Titel: | Elektromobile. |
Autor: | Th. Wolff |
Fundstelle: | Band 331, Jahrgang 1916, S. 312 |
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Elektromobile.
Von Th. Wolff,
Friedenau.
WOLFF: Elektromobile.
Auf dem Gebiete des Verkehrs- und Beförderungswesens hat die Elektrizität in den
letzten Jahrzehnten die glänzendsten Triumphe gefeiert, und was hier erreicht worden
ist, gehört mit zu den bedeutendsten Erfolgen, die die Elektrotechnik überhaupt zu
verzeichnen hat. Die Elektrisierung der Straßenbahn steht hier an erster Stelle, die
Einführung der Elektrizität in das Förderungswesen der Berg- und Hüttenwerke, die
elektrisch betriebenen Krananlagen, deren sich die Großindustrie in immer wachsendem
Maße bedient, dann vor allem die Elektrisierung der Vollbahnen, die zwar gegenwärtig
noch in ihren Anfängen steckt, aber die besten Erfolge für die Zukunft verspricht,
die so gut verlaufenen Versuche mit elektrischen Schnellbahnen usw., dürften die
Hauptetappen der Elektrizität auf dem Gebiete des Verkehrs- und Beförderungswesens
darstellen. Viel weniger erfolgreich dagegen war die Elektrizität auf einem
Sondergebiet der Verkehrstechnik, das immer mehr an technischer wie
volkswirtschaftlicher Bedeutung gewinnt, auf dem Gebiete des Automobils. Hier hat
sie trotz angestrengten Wettbewerbes dem Benzinmotor bei weitem dem Vorrang lassen
müssen. Von der Gesamtzahl der Automobile, die im Deutschen Reich vor Ausbruch des
Krieges festgestellt wurde, entfallen nur etwa 5 v. H. auf Elektromobile. In allen
anderen Ländern dürfte das Verhältnis ebenso und höchstens noch etwas ungünstiger
für das Elektromobil sein.
Die Ursache dieses geringen Erfolges auf jenem Sondergebiete ist lediglich in dem
verhältnismäßig kleinen Aktionsradius des elektromobilen schienenlosen
Kraftfahrzeuges gegenüber dem Benzinmotor zu suchen. Während elektrische Straßen-
und Vollbahnen ihre Energie von einer Zentrale vermittels eines Netzes von Leitungen
zugeführt erhalten und dadurch in ihrer Betriebsfähigkeit praktisch unbeschränkt
sind, muß das nicht an die Schiene gebundene Elektromobil die benötigte Energie
in der Batterie selbst mit sich führen. Hierdurch erlangt es zwar eine größere
Selbständigkeit als die von dem Kraftwerk abhängigen elektrischen Schienenbahnen,
zugleich aber ist es auch in seinem Betriebe zeitlich wie räumlich sehr und oftmals
viel mehr beschränkt, als sich mit den Anforderungen des Verkehrswesens der Neuzeit
verträgt. Die Batterie eines Elektromobils gestattet selbst bei den
leistungsfähigsten Wagen dieser Art immer nur einen Aktionsradius von etwa 80 km,
eine Beschränkung, durch die das Elektromobil von einem Hauptgebiete des neueren
Automobilfahrwesens, von den Fernfahrten, von vornherein vollständig ausgeschlossen
ist und hier dem Benzinautomobil gegenüber, das zeitlich wie räumlich kaum eine
Grenze seiner Betriebsfähigkeit kennt, fast völlig konkurrenzunfähig wird. Immerhin
bleibt dem Elektromobil auch bei dieser Beschränkung noch ein bedeutendes Feld
seiner Betätigung und Verwendung übrig, das. sogar gegenwärtig in ständiger
Erweiterung und Entwicklung begriffen ist, und es dürfte angebracht sein, einen
Blick auf das Gebiet der heutigen Verwendung des Elektromobils wie auch auf seine
ferneren Verwendungsmöglichkeiten zu werfen.
