Titel: | R. Pouchard's elektrische Aufziehung, Richtigstellung und Betrieb von Uhren bei Eisenbahnen. |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 272 |
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R. Pouchard's elektrische Aufziehung,
Richtigstellung und Betrieb von Uhren bei Eisenbahnen.
Mit Abbildungen.
Pouchard's elektrische Aufziehung, Richtigstellung und Betrieb von
Uhren bei Eisenbahnen.
In dem Bulletin de la Société d'Encouragement, 1890 Bd.
5 * S. 630, sind die von R. Pouchard vorgeschlagenen
elektrischen Einrichtungen beschrieben, durch welche er Gewichtsuhren durch
Elektricität selbsthätig aufziehen, aus der Ferne richtig stellen und ausserdem
elektrisch Uhrzeiger in richtigem Gange erhalten will.
1) Zum selbsthätigen Aufziehen von Gewichtsuhren wird
ein elektrischer Motor benutzt, dessen Drehrichtung von der Richtung des in ihm
wirkenden Stromes unabhängig ist. Dieser Motor ersetzt auch die Wirkung der Feder,
welche man sonst in Gewichtsuhren auf das Räderwerk während des Aufziehens wirken zu
lassen pflegt, damit das Werk nicht stehen bleibt. Alle 8 Stunden wird der Strom in
den Motor gesetzt, und dann treibt eine auf der Motorachse sitzende Schnecke unter
Vermittelung eines Räderpaares das lose auf der Achse b
sitzende Rad a (Fig. 1),
welches dann durch einen Sperrkegel das Sperrad f (und
das Haupttriebrad), zugleich aber auch durch das Kronrad e das lose auf den aus der Achse b
vorstehenden Stift d aufgesteckte Getriebe c und durch dieses das jetzt fest an der
Gewichtstrommel k verbundene, aber lose auf der Achse
b sitzende Kronrad e1 treibt, also das Gewicht aufzieht. Bei
gewöhnlichem Gange setzt das Gewicht das Haupttriebrad durch Vermittelung des
Sperrades f1 und der
Sperrklinke f2 in
Umlauf.
Textabbildung Bd. 283, S. 272Fig. 1.Pouchard's Aufziehvorrichtung für Uhren. Die Stromschliessung vermitteln zwei sechszackige Messingsterne N und Q auf
gemeinschaftlicher Achse pp; alle 8 Stunden wirkt der
Stift t an der Trommel von unten her auf eine Zacke des
Sternes Q und dreht ihn und die Achse pp um ⅙; auch die isolirende Röhre s dreht sich um ⅙ und bringt die von dem Loche v aus nach der einen Bürste am Motor führende
Contactfeder auf die Silberröhre r zu liegen; auch der
Stift u dreht sich um ⅙, nimmt aber, weil er in einem
längeren Loche in r wirkt, den Stern nur um 1/12 mit; das
zweite Zwölftel wird der Stern N dann durch die
Federkraft der Sperrklinke M, die zugleich über L den Strom der Batterie zuführt, fortgeschnellt, so
dass also M eine plötzliche und vollkommene
Stromschliessung herbeiführt. Nun beginnt das Aufziehen des Gewichtes und
schliesslich stösst der Stift t von der anderen Seite
her, also von oben her wieder gegen eine Zacke des Sternes Q; der Stift u, der Stern N und die Klinke M wirken
wieder in ganz ähnlicher Weise, der Strom wird wiederum plötzlich unterbrochen und
alles ist wieder in den früheren Zustand zurückgebracht.
2) Das Richtigstellen der Gewichtsuhren wird ganz
unabhängig von dem Gehwerke der Uhr bewirkt durch Einwirkung auf die eigenthümlich
eingerichtete Echappementsgabel. Die Achse des Echappements trägt einen Stab b (Fig. 2), welcher
unten in eine schlingenartige Gabel c endet; in der
Mitte besitzt diese Gabel eine Vertiefung d, und in
dieser liegt für gewöhnlich mit ihrem freien Ende die Lenkstange e, welche sich um die an der Schulter h der Pendelstange a
angebrachte Achse o frei drehen kann. Demnach ist die
Gabel c für gewöhnlich mit der Stange a zu einem Ganzen verbunden; dagegen wird die Bewegung
der Gabel unabhängig von dem Pendel, sobald die Stange e aus der Vertiefung d ausgehoben wird, und
muss dann, sofern sie da sich selbst überlassen ist, unter der Wirkung des Gewichtes
und des Echappements eine beschleunigte Bewegung annehmen, sie vermag also dann ein
Zurückbleiben der Uhr zu berichtigen. Wird aber die Gabel beim Ausheben der Stange
e festgehalten, so bewegt sich das Pendel allein
fort, die Uhr hingegen bleibt still stehen und ihr Vorauseilen wird berichtigt, wenn
man sie erst zur richtigen Zeit wieder fortgehen lässt.
