Titel: | Neuerungen in der Tiefbohrtechnik. |
Autor: | E. Gad |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 171 |
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Neuerungen in der
Tiefbohrtechnik.
Von E. Gad in Darmstadt.
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Tiefbohrtechnik.
Die VI. Bohrtechnikerversammlung hat zu Dresden in den Tagen vom 9. bis 12. October 1891 unter sehr reger
Betheiligung stattgefunden. Die gehaltenen Vorträge gelangen in der Allgemeinen österreichischen Chemiker- und
Technikerzeitung zum Abdruck.
Die nächste Bohrtechnikerversammlung wird künftigen Herbst entweder in
Klagenfurt oder in Teplitz tagen.
Die zu Dresden versammelten Bohrtechniker hatten Gelegenheit, den elektrischen
Betrieb einer Gesteinsbohrmaschine in den Kohlenwerken des Plauenschen Grundes
kennen zu lernen und zwar unter persönlicher Führung des um die Entwickelung dieses
Apparates wesentlich verdienten Herrn Oberfinanzrath Förster.
Ueber Einrichtung und Leistung der vorgeführten Maschine (Fig. 1) ist bereits im Jahrbuch für das Berg- und
Hüttenwesen im Königreich Sachsen, 1890 S. 95, ein Vortrag des
Bergverwalters Herrn M. Georgi veröffentlicht
worden.
Schon im J. 1884 ist zu Zaukerode eine elektrische Gesteinsbohrmaschine versucht
worden, deren Schlangenbohrer aber in den das Kohlenflöz durchsetzenden kieseligen
und hornigen Lagen versagte. Man ging deshalb zum Diamantbohrer über, welcher von
M. Georgi zur heutigen Construction mit
elektrischem Betriebe ausgebildet wurde.
Textabbildung Bd. 283, S. 171Fig. 1.Steinbohrmaschine mit elektrischem Betriebe.Die Diamantbohrkrone a ist ein gebohrter, abgedrehter
Stahlcylinder von 40 bis 45 mm Länge, 28 bis 34 mm äusserem und 15 mm innerem
Durchmesser, der an der Stirnfläche in der üblichen Weise mit vier schwarzen
Diamanten von je etwa 1½ Karat besetzt ist. Das gebohrte Stahlbohrrohr b von 1,25 bis 1,5 m Länge, 26 mm äusserem und 15 mm
innerem Durchmesser führt das durch den Schlauch c und
das Rohr d hergeleitete Spülwasser zu. Das
Stahlbohrrohr b steht durch die Stange e mittels Universalgelenke mit der Dynamomaschine f in Verbindung, wodurch die Drehung bis zur Bohrkrone
übertragen wird. Man beschränkt die Drehungsgeschwindigkeit meist auf 600 bis 700
Umdrehungen in der Minute oder 0,8 m mittlere Geschwindigkeit der Bohrringfläche.
Hierzu dient der Widerstandsapparat g mit
Neusilberdrahtspiralen.
Das Stahlbohrrohr b dreht sich in den beiden Lagern h und i, von welchen das
erstere zugleich das Muttergewinde für die festgelagerte Schraubenspindel k enthält, welche, mittels der Handkurbel l und Kegelräder drehbar, den Vorschub des Bohrers
ermöglicht, wobei zugleich die Dynamomaschine f mittels
der Stange e mit vorgezogen wird. Die Lager h und i erhalten durch die
Stange m Geradführung. Die Bohrvorrichtung stemmt sich
gegen die Spannsäule w, an welcher das Tragstück o für die Handkurbel und die Kegelräder festgeschraubt
ist. Am vorderen Ende stützt die Spreize p.
Die Dynamomaschine f von Siemens
und Halske ist älterer Bauart und erhält den Strom von einer
Hauptstromdynamomaschine von Siemens, welche ober Tag
normal 65 Volt mit 35 Ampère entwickeln soll.
Der Betrieb ist nicht billig. Als vorzüglich geeignet wird die Maschine besonders zu
Gesteinsuntersuchungen, also als Schürfbohrmaschine
bezeichnet.
Die erste Anwendung der Elektricität als Betriebskraft
bei Gesteinsbohrungen im grossen Stile findet zur Zeit bei der Durchstossung der für
die transandinische Eisenbahn zwischen Chile und
Argentinien erforderlichen 8 Tunnels statt. Nachdem von beiden Seiten, von Chile
sowohl wie von Argentinien, die Vorbereitungen in umfassender Weise getroffen waren,
wurden dieselben auf argentinischer Seite auch alsbald in Angriff genommen,
erhielten aber auf chilenischer Seite durch die in diesem Lande ausgebrochenen
Unruhen einen zeitweisen Aufenthalt. Ueber den Plan, sowie über die zur Verwendung
gelangenden Maschinen gibt Engineering in seinen April-
und Maiheften eingehende Nachrichten mit Abbildungen.
