Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 229 |
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Neuerungen in der Gasindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 206 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Gasindustrie.
Vergleichende Messungen von Intensivlampen und
Strassenlaternen von E. Schilling.
Verf. vervollständigte die früheren VersucheVgl. d.
Journal 1891 280 * 279. von Diehl; mittels des Elster'schen Winkelphotometers wurden verschiedene Intensivlampen und
Laternenbrenner dem Vergleich auf Leuchtkraft unterworfen, wobei alle Zahlen auf ein
Normalgas bezogen wurden, das bei 100 l stündlichem Consum eine Helligkeit von 10
Hefnerlicht besass. Für die Regenerativlampen wurde durch Aenderungen an der
Flammengrösse derjenige Consum ermittelt, bei welchem sie aus der gleichen Gasmenge
den günstigsten Lichteffect
erzielte. Jede Lampe wurde daher unter demselben Winkel von 50° bei
verschiedenem Gasconsum gemessen und die Leuchtkraft auf 100 l berechnet.
Es ergab sich, dass der Nutzeffect bei wechselndem Consum ein ganz verschiedener war;
so z.B. ergab die invertirte Siemens-Lampe bei 288 l stündlichem Verbrauch 21,8
Hefnerlichte, bei 249 l dagegen nur 13,6. Eine Aenderung des Gasconsums um 13 Proc.
hatte demnach eine Aenderung der Helligkeit um 30 Proc. zur Folge. Die
Regenerativlampen müssen deshalb zu bester Ausnützung mit voller Flamme brennen,
besonders invertirte, doch so, dass sie noch nicht russen.
Die Messungen ergaben folgende Zahlen für die Leuchtkraft der Lampen und Laternen,
welche von 100 l Gas entwickelt wurden:
Regenerativlampen:
Leuchtkraft unter einem Winkel von
0°
35°
40°
50°
60°
70°
80°
90°
Wenham-Lampe
14,0
19,3
19,3
20,9
21,4
22,4
22,5
22,8
Bandsept-Lampe
16,9
18,3
18,9
19,9
20,3
21,2
21,7
21,4
Stern-Lampe
15,8
18,9
18,7
18,2
18,6
18,4
17,4
18,4
Siemens invert. Lampe
15,9
17,4
18,1
19,5
19,8
20,3
19,7
19,6
Westphal-Lampe
14,4
17,2
18,5
19,2
19,8
20,2
20,0
19,7
Sylvia-Lampe
12,9
17,2
18,0
18,9
19,5
19,6
19,3
19,0
Siemens-Flachbrenner
13,2
22,2
23,8
25,8
27,4
28,0
28,1
28,5
Laternen:
Schulke-Laterne
–
18,7
17,8
16,4
14,8
12,8
10,7
–
Krause-Intensivlaterne
–
11,2
10,8
11,3
10,7
7,7
2,8
–
Münch. Intensivlaterne
–
9,9
10,0
10,7
12,2
7,9
2,9
–
Laterne mit Zwillings- brenner
–
10,0
10,0
9,3
–
8,0
–
–
Laterne mit 2 Schnitt- brennern
–
9,6
9,6
8,6
–
8,2
6,9
–
Schnittbrenner freibren- nend
–
10,0
–
–
–
–
–
–
Setzt man die Leuchtkraft des letzteren = 1, so ergibt sich für die untersuchten
Regenerativlampen eine Ausnützung des Gases von:
Schnittbrenner
= 1
Wenham-Lampe
unter
50°
= 2,09
Bandsept-Lampe
„
„
= 1,99
Stern-Lampe
„
„
= 1,82
Siemens invert. Lampe
„
„
= 1,95
Westphal-Lampe
„
„
= 1,92
Sylvia-Lampe
„
„
= 1,89
Siemens-Flachbrenner
„
„
= 2,58.
Mit Ausnahme des Siemens-Flachbrenners gaben also alle Lampen nahezu den gleichen
mittleren Nutzeffect, und zwar etwa den doppelten als der gewöhnliche
Schnittbrenner, mit geringen Abweichungen. Nur der genannte Siemens-Flachbrenner
ergibt eine höhere Zahl.