Von vornherein wird das Elektromobil in jeder Gestalt und Verwendung infolge des
beschränkten Aktionsradius auf das engere Verkehrsgebiet des städtischen Weichbildes
verwiesen. Hier, wo der Aktionsradius von 80 km für die meisten praktischen Zwecke
ausreicht, kommen die Vorzüge des elektrischen Wagens, die in der größeren
Zuverlässigkeit und Betriebsicherheit, ferner in dem geräuschloseren und ruhigeren
Laufe, vor allem aber in seiner völligen Geruchlosigkeit bestehen, dem
Benzinautomobil gegenüber auf das Vorteilhafteste zur Geltung. Gerade diese Vorzüge
machen das Elektromobil zu einem ausgezeichneten städtischen Kraftfahrzeug, und es dürfte dahin
kommen, daß es hier das rauchende, riechende und geräuschvolle Benzinautomobil, das
bereits jetzt die bedenklichsten Begleiterscheinungen für die Hygiene der Städte im
Gefolge hat, mehr und mehr verdrängt. Solche bedenklichen hygienischen
Begleiterscheinungen waren es, die seinerzeit die qualmende Dampfstraßenbahn wieder
aus den Städten verbannten und die elektrische Straßenbahn zur Alleinherrscherin
machten, und die gleichen Umstände dürften über kurz oder lang auch zu einer ganz
entschiedenen Einschränkung des Verkehrs der Benzinautomobile in den Städten führen
und damit dem Elektromobil die Wege ebenen. In Berlin ist das praktisch bereits
durch die bekannte Verfügung des Polizeipräsidenten in Erscheinung getreten,
derzufolge Automobildroschken mit Explosionsmotor vorderhand nicht weiter
eingestellt werden dürfen. Eine Reihe anderer Großstädte hat ähnliche Verfügungen
getroffen, und es ist anzunehmen, daß auch weiterhin Maßregeln zu einer solchen
Regelung des öffentlichen städtischen Automobilverkehrs getroffen und aufrecht
erhalten werden. So steht gegenwärtig die Elektromobildroschke nahezu ebenbürtig
neben ihrer benzinbetriebenen Kollegin, und es ist zu erwarten, daß die weitere
Entwicklung des städtischen Verkehrswesens der Elektromobildroschke in immer
entschiedenerer Weise den Vorzug geben wird. Um diesen Entwicklungsgang zu
beschleunigen, hat die Elektromobilindustrie alle Ursache, dem Bau elektrischer
Droschken weiterhin größere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Technische Verbesserungen auf
diesem Gebiete dürften sich einmal glänzend bezahlt machen.
Außer der Droschke finden aber auch alle anderen Arten elektromobiler Fahrzeuge
innerhalb der Grenzen des städtischen Weichbildes einen sehr erfolgreichen
Wirkungskreis, wo sie mit dem Benzinautomobil durchaus in Wettbewerb treten können.
Zunächst das Privat- und Luxusautomobil, der elektromobile Stadtwagen, dem seiner
größeren Betriebs- und Verkehrssicherheit wegen in vielen Fällen der Vorzug vor dem
Benzinauto gegeben wird, besonders seitens älterer Wagenbesitzer, dann aber auch der
elektromobile Geschäfts- und Lieferungswagen für die gewerblichen Zwecke der großen
Geschäfts- und Warenhäuser und anderer Betriebe, die ständig Warenbeförderungen
innerhalb der Stadt auszuführen haben, endlich auch der leichtere Lastwagen für
Belastungen bis zu 2000 kg. Der elektromobile Geschäfts- und Lastwagen hat sich
durchaus bewährt, und eine Reihe von Firmen, die mit dem Benzinwagen für ihre
Beförderungs- und Lieferungszwecke wenig zufriedenstellende Erfahrungen gemacht
hatten, ist zum Elektromobil übergegangen und hierbei geblieben. Innerhalb der
Stadt, wo also immer nur verhältnismäßig kurze Beförderungsstrecken in Betracht
kommen, ist nämlich der Benzinmotor deswegen ein unzweckmäßiges gewerbliches
Beförderungsmittel, weil bei solchen Verhältnissen die hohe Leistungsfähigkeit und
die sonstigen Vorteile dieses Beförderungsmittels nicht genügend ausgenutzt werden
können, so daß sich der Betrieb hier teuerer als andere Betriebsarten stellt. Der
Benzinwagen bedarf immer möglichst weiter Strecken, die ihn weit über die
Grenzen der Stadt hinausführen, sowie ununterbrochener und möglichst pausenloser
Arbeitsweise, wenn er befriedigende wirtschaftliche Ergebnisse herbeiführen soll.
