verhältniss der
Wagenausfahrgeschwindigkeit während der Vorgarnlieferung und während der
Verstreckung erreicht wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 148Schimmers Selfaktor. Bei dem in Fig. 1 bis 3 dargestellten Selfaktor
ist der gewöhnliche Schneckenantrieb mit dem Vorgarncylinder durch ein
Differentialrädergetriebe in Verbindung gebracht, wodurch selbsthätig beim
Ausschliessen der Vorgarncylinder, also beim Aufhören der Drehung derselben, die
langsamere Drehung der Schnecke auftritt. Z und Z1 sind die bekannten,
gemeinschaftlich von der Hauptwelle des Selfaktors aus getriebenen Räder, von denen
Z den Wechselbetrieb z
für das bisherige Antriebrad R der Schnecke trägt und
Z1 durch die
Zahnkuppelung K1 mit
dem Vorgarnlieferungscylinder C verbunden wird. Das Rad
R, welches bisher unmittelbar durch die
Zahnkuppelung K mit der Wagenauszugwelle W verbunden wurde, sitzt nun lose auf seiner Büchse und
erhält innerhalb einen Kegelradzahnkranz k. Einen
gleichen Zahnkranz k1
besitzt auch das lose auf der Wagenauszugwelle W
steckende Stirnrad R1,
welches mit dem fest auf dem Cylinder C steckenden
kleinen Rade r im Eingriffe steht. In die
Kegelradzahnkränze k und k1 greift beiderseitig das kegelförmige
Umlaufrad U, welches auf einem radialen Zapfen der
Scheibe T lose steckt. Die letztere steckt fest auf der
durch die Kuppelung K mit der Wagenauszugwelle zu
verbindenden Büchse und vermittelt dadurch die Bewegung dieser die Schnecke S tragenden Welle W.
Werden die beiden Räder R und R1 gleichzeitig angetrieben, was während
der Drehung des Cylinders C1 also während der Vorgarnlieferung stattfindet, so wird die Scheibe T mit einer Geschwindigkeit umlaufen, welche von der
Differenz der beiden Geschwindigkeiten von R und R1 abhängig
ist.Die Wagenauszugwelle W und damit die Schnecke
S wird eine bestimmte Umdrehungszahl annehmen,
während welcher das Wagenseil auf dem grossen Schraubengange der Schnecke S läuft. Wird nun der Cylinder C ausgeschlossen, die Kuppelung K1 also ausgerückt, so bleibt das Rad R1 stehen und die
Scheibe T und damit die Wagenauszugwelle nimmt sofort
eine andere, langsamere Geschwindigkeit an. Je nach der Stellung der Schnecke S auf der Welle W kommt in
diesem Zeitpunkt auch deren Spirale mehr oder weniger zum Seilauflauf. Zur Regelung
des Spinnprocesses sind die Räder z und r auszuwechseln. Das Wechseln von r hat z.B. eine Aenderung der Wagengeschwindigkeit nur
während der Vorgarnlieferung zur Folge; das Wechselrad z ändert die Wagengeschwindigkeit während der Verstreckung im vollen,
während der Vorgarnlieferung im halben Betrage, welche Aenderung durch
gleichzeitiges Wechseln von r beeinflusst werden kann.
Bei dieser Ausführung tritt der Wechsel der Umdrehungszahl der Wagenauszugschnecken
genau mit dem Ausschluss der Vorgarnlieferungscylinder ein. Um diesen Wechsel auch
zu beliebiger Zeit erfolgen lassen zu können, würde der Trieb des Rades R1 für sich durch eine
Kuppelung mit der Hauptwelle des Selfaktors zu verbinden und dieser Trieb des Rades
R1 auch für sich
durch ein Zählwerk oder eine andere Vorrichtung im gewünschten Zeitpunkt auszurücken
sein.
