Titel: | Ueber die mehr und minder leichte Entzündlichkeit verschiedener im Verkehr befindlicher Sicherheitszündhölzer, ihr Nachglimmen nach Auslöschung der Flamme und ihre Güte relativ gegen einander in Bezug auf ihr hauptsächlichstes Verhalten abgeschätzt. |
Autor: | B. Schultze |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 275 |
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Ueber die mehr und minder leichte Entzündlichkeit
verschiedener im Verkehr befindlicher Sicherheitszündhölzer, ihr Nachglimmen nach
Auslöschung der Flamme und ihre Güte relativ gegen einander in Bezug auf ihr
hauptsächlichstes Verhalten abgeschätzt.
Von Dr. B. Schultze in Merseburg.
Ueber Sicherheitszündhölzer.
Anlässlich eines Gutachtens, welches die Provinzial-Städte-Fenersocietät der Provinz Sachsen in Folge eines
scheinbar durch Selbstentzündung einer Schachtel Sicherheitszündhölzer entstandenen
Kleiderbrandes vom Autor dieser Zeilen „über die Möglichkeit der Selbstentzündung
von Sicherheitszündhölzern“ sich geben liess, prüfte derselbe im Auftrage
genannter Societät eine Anzahl verschiedener im Handel befindlicher Sorten, die
unausgewählt, wie der Zufall es fügte, in 15 Kaufläden Merseburgs erworben wurden,
auf ihre Entzündlichkeit durch Reibung auf Papier, Holz, Stein und Eisen.
Bei der bedeutenden Wichtigkeit, welche eine genauere Kenntniss der Eigenschaften der
im Verkehr befindlichen Sicherheitszündhölzer für das Publikum besitzt, und bei den
allgemein verbreiteten – wie die Untersuchung ergab – vielfach sehr unrichtigen
Anschauungen über diese Eigenschaften hielt es Autor für ein dankenswerthes
Unternehmen, die gewonnenen Resultate durch weitere Untersuchungen zu
vervollständigen, dabei auch namentlich die Bedingungen festzustellen, unter denen
die Entzündung der Zündkuppen dieser Hölzer beim Streichen auf phosphorfreien
Reibflächen leicht und schwierig oder gar nicht erfolgt, und unter denen das
Nachglimmen der Hölzchen nach dem Auslöschen der Flamme auf das Minimum beschränkt
wird.
Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind in den hier beigegebenen zwei Tabellen
übersichtlich zusammengestellt, zu deren Erläuterung die folgenden Angaben dienen
mögen.
Die Untersuchung erstreckte sich auf das Verhalten
A) der Zündmasse:
1) directer Erhitzung gegenüber,
2) beim Befeuchten mit concentrirter Schwefelsäure,
3) beim Reiben auf verschiedenartigen, verschieden rauhen und verschieden
harten Körpern, nämlich auf Eisen, Stein, Glas, Holz, Hartgummi, Papier,
Messingdrahtgewebe und Glaspapier;
B) der Hölzchen und abgebrannten
Zündkuppen:
4) ob und wie weit ein Nachglimmen stattfand, nachdem die bis auf reichlich ⅔ der
Hölzchenlänge vorgeschrittene Flamme ausgeblasen war,
5) ob die Zündkuppen während des Brennens und Nachglimmens abfielen oder nicht.
Um die Ursachen der Schwerentzündlichkeit der Zündmassen, des Nichtnachglimmens der
angebrannten Holzenden und des Nichtabfallens der Zündkuppen von ihnen zu bestimmen,
wurde ferner noch festgestellt:
6) wie gross bei den einzelnen Sorten die Haftbarkeit der Kuppen an den Hölzern
war,
7) ob, womit und wie weit die Hölzchen imprägnirt waren,
8) ob das Verbrennungsproduct der Hölzchen Asche oder Kohle war,
9) welche Form Veränderung die Kuppen beim Abbrennen erleiden.
Bei directer Erhitzung entzünden sich die Hölzchen, nachdem die Temperatur bis auf
180 bis 200° C. gestiegen ist. Genauer wurden die Entzündungstemperaturen nicht
festgestellt, da hierzu besondere Apparate und unverhältnissmässiger Aufwand an Zeit
erforderlich gewesen wäre.
Bei der Befeuchtung der Zündmassen mit concentrirter Schwefelsäure ergab sich, dass
von der einen Sorte Zündhölzchen ein jedes sich entzündete und fortbrannte, dass von
zwei anderen Sorten nicht alle, aber mehr als die Hälfte sich entzündeten, und von
den entzündeten nur ein Theil fortbrannte, die übrigen 15 Sorten aber gar nicht zur
Entzündung gelangten. Bei ihnen bewirkte die Schwefelsäure lediglich ein schwaches
Aufschäumen der Zündmasse (Entwickelung von Chlorsäure), und bei den roth und gelb
gefärbten Zündmassen eine Aenderung der Farbe in weiss und hellgrün; desgleichen bei
der einen violettbraunen in grau.
Beim Streichen auf feinkörnigen, ganz schwach rauhen Steinflächen von nicht zu
geringer Härte, auf gerauhtem Fensterglas, auf glatt gehobeltem, hartem Holz und auf
glattem, hartem Papier entzündeten sich fast sämmtliche untersuchten Sorten ganz
leicht. Die vielfach auf den Schachteletiquetten vorhandene Angabe, dass die
Zündhölzchen nur auf den Reibflächen der Schachteln oder auf eigens präparirten
Reibflächen entzündlich seien, ist daher eine grobe Unwahrheit. Dagegen konnte durch
Streichen auf höchstens 20 cm langen Flächen von glattem und rauhem Eisen, von
Messingdrahtgewebe, von grobkörnigem, stärker rauhem Stein und solchem von sehr
geringer Härte, von glattem Fensterglas und glatt gehobeltem Fichtenholz keines der
untersuchten Hölzchen zur Entzündung gebracht werden.