Während er sich beispielsweise bei Beförderungen nach Vororten sehr gut bewährt und
in solchen Fällen von vielen Firmen mit gutem wirtschaftlichen Erfolge für
Lieferungs- und ähnliche Zwecke betrieben wird, hat er bei der Warenlieferung
innerhalb der Stadt in der Mehrzahl der Fälle Fiasko gemacht. Gerade in solchen
Fällen aber findet das Elektromobil ein seiner Natur sehr entsprechendes
Arbeitsfeld, und es erweist sich hier nicht nur als ein schnelles, gewandtes und
zuverlässiges Beförderungsmittel, das eine ganze Reihe betriebstechnischer Vorteile
aufzuweisen hat, sondern es arbeitet hier auch wirtschaftlich mit bestem Erfolge,
und zwar in vielen Fällen billiger als das Pferdegespann und ebenso auch als der
Benzinmotor. Nach den genauen Aufzeichnungen einer Reihe gewerblicher Betriebe, die
Elektromobile für Beförderungs- und Lieferungszwecke unterhalten, stellen sich die
jährlichen Betriebskosten eines Wagens von 1500 kg Tragfähigkeit und bei einer
Wegestrecke von rund 20000 km auf etwa 6800 M; hierbei betragen die Kosten für 1
t/km 22,5 Pf. Auf ungefähr ebensoviel beliefen sich die Kosten bei einem Lastwagen
mit Edisonbatterie, der eine Tragfähigkeit von 2000 kg hatte und rund 15000 km
jährlich zurücklegte; die Jahreskosten dieses Wagens waren 7100 Mark, die Kosten für
1 t/km mithin etwa 23,7 Pf., also nur wenig mehr als in dem vorerwähnten Falle.
Ungefähr die gleichen Ergebnisse wurden in zahlreichen anderen Fällen erzielt. Beim
Pferdegespann dagegen stellen sich erfahrungsgemäß die Kosten für 1 t/km auf 30 bis
38 Pf., beim Benzinmotorwagen in gleichartigen Fällen sogar auf 40 bis 50 Pf.,
während bei schweren Lasten über weite Strecken, die eine volle Ausnutzung der hohen
Leistungsfähigkeit des benzinbetriebenen Motorlastwagens gestatten, aber auch nur in
solchen Fällen, die Kosten für 1 t/km 22 Pf. betragen, also geringer als beim
Pferdebetriebe sind. Aus diesem Vergleich ergibt sich, daß das Elektromobil bei
Warenbeförderungen innerhalb der Stadt durchweg billiger arbeitet als das
Benzinautomobil und in vielen Fällen sogar auch billiger als das Pferdegespann.
Seinen betriebstechnischen Eigenschaften wie auch seinen wirtschaftlichen
Ergebnissen nach hat also der elektromobile Geschäfts- und Lastwagen alle Aussicht,
ebenfalls ein günstiges und erfolgreiches Arbeitsfeld innerhalb der Stadt zu
finden.
Schwierigkeiten für den Betrieb von Elektromobilen machte bisher auch in der Stadt
die Unterbringung solcher Wagen, besonders wo es sich um den Betrieb und die
Unterbringung eines einzelnen Wagens, gleichviel ob Privatwagen, Droschke oder
Geschäftswagen, handelte. Beim Benzinwagen macht die Unterbringung so gut wie keine
Umstände, denn für einen solchen Wagen kann schließlich jeder Raum ohne viel
Umstände eingerichtet werden, wenn nur genügend Platz für bequeme Unterkunft des
Wagens vorhanden ist, die Ein- und Ausfahrt leicht von statten geht und der Wagen
vor den Einflüssen der Witterung genügend geschützt ist. Anders beim Elektromobil. Dieses macht
vor allem die Schwierigkeit, daß der Unterbringungsraum mit einer Ladestelle
versehen sein muß, ohne die sich der Betrieb verhältnismäßig teuer und.