Im Allgemeinen ergaben die Lampen, bei welchen Flammen um einen Thoncylinder brennen,
ein weisseres Licht als andere Flammen, jedenfalls in Folge besserer Mischung von
Gas und Luft. Die invertirten Flammen lassen sich sämmtliche auch in Laternen
einbauen; sie besitzen jedoch alle den Nachtheil, dass sie die grösste Leuchtkraft
senkrecht abwärts oder in der Nähe davon werfen, wo ohnehin schon Ueberschuss von
Licht vorhanden ist; nämlich von dem Fuss des
Candelabers. Die Schülke-Laterne zeigt bei ebenfalls günstiger Ausnutzung des Gases
diesen Uebelstand nicht, sondern sendet die stärkste Leuchtkraft nahe der
Wagerechten aus. Sie ist also für Strassenbeleuchtung günstiger zu verwenden als
Regenerativlampen. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891
Bd. 34 S. 397. Vortrag im bayrischen Gasfachmänner-Verein zu München.)
Verfahren zur Herstellung von Cyanverbindungen als
Ferrocyanverbindungen von E. Bergmann in Hamburg. (D.
R. P. Nr. 55152 Kl. 12.)
Ein Molekül einer Ferrocyanverbindung wird mit so viel Molekülen eines Silber- oder
Kupfersalzes, als erforderlich sind, um sämmtliches im Ferrocyan enthaltene Cyan an
Silber oder Kupfer zu binden, in neutraler oder saurer wässeriger Lösung erwärmt.
Findet ein Cuprisalz Verwendung, so ist die Gegenwart eines Reductionsmittels, wie
schweflige Säure, Sulfite, fein vertheilte Metalle u.s.w. erforderlich. Durch
Behandlung des z.B. auf vorstehend beschriebene Weise erhaltenen Cyankupfers mit
einem Alkali- oder Erdalkalisulfit oder einem Ferrocyanür der Alkalien werden die
entsprechenden Cyankupferdoppelsalze, z.B. aus Bariumsulfit und Kupfercyanür des
Bariumkupfercyanür, erhalten. Durch Sulfate oder Carbonate lässt sich in letzterem
das Barium durch ein anderes Metall ersetzen und lassen sich auf diese Weise leicht
anderweitige Doppelsalze, z.B. aus Bariumkupfercyanür und Kaliumsulfat,
Kaliumkupfercyanür darstellen.
Nachweis von nicht an Wasserstoff gebundenem Schwefel im
Leuchtgas von L. Ilosvay de Ilsova.
Verf. fand, dass mit Thalliumoxydul getränktes Papier, einige Minuten den durch
unvollkommene Verbrennung von Leuchtgas erzeugten Gasen ausgesetzt, sich schwärzte.
Das Leuchtgas selbst enthielt so wenig Schwefelwasserstoff, dass das Papier sich
erst nach 6 bis 8 Stunden darin bräunte. Die Schwärzung, welche der durch
Schwefelblei auf Papier erzeugten glich, war viel zu intensiv, als dass sie durch
Ozon hätte hervorgerufen sein können. Weitere Versuche mit Aethylen und Acetylen
ergaben, dass auch diese ungesättigten Kohlenwasserstoffe nicht die Schwärzung
bewirkt haben konnten. Es blieb also nur eine Möglichkeit, dass nämlich bei
unvollkommener Verbrennung Schwefel abgeschieden wird, welcher sich mit dem
nescenten Wasserstoff bei vollständiger Verbrennung zu Schwefelwasserstoff
verbindet. In einer Minute kann man mittels Bleipapier unter Anwendung einer
zurückgeschlagenen Flamme constatiren, ob nicht an Wasserstoff gebundener Schwefel
im Leuchtgase vorhanden ist, während der Nachweis von Schwefelwasserstoff weit
längere Zeit in Anspruch nimmt. (Bull. de la Soc. de Chim.
et Phys., 1890 Sér. III. Nr. 4 S. 714, durch
Chem. Ztg., 1891 Bd. 15 S. 7).
Apparat zur Analyse von Rauchgasen von O. Binder.