Durch die mit der angegebenen Einrichtung ermöglichte kleine Form der
Wagenauszugschnecken ist es möglich, dieselben mit den Gegenschnecken zu vereinigen
und unmittelbar auf der durch die Schnecke in gleichbleibender Stärke reichenden
Welle W zu befestigen. Die Führung des Wagens während
seiner Bewegung parallel zu den Vorgarnlieferungscylindern kann daher bei dem
Streichgarn-Selfaktor wie beim Baumwoll-Selfaktor erfolgen. Von den Schnecken S1 geht das Seil s1 über die vorn am
Selfaktor sitzende lose Rolle 1 nach dem Wagen W1 und das zweite Seil
s unmittelbar vom Wagen nach der Schnecke S. Die Welle W hat dabei
natürlich die oben erläuterte doppelte Bewegung auszuführen, um bei den kleinen
Schneckendurchmessern den grossen Unterschied der Wagengeschwindigkeit während der
Vorgarnlieferung und während des Verstreckens zu erhalten.
Die vorbeschriebene Einrichtung gestattet auch, bei Material, welches während des
Verspinnens keiner grossen Verstreckung bedarf, statt der Schnecken cylindrische
Seiltrommeln zu verwenden.
Um nun die Anwendung von cylindrischen Wagenauszugseiltrommeln für jedes Material
unter Benutzung der vorhin dargestellten Betriebsanordnung zu ermöglichen, hat O. Schimmel (nach D. R. P. Kl. 76 Nr. 50495), Fig. 4, den Selfaktor so abgeändert, dass auch noch an
einer zweiten Stelle der Wagenausfahrt eine fernerweit verlangsamte Bewegung auf die
Wagenauszugwelle übertragen wird. Die erste Abstufung der Geschwindigkeit der
Wagenauszugwelle findet wie früher zu Beginn der Verstreckung, also zugleich mit dem
Stillstande der Vorgarnlieferungscylinder statt, und es bewegt sich der Wagen dann
etwa halb so schnell als vorher; eine zweite Abstufung, die Ertheilung einer
dritten, langsamen Geschwindigkeit, erfolgt, wenn die immer mehr zugedrehten Fäden
eine so grosse Verstreckung nicht mehr vertragen, in einem für jedes Material
beliebig stellbaren Zeitpunkt.
In Fig. 4 bedeuten R
und R1 die beiden
Stirnräder des früheren Umlaufgetriebes mit den Kegelradzahnkränzen k und k1; U ist das in diese
greifende Umlaufrad, R1
wird wieder von dem Vorgarnlieferungscylinder C durch
das Rad r, das Rad R von
dem Rade Z durch das mittels langer Büchse damit
verbundene Rad z getrieben.
Textabbildung Bd. 283, S. 149
Fig. 4.Schimmel's Selfaktor.
Die Scheibe T des Umlaufrades U ist nun nicht, wie früher, mit der Kuppelung K in Verbindung, sondern durch eine lose, auf der
Wagenauszugwelle W steckende Büchse mit dem Arme T1, welcher ein
zweites, als Stirnrad ausgeführtes Umlaufrad U1 trägt. T1, greift einerseits in das kleine Vollrad F, welches an das Rad R2 angegossen ist, andererseits in das Hohlrad H, welches mit der einen Hälfte der Kuppelung K ein Ganzes bildet. Das Rad R2 wird von dem auf der Büchse des Rades
Z lose und verschiebbar sitzenden, auf beiden
Stirnseiten mit Klauenkronen versehenen Rad z1 getrieben, welches durch den Hebel l abwechselnd mit dem Rade z oder mit einer festen Klauenkrone o
gekuppelt wird, also entweder vom Rade z mitgenommen
wird und dem Rade R2
Drehung ertheilt oder festgehalten wird und stillsteht. Der Hebel l trägt eine Nase n, auf
welche die Klinke i sich auflegt, die an dem
Verbindungsstücke g mit dem Aus- und Einrückhebel h der Kuppelung K drehbar
angeschlossen ist. Der Hebel h wird durch die auf der
jedesmal eine halbe Drehung machenden Steuerwelle sitzende Hubscheibe E bewegt und der Hebel l
durch eine Feder f beeinflusst, welche das Rad z1 immer gegen die
feste Krone o hinzuziehen sucht. Die Klinke i kann durch einen untergeschobenen Keil m ausgehoben werden.