Beim glatten kalten Eisen, als Streichfläche, verhindert möglicher Weise die hohe
Wärmeleitungsfähigkeit desselben die Erhitzung der darüber hinweg gestrichenen
Zündmasse bis zur Entzündungstemperatur. Rauhes Eisen, Messingdrahtgewebe, rauher,
harter Stein, Glas oder Smirgelpapier greifen die darüber gestrichene, relativ wenig
harte Zündmasse sehr stark an und bewirken eine pulverförmige Abfeilung. Hier werden
die durch die Reibung am stärksten sich erhitzenden Theile offenbar vom Zündholze
abgerissen, noch ehe sie die Entzündungstemperatur erreichen.
Bei Benutzung zu weicher Substanzen als Reibfläche drückt sich die Zündmasse bei
ihrer Darüberhinwegführung etwas in dieselbe ein;
wenn sie zähe sind, wie z.B. Papier oder weiches Holz, oder reisst Theilchen von der
Streichfläche ab, wenn diese spröde ist, wie z.B. der Gyps. Dies hat eine
Erschwerung, eine Verlangsamung des Streichens und ferner zur Folge, dass die durch
die Reibung entstehende Wärme nicht nur die äusserste Spitze der berührenden
Zündmasse, sondern desgleichen die Theilchen direct erhitzt, welche neben ihr in
Folge des Eindrückens oder des Eindringens die Streichfläche auch berühren.
Hier häufen sich die ungünstigen, die Entzündung verhindernden Umstände. Die in Folge
der Erschwerung des Streichens sich nöthig machende Erhöhung des Druckes befördert
die Zerdrückung der Zündmasse, ihre Absonderung vom Hölzchen; die Verlangsamung des
Streichens bewirkt, dass in jeder Zeiteinheit auch eine entsprechend nur geringere
Wärmemenge frei wird, und die Eindrückung der Zündkuppe in die weiche Streichfläche,
dass die sich erzeugende, relativ geringere Wärmemenge gleichzeitig zur Erwärmung
einer grösseren Fläche dient, als wenn stets nur ein einzelner Punkt die Berührung
bildet, dass der Vergrösserung der berührenden Fläche entsprechend die absolute
Wärmeerhöhung der sich berührenden Theilchen eine geringere sein wird.
Damit die Hölzchen sich entzünden, genügt bei längerer Streichfläche gewöhnlich, sie
schnell mit leichtem, ganz schwachem Drucke über dieselbe hinweg zu führen; bei
kürzerer Streichfläche ist es häufig (nicht immer) erforderlich, den Druck zu
erhöhen. Eine längere Streichfläche erleichtert daher die Entzündung; und eine
kürzere wird leicht zur Ursache, dass in Folge des erhöhten Druckes eine
Abbröckelung der Zündmassen von den Hölzchen erfolgt, bevor die Entzündung
eingetreten ist, oder im Moment der Entzündung, in welchem Falle der entzündete
Brocken abgetrennt vom Hölzchen verbrennt, und also die Entzündung auf das Hölzchen
nicht übertragen kann.
Einen wie grossen Einfluss die Länge der Streichfläche ausüben kann, erweist deutlich
ein Versuch auf glattem Fensterglase. Während hier bei 20 cm Länge nicht ein
Hölzchen aller 18 Sorten zur Entflammung zu bringen war, blieb bei 45 cm nur eine
Sorte (Nr. 11) und bei 55 cm keine einzige Sorte völlig unentzündlich; ja bei
letzterer Länge entzündeten sich sogar bei je 20 Versuchen sämmtliche Hölzchen der
Sorten 9, 13 und 17 und fast sämmtliche der Sorten 5, 6, 8, 14, 18, 15, 16. Am
geringsten entzündlich waren die Sorten 1, 11 und 12 mit 2, 3 und 4
Entzündungen.
Die Entzündung fast sämmtlicher im Handel befindlicher Sicherheitszündhölzer scheint
leicht zu erfolgen auf allen die Wärme schlecht leitenden Substanzen von einem
gewissen Härteminimum, welches bei zähen Körpern ungefähr dem des harten Holzes, bei
spröden dem des Flussspathes, d. i. dem Härtegrad 4 der Mohs'schen Scala entspricht, wenn sie mit einer ebenen, noch ganz schwach
rauhen Fläche versehen sind, wie z.B. glatt gehobeltes Holz und gerauhtes Glas
solche besitzen, oder soweit sie solche Flächen bilden, wie z.B. gutes, festes,
hartes Schreibpapier.
Eine vorzügliche Streichfläche gibt eine passende Papiersorte, wenn sie auf glattes Holz,
welches auch weich sein kann, aufgeklebt wird.