Verf. stellte eine Combination des Orsat'schen Apparats
mit der Bunte'schen Bürette her, wie Fig. 1 zeigt. Die Arbeit
geht in der Weise vor sich, dass wie üblich aus b mit
einer Saugpumpe die Leitung mit dem Probegase gefüllt wird, dann aus der
wassergefüllten Bürette die Probenahme durch Ablaufen des Wassers geschieht. Am
untern Theil der Bürette ist ein Dreiweghahn angebracht, an dessen seitlichem Theil
d die hochstehende Flasche mit Druckwasser stets
angeschlossen bleibt. Man stellt auf Null ein, drückt das Gas in das
Absorptionsgefäss und saugt nach der Absorption zurück. Für Kohlenoxydbestimmung ist
das abnehmbare Absorptionsgefäss Fig. 2 bestimmt; mehrere
solche Absorptionsgefässe werden um ein Stativ herum im Kreise angeordnet, vgl. Fig. 3. Die Glasrohre in
den Absorptionsgefässen können zum Transport durch den Stopfen f herausgenommen werden, auch ist das Gefäss als Schutz
durch Glasrohr
und Stopfen i geschützt. (Chemikerzeitung, 1891 Bd. 15 S. 617.)
Beiträge zur Naphtalinfrage von E.
Kunath.
Das Naphtalin bildet sich in den Retorten bei der Vergasung von Kohlen; ein Theil
löst sich im Theer, während ein anderer Theil, hauptsächlich in Benzoldampf gelöst,
im Gase verbleibt. Sobald durch plötzliche Abkühlung das Benzol sich flüssig
ausscheidet, gehen auch die Naphtalindämpfe in festen Zustand über, sie
krystallisiren aus. Nun ist Wasserdampf, mit welchem das Gas stets gesättigt ist.
ein vorzüglicher Wärmeleiter; er verdichtet sich bei Abkühlung immer zuerst und
wirkt dadurch wärmeentziehend auf Benzol- und Naphtalindampf, so dass beide sich
ausscheiden können. Um nun die von Brémond aufgestellte
Behauptung zu prüfen, dass aus trockenem Gase sich Naphtalin nicht ausscheidet,
wurde die Gasleitung, welche die Beleuchtung der Gasanstalt (Danzig) mit 65 Flammen
speist, mit zwei kleinen Trockenapparaten versehen, wie gewöhnliche Reiniger
aussehend.
Textabbildung Bd. 283, S. 231
Binder's Apparat zur Analyse von Rauchgasen.
Dieselben wurden mit Chlorcalium gefüllt und hinter einander
geschaltet. Während des Winters 1889/90 waren die Apparate für über 100 cbm täglich
im Gebrauch und die Leitung blieb von jeder Wasser- und Naphtalinstörung befreit. Da
nach Versuchen von Friedleben und Tieftrunk die Ausscheidung des Naphtalins an das
Vorhandensein von Ammoniak gebunden sein soll, so wurde in die Versuchsleitung
Ammoniakgas eingeleitet in ziemlich grossen Mengen; es zeigte sich keinerlei
Einfluss in Bezug auf Naphtalinausscheidung. Die Behauptung von Friedleben und Tieftrunk,
dass Ammoniakentfernung gleich Naphtalinentfernung ist, ist insofern
zutreffend, als Ammoniakentfernung gleichbedeutend mit Wasserdampfentfernung ist,
wenn die Entfernung desselben durch Kühlung auf Null und darunter geschieht, so dass
mit dem Wasserdampf auch Ammoniak, Benzol und Naphtalin zur Abscheidung kommt.
Nach den durch die Trocknung des Gases gewonnenen Resultaten lag es nahe, das
Abkühlen zur Entfernung von Wasserdampf, Benzol und Naphtalin zu versuchen, und so
wurde im Winter 1890/91 an Stelle der Trockenapparate ein flacher Kasten mit
Glasscheiben zur Beobachtung im Innern eingefügt. Das Gas wurde im Kasten auf 2 bis
3° Differenz gegen die Aussentemperatur abgekühlt. Der Apparat erzielte das gleiche
Resultat wie die künstliche Trocknung, es traten keine Störungen durch Reifbildung
oder Naphtalinabsatz in den Rohren auf. Die Innenwände des Kastens zeigten dagegen
die Einreifungserscheinungen, wie Schnee oder Reif aussehend; eine Erwärmung auf 0°
und darüber brachte die ganze Masse zum Schmelzen. Das so gewonnene Wasser war trübe
und enthielt wenig obenauf schwimmendes Oel. Je näher die Temperatur dem Nullpunkt
kam, um so geringer wurde die Oelabscheidung und es traten dafür Naphtalinkrystalle
auf. Die Erniedrigung der Leuchtkraft durch die Abkühlung betrug nur 0,2 Kerzen.