Bei Beginn der Wagenausfahrt wird die Kuppelung K
eingerückt und damit durch den Hebel h und die Klinke
i der Hebel l
mitgenommen, so dass das Rad z1 mit z gekuppelt wird.
Der Cylinder C und das Rad Z beginnen gleichzeitig sich zu drehen und folglich werden auch die Räder
RR1R2 mitgetrieben; da
deren Winkelgeschwindigkeiten gleich sind, so kommen die beiden Umlaufräder UU1 nicht zur Wirkung
und bestehen als einfache Mitnehmer, so dass auch das Rad H mit derselben Winkelgeschwindigkeit umläuft und diese der
Seiltrommel SS1
mittheilt; die Welle W erhält also ihre erste,
schnellste Geschwindigkeit. Bei Beendigung der Vorgarnlieferung, also bei Beginn der
Verstreckung, bleibt der Cylinder C und damit das Rad
R1 stehen und das
Umlaufrad U kommt zwischen dem weiter getriebenen
Zahnkranze k und dem festen Zahnkranze k1 zur Wirkung, wodurch
die Scheibe T und folglich auch der Arm T1 mit der halben
Geschwindigkeit wie vorher umlaufen, während das Rad R2 noch weiter getrieben wird. Rad H und Welle W erhalten nun
eine Geschwindigkeit, die sich aus dem Unterschiede der Geschwindigkeiten von F und T1 ergibt und welche etwa die Hälfte der
vorhergehenden ist. Durch den ausfahrenden Wagen wird nun in einem bestimmten
Zeitpunkte mittels des Keiles m die Klinke i ausgehoben, der Hebel l
wird frei und von der Feder f so gedreht, dass das Rad
z1 mit der festen
Klauenkrone o gekuppelt wird. Rad z1 und somit auch F werden an der Weiterdrehung gehindert und das zweite
Umlaufgetriebe FU1T1 kommt nun voll zur
Wirkung, wodurch die Welle W ihre dritte, sehr langsame
Umdrehung ausführt. In dem zweiten Differentialgetriebe ist der Einfachheit wegen
ein gleichzeitig in die Räder Hund F greifendes Umlaufrad U1 gezeichnet; eigentlich sitzen aber an
Zapfen des Armes T1
zwei mit einander in Eingriff stehende Räder, von denen das eine in das Rad F, das andere in das Hohlrad H greift, um die erforderliche Umlaufrichtung zu erzielen.
Textabbildung Bd. 283, S. 149Selfaktor der Sächsischen Maschinenfabrik. In dem Selfaktor der Sächsischen
Maschinenfabrik zu Chemnitz (D. R. P. Kl. 76 Nr. 57535), Fig. 5 bis 7, wird eine stetige Verlangsamung der
Winkelgeschwindigkeit der mit cylindrischen Seiltrommeln versehenen Wagenauszugwelle
und damit der
Wagenausfahrt – abhängig vom ausfahrenden Wagen selbst, jedoch keineswegs von der
Vorgarnlieferung – durch eine Curvenscheibe herbeigeführt, welche auf das zur
Bewegung der Wagenauszugwelle mitverwendete Differentialgetriebe in erforderlichem
Sinne einwirkt. Diese Curvenscheibe lässt sich leicht herstellen und auswechseln, so
dass durch die verschiedenen Formen derselben für die verschiedenen Materialien und
Garnnummern die geeignete Wagenausfahrbewegung erzielt werden kann. Diese letztere
kann für die Dauer der Vorgarnlieferung eine gleichförmige sein, für die
Verstreckung des Vorgarnes ist sie eine verzögerte.