Da das Papier in verschiedenster Qualität sehr leicht zu beschaffen und man in der
Lage ist, sich so einfach Streichflächen von wenig und mehr differirender Härte
herzustellen, in solchen Grenzen, dass die Zündhölzer auf den weichsten Sorten sich
nur selten, auf den härtesten fast stets beim Streichen entzünden, so wurde das
Verhalten der auf ihre relative Entzündlichkeit zu untersuchenden Streichhölzer beim
Streichen auf einer Papierscala, bestehend aus sechs verschiedenen Papieren von etwa
20 cm Länge festgestellt, und ergab hier, wie zu erwarten, Resultate, welche einen
wohl begründeten Schluss auf die grössere und geringere Entzündlichkeit der
einzelnen Sorten zulassen, indem von den leichter entzündlichen Hölzern alle oder
fast alle auf allen sechs Papiersorten durch Streichen sich entzündeten, während bei
den schwerer entzündlichen die Entzündlichkeit auf den weicheren Papiersorten um so
mehr abnahm, je schwerer die Hölzer entzündlich sind.
Eine Prüfung auf den ebenen, ganz schwach rauhen, etwa 9 cm langen Flächen einer
Stein-Glasscala, hergestellt aus:
1) einem grösseren Stück Gypsspath (vom Härtegrad 2 der Mohs'schen Scala),
2) einem eben geschliffenen Stück feinkörnigen Marmors (vom
Härtegrad 3 der Mohs'schen Scala),
3) einem Stück gerauhten Fensterglases (vom Härtegrad 5–6 der
Mohs'schen Scala)
zeigte, dass auf dem weichen Gyps kein einziges der Hölzchen
zur Entzündung gebracht werden konnte. – Auf dem härteren Marmor entzünden sich nur
die Hölzer einiger Sorten, und in der Sorte selbst stets nur ein kleinerer oder
grösserer Theil. Auf dem noch härteren Glas dagegen hat die Entzündlichkeit so
zugenommen, dass bei den 18 geprüften Sorten
von
14
Sorten
die sämmtlichen Hölzer leicht und sehrleicht sich entzündeten,
„
2
„
fast alle Hölzer leicht sich entzündeten,
„
1
„
viele Hölzer etwas schwieriger sich ent-zündeten und nur
„
1
„
nur wenige Hölzer schwer sich entzündeten.
Die Entzündlichkeit der einzelnen Sorten entspricht derjenigen auf der Papierscala,
sowohl die schwerer und schwerst wie die leichtest entzündlichen Hölzer sind hier
und dort die gleichen.
Es entzünden sich nämlich von den
untersuchten Sorten Sicherheitszündhölzern nach den Ergebnissen beim
Streichen
auf der Papierscala
auf der Steinscala
laufende Nummer derHolzchen
Anzahl derSorten
laufende Nummer der Holzchen
Anzahl derSorten
Am leichtesten (und gewöhnlich stets)Sehr leicht (
„ „ fast stets)Leicht (
„ „ oft)Schwierig ( „
„ seltener)Am schwierigsten (und „ sehr
selten)
6, 8, 177, 13,
16, 182, 3, 4, 5, 9, 1012, 15, 14, 111
3 4 6 4 1
17, 13, 182, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 14,
1611, 12151
311 2 1 1
Summa
18
Summa
18
Die Zusammenstellung lässt erkennen, dass die Sorten 1, 15, 11, 12 und 14 die
schwerst entzündlichen, die Sorten 17, 13, 18, 6, 8 die leichtest entzündlichen beim
Reiben auf phosphorfreien Reibflächen sind. Man darf aber nicht ohne weiteres
schliessen, dass die Entzündlichkeit der Zündmassen der verschiedenen Sorten in
gleicher Reihenfolge zu- und abnehme. Denn die Entzündlichkeit der Zündhölzer hängt
bei der Reibung ausser von der leichteren oder schwierigeren Entzündlichkeit ihrer
Zündmassen wesentlich auch von der grösseren oder geringeren Haftbarkeit dieser an
den Hölzchen ab, indem das geringe Festhaften leicht zur Ursache wird, dass die
Zündmassen vom Kopfe der Hölzchen losbröckeln und dem Drucke und der Einwirkung des
Streichens schon früher sich entziehen, als in Folge der Reibung einer ihrer Theile
bis zur Entzündungstemperatur sich hat erwärmen können. Solche Zündhölzer, deren
Kuppen aus relativ sehr leicht entzündlicher, aber schlecht haftender Zündmasse
bestehen, können daher auf phosphorfreien Reibflächen weit schwerer entzündlich
sein, als solche, deren Köpfe von relativ schwer entzündlicher, aber besser
haftender Zündmasse gebildet werden; und zweifellos möchten solche Zündmassen, die
fest an den Hölzchen haften und doch bei Reibung auf geeigneten Flächen nur selten
und schwierig sich entzünden, um so geringer entzündlich sein, je seltener und
schwieriger die Entzündung von statten geht, während Zündmassen von geringer
Haftbarkeit, deren Hölzer leicht und häufig sich entzünden, zu den leichtest
entzündlichen gehören werden. Da für die Beurtheilung der Feuergefährlichkeit nicht
allein die leichtere oder schwierigere Entzündung der Zündhölzer als solche
Ausschlag gebend sein kann, sondern auch in Betracht gezogen werden muss, wie die
Zündmassen an und für sich beschaffen sind, so schien es angebracht, zu prüfen, wie
gross die Haftbarkeit der Zündmassen an den Hölzchen der verschiedenen Sorten war.
Freilich konnte nur eine sehr rohe Prüfungsmethode gewählt werden; sie bestand
darin, dass mit dem Daumennagel die Zündmassen von den Hölzchen abgedrückt und
abgekratzt und dann nach dem benöthigten Kraftaufwande die Grössen der Haftbarkeit
abgeschätzt wurden. Die Zündmassen zeigten sich dabei
am festesten
haftend
bei
den
Sorten
2, 3, 9, 13, 14, 17, 18,
ziemlich fest
„
„
„
„
4, 6, 7, 8, 15, 16,
am wenigsten fest haftend b. d.