Künstliche Trocknung und natürliche Abkühlung hatten demnach das gleiche Resultat.
Durch Kühlung von Naphtalin befreites Gas liess nach dem Anfeuchten kein solches
mehr auskrystallisiren, wohl aber wenn das Naphtalin unvollständig entfernt war.
Dass plötzliche Abkühlung die Ursache der Naphtalinausscheidung ist, liess sich an
einer Stelle zeigen, an welcher ein Rohr damit verstopft war. Die abkühlende Ursache
war ein unter dem Gasrohr kreuzendes Wasserrohr. Die Temperaturdifferenz zwischen
Gas und Wasser betrug im Sommer nur 6°, im Winter 4°. Solche geringe Differenzen der
Innen- und Aussentemperaturen der Rohrleitung genügen schon, um den Absatz
hervorzurufen; eine Temperatur unter Null ist gar nicht erforderlich, sondern nur
ein plötzliches Temperaturgefäll von wenigen Graden.
Die Beseitigung des Naphtalins in der Gasfabrik aus dem Gase kann nur durch genügende
Condensation geschehen, es muss aber jede plötzliche Temperaturänderung vermieden
werden, um die Bildung festen Naphtalins zu verhüten; demnach muss der
Condensationsapparat stetig, nicht sprungweise, wirken. Eine weitere Condensation
könnte erst nach dem Reinigen, also am fertigen Gas geschehen, doch würde das Gas in
diesem Fall in den Uhren, Behältern, Druckregulatoren wieder Wasser aufnehmen. Ein
Abdecken der Wasseroberfläche mit Erdöl erwies sich als nicht zulässig, weil
dasselbe den Oelkitt an allen gedichteten Stellen löst. Demnach müsste diese
Condensation nach den Druckregulatoren geschehen, aber alle Wassertöpfe in der Stadt
mit Erdöl gedeckt werden, die Uhren statt Wasser mit Glycerin gefüllt werden. In den
Kauf muss damit die durch die Abkühlung geschehene Volumen Veränderung genommen
werden, durch
welche den Consumenten mehr Licht für gleichen Preis zugeführt wird.
Bei der Discussion des Vortrages hebt Hasse (Dresden)
hervor, dass die Naphtalinplage im Jahr beginnt, wenn die Sonne am Tage noch
ziemlich warm scheint, die Nächte aber schon kühler sind. Das Gas wird am Tage in
den Behältern stark erwärmt, der Boden ist auch noch warm, und so gelangt das Gas
Abends noch warm zu den Gasmessern in der Stadt, welche häufig an vor Kälte wenig
geschützten Orten liegen. Dort tritt Abkühlung ein und die Naphtalinabscheidung ist
vorhanden. Ebenso wie Abkühlung ist Reibung für die Abscheidung förderlich. Die
Erhöhung der Ofentemperatur, welche seit Einführung der Generatoröfen aufgetreten
ist, kann auf die Naphtalinbildung keinen Einfluss haben; die Naphtalinplage war
auch schon vor 25 Jahren bei den alten Rostöfen vorhanden. Hasse ist der Ansicht, dass auch das Ammoniak Träger von Naphtalin sei,
denn wenn das Gas vor dem Reinigen mit Säure gewaschen werde, so setze sich
Naphtalin ab. Jedenfalls ist für die Entfernung des Naphtalins eine gute
Condensation das einzige Mittel, und zwar langsam wirkend. In Dresden wurden die
Naphtalinstörungen immer dann hauptsächlich bemerkbar, wenn die Production so
gestiegen war, dass die Grenze der Wirkung der Condensationsapparate überschritten
war. Im neuesten Gaswerk, das eine vorzügliche Condensation besitzt, kommt Naphtalin
nicht vor, ebensowenig in dem von diesem versorgten Stadttheil. Dass häufig den
Generatoröfen die Schuld vermehrten Naphtalins zugeschrieben wird, liegt daran, dass
bei der hierdurch gesteigerten Production versäumt wurde, die Apparate der Fabrik
entsprechend zu vergrössern. Sobald dies geschehen war, trat keine Störung mehr auf,
wie in manchen Fällen klar gezeigt wurde. (Journal für
Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 529. Vortrag, gehalten in der Versammlung
des Gas- und Wasserfachmänner-Vereins zu Strassburg.)