Textabbildung Bd. 283, S. 272Fig. 2.Pouchard's Aufziehvorrichtung für Uhren. Zum Ausheben nun der Stange e aus der
Vertiefung d dienen die beiden unter ihr und vor der
Pendelstange a angeordneten Hebel t und t1 welche durch die aus weichem Eisen bestehenden
Anker u und x der beiden
Elektromagnete l und m
nach oben gedrückt werden können. Der Hebel t1 hebt bloss die Stange e aus, so dass die Gabel sich dann rascher bewegen kann; der Hebel t dagegen nimmt beim Emporgehen durch den Stift g zugleich den Hebel t1 mit und hebt e aus
d aus, zugleich drückt er aber auch die biegsame
Schiene s von unten an die Gabel c an und hält dadurch die Gabel fest, während das
Pendel allein weiter schwingt.
Die Stromzuführung zu den Elektromagneten l und m von der Normaluhr aus erfolgt in der Leitung H, welche an die Klemme p
und an die Platte v geführt ist und für gewöhnlich zum
Telegraphiren benutzt wird. Dazu ist in der zu stellenden Uhr sowohl, wie in der
Normaluhr ein um die Achse o1 drehbarer Hebelarm y angebracht, welcher
seitwärts ein silbernes Contactröllchen q trägt; der
zweite Arm z des Hebels wird durch die Feder g1 gegen die am
Stundenrade befestigte Scheibe r gedrückt, in welcher
ein stufenförmiger Einschnitt r1 vorhanden ist; der am Arme y vorstehende Stift w kann in einen
Einschnitt j der Scheibe f
eintreten, welche in je 24 Stunden eine Umdrehung vollendet, und deshalb vermag z auch nur alle 24 Stunden einmal in den Einschnitt r1 einzutreten. Für
gewöhnlich haben daher die beiden Arme y die in Fig. 2 gezeichnete Stellung, bei welcher sich die
Contactfeder 3 auf das Röllchen q auflegt und an beiden Orten die Leitung H
über die Klemme n mit den Telegraphenapparaten L verbindet.
Die Einschnitte r1 haben
drei Stufen, welche der 58., 59. und 60. Minute der Stunde entsprechen. Kommt nun
die zur Richtigstellung festgesetzte Zeit, so bewegt sich in der Normaluhr das
Röllchen q von rechts nach links, und zwar verlässt es
um 58 Minuten den Contact 3 und isolirt die Leitung H, weil in der Normaluhr eine Contactfeder nicht
vorhanden ist; um 58 Minuten 45 Secunden rückt das Röllchen q an die Contactfeder 1, welche hier die
Correctionsbatterie über k, 1, q, v und p an H legt, bis zum
Schlüsse der 60. Minute, bei welchem H wieder an die
Telegraphenapparate gelegt wird. Wenn nun ferner der Zeiger der zu stellenden Uhr
auf 58 Minuten tritt, verlässt q den Contact 3, löst die Leitung H von
den Telegraphenapparaten L und legt sie über 2 und k1 an den Elektromagnet m; geht also die Uhr nach, so erhält m jetzt
Strom und macht die Gabel c vom Pendel a frei. Um 59 Minuten befindet sich q in der zu stellenden Uhr zwischen den Contacten 2 und 1, der Stromkreis
ist also jetzt bei q unterbrochen. Beim Eintreffen des
Zeigers am Ende der 60. Minute dagegen stellt q über
1 und k den Stromweg
nach dem Elektromagnete l her; daher wird e und d ausgelöst und c von s bis zum Ende der
60. Minute festgehalten, falls die zu stellende Uhr vorgelaufen ist.
Die Gabel c schwingt für sich allein 4 mal so schnell
als das Pendel a; sie macht 240 Schwingungen in 1
Minute und vermag daher eine Verspätung von 3 Minuten in 60 Secunden einzubringen.
Sobald die eingetretene Verspätung berichtigt ist, bricht q den Stromweg nach m wieder ab und die Gabel
c tritt wieder in Verbindung mit a.
3) Wie von einer Normaluhr aus andere Uhren elektrisch
getrieben werden sollen, erläutert Fig. 3.
Die Normaluhr schliesst und unterbricht den elektrischen Strom zur rechten Zeit;
bevor aber der Strom zu der zu treibenden Uhr gelangt, durchläuft er noch einen
Umschalter, mittels dessen zum Zwecke der Richtigstellung der getriebenen Uhren die
Stromrichtung umgekehrt werden kann, und einen Druckknopf zur Stromgebung. Die
Stromschliessung in der Normaluhr wird durch Anwendung eines doppelten (Druck- und
Reibungs-) Contactes möglichst gesichert und vervollkommnet.