„
1, 5, 10, 11, 12.
Bei der geringen Haftbarkeit der Sorten 1, 11, 12 muss trotz der schwierigen
Entzündlichkeit ihrer Hölzchen es fraglich bleiben, ob ihre Zündmassen zu den
schwerer oder leichter entzündlichen gehören. Ein Gleiches ist der Fall bei den
relativ leichtest entzündlichen Hölzern mit festest und ziemlich fest haftenden
Zündmassen 17, 13, 18 und auch 6, 8, 16, 7. Dagegen werden die Zündmassen der
wenigst haftenden Sorten 5 und 10 sicher relativ leicht entzündliche sein, da trotz
der geringen Haftbarkeit ihre Entzündung auf phosphorfreien Reibflächen eine sehr
häufige und leichte ist; und die Zündmassen der fest haftenden Sorten 15 und
vielleicht auch 14 werden die schwerste Entzündlichkeit besitzen, da ihre Hölzer bei
Reibung auf phosphorfreien Zündflächen nur relativ selten zur Entzündung gelangen.
Die Zündmassen der Sorten 2, 3, 9, 4 haben mittlere Entzündlichkeit, da diese Hölzer
bei bester und guter Haftbarkeit der Zündkuppen weder zu den leichtest, noch zu den
schwierigst entzündlichen gehören.
Die Feuergefährlichkeit der Zündhölzer ist ausser von der leichteren oder
schwierigeren Entzündlichkeit wesentlich auch davon bedingt, ob die Hölzchen nach
dem Ausblasen oder dem Erlöschen der Flamme noch längere, oder nur kürzere Zeit,
oder auch gar nicht nachglimmen.
Um in diesem Punkte klarer zu sehen, wurde das Verhalten der Hölzchen festgestellt,
nachdem die Flamme bis auf reichlich ⅔ der Hölzchenlänge vorgedrungen und dann durch
Blasen ausgelöscht worden war. Es ergab sich, dass bei den Sorten 1, 2, 3, 4, 5, 6,
7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 16, 17 stets, bei Nr. 18 fast stets und allein bei Nr.
15 nur selten ein Nachglimmen stattfand. Dasselbe währte bei Nr. 11, 14, 15, 16, 17
fast stets nur kurze Zeit, bei Nr. 18 bald längere, bald kürzere und bei sämmtlichen
anderen Sorten stets bezieh. fast stets längere Zeit.
Von den 18 untersuchten Sorten nähert sich daher lediglich die eine Sorte Nr. 15 dem
Ideal eines Zündhölzchens in Bezug auf das Nichtnachglimmen nach Auslöschung der
Flamme, indem die Hölzer dieser Sorte einerseits nur selten und andererseits auch
dann nur kurze Zeit meist lediglich im Inneren der verbrannten Zündkuppe ein
Nachglimmen zeigen. Bei vier weiteren Sorten (Nr. 11, 14, 16, 17) tritt das
Nachglimmen im Inneren (oder in der Nähe) der verbrannten Kuppe, wenn auch nur kurze
Zeit anhaltend, so doch stets bei jedem Hölzchen, ein, und bei 13 Sorten glimmt bei
jedem oder fast jedem Hölzchen gewöhnlich ein längeres Endchen des zu Kohle
verbrannten Holzes nach und fast stets während längerer Zeitdauer.
Das Nachglimmen der Hölzchen Nr. 11, 14, 15, 16, 17, 18 wird dadurch eingeschränkt
bezieh. verhindert, dass sie in ihrer ganzen Ausdehnung mit einer in Wasser
löslichen und leicht schmelzbaren, unverbrennlichen Substanz – vielleicht Borsäure,
borsaures Natron o. a. – gerade so stark imprägnirt sind, dass zwar die Uebertragung
der Flamme von der entzündeten Kuppe auf das – am Kopfende auch mit Paraffin
getränkte – Hölzchen und die Weiterpflanzung der Flamme an dessen Oberfläche noch
leicht sich vollzieht, dabei auch das Holz im Inneren der Flamme vollständig
verkohlt und die imprägnirende Substanz zum Schmelzen gebracht wird, dass aber die
die gebildete Kohle in dünner Schicht überziehende und so den Sauerstoff der Luft
von ihr abschliessende Schmelze hinreicht, die verkohlten Theile vor weiterer
Verbrennung – vor der vollständigen Veraschung – zu schützen. Es entsteht bei diesem
Vorgange ein Kohlenstäbchen, in seiner ganzen Länge in einen feinen Mantel der
unverbrennbaren Substanz gehüllt, an seiner Spitze die verbrannte Zündkuppe tragend
und so weit glühend, als es im (äusseren) Flammenrande sich befindet. Beim
Weiterschreiten der Flamme kühlen sich die von ihr verlassenen, in Folge der
Schmelzhülle selbst nicht mehr verbrennlichen, daher auch selbst nicht mehr
Hitze erzeugenden Theile sofort bis unter Rothglut ab.