Textabbildung Bd. 283, S. 150Fig. 7.Selfaktor der Sächsischen Maschinenfabrik. Die Betriebseinrichtung zur Erzeugung der abnehmenden
Winkelgeschwindigkeit der Wagenauszugwelle 1 besteht
aus dem Differentialgetriebe 3 4 5, bei welchem Rad 3 von der Hauptwelle aus betrieben und Rad 5 durch eine Zahnstange 6
in Umdrehung versetzt wird, welche ihre geradlinige Bewegung durch die in Drehung
versetzte Curvenscheibe 7 erhält. 3 und 5, welche lose auf
der Wagenauszugwelle 1 sitzen, stehen mit den Rädern
4 in Eingriff. Diese letzteren drehen sich lose auf
dem Zapfen des Kreuzkopfes 8, welcher fest auf der
Welle 1 sitzt. Die Drehbewegungen des Kreuzkopfes und
somit der Wagenauszugwelle 1 setzen sich aus den
Geschwindigkeiten und den Drehrichtungen der Räder 3
und 5 zusammen. Rad 3,
welches mit dem Stirnrade 17 ein Ganzes bildet, erhält
mit diesem für die Dauer der Wagen ausfahrt durch das auf der Nabe der
Hauptwellenscheibe 9 sitzende Rad 10 mittels Zwischenräder, von welchen auch der
Vorgarncylinder 19 und die Curvenscheibe 7 bezieh. Rad 16 betrieben
werden, eine gleichförmige Drehbewegung. Rad 5, welches
mit der Kronenkuppelungshälfte 12 ein Ganzes bildet,
wird bei Beginn der Wagenausfahrt durch eine Klinke oder Bremsvorrichtung
festgehalten, welche an die am Umfange des Rades 5
angebrachten Sperrzähne oder Bremsscheibe 18 angreift,
damit der beim Umkehren des Wagens von der Ein- in die Ausfahrbewegung auftretende
Stoss nicht auf die Zahnstange 6 übertragen wird. Diese
Klinke oder Bremsvorrichtung wird vom ausfahrenden Wagen in geeigneter Entfernung
von den Vorgarncylindern, unabhängig vom Vorgarnausschluss, gelöst, wobei auch
die Kuppelungen 12 und 13 geschlossen werden. Durch das Lösen der Klinke und Schliessen der
Kuppelung 12 wirkt das Rad 5 durch das mit der Kuppelhälfte zusammengegossene Getriebe 14 auf Verschiebung der Zahnstange 6 in der angegebenen Pfeilrichtung. Dadurch wird die an
der Zahnstange 6 befindliche Rolle 15 an die Curvenscheibe 7
gedrückt, welche bei ihrer Drehung eine ihrer Form entsprechende geradlinige
Bewegung der Zahnstange 6 und eine entsprechende
Drehung des Rades 5 bewirkt. Die Drehung der
Curvenscheibe beginnt mit der Schliessung der Kuppelung 13, deren eine Hälfte mit dem von der Hauptwelle betriebenen und auf Welle
11 lose gehenden Rade 16 verbunden ist, während die verschiebbare Hälfte auf Federkeilen der
Welle 11 sitzt.
Die Wirkungsweise dieser Einrichtung ist daher folgende: Während das Rad 5 festgehalten wird, dreht sich der Kreuzkopf 8 mit der Wagenauszugwelle 1 in der Richtung und mit der halben Winkelgeschwindigkeit des Rades 3 gleichförmig. Nach Einrücken der Kuppelungen 12 und 13 bleibt zunächst
diese Umdrehungsgeschwindigkeit bestehen, weil der auf die Rolle 15 anfangs einwirkende kreisrunde Theil der
Curvenscheibe 7 eine Verschiebung der Zahnstange 6 nicht zulässt. Kommt nun Rolle 15 auf den abfallenden Theil der Curve, so tritt die
Verschiebung der Zahnstange 6 ein, wodurch das Rad 5 sich mit einer der Curve entsprechenden
Winkelgeschwindigkeit in der dem Rade 3
entgegengesetzten Richtung dreht. Da die Hälfte dieser Winkelgeschwindigkeit von der
bisherigen des Kreuzkopfes abzuziehen ist, so vermindert sich die
Ausfahrgeschwindigkeit des Wagens in einer der Form und Winkelgeschwindigkeit der
Curve entsprechenden Weise.