Der von der Normaluhr in jeder Minute gesendete Strom geht in der getriebenen Uhr
durch einen Elektromagnet A (Fig. 3), dieser zieht daher seinen um die Achse C drehbaren Anker B aus
weichem Eisen an. Hört der Strom auf, so reisst das Gegengewicht g und das Gewicht der Klinke F, welche durch die um O drehbare
Hebelverbindung GHK auf den Anker B wirken, den Anker wieder von den Polen D und E ab. Die Klinke F bewegt sich in dem Gelenke L so, dass sie ohne Vermittelung irgend einer Feder auf das Steigrad R wirkt. Der Niedergang der Klinke F wird durch den federnden Stift M regulirt, ihr Emporgehen durch das Anstossen des
Ankers B an die Pole D und
E. Der Gegensperrkegel P sitzt auf dem frei um die Achse e drehbaren
Hebel U und hat jedes Zurückgehen des Steigrades R zu verhüten. Zu noch grösserer Sicherheit legt sich
der Daumen N bei jeder Ankeranziehung gegen P. Das Steigrad R rückt in
jeder Minute um einen Zahn, d.h. um eine Sechzigstel-Minute fort; auf seiner Achse
sitzt der Minutenzeiger und eine gewöhnliche Uebersetzung überträgt die Bewegung auf
den Stundenzeiger.
Die verschiedenen zu betreibenden Uhren werden parallel oder hinter einander
geschaltet.
Trotz aller in diesem Betriebe getroffenen Fürsorge kommt es doch manchmal vor, dass
die Uhren unrichtig gehen, zufolge des mangelhaften Arbeitens der Batterie und des
Auftretens unbeabsichtigter Stromunterbrechungen. Die dadurch veranlassten
Unrichtigkeiten müssen berichtigt werden können, ohne dass man jede Uhr einzeln
richtig zu stellen braucht.
Textabbildung Bd. 283, S. 273
Fig. 3.Elektrischer Betrieb von Uhren von der Normaluhr aus.
Während man dies für gewöhnlich zu einer bestimmten Zeit zu
besorgen pflegt, gestattet die hier gewählte Anordnung, dies zu jeder Zeit zu thun
und alle Uhren, auch wenn sie in verschiedenem Grade unrichtig gehen, durch eine
Anzahl entsendeter Ströme genau richtig zu stellen. Ein durch das Gegengewicht V ausgeglichener Magnet QST dreht sich bei S frei um seine Achse;
zwischen seinen beiden Schenkeln befindet sich ein Anschlag X aus weichem Eisen, welcher auf dem Polschuhe E des Elektromagnetes A sitzt und von einem
Kupferringe m umgeben ist. Der Anschlag X zieht demnach je nach der Stromrichtung den Nordpol
oder den Südpol des Magnetes an. Nun besitzt der Schenkel T an seiner Rückseite einen Vorsprung und an diesen kann sich ein aus dem
Rade R vorstehender Stift fangen, welcher jede Stunde,
um 60 Minuten, gegenüber dem Sperrkegel P eintrifft.
Solange der Schenkel T an dem Anschlage X sich befindet, lässt der Vorsprung den Stift frei
vorübergehen und das Rad R setzt seine Bewegung fort.
Wenn dagegen die Richtung des Stromes mittels des Umschalters umgekehrt wird und Q sich an X legt, stellt
sich der Vorsprung dem Stifte in den Weg und hält das Rad auf der Schlussminute der
Stunde still, bis dem Strome wieder seine frühere Richtung gegeben wird und der Magnet in seine
frühere Lage zurückkehrt.
Behufs der Richtigstellung der Uhren hat man nun folgendermaassen zu verfahren. Für
gewöhnlich muss die Stromrichtung so gewählt werden, dass der Schenkel T an X liegt. 25 oder 30
Minuten bevor die Uhren richtig gestellt werden sollen, kehrt man die Stromrichtung
um, damit Q an X zu liegen
kommt und das Rad R aufgehalten wird, sowie der Zeiger
der Uhr die 60. Minute der betreffenden Stunde zeigt. Alle Uhren, welche
vorausgeeilt sind, werden daher angehalten und gehen erst wieder weiter, wenn der
Schenkel T wieder an X herangebracht worden ist. Sobald
dann die Normaluhr den Contact für die 60. Minute dieser Stunde gemacht hat, gibt
man mittels des Druckknopfes beim Umschalter eine Anzahl (30 bis 40) Contacte, um
die zurückgebliebenen Uhren nachzubringen; die Zahl dieser Contacte ist ganz
belanglos, denn jede Uhr bleibt ebenfalls stehen, sowie ihr Zeiger auf der 60.
Minute angelangt ist. Bevor dann die Normaluhr den Contact für die 1. Minute der
nächsten Stunde macht, muss man mittels des Umschalters die Stromrichtung wieder
umkehren, damit dann alle Uhren wieder weiter gehen.
Das auch bei anderen elektrischen Uhren übliche sprungweise Fortrücken der Zeiger
versetzt diese in Schwingungen. Um diesen Uebelstand zu beseitigen, ist auf die
Achse des Rades R ein fein verzahntes Rad a aufgesteckt, das in ein Getriebe b eingreift und mittels des Rades c den Windflügel d treibt
und so die Laufgeschwindigkeit des Räderwerkes sehr mässigt. An dessen Stelle
benutzt Pouchard jetzt eine Schraube ohne Ende.