Gravivolumeter von Fr. R.
Japp.
Verf. construirte einen Apparat, mittels dessen man mit einer gewöhnlichen Graduirung
in Cubikcentimeter jedes beliebige einfache Gas ohne Beobachtung von Temperatur und
Druck und ohne Berechnung unter solchen Bedingungen messen kann, dass je 1 cc 1 mg
des Gases repräsentirt. Die Form des Apparates ist mit geringen Aenderungen die des
Lunge'schen GasvolumetersVgl. 1890 277 * 474., die Anwendung des
Regulators ist aber eine abweichende. Der Apparat besteht aus zwei Gasbüretten, jede
zu etwa 50 cc Inhalt. Die eine derselben ist die Gasmessröhre, die andere verrichtet
die Function des Regulators in Lunge's Gasvolumeter und
wird vom Verf. Regulatorröhre genannt. Beide sind, wie in Lunge's Gasvolumeter, durch eine starke, biegsame Röhre und ein T-Stück
verbunden mit demselben beweglichen Quecksilberbehälter. Beide Röhren werden im
Inneren durch einen Tropfen Wasser feucht gehalten, damit die in ihnen enthaltenen
Gase mit Wasserdampf gesättigt sind. Die 25 cc-Theilung der Regulatorröhre bildet
den Ausgangspunkt zur Berechnung der „gravivolumetrischen Werthe“ der
verschiedenen zu messenden Gase. Beispielsweise berechnet Verf. für Stickstoff, auf
welches Volumen 25 cc desselben gebracht werden müssen, damit 1 cc 1 mg des
Gases entspricht; man hat 0,001256 × 25 = 0,0314 g, somit müssen diese 31,4 mg
Stickstoff auf das Volumen von 31,4 cc gebracht werden. Die Theilung 31,4 an der
Regulatorröhre wird mit N2 bezeichnet. In derselben Weise werden für die verschiedenen anderen Gase
entsprechende Punkte bestimmt und auf der Regulatorröhre mit O2, CO2 u.s.w.
bezeichnet. Schliesslich liest man Thermometer- und Barometerstand ab (was nur
einmal beim Einstellen des Regulators nöthig ist) und berechnet das Volumen, welches
25 cc normal trockene Luft einnehmen würde, wenn sie feucht und bei der beobachteten
Temperatur und gleichen Druck gemessen würden. Dieses berechnete Luftvolumen lässt
man in die Regulatorröhre eintreten und schliesst den Hahn, worauf das Instrument
zum Gebrauche fertig ist. Angenommen, man wünscht das Gewicht einer in der Messröhre
enthaltenen Quantität Stickstoff zu ermitteln. Der Quecksilberbehälter wird gesenkt,
bis das Quecksilber in der Regulatorröhre auf der Stickstoffmarke (31,4) einsteht,
und gleichzeitig die Regulatorröhre selbst durch Heben oder Senken adjustirt, so
dass das Quecksilberniveau in der Messröhre und Regulatorröhre gleich steht. Unter
diesen Umständen beträgt jedes Cubikcentimeter Gas in der Messröhre 1 mg Stickstoff.
Somit geben die Cubikcentimeter und Zehntelcubikcentimeter direct das Gewicht des
Gases in Milligramm und Zehntelmilligramm. Die verschiedenen anderen einfachen (d.h.
ungemischten) Gase werden in derselben Weise gewogen, indem man das Quecksilber in
der Regulatorröhre auf die „gravivolumetrische Marke“ des betreffenden Gases
bringt und die Niveaus wie angegeben adjustirt. Eine Ausnahme ist bei Wasserstoff zu
machen, welcher auf solches Volumen gebracht werden muss, dass 1 cc 0,1 mg enthält.