Am Schlusse der Wagenausfahrt werden die Kuppelungen 12
und 13 geöffnet, das Rad 5
kann sich lose drehen und bewirkt dadurch den sofortigen Stillstand der
Wagenauszugwelle 1, wenn auch Rad 3 sich noch mit der gegebenen Geschwindigkeit weiter
dreht. Während der Wageneinfahrt steht das Rad 3 still,
die Welle 1 dreht sich entgegengesetzt der
Ausfahrrichtung, die Räder 4 rollen sich auf dem
stillstehenden Rade 3 ab und drehen dabei Rad 5 in der Richtung und mit der doppelten
Winkelgeschwindigkeit der Welle 1. Das Getriebe 14, die Zahnstange 6 und
Curvenscheibe 7 sind durch das Oeffnen der Kuppelungen
12 und 13 ebenfalls
frei geworden und können durch ein an der Schnurscheibe 20 wirkendes Gewicht in ihre Anfangsstellung zurückgebracht werden. Je
nach der Wahl der Anfangsstellung und der Winkelgeschwindigkeit der Curvenscheibe
7 kann die Rolle 15
während einer Ausfahrt entweder nur den kreisrunden oder nur den abfallenden Theil
oder auch Abschnitte beider Theile der Curve durchlaufen. Der erste Fall wird beim
Zwirnen anzuwenden sein, weil dabei die Wagenbewegung auf die ganze Auszuglänge eine
gleichförmige bleibt. Der zweite Fall wird selten, der dritte aber jederzeit beim
Spinnen benutzt werden.
Der Streichgarn-Selfaktor der Sächsischen
Maschinenfabrik zu Chemnitz (D. K. P. Kl. 76 Nr. 58454), Fig. 8 und 9,
ermöglicht während der Streckperiode eine stetige, – nicht absetzende – Zunahme der
Spindelgeschwindigkeit bei stetiger Abnahme der Wagengeschwindigkeit dadurch, dass
der Hauptantrieb mittels eines einzigen Treibriemens R
auf eine die Umlaufräder 4 eines Differentialgetriebes
4 5 6 enthaltende Losscheibe 3 erfolgt, während gleichzeitig die Wagenbewegung
mittels eines besonders angetriebenen Reibrädergetriebes 26
29 mit abnehmender Geschwindigkeitsübersetzung zu Stande kommt, und die
damit zugleich erzielte Verlangsamung des Kegelrades 6
nach dem gesetzmässigen Bewegungszusammenhange des Differentialgetriebes eine
Beschleunigung des Kegelrades 5 und des Twistwürtels
9, daher auch der Spindeln zur Folge hat.
Das für den Antriebsriemen R nöthige Scheibenpaar 2 und 3 befindet sich auf
der Hauptwelle 1; Scheibe 2 ist Losscheibe und Scheibe 3, welche
ebenfalls lose auf der Hauptwelle sitzt, trägt ein Paar konische Umlaufräder 4, welche sich lose auf dem in der Scheibe 3 befestigten Bolzen drehen. Die Räder 4 stehen mit den konischen Rädern 5 und 6 im Eingriffe und
bilden mit diesen zusammen das Differentialgetriebe. Das Rad 5 ist, wie auch der die Spindeln treibende Twistwürtel und die
Drehungszählschnecke 10 mit der Welle 1 fest verbunden. Das Rad 6 sitzt lose auf der Welle 1 und trägt neben
der auf der Nabe lose gehenden Leerlaufscheibe 2 das
Rad 11, welches durch die Vorgelegeräder 12 13 14 15 mit dem Rade 16 in Verbindung steht. Letzteres ist auf die Nabe des auf der
Wagenauszugwelle 18 lose gehenden Schneckenrades 17 verschiebbar aufgekeilt und trägt seitlich eine
angegossene Muffenhälfte, welche mit der auf der Wagenauszugwelle festsitzenden
anderen Muffenhälfte 19 in Verbindung gebracht wird,
wenn die Umdrehungen des Schneckenrades 17 bezieh. des
Rades 16 zum Zwecke der Wagen ausfahrt auf die
Wagenauszugwelle übertragen werden sollen. Diese letztere trägt mehrere cylindrische
Seiltrommeln 45, welche durch Auf- und Abwickeln der am
Wagen befestigten Seile die Wagenausfahrt bewirken. Das Rad 20, welches mit 15 auf derselben
Zwischenachse sitzt, treibt durch die Räder 21 22 das
mit der Vorgarncylinderkuppelung fest verbundene Rad 23.