beispielsweise auch viel teurer als in den vorerwähnten Fällen stellen würde. Eine
Ladestelle ist aber immer eine umfangreiche und kostspielige Anlage, und besonders
im kleinen, also etwa den Bedürfnissen eines einzelnen Wagens entsprechenden
Maßstabe sind die Unterhaltungskosten einer solchen Anlage verhältnismäßig hoch. Ist
jedoch eine größere Anzahl von Wagen unterzubringen, so sinken die Kosten der
Unterbringung infolge wirtschaftlicherer Ausnutzung des elektrischen Stromes für den
einzelnen Wagen ganz bedeutend. Infolge der Umstände und Kosten der Unterbringung
einzelner Wagen konnte bisher die Einführung des Elektromobils für den Einzelbetrieb
trotz seiner erheblichen Vorteile für den Stadtverkehr doch nur langsam von statten
gehen. Besonders Elektromobildroschken konnten bisher nur von großen
Betriebsgesellschaften, die eine große Anzahl von Wagen unterhalten und für diese
eigene große Anlagen mit entsprechenden Ladestellen haben, betrieben werden, während
es bei der Benzindroschke ziemlich umgekehrt ist und solche Wagen viel mehr von
einzelnen Droschkenführern, die zugleich Besitzer des Wagens sind, den sogenannten
Selbstfahrern, als von Betriebsgesellschaften betrieben werden.
Die Schwierigkeiten in der Unterbringung einzelner Wagen sind jetzt in glücklichster
Weise behoben worden durch eine Einrichtung, die in der mietsweisen Unterbringung
einzelner Wagen besteht. In Berlin hat die Norddeutsche
Automobil- und Motoren-A.-G., die bekannte Firma für den Bau von
Elektromobilen, eine solche Anlage eingerichtet, deren praktischer Wert darin
besteht, daß sie die Unterbringungskosten auch für den Besitzer eines einzelnen
Wagens ganz bedeutend ermäßigt, so daß sich für ihn die Kosten nicht höher als im
Großbetriebe stellen. Die Anlage ist für die Unterbringung von etwa 30 Wagen
eingerichtet und mit allen Einrichtungen versehen, die die sorgfältige Aufbewahrung
und Wartung der Wagen erfordert. Der Besitzer eines elektrischen Wagens, der sich
dieser Einrichtung bedient, hat also überhaupt nicht mehr nötig, für eine eigene
Unterbringung Sorge zu tragen; der Wagen steht, wenn er nicht im Gebrauch ist, in
dem Mietsraume, und ein einfacher Anruf mittels Fernsprechers genügt, um zu
veranlassen, daß der Wagen in wenigen Minuten nach der Wohnung seines Besitzers
gebracht wird. Aufbewahrung, Reinigung, Ausbesserung und sonstige Instandhaltung
sowie natürlich auch die Ladung wird von der Firma besorgt, die dem Wagenbesitzer
auch den Wagenführer zur Verfügung stellt. Für die vollständige Unterbringung eines
Wagens, also für Unterkunft, Oelung, Reinigung, Gummiersatz sowie Verbrauch aller
sonstigen Materialien, Kraftverbrauch und Führerlohn, also überhaupt für alles, was
zum Betriebe des Fahrzeuges notwendig ist, bezahlt der Wagenbesitzer monatlich eine
Pauschalsumme von 300 M, sowie für jedes zurückgelegte Kilometer Fahrt den
Betrag von 25 Pf. Dieser Tarif gilt jedoch nur für Privat- bzw. Personenwagen; für
Lastwagen wird keine Pauschalsumme, sondern lediglich ein Betrag von 40 Pf. für 1 km
Wagenfahrt erhoben. Die Einrichtung hat sich gut bewährt und wird sehr lebhaft in
Anspruch genommen, besonders auch seitens der Geschäftswelt, die auf diese Weise auf
denkbar bequemste und billigste Art für die Unterhaltung ihrer Wagen sorgt. Die
Einrichtung dürfte dazu bestimmt sein, die Verwendung von Elektromobilen zu
erleichtern und damit auch gleichzeitig zu fördern. Weitere Einrichtungen dieser Art
sollte sich die Elektromobilindustrie angelegen sein lassen.
Die bedeutendsten Erfolge sowohl in betriebstechnischer wie in wirtschaftlicher
Hinsicht, Erfolge, in denen das Elektromobil geradezu einzig allen anderen
Betriebsarten gegenüber dasteht, hat dieses jedoch in einigen Sondertätigkeiten des
städtischen Beförderungswesens errungen, nämlich auf den Gebieten des
Feuerlöschwesens und der Krankenbeförderung. Hier hat der elektrische Wagen eine
ausgesprochene Ueberlegenheit nicht nur über das Pferdegespann, sondern auch über
jede andere Art motorischer Beförderung, Benzinautomobil wie Dampfwagen, erwiesen,
und damit auf diesem Sondergebiete der Industrie elektrischer Wagen die
verheißungsvollsten Aussichten erschlossen, so daß es angebracht sein dürfte, auf
diese Verwendungsarten des Elektromobils und auf die Erfolge, die es hier bisher
erzielt hat, des näheren einzugehen.