Je gleichmässiger die Imprägnation die Holzstäbchen durchzieht, und je besser die
passendste Stärke der Imprägnation für jede Holzart getroffen wird, desto momentaner
hört mit dem Erlöschen der Flamme auch das Nachglühen – das Nachglimmen – der
Hölzchen auf, während bei ungleichmässiger oder zu schwacher Imprägnation ein
theilweises Nachglimmen stattfinden wird. Da in einen sehr schwachen Holzspan die
imprägnirende Flüssigkeit im Allgemeinen gleichmässiger eindringen wird, als in
einen stärkeren, so ist ersichtlich, dass für zu
imprägnirende Zündhölzer der flachrechtwinklige Querschnitt von etwa 1,5 × 3 mm der untersuchten Sorten
Nr. 15 und 16 weit zweckmässiger ist, als der
quadratische von etwa 2 × 2 mm der Sorten Nr. 11, 14, 17 und 18. Dass es aus
gleichem Grunde zur Erzielung eines guten Productes nothwendig ist, die grösste
Sorgfalt darauf zu verwenden, dass alle Stäbchen aus möglichst gleichartigem,
gleichweichem, von härteren Knoten und Jahresringen freiem Holze gefertigt werden,
bedarf kaum der Erwähnung.
Die Kohlenstäbchen, welche sich bei der Verbrennung der mit einer unverbrennlichen
Substanz imprägnirten Hölzchen bilden, sind befähigt, die verbrannten Zündkuppen an
ihrem freien Ende festzuhalten, sie vor dem Abfallen zu bewahren. Dieses Festhalten
wird erleichtert, wenn einerseits das Nachglimmen der gebildeten Kohle auch im
Inneren der Kuppe aufs Minimum beschränkt ist, die Kohlenstäbchen (vorzüglich in der
Kuppe) möglichst grosse Volumina, möglichst grosse Querschnitte besitzen, und wenn
andererseits die Zündmassen beim Verbrennen zusammensintern und sich an das in ihrem
Inneren befindliche Holz bezieh. an die entstehende Holzkohle fest anlegen, wie es
bei den Zündhölzern Nr. 15 geschieht. Dagegen wird das Festhalten der Zündkuppen
erschwert und eventuell ganz unmöglich gemacht, wenn umgekehrt die Zündmasse sich
aufbläht, beim Abbrennen ihren Zusammenhang mit ihrer Unterlage lockert, oder die
Unterlage selbst zum Theil oder gar ganz verglimmt, verascht, verschwindet.
Damit die Zündmasse fest hafte und unter ihr die Holzköpfe nicht veraschen, müssen
die Hölzer zuerst in ganzer Länge mit der
unverbrennbaren Substanz imprägnirt, getrocknet und
dann am Kopfende mit nur wenig Paraffin
getränkt werden, – nicht umgekehrt.Die Hölzchen
Nr. 11 scheinen zuerst am Kopfe mit Paraffin getränkt und dann erst in ihrer
ganzen Länge mit der unverbrennlichen Substanz imprägnirt zu sein. Sie
verglimmen daher am Kopfe und die verbrannte Zündkuppe fällt dabei
ab. Sodann wird es zweckmässig sein, die vorher vielleicht etwas
angewärmten Hölzchen beim Eintauchen in die nasse warme Zündmassenmischung so lange
in dieser zu lassen, bis das leicht schmelzbare und specifisch leichtere Paraffin
möglichst vollständig von der Oberfläche des äussersten Holzkopfes, der sich mit der
Zündmasse bedecken und an den sie sich fest anhängen soll, verdrängt wird.
Vielleicht ist es sogar angebracht, nach dem Paraffiniren der Köpfe vor dem
Aufbringen der Zündmasse die äussersten Spitzen der Hölzer nochmals in die heisse Imprägnirungsflüssigkeit eine Zeitlang
einzutauchen und hierdurch zu bewirken, dass
Tabelle I über die Entzündlichkeit verschiedener
Sicherheitszündhölzer.
Textabbildung Bd. 283, S. 278–279
Zeichen-Erklärung; w = weich, d. i.
mit dem Nagel des Daumens bequem stark einritzbar; f = fest haftend; h = hart,
d. i. mit dem Nagel des Daumens nur schwierig einritzbar; zf = ziemlich fest
haftend; m = mittelhart, d. i. zwischen w und h;
wf= wenig fest haftend; Der untersuchten Sicherheitszündhölzer laufende Nummer;
Etiguette; Zündmasse bildet am Hölzschen eine Kuppe von; Farbe äusserer
Beschaffenheit; Millimeter Länge; Härte; Haftbarkeit am Hölzchen und sonstigen
Eigenschaften; Beim Befeuchten mit conc. Schwefelsäure von 66° B.; ändert sich
ihre Farbe in entzündet sie sich; Entzündet sich beim
Strichen auf nicht über 20 cm langer Fläche von; Eisen glatt; Eisen
(alte Feilenfläche) stark rauk; Stein, Dachziegel; Stein, grob Sandstein; Stein,
fein Sandstein (Schleifstein) sehr schwach; Stein, Schiefer sehr schwach; Holz,
Eiche glatt gehobelt sehr schwach rauh; Holz Ahorn glatt gehobelt sehr schwach
rauh; Holz Fichte glatt gehobelt sehr schwach rauh; Hartgummi stark rauh;
Messinggewebe, auf 10 mm; Glaspapier 0, d. i. feinstes sehr rauh; Glaspapier 1,
d. i weniger; Zum Vergleich; Gewöhnliche Schwefelhölzer mit
phosphorhaltigen Köpfen; dunkelbraun sehr rauh. wie poroserschemend
(aber that sachlich nicht poros 1–2); druckt sich beim Streichen vom Holz licht
ab; dunkel graubraum (Spur heller als 1) matt, aber glatt und abgerundet 3–4
(2–5); dunkelbraun (Spur heller als 2) matt, glatt, rundlicht; gewohnlich nie,
mitunter oft; dunkelbraun (ähnlich wie 3) matt, glatt, rundlich 2,5–4,5;
rothlich dunkelbraun (ähnlich wie 2 und 3) matt, glatt, rundlich 3–4 (2,5–4,5);
rothlich dunkelbraun (ähnlich wie 3, 4 und 5) matt, glatt, rundlich 2,5–4;
rothbraun (etwas heller als 6) matt, glatt, rund, dick 3–4,5; rothbraun (oder
braunroth) (rother wie 7) matt, glatt, rundlich 3–4,5.