Nimmt man an, dass das konische Rad 5 mit dem
Twistwürtel 9 festgehalten, die Kuppelung 19 mit dem Rade 16
verbunden und das Schneckenrad 17 nicht gehemmt, die
eingreifende Schnecke also nicht vorhanden wäre, so müsste der auf die Scheibe 3 wirkende Antriebsriemen R durch die Umlaufräder 4 die Umdrehung des
konischen Rades 6 veranlassen, welche Bewegung durch
die Räder 11 bis 16 auf
die Wagenauszugwelle übertragen wird. Umgekehrt würde der Riemen R durch Scheibe 3 mit den
Umlaufrädern 4 das konische Rad 5 mit der Hauptwelle 1 und den die
Spindeln treibenden Twistwürtel in Umdrehung versetzen, wenn das Schneckenrad 17 mit dem Rade 16
festgehalten wäre. Ist das Hemmniss des Twistwürtels 9
nichts anderes, als der zur Drehung der Spindeln erforderliche Zug in der
Twistschnur, und das Hemmniss für die Räder 17 und 16 nur die zum Betriebe des Vorgarncylinders und der
Wagenausfahrt nöthige Kraft, so wird der Riemen R durch
die Scheibe 3, als treibender Theil des
Differentialgetriebes, die Räder 5 und 6, als die getriebenen Theile, und dadurch die
Hauptwelle 1 und die Wagenauszugwelle 18 in Umdrehung versetzen, jedoch nur derart, dass der
die grössere Kraft erfordernde Theil langsamer als der andere leichter bewegliche
sich drehen wird. Die Summe der Umdrehungen der getriebenen Theile (Räder 5 und 6) ist bei dieser
Einrichtung des Differentialgetriebes gleich der doppelten Umdrehungszahl des
treibenden Theiles der Scheibe 3. Wird nun durch eine
besondere Betriebs- oder Hemmvorrichtung die Umdrehungsgeschwindigkeit eines der
beiden getriebenen Theile festgesetzt, so ist dadurch die Umdrehungsgeschwindigkeit
des anderen getriebenen Theiles gleichzeitig bestimmt. Die Wagenauszugwelle würde in
diesem Falle, weil die zur Wagenausfahrt und zum Cylinderbetriebe nöthige Kraft
kleiner ist, als die zur Spindeldrehung erforderliche, eine Hemmvorrichtung, die
Hauptwelle aber eine Betriebsvorrichtung als Nachhilfe nöthig haben.
Textabbildung Bd. 283, S. 151Fig. 8.Streichgarn-Selfaktor der Sächsischen Maschinenfabrik. Im vorliegenden Falle ist zur Bestimmung der Umlaufsgeschwindigkeiten der
beiden getriebenen Theile des Differentialgetriebes für die Wagenauszugwelle eine
Hemmvorrichtung, ähnlich wie bei Uhren und Musikwerken, angeordnet, welche aus dem
Schneckenrade 17 und der Schnecke 33 besteht (Fig. 9) und
besonders betrieben wird. Die Schraubengänge dieser Schnecke haben einen solchen
Neigungswinkel, dass das Schneckenrad nicht ganz (wie bei Schraubenrädern), aber
doch nahezu treibend auf die erstere einwirken kann, so dass es nur einer geringen
Nachhilfe bedarf, um die Schnecke und ihre weiteren Verbindungen in Umdrehung zu
versetzen. Diese Nachhilfe geht von der auf der Hauptwelle lose sitzenden, vom
Decken Vorgelege beständig angetriebenen, plan gedrehten Reibungsscheibe 26 aus, auf welcher die mit der Schnecke auf gleicher
Achse sitzende belederte Reibungsrolle 29 läuft.