Demnach sollen in den Cordilleren von Chile zu Juncal als Hauptstation im Ganzen 10
Dynamo – dazu zwei zur Reserve – jede zu 80 in Thätigkeit treten. Sechs
dieser Dynamo, zu je drei in einer Serie vereinigt, liefern die Elektricität für
entsprechende sechs secundäre Dynamo der 3 km von Juncal entfernten Secundärstation
Juncalillo, während 4 Dynamo gleichfalls von je 80 zu Juncal in einer Serie
entsprechend vier secundäre Dynamo in der 7 km entfernten Secundärstation Calavera
speisen.
In Argentinien finden wir in den dort noch unwirthbareren Höhen der Anden zu Navarro
eine Primärstation mit 8 Dynamo zu je 40 , in zwei Serien zu je 4 Maschinen,
und eine Secundärstation zu Las Cuevas mit gleichfalls 8 Secundärmotoren zu je 40
. Die geringere Kraftleistung war hier durch die grösseren
Transportschwierigkeiten bedingt.
Sämmtliche Primärdynamo, sowohl auf chilenischer wie auf argentinischer Seite, werden
durch Turbinen nach Girard getrieben; im Ganzen von 17
an Zahl. Auf chilenischer Seite sind die Turbinen je 1500 k schwer, lassen sich aber
zum Transport in Theile zerlegen, von denen der schwerste – das Rad – nicht über 500
k wiegt. Die Turbinen auf argentinischer Seite sind leichter gehalten, wiederum der
grösseren Transportschwierigkeiten wegen. Die Arbeitsleistung jeder Turbine beträgt
aber durchweg je 80 in 700 Touren in der Minute, und zwar erreicht auf
chilenischer Seite unter einem Gefälle von 150 m mit 50 l Wasserausgabe in der
Secunde, auf argentinischer Seite unter 115 m Gefälle mit 75 l Wasser in der
Secunde. In Chile wird das Quellwasser in Stahlröhren von 50 cm Durchmesser, mit
hölzernen Dichtungsringen, zur Arbeitsstelle zugeführt. Jede Dynamo von 80 ,
vom sechspoligen Typus, gibt zu 700 Touren einen Strom von 400 Volt und 150 Ampère
(54000 Watt) bei einem Gesammtgewicht von 3500 k, und einem Gewicht von 250 k für
den schwersten der einzelnen Theile, die Armatur. Dagegen liefert jede Dynamo von 40
nur 250 Volt und 107 Ampère (26750 Watt), wiegt dafür aber nur 2000 k im
Ganzen, und 150 k in seinem schwersten Stück, der Armatur.
Die secundären Dynamo, welche den primären durchaus entsprechen, arbeiten durch
Einbusse der Leitung nur mit 600 Umdrehungen. Mit dieser Kraft treiben sie
Transmissionen, deren Umdrehungen sich durch die Verhältnisse der Triebräder von 2 :
1 auf 300 Umdrehungen beschränken, welche Transmissionen wiederum
Luftpressmaschinen, auf 180 Umdrehungen durch Triebradverhältnisse reducirt,
betreiben. Die Pressluft wird durch Röhren vor Ort zum Betriebe der einzelnen
Gesteinsbohrmaschinen geleitet.
Textabbildung Bd. 283, S. 172Fig. 2.Gesteinsbohrmaschine von Ferroux. Die in Gebrauch stehenden Gesteinsbohrmaschinen (Fig. 2) sind nach
Patent Ferroux mit selbsthätigem Vorschübe. Der Luftcylinder a befindet sich centrirt hinter dem Stosscylinder b, und in ersterem bewegt sich ein Kolben
mit Kolbenstange c, welche mit dem Kopf des
Stosscylinders verbunden ist. Der Kolben steht stets unter Luftdruck und treibt den
Stosscylinder nach jedem erfolgreichen Stoss vorwärts, während er im Ruhezustand
durch seine Haltung gespannt erhalten wird. Diese Haltung besteht aus der Sperrgabel
d, deren Zinken e in
die Zähne der beiden Schienen f an den Seiten des
Maschinenrahmens einklinken. Das für den Vorschub des Stosscylinders erforderliche
Ausklinken der Sperrgabel wird mittels des Hebels g bei
der Bewegung des Stosskolbens h innerhalb des
Stosscylinders bewirkt. Festgestellt wird der Stosscylinder nach ausgeübtem Stoss
hinten durch ein zweites Klauenpaar i, welches in zwei
andere gezahnte Schienen des Rahmens eingreift, deren Zähne denen der ersten
entgegengesetzt gestellt sind. Hier wird der Cylinder durch Luftdruck festgehalten.