Tabelle I über die Entzündlichkeit verschiedener
Sicherheitszündhölzer.
Textabbildung Bd. 283, S. 280–281
Zeichen-Erklärung; w = weich, d. i.
mit dem Nagel des Daumens bequem stark einritzbar; f = fest haftend; h = hart,
d. i. mit dem Nagel des Daumens nur schwierig einritzbar; zf = ziemlich fest
haftend; m = mittelhart, d. i. zwischen w und h;
wf= wenig fest haftend; Der untersuchten Sicherheitszündhölzer laufende Nummer;
Etiguette; Zündmasse bildet am Hölzschen eine Kuppe von; Farbe äusserer
Beschaffenheit; Millimeter Länge; Härte; Haftbarkeit am Hölzchen und sonstigen
Eigenschaften; Beim Befeuchten mit conc. Schwefelsäure von 66° B.; ändert sich
ihre Farbe in entzündet sie sich; Entzündet sich beim
Strichen auf nicht über 20 cm langer Fläche von; Eisen glatt; Eisen
(alte Feilenfläche) stark rauk; Stein, Dachziegel; Stein, grob Sandstein; Stein,
fein Sandstein (Schleifstein) sehr schwach; Stein, Schiefer sehr schwach; Holz,
Eiche glatt gehobelt sehr schwach rauh; Holz Ahorn glatt gehobelt sehr schwach
rauh; Holz Fichte glatt gehobelt sehr schwach rauh; Hartgummi stark rauh;
Messinggewebe, auf 10 mm; Glaspapier 0, d. i. feinstes sehr rauh; Glaspapier 1,
d. i weniger; Zum Vergleich; Gewöhnliche Schwefelhölzer mit
phosphorhaltigen Köpfen; dunkelbraun sehr rauh. wie poroserschemend
(aber that sachlich nicht poros 1–2); druckt sich beim Streichen vom Holz licht
ab; dunkel graubraum (Spur heller als 1) matt, aber glatt und abgerundet 3–4
(2–5); dunkelbraun (Spur heller als 2) matt, glatt, rundlicht; gewohnlich nie,
mitunter oft; rothbraun oder braunroth (ähnlich wie 8) matt, glatt, länglich
4,5–6; Besitzt in 6 Schachteln von 10 etwas porose, in 4 Schacht dichte Textur.;
lebhaft blauroth matt, ein wenig rauh, rundlich 2–4; lebhaft mennigroth matt,
Spur rauh, ab geplattet, rundlich 4; mennigroth matt, etwas rauh, ab geplattet,
rundlich 2,5–3; schwefelgelb matt, etwas rauh, rundlich 3; schwefelgelb matt,
rauh, eckig 2; bei 15 Versuchen entzundeten die Holzchen sich sammtlich und
brannten auch sammtlich an; weiss; grunweiss (hellgrun); Holzchen mit dichter
Zundmasse, brennt jedes, mit poroser Zundmasse aber nur wenige; zwischen oft und
selten.
Tabelle II.
Ueber das Verbrennen und Nachglimmen verschiedener
Sicherheitszündhölzer, und über ihre Güte – relativ gegen einander in Bezug auf ihr
hauptsächlichstes Verhalten abgeschätzt. –
Textabbildung Bd. 283, S. 282
Zeichen-Erklärung; Alle
Einzeichnungen mit gerader Schrift deuten die grössere, alle mit schräger
Schrift die geringere Feuergefährlichkeit an; N = naturfarben; lg = längere Zeit; Querschnitt quadratisch;
Querschnitt flach rechtwinklig; kz = kürzere Zeit; # und + = Bestätigung, dass
die in betr. Rubrik verzeichnete Eigenschaft vorhanden ist; Der unterschten
Sorte Sicherheitszündhölzer laufende Nummer conform Tabelle I; Hölzchen
(durchweg etwa 50 mm lang) be- Farbe sitzen Querschnitt; Imprägnation Paraffin
am Kopf. von einer anderen Substanz in ganzer Länge; relativ langsam zu grauer
oder weisser Asche vollständig mit Ausnahme des Kopfes, der ganz oder z. Th.
verascht; zu Kohle in ganzer Länge; glimmen nach dem Auslöschen der Flammen
gewöhnlich nach; wie oft; wie lange Zeit nur in der Kuppe in der Kuppe und dicht
daneben; in der ganzen Länge der verkohlten Holzes; verändern ihre Gestalt beim
Verbrennen; Zündkuppen nur wenig, und dann durch Aufblähen durch
Zusammensintern.; fallen während des Abbrennens bezieh. Nachglimmens der
Hölzchen; Qualität – nach den Resultaten der Tabellen I un II verglichen – ist
relativ zu einander in Bezug auf Festsitzen der Zündmasse an den Hölzchen;
Nichtabfallen der verbrannten Zündkuppen; Kürze des Nachglimmens der verkohlten
Holzenden; Schwerentzündlichkeit der Zündmasse; beim Befeuchten mit conc.