Die letztere ist auf ihrer Achse verschiebbar, kann mit verschiedenen Durchmessern
der Reibungsscheibe 26 in Berührung kommen und daher
verschiedene Umlaufsgeschwindigkeiten annehmen, zu welchen die Wagenausfahr- und
Cylindergeschwindigkeiten in geradem, die Spindelgeschwindigkeiten aber in
umgekehrtem Verhältniss stehen. Die Verschiebung der Rolle 29 wird von der Wagenauszugwelle 18 bewirkt;
die Bewegung derselben wird durch eine Kette 41, die
Kettenräder 36 37 und die Wechselräder 38 39 auf die Rolle 40
übertragen, welche während der Wagen ausfahrt die Kette aufwickelt. Beim Aufwickeln
der Kette 42 wird die Rolle 29 gehoben und kommt daher nach und nach mit kleineren Durchmessern der
Scheibe 26 in Berührung. Während der Wageneinfahrt,
wobei die Kette 42 abgewickelt wird, ist die Rolle 29 ausser Berührung mit der Scheibe 26 und es kann die Rolle 29 in ihre Anfangsstellung zurückgleiten. Die Rolle 40 kann eine grössere Länge an Kette aufwickeln, als
die Hubhöhe von 29 beträgt, und ist deshalb so
einzustellen, dass dieselbe während eines Abschnittes der Wagenausfahrt freie Kette
aufwickelt, wobei die Stellung der Rolle 29 unverändert
bleibt. Während dieser Zeit erfolgt die Wagenausfahrt mit gleichbleibender
Geschwindigkeit. Bei der weiteren Aufwickelung der Kette wird die Rolle 29 gehoben und deren Umdrehungsgeschwindigkeit nach und
nach vermindert, so dass die Wagenausfahrt verlangsamt wird.
Textabbildung Bd. 283, S. 152Fig. 9.Streichgarn-Selfaktor der Sächsischen Maschinenfabrik. Die Umlaufräder 4 der Scheibe 3 üben bei deren Betrieb auf die Räder 5 und 6 gleich grossen
Druck aus, welcher sich einerseits auf die Hauptwelle 1
mit dem Twistwürtel und damit auf die Spindeln, andererseits durch die Räder 11 bis 16 auf das
Schneckenrad 17 und die Schnecke 33 fortpflanzt. Der von letzterer aufgenommene Druck
wird, unterstützt durch das Reibrädergetriebe 26 29, in
Umdrehungen umgesetzt, welche dem jeweilig von der Rolle 29 berührten Durchmesser der Scheibe 26 entsprechen und welche durch die Kuppelung 16 19 auf die Wagenauszugwelle, durch die Räder 16 15 20 21 22 23 und die Kuppelung 24 auf den Cylinder C und
durch die Räder 14 13 12 11 auf das Differentialrad 6 übertragen werden. Die Umdrehungszahl der
Wagenauszugwelle 18, des Cylinders C und des Rades 6 ist
demnach derjenigen der Rolle 29 bezieh. der Schnecke
33 direct proportional. Da aber die Summe der
Umdrehungen der Räder 5 und 6 stets gleich sein muss, so ist die Umdrehungszahl des Rades 5 um so grösser, je kleiner die des Rades 6 ist. Die Spindelgeschwindigkeit wächst demnach mit
der Abnahme der Wagengeschwindigkeit. Die Geschwindigkeit des ausfahrenden Wagens
hängt also von der Umdrehungsgeschwindigkeit der Reibungsrolle 29 ab und diese von der Stellung auf der Scheibe 26. Durch die Wahl des Abstandes der Rolle 29 vom Mittelpunkte der Scheibe 26 für die Anfangsstellung sowohl, als auch durch das Maass der
Verschiebung der Rolle 29 ist somit die
Ausfahrgeschwindigkeit des Wagens vom Anfange bis zum Ende gegeben. Da die
Verschiebung von 29 bei Anwendung von Hubscheiben auch
nach verschiedenen Richtungen hin möglich ist, so kann mit dieser Einrichtung die
Wagenausfahrt erst mit wachsender, dann mit abnehmender Geschwindigkeit
erfolgen.