Zur Bewegung des Stosskolbens tritt die Pressluft durch die Höhlung des Kolbens c in den Ventilkasten k
des Stosscylinders, dessen Ventile mittels des Hebels l
bewegt werden.
Vor jedem Ort (Fig. 3) sind sechs dieser
Gesteinsbohrmaschinen a auf einem Rahmen b montirt, der mit 4 Rollrädern c auf Schienen d läuft. Die Haltung der
Bohrer am Rahmen gestattet hinreichende Wagerecht- sowie Senkrechtbewegung unter
Feststellung durch Stellschrauben. Durch die Vertheilungsröhren e wird die von dem Vertheilungsventil f zugelassene Pressluft den einzelnen Apparaten
zugeführt, während das Hauptrohr g und das Hauptventil h die Zuleitung für das ganze System bildet.
Der Rollrahmen kann mittels Presslufthaspeln sehr schnell und zwar etwa mit 300 m in
der Minute auf den Schienen bei 8 Proc. Steigung bewegt werden. Das Abräumen der
Bohrberge findet ebenfalls auf den Schienen in Rollkarren statt.
Kaum in einem anderen Zweige der Technik möchte die Elektricität mehr berufen sein, als Triebkraft die erste Stelle zu erobern, als im Bergbau, weil wohl nirgends mehr wie hier die Kraftübertragung von
entfernten Stellen nach schwer zugänglichen und beengten Arbeitsräumen ins Gewicht
fällt. Und was die Betriebe der Gesteinsbohr- und Kohlen Schneidemaschine vor Ort betrifft, so lassen
sich diese von derselben Kabelleitung ausführen, welche den sonstigen bergbaulichen
Zwecken, wie der Erleuchtung von Gruben und
Bergwerksareal, der Zündung, sowie dem Betriebe von Förderwinden, Förderpumpen, Grubenlocomotiven,
Grubenventilatoren, Aufbereitungs-, Erzscheide- und Erzconcentrationsmaschinen, event. auch der Heizung dient.
Textabbildung Bd. 283, S. 173Fig. 3.Gesteinsbohrmaschine von Ferroux. Eine sehr interessante Vorführung der letzten Neuerungen auf dem Gebiete
der für Bergwerkszwecke geeigneten elektrischen
Kraftübertragungen gab auf der elektrischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. im Sommer
1891 die Ausstellung der amerikanischen Firma Thomson-Houston International Electric Co., Hamburg, Michaelsbrücke Nr.
1.Siehe auch:
Die Anwendung der Elektricität im Bergbau. Mit
besonderer Berücksichtigung der neuesten Erfindungen von Charles J. v. Depoele. Vortrag, gehalten vor
dem Elektrotechnischen Congress zu Frankfurt a. M. von Dr. J. D. Otten, 1891; als Broschüre von der Firma
Thomson-Houston versandt.
Speciell von Gesteinsbohrern waren zwei Exemplare
Modell E. System v. Depoele, gezeigt; das eine im
Pavillon auf einem Dreifuss, das andere im Bergwerke an einer Bohrsäule befestigt.
Dieser Apparat besteht im Wesentlichen aus drei neben einander liegenden Solenoiden,
innerhalb welcher ein Eisenkern durch fortwährende Ummagnetisirung der beiden
äusseren Spulen, welche mittels Wechselstrom erzielt wird, eine rasche hin und her
gehende Bewegung erhält. Der von der mittleren Spule mittels intermittirenden
Gleichstromes zu magnetisirende Eisenkern ist direct mit dem Schlagkolben, in
welchem der Bohrer befestigt ist, verbunden. Die Ummagnetisirungszahl in der
Minute entspricht der Polwechselzahl der Wechselströme. Spulen, sowie Eisenkern sind
in einem festen eisernen Gehäuse eingeschlossen. Das Umsetzen des Bohrers geschieht
in einfacher selbstthätiger Weise, mit ⅛ -Umdrehung bei jedem Hube, deren normal in
der Minute 325 von je 138 mm Länge erfolgen. Der Vorschub wird durch den
Bohrarbeiter mittels Handkurbel ohne wesentliche Kraftleistung besorgt. Zur Zeit
werden drei Grössen angefertigt, von 79, 113 und 152 k Gewicht, für Bohrlochsweiten
von 12 bis 25 mm, 22 bis 32 mm, 38 bis 52 mm, bei Kraftverbrauch von 1, 1½, 2
.