Schwefels. von 66° B. bei Reibung auf phosphorfreien Reibflächen dto. für gleich
feste Haftbarkeit an den Hölzchenabgeschätzt.
das Paraffin aus ihnen heraus in die ferner gelegenen
Theile der Holzstäbchen sich hineinzieht.
Der braunrothe Ueberzug auf den Reibflächen der Schachteln aller 18 untersuchten
Sorten bestand – soweit mit einer scharfen Lupe bei bester Beleuchtung erkennbar –
durchweg aus einer Mischung von mehr und minder fein gepulverten Körpern, unter
denen stets amorpher Phosphor befindlich war.
Zum Vergleiche wurde noch geprüft, wie gewöhnliche Schwefelhölzer mit
phosphorhaltigen (silberglänzenden) Köpfen bei analoger Untersuchung sich verhalten.
Sie entzünden sich sehr leicht beim Streichen auf rauhem Eisen, rauhem und glattem
Stein, rauhem Glas, glattem Holz, rauhem Hartgummi, hartem und weichem Papier,
Messingdrahtgewebe, Glas- oder Smirgelpapier; auch auf glatter Glasfläche stets
leicht, sofern das Streichen unter schärferem Drucke ausgeführt wird. Dagegen trat auf glattem
(polirtem) Eisen eine Entzündung nicht ein; auch nicht beim Befeuchten mit
Schwefelsäure.
Die Hölzchen verglimmen zu Asche und die verbrannte Kuppe fällt dabei ab.
Es ist nicht zu verkennen, dass auch die am leichtest entzündlichen Sorten der
untersuchten Sicherheitszündhölzer durch Reibung auf phosphorfreien Flächen nur bei
weitem schwieriger zur Entzündung gebracht werden können, als die gewöhnlichen
phosphorhaltigen Schwefelhölzer. Sie bedürfen im Allgemeinen eine weit längere
Streichfläche als diese. Liegt die Absicht vor, möglichst viele, ja möglichst
sämmtliche der Hölzer zu entzünden, so ist auch meistens die Anwendung eines
Kunstgriffes geboten, weil ohne denselben die Hölzchen beim Streichen leicht
abbrechen. Man muss sie nämlich dicht hinter der Kuppe zwischen die Nägel des
Daumens und des Zeigefingers der Hand fassen, so dass lediglich die 2 bis 3 mm lange
Kuppe dem Drucke bei der Reibung ausgesetzt ist. Die Befürchtung, sich so durch die
bei der Entzündung entstehende Flamme zu verbrennen, ist unbegründet, da letztere
stets nach aussen vorschiesst. Es ist nur nöthig, nach der Entflammung das Hölzchen
schnell in den Fingern vorzuschieben.
Stellt man die Anforderungen, dass die Sicherheitszündhölzer möglichst nur auf mit
amorphem Phosphor belegten Streichflächen und möglichst wenig auf anderen
entzündlich sind, dass sie nach dem Auslöschen der Flamme nicht nachglimmen und ihre
Zündkuppen während (oder nach) dem Brennen nicht abfallen, so möchte von sämmtlichen
untersuchten Sorten die Nr. 15 diesen Anforderungen am vollkommensten entsprechen.
Nächstdem folgt Nr. 14 und dann Nr. 11. Nr. 11 entzündet sich allerdings auf
phosphorfreien Reibflächen noch seltener als 14 und 15, besitzt aber den Nachtheil,
dass das stets eintretende Nachglimmen sich auch stets auf die der verbrannten
Zündkuppe benachbarten verkohlten Holztheile erstreckt, während es bei Nr. 14
gewöhnlich nur innerhalb der Kuppe und bei Nr. 15 sehr häufig gar nicht, wenn aber,
so auch nur in der Kuppe auftritt.
Hält man die Entzündlichkeit der phosphorfreien Zündhölzchen auf phosphorfreien
Reibflächen nicht für einen Nachtheil, sondern für einen Vortheil, weil in solchem
Falle zu ihrer Entzündung die mit Phosphor präparirte Reibfläche nicht nöthig ist,
so würden Nr. 17 und darauf folgend Nr. 16 die zum Gebrauche empfehlenswerthesten
Sorten sein, da ihre Hölzchen auf sehr vielen Streichflächen leicht und fast stets
durch Reibung sich entzünden lassen und nach dem Auslöschen der Flamme nur kurze
Zeit gewöhnlich nur innerhalb der Kuppe nachglimmen. Bei der auch leicht und fast
stets in gleicher Weise entzündlichen Sorte Nr. 18 erstreckt sich das Nachglimmen in
Folge weniger sorgfältiger Imprägnation oft über die ganze Länge des verkohlten
Holzes und kann sie aus diesem Grunde den Nr. 17 und 16 nicht gleichgestellt
werden.