Die Vorgarnlieferung stimmt stets mit den zugehörigen Wagenwegen überein, weil der
Vorgarncylinder C mit der Wagenauszug welle durch
Räderbetrieb direct in Verbindung steht. Der Vorgarnausschluss kann daher,
unbeschadet der gleichmässigen Fadenspannung zwischen Cylinder und Spindeln während
der Vorgarnlieferung, in jedem Zeitpunkte der Ausfahrt, also in jeder Stufe der
Abminderung der Wagengeschwindigkeit, erfolgen; zur Herbeiführung dieses
Ausschlusses wird die Kuppelung 24 durch eine Auslege
Vorrichtung (Vorgarnzähler) gelöst. Die Wagengeschwindigkeit während der
Vorgarnlieferung ist, weil die Spindelgeschwindigkeit davon abhängig und das Vorgarn
bei Beginn der Verstreckung eine von dessen Verzugsfähigkeit bedingte Anzahl
Drehungen haben muss, nicht beliebig zu wählen. Dieselbe kann je nach Bedürfniss
gleichförmig, abnehmend oder wachsend sein; es muss aber die Bedingung erfüllt
werden, dass die Endgeschwindigkeit der Vorgarnlieferung der für die Verstreckung
nöthigen Anfangsgeschwindigkeit gleich ist und dass die sich ergebende mittlere
Spindelgeschwindigkeit dem Vorgarne bis zum Beginne der Verstreckung die erwünschte
Summe der Drehungen ertheilt.
Beim Verstrecken des Vorgarnes sind die Wagengeschwindigkeit und die Summe der dem
Faden durch die Spindel ertheilten Drehungen von besonderer Bedeutung, welche vom
Stadium der Verfeinerung sowohl, als auch von dem zu verspinnenden Material selbst
abhängig sind. Im Verlaufe des Verfeinerungsprocesses nimmt die von der
Wagenauszugwelle bewirkte Verschiebung der Rolle 29
stetig ab und ist die Endgeschwindigkeit des Wagens von der Anfangsstellung und dem
Maasse der Verschiebung der Rolle 29, welche durch
Wechselräder 38 39 geregelt werden kann, abhängig.
Diese Endgeschwindigkeit des Wagens bei der Ausfahrt sinkt nicht bis auf das jetzt
gebräuchliche Maass herab, weil die stetige – nicht sprungweise – Vergrösserung der
Spindelgeschwindigkeit den Verfeinerungsprocess beschleunigt.
Ist der Wagen seiner äussersten Ausfahrstellung nahe gekommen, so wird die
Auszugskuppelung 16 19 geöffnet und die Reibungsscheibe
26 ausser Berührung mit Rolle 29 gebracht. Dadurch stehen die Welle 30 mit Schnecke 33,
Schneckenrad 17, die Wagenauszugwelle und damit auch
der Wagen still, wodurch die Verstreckung und auch die Wagenausfahrt ihren Abschluss
finden.
Beim Beginne des Nachdrehens befindet sich der Riemen R
noch auf der Scheibe 3; die Umlaufräder 4 rollen sich dabei auf dem stillstehenden, von der
Schnecke 33 und deren Verbindungen festgehaltenen Rade
6 ab und drehen das Rad 5 mit der Hauptwelle und dem Twistwürtel mit der doppelten Geschwindigkeit
der Scheibe 3 um, womit die grösste
Spindelgeschwindigkeit erzeugt wird. Diese Periode des Nachdrehens ist beendet, wenn
der von der Schnecke 10 der Hauptwelle betriebene
Drehungszähler den Riemenführer freigibt und derselbe den Riemen auf die Losscheibe
2 führt. Mit dieser Bewegung des Riemenführers wird
das Abschlagen eingeleitet, wonach das Einfahren des Wagens und Aufwinden, sowie das
Aufschlagen erfolgt.
Gth.