Sei zunächst das Elektromobil im Dienste des Feuerlöschwesens betrachtet. Der
Feuerwehrwagen gehört zu den wichtigsten städtischen Beförderungsmitteln, von dem
mehr als von anderen öffentlichen Fahrzeugen Betriebssicherheit, Zuverlässigkeit,
stete Dienstbereitschaft und Schnelligkeit verlangt werden. Seit daher das Automobil
überhaupt in stärkerem Maße in den Dienst des praktischen Beförderungswesens
eintrat, wurde in den großstädtischen Verwaltungen der Gedanke erwogen, die großen
und wertvollen fahrtechnischen Eigenschaften des Automobils, das ja dem
Pferdegespann in so mannigfacher Hinsicht überlegen ist, in den Dienst des
Feuerlöschwesens zu stellen. Allen voran ging in dieser Hinsicht die Stadt Hannover,
die schon vor etwa 15 Jahren den ersten automobilen Löschzug einführte und damit zum
Pionier für alle anderen Großstädte wurde. Es war zunächst aber nicht der
elektrische Wagen, der zur Automobilisierung der Feuerwehrbeförderung verwandt
wurde, vielmehr trat auch hier zunächst der Benzin wagen, dann aber auch der
Dampfwagen in den Vordergrund des Interesses. Allmählich aber trat der Benzinwagen
in dem Wettbewerbe für den Dienst der automobilen Löschbeförderung zurück,
einerseits der Feuergefährlichkeit wegen, die gerade hier verhängnisvoll werden
konnte, andererseits aber auch des Umstandes wegen, daß der Benzinwagen infolge
seiner konstruktiven Eigentümlichkeit weder den Einbau von Dampfspritzen und
Pumpwerken, noch die Anbringung von Stock- und Hakenleitern, wie sie zur Ausrüstung
des Löschwagens gehören, gestattete, endlich wohl auch deswegen, weil der Benzinmotor doch
noch nicht die ganz unbedingte Betriebssicherheit und Zuverlässigkeit aufweist, wie
sie für die Fahrzeuge der Feuerwehren natürlich mehr als für jedes andere
Beförderungsmittel nötig ist. So schien für die Automobilisierung der
Feuerwehrbeförderung nur der Dampfwagen in Betracht zu kommen, der betriebstechnisch
zufriedenstellend arbeitete, konstruktiv sich allen Anforderungen des Löschwesens
anpaßte und wirtschaftlich sehr günstige Ergebnisse erzielte. Eine Zeitlang
beherrschte der Dampfwagen wohl bei allen Feuerwehren, die sich mit der Umwandlung
des Pferdebetriebes in Kraftbetrieb befaßten, das Feld. Dann aber erhielt er einen
Gegner in Gestalt des elektrischen Löschwagens. Die Elektromobilindustrie hatte im
Bau automobiler Fahrzeuge bedeutende Erfahrungen und Fortschritte gemacht und
brachte jetzt Typen auf den Markt, die sich den früheren Versuchswagen mit
elektrischem Antrieb, die vielfach ein böses Fiasko zu verzeichnen hatten, ganz
bedeutend überlegen erwiesen. Von vornherein mußte der neue Kraftwagen besonders für
den Dienst des Löschwesens geeignet erscheinen, weil ihn dazu verschiedene
Eigenschaften, wie die leichte Instandhaltung, die sofortige Betriebsbereitschaft,
die außerordentliche Zuverlässigkeit und endlich auch die Billigkeit des Betriebes
bestimmten. Infolge dieser Eigenschaften trat der elektromobile Löschwagen alsbald
in Wettbewerb mit dem Dampfwagen bei fast allen Feuerwehren mit Kraftbetrieb, und in
den jahrelangen Versuchen, die hier mit beiden Arten von Löschfahrzeugen angestellt
wurden, erwies der elektrische Wagen eine bedeutende Ueberlegenheit auch über den
Dampfwagen.