Wird endlich das Quecksilber in der Regulatorröhre auf die Marke 25 cc gebracht, so
wird ein Gas oder Gasgemisch in der Messröhre das Volumen haben, welches es in
normal-trockenem Zustande einnehmen würde. In dieser Form ist der Apparat lediglich
ein Gasvolumeter und kann für gewöhnliche Gasanalysen Anwendung finden. (Chemiker-Zeitung, 1891 Bd. 15 S. 656, Verhandlungen
der Chemical Society, London.)
Ueber die Herstellung und Verwendung von Sauerstoff für
Beleuchtungszwecke von G. Kassner.
Das Verfahren des Verf., Sauerstoff mittels Calciumplumbat zu gewinnen, ist früher
beschrieben wordenVgl. 1889 274 136 u. ff., 1890 278 468.; der bleisaure Kalk wird hergestellt durch
Glühen eines Gemisches von Bleioxyd und kohlensaurem Kalk bei heller Rothglut; es
wird hierbei die Kohlensäure ausgetrieben und Sauerstoff aus der Luft aufgenommen.
Nun lässt man durch Absperren des Heizgases den bleisauren Kalk etwas abkühlen und
leitet einen Strom reiner Kohlensäure darüber, solange diese absorbirt wird. Es
bildet sich wieder kohlensaurer Kalk und Bleioxyd zurück, unter Erhöhung der
Temperatur, wobei Sauerstoffgas entweicht. Die Temperatur darf nicht zu hoch werden,
da sonst auch Kohlensäure entweicht; normal ist der Sauerstoff nahezu frei von
letzterem Gase. Will man ihn frei von Kohlensäure haben, so leitet man ihn durch
schwach angefeuchteten porösen bleisauren Kalk, in welchem schon bei niedriger
Temperatur (am schnellsten bei 80 bis 100°) dieselbe absorbirt wird. Aus dem Rückstande im Ofen
lässt sich bei heller Rothglut durch Ueberleiten von überhitztem Wasserdampf die
Kohlensäure wieder gewinnen und in einem Behälter zu weiterer Verwendung im gleichen
Process aufbewahren.
Statt der reinen Kohlensäure lassen sich auch Ofengase, welche je 15 bis 20 Proc.
dieses Gases enthalten, verwenden. Der bleisaure Kalk wird durch Kohlensäure auch
schon bei einer die Glühhitze lange nicht erreichenden Temperatur zersetzt, so zwar,
dass sich ein haltbares Gemisch von Bleisuperoxyd und kohlensaurem Kalk bildet.
Diese Umwandlung geht besonders rasch vor sich, wenn der angefeuchtete bleisaure
Kalk und die Kohlensäure bei 80 bis 100° C. auf einander einwirken. Erhöht man die
Temperatur auf niedere Glühhitze, so entweicht Sauerstoff; es geschieht dies am
besten durch überhitzten Wasserdampf. Der Rückstand kann auch hier bei heller
Rothglut mit Wasserdampf zerlegt werden, um die Kohlensäure wieder zu gewinnen; dann
wieder mittels Luft mit Sauerstoff gesättigt, so dass nun der Process von neuem
beginnen kann. Zur rationellen Gewinnung von Sauerstoff können beide Processe mit
einander combinirt werden.
Verf. beschreibt einen Apparat zur Herstellung des Sauerstoffes mittels Ofengasen wie
folgt: Es werden vier mit feuerfestem Material ausgekleidete und mit Blechmantel
versehene Räume I, II, III, IV derart mit Ziegeln von bleisaurem Kalk ausgefüllt,
dass der letztere ein Gitterwerk bildet und dadurch einem Wärmespeicher ähnlich
sieht. Alle vier Räume stehen sowohl mit der Centralgasfeuerung als auch durch
besondere Rohre oder Kanäle mit einem Dampfkessel, mit einer Feueresse, mit der
atmosphärischen Luft, mit dem Gasometer, sowie schliesslich unter einander in
Verbindung, und kann eine jede derselben je nach Bedarf hergestellt oder
unterbrochen werden.