Der Ausstellungskatalog derselben Firma zeigt ferner die
elektrische Minirmaschine (Fig. 4), welche
zum Unterschneiden von kohlen- oder erzführenden Schichten angefertigt wird. Der
Bohrapparat besteht aus einer Reihe von neun wagerechten, je 2,5 m langen
Stahlwellen, deren jede am Vorderende eine harte Bohrspitze trägt. Zwischen den
Bohrern befinden sich acht Schneidestangen, welche in vor- und rückwärts gehende
Bewegung gesetzt werden können und dazu dienen, das Material, welches zwischen den
Bohrlöchern stehen geblieben ist, zu entfernen. Die Stangen enthalten Messer, welche
nach Abnutzung leicht zu ersetzen sind.
Der Bohrapparat ist nebst dem Elektromotor auf einem schlittenähnlichen, etwa 1,5 m
langen, 90 cm breiten Rahmen befestigt, der sich mittels zweier Seiltrommeln auf ein
niedriges Wagenuntergestell hinauf- oder von demselben herunterziehen lässt. Im
Stollen wird die Bohrmaschine durch ihr eigenes Gewicht von etwa 725 k ohne
besondere Befestigung am Zurückgleiten verhindert.
Textabbildung Bd. 283, S. 173Fig. 4.Thomson-Houston's elektrische Minirmaschine. Ein Einschnitt von 100 mm Höhe, 900 mm Breite und 1500 Länge soll sich im
Kohlenflöz in 3 Minuten herstellen lassen.
Der Katalog zeigt ferner die fahrbare Bohrmaschine (Fig.
5) für das Unterminiren von Kohlenflözen, gleichfalls nach dem v. Depoele'schen Princip; sowie schliesslich einen auf
einer wagerechten Säule für Steinbruchbetrieb angebrachten ähnlichen
Gesteinsbohrer.
In dem Bergwerke der elektrischen Ausstellung zu Frankfurt a. M. war auch ein
elektrischer Gesteinsbohrer von Siemens und Halske
ausgestellt.
Von anderweitigen elektrischen Gesteinsbohrern ist noch besonders die
Schrämmaschine mit axial hin und her bewegbarem
Meissel (Fig. 6) von Oliver
Stephen Weddell in Alleghany, Pennsylvanien, interessant, die das D. R. P.
Nr. 55038 vom 19. Februar 1890 erhalten hat. Mittels der Dynamomaschine a wird die mit einer Schraubenfläche versehene Hülse
b gedreht, welche die Schrämstange c gegen den Druck der Feder d zurückzieht, dieselbe aberloslässt, wenn der Ansatz e der Schrämstange c bei
der abgesetzten Fläche des Schraubenganges angekommen ist.
Textabbildung Bd. 283, S. 174Fig. 5.Thomson-Houston's fahrbare Gesteinsbohrmaschine. In Bezug auf diese Art Apparate sei noch erwähnt, dass sich ein von der
Edison Electric Co. zu New York für elektrischen
Betrieb eingerichteter Gesteinsbohrer nach System Marvin z.B. in der Last Chance-Grube in
Wardner, Idaho, gut bewährt haben soll.
Bei allen Fortschritten, welche bereits in der Verwendung der Elektricität als
Betriebskraft auch für Tiefbohr- und Gesteinsbohrarbeiten gemacht sind, steht doch
gerade auf diesem Felde, wo äusserste Sparsamkeit oft ganz besonders geboten ist,
die bisherige Kostspieligkeit des ganzen elektrischen Betriebes einer schnelleren
Verbreitung desselben hindernd im Wege. Es werden mithin Neuerungen, welche der
Billigkeit der Arbeit hervorragend Rechnung tragen, häufig noch eine erhöhte
Beachtung verdienen. In dieser Hinsicht ist eine neue Gesteinsbohrmaschine von A. L. Steavenson in Holywell Hall, Durham (Fig. 7 und 8), welche neuerdings in
den Eisengruben von Middlesborough in England bei
Turbinenbetrieb durch Grubenwasser bedeutende Erfolge erzielt hat, in erster Linie
zu nennen.