In Bezug auf die Feuergefährlichkeit der untersuchten Sicherheitszündhölzer sind
zweifellos diejenigen die wenigst gefährlichen, welche nicht nachglimmen und
gleichzeitig auch fast lediglich nur auf mit amorphem Phosphor präparirten
Reibflächen zur Entzündung zu bringen sind, sofern nicht nur ihnen, sondern auch den
auf phosphorfreien Reibflächen entzündlichen Hölzern die phosphorhaltige
Reibfläche beim Verkaufe stets beiliegt. Fraglich kann es erscheinen, ob die
Entstehung von Feuersgefahren grösser ist beim Gebrauche der nur auf
phosphorhaltigen Reibflächen entzündlichen Hölzer oder solcher
Sicherheitszündhölzer, welche auch auf anderen Reibflächen – aber weit schwieriger
als gewöhnliche Schwefelhölzer – entzündlich sind, wenn nur den ersteren die
phosphorhaltige Reibfläche beigegeben wird, den letzteren aber nicht; denn die auf
phosphorfreien Reibflächen nicht entzündlichen Hölzer entzünden sich auf den
phosphorhaltigen Reibflächen bei weitem leichter, als die auf phosphorfreien
Reibflächen entzündlichen Hölzer auf letzteren. Da nun neben den erstgenannten
Hölzern stets die Reibfläche zur Hand liegt, auf der die Entzündung in
allerleichtester Weise bewirkt werden kann, auch den Kindern, welche sich zum
Spielen in den Besitz von Hölzchen setzen, ebenso leicht zugängig ist, wie die
Hölzchen selbst, so ist nicht abzusprechen, dass die Kinder bei ihrem
Nachahmungstrieb auch versuchen werden, auf den gleichen Reibflächen die Hölzchen zu
entzünden, auf denen sie es bei Erwachsenen beobachtet haben; solchen Falles möchte
ihnen eine Entzündung der sonst schwer entflammbaren Sorten auf den phosphorhaltigen
Reibflächen weit leichter gelingen, als eine solche anderer Sicherheitszündhölzer
auf phosphorfreien Reibflächen.
Nach den statistischen Feststellungen der Feuerversicherungsgesellschaften sind die
meisten Brände, als deren Ursache die leichte Entzündlichkeit der Zündhölzer erkannt
ist, auf das unvorsichtige Spielen von Kindern mit solchen Hölzern zurückzuführen,
und gewöhnlich haben diese dann nur mit einzelnen Hölzern und nicht mit den
Schachteln gespielt. Die phosphorhaltigen Reibflächen würden auf Grund dieser
Erhebungen für die Feuersgefahr nur wenig in Betracht kommen. In Erwägung aller
dieser Punkte halten daher die Versicherungsgesellschaften im Interesse der
Feuersicherheit es für sehr erwünscht, dass möglichst nur solche Hölzer in den
Verkehr gebracht und in ihm geduldet werden, die thatsächlich – nicht nur nominell –
erstens auf anderen als mit amorphem Phosphor präparirten Flächen nicht oder fast
nicht entzündlich sind und zweitens auch nicht nachglimmen. Man kann ihnen hierin
nur beistimmen.
Schliesslich möge eine Bemerkung in Bezug auf die Holzschiebeschachteln, in denen die
Sicherheitszündhölzchen gewöhnlich verpackt sind, hier noch Platz finden. Dieselben
sind fast durchweg derart gefertigt, dass ein schwacher Holzspan von etwa 0,21 m
Länge und etwa 15 mm Breite an vier Stellen quer eingeritzt, dann über eine Form zu
einem Rahmen von etwa 55 mm Länge und 34 mm Breite zusammengelegt, um letzteren ein
mit Kleister bestrichenes, etwa 34 mm breites, farbiges Papierband herumgeschlagen
und derart festgeklebt wird, dass die überstehenden Papierränder auf der einen Seite
des Holzrahmens auf ein auf die Form auf- und in die Papierränder eingelegtes
Holzblättchen von etwa 52 mm Länge und 31 mm Breite umgeschlagen und festgedrückt
werden. Sie bilden dann mit diesem zusammen den Boden des Zündholzkästchens. Nach
dem Herausziehen der Form aus dem so gefertigten Kästchen werden die Papierränder
auf der oberen Seite des Holzrahmens noch umgeschlagen und an die inneren Wandungen
angeklebt.
Gewöhnlich ziehen sich die Böden und häufig auch die Längswände der so
dargestellten Kästchen mehr und weniger krumm.
Vortheilhaft von diesen Schachteln unterscheiden sich diejenigen einer
scandinavischen Firma, welche durch eine geringe Abänderung in der Construction bei
kaum merklich erhöhten Kosten sowohl dem Boden, wie den Längswänden der Schachteln
eine erheblich grössere Festigkeit und Schönheit gegeben und das Verziehen beseitigt
hat. Sie erzielt diesen Erfolg, indem sie für den Boden der Schachteln Holzblättchen
von etwa 52 mm Länge und 50 mm Breite verwendet, welche in 10 mm Entfernung von
jedem Längsende quer eingeritzt und deren Enden um 90° umgebogen sind. Um die
eingeknickten Enden legt sich eng anschliessend der die Ränder bildende Holzspan
dort, wo er die Längsseiten des Kästchens bildet. Die folgende Beklebung mit Papier
ist die gleiche, wie bei den anderen Schachteln.
Dadurch dass die Enden des den Boden bildenden Holzblättchens im Winkel von 90°
umgelegt sind und seine Längsfasern senkrecht zu den Längsseiten des Kästchens
stehen (bei den gewöhnlichen Kästchen parallel), erhält sowohl Boden wie
Längswandung eine bedeutendere Steifheit, und das Werfen der Holztheile wird fast
gänzlich beseitigt. Die Fig. 1 und 2 zeigen den Querschnitt der Schachteln gewöhnlicher
und verbesserter Construction.
Textabbildung Bd. 283, S. 284Fig. 1Textabbildung Bd. 283, S. 284Fig. 2 Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die Herstellung nur bester Zündhölzer
allgemeiner zu machen.
Merseburg, im August 1891.