Um bleisauren Kalk in I herzustellen, lässt man zur Füllung in I Heizgase, vermischt
mit atmosphärischer Luft, welche letztere durch den noch glühenden Behälter IV
hindurchgesaugt und dadurch stark erwärmt wird, hinzutreten. Auf diese Weise wird IV
selbst abgekühlt und dadurch zur Imprägnirung mit Ofengasen vorbereitet, welche zu
derselben Zeit bereits durch Behälter III und II hindurchgeleitet werden, nachdem
man zunächst eine geringe Menge Wasser in Dampf- oder Staubform hineingeblasen
hatte.
Derjenige der beiden Behälter, welcher am längsten von Ofengasen durchströmt wurde,
also Behälter II, dient alsdann zur Entwickelung des Sauerstoffes, da sein Inhalt
wesentlich aus Bleisuperoxyd und kohlensaurem Kalk besteht. Als nächster in der
Reihe würde dann III zur Sauerstoffentwickelung kommen, dann IV und endlich I. Der
Sauerstoff wird mit überhitztem Wasserdampf ausgetrieben, welchen man dadurch
erhält, dass man Wasserdampf durch einen sogen. Windüberhitzer, eine Art
Wärmespeicher, der in unmittelbarer Nähe der vier Apparate angebracht sein muss,
hindurchtreibt. Der Dampf kann dadurch mit Leichtigkeit auf eine Temperatur von 500°
C., wie sie zur Austreibung des Sauerstoffes nothwendig ist, gebracht werden. Will
man Sauerstoff nur mit Hilfe reiner Kohlensäure darstellen, so genügt bereits eine
im Feuer liegende und auf etwa 800° C. zu erhitzende Retorte, welche mit der Luft,
mit einem Dampfkessel, einem Gasometer für Sauerstoff und einem Gasometer für
Kohlensäure verbunden werden kann. Der Process der Sauerstoffgewinnung ist hier sehr
einfach; nachdem der bleisaure Kalk durch Einleiten von Luft in der Glühhitze fertig
gestellt wurde, stellt man das Heizgas des Ofens ab und lässt dadurch den Inhalt der
Retorte etwas abkühlen. Alsdann verbindet man die Retorte einerseits mit dem
Gasometer für Kohlensäure und das Ende derselben mit dem Sauerstoffgasometer und
treibt dadurch das Gas ab. Man kann natürlich auch mehrere Retorten mit einander
combiniren. Ist der Sauerstoff ausgetrieben, so bringt man wieder zur hellen
Rothglut und lässt Wasserdampf hinzutreten, durch welchen die Kohlensäure theilweise
wiedergewonnen und in dem entsprechenden Gasometer gesammelt wird.
Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: Der bleisaure Kalk ist etwa dreimal billiger als
das bei Brin's Verfahren angewandte Bariumsuperoxyd.
Der bleisaure Kalk gibt die volle Menge Sauerstoff ab, während das Bariumsuperoxyd
nach Angabe des Chemikers der Brin's Company, Mr. Thorne, nur 8 Proc. seines disponiblen
Sauerstoffes abgibt. Es ist somit bei letzterem Verfahren mehr todte Masse zu
erhitzen. Der bleisaure Kalk ist unempfindlich gegen Wasserdampf und wird auch durch
Kohlensäure nicht verdorben, während Bariumsuperoxyd vor diesen Substanzen geschützt
werden muss. Der bleisaure Kalk kann demnach in jedem Flammofen oder Schachtofen
dargestellt werden, Bariumsuperoxyd dagegen nur in Retorten, letzteres auch nur in
kleinen Quantitäten gegenüber ersterem. Der bleisaure Kalk bedarf keiner
Maschinenarbeit, alle Bewegung wird durch strömenden Wasserdampf, strömende
Kohlensäure und den Zug der Schornsteine bewirkt, während beim Brin'schen Verfahren Pumpen und Dampfmaschinen
erforderlich sind. Demnach erfordert das Calciumplumbatverfahren geringere Anlage-
und Betriebskosten als der Process mit Bariumsuperoxyd. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 351.)