Textabbildung Bd. 283, S. 174Fig. 6.Weddell's Schrämmaschine mit elektrischem Betriebe. Der Bohrer a (Fig. 7) ist mit der
Bohrspindel b verbunden, deren äusseres
Schraubengewinde durch eine Längsnuth durchbrochen ist. Das Kegelrad c ertheilt der Bohrspindel die Drehung, welche ihr
durch das Kegelrad d von der Turbine e (System J. Thomson)
übermittelt wird, unter Ermässigung der Geschwindigkeit von 1600 auf 400
Umdrehungen. Mit dem Kegelrade c steht durch Vorgelege
die Splintschraube f hinten auf der Bohrspindel in
Betrieb, so zwar, dass die Splintschraube 36 Umdrehungen auf 49 Umdrehungen der
Bohrspindel macht und dadurch einen Vorschub der letzteren von etwa 45 cm in der
Minute verursacht. Der Rahmen y ist auf dem
Turbinenteller wagerecht drehbar. Die Turbine ruht auf der Tragestange h, welche vorn zur Erleichterung hohl, in der
hinteren Verlängerung aber massiv zur Herstellung des Gleichgewichtes ist. Die
Tragestange h ist ihrerseits an der hohlen gusseisernen
Säule i (Fig. 8) auf dem Wagen k angebracht. Verschiedene Schneckenwellen gewähren die
Möglichkeit der Einstellung des Bohrers nach jeder wagerechten und senkrechten
Richtung.
Das Druckwasser fliesst bei l in das Rohr unterhalb des
Wagens k ein, steigt durch die Säule i hoch und tritt durch das Rohr m in die Kammer n, aus welcher Durchlochungen
in der Tragestange h den Eintritt des Wassers in
dieselbe gestattet, worauf es durch das Rohr o in das
Turbinengehäuse dringt. Der Abfluss des Wassers findet durch einen Schlauch (nicht
dargestellt) aus dem Turbinengehäuse statt.
In dem milden Eisenstein von Middlesborough hat dieser
Apparat in 8 Stunden 68 Bohrlöcher gebohrt.
Textabbildung Bd. 283, S. 174Steavenson's Steinbohrmaschine mit Wasserdruckbetrieb. Von demselben Erfinder, A. L. Steavenson mit
R. Clough in Durham und T.
H. Bell in Middlesborough hat ein Gesteinsbohrapparat das englische Patent
Nr. 11394 vom 21. Juli 1890 erhalten, das mit dem vorbeschriebenen Aehnlichkeit
besitzt, und zugleich Verbesserungen gegen entsprechende früher patentirte Apparate
Nr. 9985 von 1885, sowie von Nr. 2928 und Nr. 18916 von 1888 zeigt. Die
Betriebskraft wird hier von einer beliebigen Kraftmaschine her durch
Riemenübertragung mittels Riemenscheiben an der Säule i
(Fig. 7) und an der
Stelle der Turbine geleistet. Zur Erzeugung der Betriebskraft ist beispielsweise
eine Erdölmaschine mit Erfolg versucht worden.
Von neueren Gesteinsbohrmaschinen, die mit älteren Betriebskräften, wie Dampf,
Pressluft, Hand u.s.w., arbeiten, ist z.B. eine solche für Pressluftbetrieb von Edward A. Rix in San Francisco, Californien
(Amerikanisches Patent Nr. 454228 vom 16. Juni 1891) zu nennen.
Ein anderer derartiger Apparat, dessen Betriebswelle durch jede beliebige
Betriebskraft zu bewegen ist, von T. W. Sterling in New
York (Englisches Patent Nr. 18658 vom 18. November 1890) charakterisirt sich
dadurch, dass zwei je von einer Springfeder umgebene Hämmer abwechselnd mittels
dieser angespannten Federn gegen die Bohrstange vorgeschnellt werden, wobei die
Bohrstange bei jedem Stoss einen Umsatz durch ein Sperrad erhält.
Die französische Gesteinsbohrmaschine mit stossendem Werkzeug von Pierre de Baere in Paris hat das D. R. P. Nr. 56306 vom
25. März 1890 erhalten.
Der neue Gesteinsbohrapparat für Handbetrieb von Henry
S. Grace in San Francisco, Californien (Amerikanisches Patent Nr. 455396
vom 7. Juli 1891) erscheint etwas complicirt; dagegen soll sich ein anderes solches
Geräth der bekannten Firma S. Ingersoll in New York
nach seinen neuesten Verbesserungen gut bewährt haben. Diese bestehen im
Wesentlichen darin, dass der Rückstoss durch einen Hebelmechanismus aufgefangen
wird, welcher zugleich bewirkt, dass die Stärke des Stosses während desselben
zunimmt, statt abnimmt.