Die Darstellung von Sauerstoff aus der Luft von L. T. Thorne.
Verf. wendet sich gegen einen (vorhergehenden) Artikel von G.
KassnerVgl. Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 351.
D. p. J. 1889 274 136 183 226 270. 1890 278 408 und
vorhergehender Aufsatz., in welchem ein Vergleich der
Calciumplumbatmethode zur Herstellung von SauerstoffVgl. 1890 277 288. 1890 278
182. mit dem Barytverfahren der Brin's Company in London angestellt wird. Kassner stellt die beim Barytverfahren im Grossbetriebe
erhaltenen Zahlen mit den beim Plumbatverfahren im Laboratorium erhaltenen zusammen.
Versuche mit einem verhältnissmässig kleinen Apparate, welche Verf. anstellte,
ergaben ein mehr als doppelt so hohes Ausbringen als das Plumbatverfahren. Der
Apparat der Brin's Company
ist verhältnissmässig einfach; man braucht im wirklichen Fabrikbetriebe bei Tag und
Nacht arbeitenden Apparaten den Baryt nur einmal alle 7 bis 8 Monate zu berühren und
auch dann nur in der Art, dass man ihn aus den Retorten herausnimmt, zerkleinert und
wieder einbringt unter Ersatz des kleinen mechanischen Verlustes; man arbeitet immer
bei gleicher Temperatur, und der ganze Process geht, abgesehen vom Schmieren der
Pumpen
und dem Heizen des Ofens, automatisch vor sich. Die Reinigung der Luft und die
Anwendung der Pumpen, bei einem nie über ⅔ at steigenden Ueberdruck der Luft, sind
wirklich keine theuren Operationen.
Bei dem Calciumplumbatverfahren führt die Anwendung grosser Mengen reiner
Kohlensäure, nämlich des doppelten Volumens des zu erzeugenden Sauerstoffes,
bedeutende Kosten ein, welche die Herstellung billigen Sauerstoffes selbst bei
niedrigstem Kohlensäurepreise unmöglich machen würden. Allerdings soll die
Kohlensäure regenerirt und wieder benutzt werden können. Aber diese Vortheile werden
mehr als aufgewogen durch die Kosten, welche häufiger Temperaturwechsel, überhitzter
Dampf, vermehrte Arbeit und Beaufsichtigung, erhöhte Abnutzung der Apparate,
vergrösserter Verbrauch an Brennmaterial u.s.w. verursachen. Ein solcher Temperatur
Wechsel hat grosse Nachtheile gegenüber der Arbeit bei constanter Temperatur.
Gegenwärtig sind 12 Oefen nach dem Patente der Brin's
Company im Betriebe, deren Leistung zwischen 112
und 336 cbm für den Tag und Ofen sich bewegt. Ein at in einer Leuchtgasfabrik wurde nach einjähriger Arbeit
verdoppelt, und eine deutsche Fabrik, welche einen Ofen mit 196 cbm täglicher
Production besitzt, hat sich entschlossen, ihren Apparat zu verdreifachen.
Nach einer Stelle der Rede des Präsidenten der Jahresversammlung des Incorporated Gas
Institute zu Carlisle 1890, Mr. Hepworth, sind die
Resultate der Anlagen in Shrewsbury (Mr. Belton) sehr
gute. Zur Reinigung des Gases werden denselben auf 28 cbm – 0,224 cbm Sauerstoff
zugesetzt, wobei 28 cbm Sauerstoff etwas weniger als 3 M. kosten. Kohlensäure und
Schwefelwasserstoff wurden durch den Kalk vollständig entfernt, die
Schwefelverbindungen im reinen Gase auf etwa 23 g in 100 cbm herabgesetzt. Der
Kalk war geruchlos, der Verbrauch an diesem Material wurde um 20 Proc. erniedrigt.
Der Zusatz an Cannelkohlen konnte um 10 Proc. vermindert werden.
Mr. Valon in Ramsgate gibt die Kosten des Sauerstoffes
zu 2,75 M. für 28 cbm an. (Journal für Gasbeleuchtung,
1891 Bd. 34 S. 558.)
(Schluss folgt.)