Ferner ist die Kohlenminirmaschine zur Unterschneidung
von Kohlenflözen mit Rädervorgelege von Isaac Wantling
und James T. Johnson in Peoria, Illinois
(Amerikanisches Patent Nr. 451988 vom. 12. Mai 1891) erwähnenswerth.
Von einzelnen neu erfundenen Theilen von Gesteinsbohrapparaten sind zu nennen: eine
eigenthümliche Bohrspitze mit beweglichen in Nuthen geführten Flügelmeisseln für Stossbohrer von Rufus A.
Farvar in New York (Amerikanisches Patent Nr. 455963 vom 14. Juli 1891);
ferner eine Drehbohrspitze mit unregelmässig und
lückenhaft um eine Schraubenspindel angeordneten Gewindetheilen von Horace R. Wyman in Dover, N. H. (Amerikanisches Patent
Nr. 455824 vom 14. Juli 1891, für die Thomson-Van Depoele
Electric Mining Co.); sowie ein besonderes Vorgelege für eine Minirmaschine
von James Lytle, William F. Evans und Chares Kimber in What Cheer, Iowa (Amerikanisches
Patent Nr. 455513 vom 7. Juli 1891). Ferner haben eine neue Umsatzvorrichtung
bezieh. Steuerung für Gesteinsbohr- und Schrämmaschinen Carl
Franke in Eisleben (D. R. P. Nr. 55331 vom 12. April 1890) und Mathias Kuzel in Penzburg, Oberbayern (D. R. P. Nr.
56761 vom 12. April 1890) construirt.
Textabbildung Bd. 283, S. 175Fig. 9.Elektrische Tiefbohreinrichtung von Gardner. Eine Verbesserung der Gesteinsbohrmaschine von T.
Ulrich in Stassfurt (D. p. J. 1891 279 199) hat das D. R. P. Nr. 58027 vom 5. November 1890
erhalten.
Als Beispiel von den Fortschritten der Elektricität in der eigentlichen Tiefbohrung hat hier die
elektrische Tiefbohreinrichtung von Fulton
Gardner in Chicago (Amerikanisches Patent Nr. 455037 vom 30. Juni 1891) in
Fig. 9 ihrer allgemeinen Zusammenstellung nach
Abbildung gefunden.
Die Stahl- oder Diamantbohrkrone a gewöhnlicher Art mit
innerem Kernfänger schliesst sich an das Kernrohr b,
dessen unterer Theil mit einem äusseren Schraubengewinde zur Entlastung des
Bohrkopfes von Wasser und Schmand versehen ist, während in seinen oberen Theil durch
Siebe geschützte Zuflusslöcher für Spülwasser führen. Oberhalb des Kernrohres
b folgt die Hülse c
mit dem darin eingeschlossenen Elektromotor, der auf einem zu magnetisirenden
Weicheisenstab beruht und welcher mit der Stange d fest
verbunden ist. Letztere trägt den Napf e und geht dann
in die Kolbenstange f über, deren Kolben in dem
hydraulischen Vorschubcylinder g Bewegung findet. Die
Haltevorrichtung h hält den Magnet in seiner Stellung
fest, damit sich dieser nicht selbst dreht, sondern vielmehr seine Drehung auf die
Bohrkrone überträgt. Der ganze bisher beschriebene Apparat hängt alsdann in einer
Rutschschere beliebiger Art i, welche wiederum an das
Förderseil k geknüpft ist. Ueber Tage befindet sich die
Dynamo l, von der die Leitungsdrähte m und n nach dem
Elektromotor c führen, sowie der Registrirapparat o mit der Batterie p und
den beiden Leitungsdrähten q und r, welche letztere mit der Kolbenstange f in Verbindung stehen und durch gelegentlichen Contact
auf der Registeruhr den Bohrfortschritt angeben.
Im Ganzen möchten aber die altbewährten Tiefbohrsysteme das Feld noch geraume Zeit
gegen die complicirten und noch kostspieligen elektrischen Apparate behaupten, so
dass Verbesserungen und Neuconstructionen in ersterer Beziehung fortgesetzt zu
verzeichnen sind.