Einen interessanten und wertvollen Beitrag zu dem Wettbewerb zwischen Dampfwagen und
Elektromobil im Dienste des Löschwesens bildet der Bericht der Berliner
Branddirektion über die bei der Berliner Feuerwehr vorgenommenen Versuche mit
Kraftfahrzeugen. Die Vorgeschichte dieses Berichtes ist folgende: Im Jahre 1906
stellte die Stadt Berlin der Feuerwehrinspektion den Betrag von 50000 M zur
Verfügung zwecks Vornahme von Versuchen über die Verwendbarkeit des Automobils für
den Feuerlöschdienst und zur Prüfung der Frage, welche Betriebskraft die für diese
Zwecke geeignetste sei. Von vornherein drehte sich die Frage nur um Dampfmotoren und
Elektromotoren. Benzinwagen wurden aus den angeführten Gründen ausgeschieden. Es
wurden 40000 M bewilligt für den Bau von schweren Löschfahrzeugen, und zwar eines
Dampfwagens und eines Elektromobils, und weitere 10000 M für die Durchführung der
Versuche bereitgestellt. Zwecks Erlangung einwandfreier Prüfungsergebnisse wurden
nun mit beiden Wagen Probefahrten von Berlin aus nach Potsdam, Dresden, Stettin und
noch anderen Orten unternommen, wobei jeder Wagen bei einer Fahrt durchschnittlich
104 Kilometer zurücklegte. Mit dem Elektromobil wurden dieserart in einer einzigen
Woche 986 km zurückgelegt, d.h. beinahe eben so viel, wie ein bespannter Berliner
Löschzug durchschnittlich im ganzen Jahre leistet. Das Ergebnis der angestellten
Prüfungsfahrten war, daß beide Fahrzeuge, Dampfwagen und Elektromobil, im
Betriebe sich ganz erheblich billiger stellten als der bespannte Löschwagen, daß
andererseits aber das Elektromobil sich sowohl wirtschaftlich wie betriebstechnisch
dem Dampfwagen noch wesentlich überlegen erwies. Der elektrische Wagen zeigte sich
im Betriebe als wesentlich leichter, zuverlässiger und billiger als der Dampfwagen
und hatte auch viel weniger Betriebsstörungen als jener aufzuweisen. Mehrfach
angestellte Messungen ergaben, daß der zu den Versuchen verwandte elektrische Wagen,
ein Lohner-Porsche-Wagen, sehr
wenig Strom verbrauchte; das mit 4,5 t vollbelastete Fahrzeug durchlief auf ebener,
asphaltierter Straße eine Meßstrecke von 200 m in 19 Sekunden mit dem Winde und in
21 Sekunden gegen den Wind, also durchschnittlich in 20 Sekunden. Hierbei wurden
verbraucht 61 Amp. mit dem Winde und 65 Amp. gegen den Wind, im Mittel sonach 63
Amp. bei einer Spannung von 145 Volt. Die Geschwindigkeit des Fahrzeuges stellte
sich auf 36 km in der Stunde, der Energieverbrauch auf 56,4 Wattstunden für das
t/km.
Die jährlichen Betriebs- und Unterhaltungskosten eines Löschwagens betragen bei
Verwendung von
bespanntem Wagen
4320 M,
Dampfwagen
1731 M,
Elektromobilen
1205 M.
Diese Angaben sind, wie beim Pferdebetriebe, das
Durchschnittsergebnis auf Grund langjähriger genauer Notierungen, beim Dampfwagen
und Elektromobil dagegen das Ergebnis, das während des Versuchsjahres gewonnen und
seitdem durch die erfolgte Einführung elektrischer Löschzüge bestätigt wurde. Nach
dieser Gegenüberstellung der Kosten der beiden Betriebsarten muß der elektrische
Betrieb also auch in wirtschaftlicher Hinsicht entschieden bevorzugt werden, denn er
stellt sich für das einzelne Fahrzeug und Jahr um 525 M billiger als der Dampfwagen,
was, auf den Gesamtbetrieb der Berliner Feuerwehren berechnet, etwa 40000 M für das
Jahr ausmachen würde. Die Ersparnis dagegen, die durch Umwandlung des
Pferdebetriebes der gesamten Berliner Feuerwehr in elektrischen Betrieb zu erzielen
ist, beläuft sich, nach den Ersparnissen an dem einzelnen Wagen berechnet, auf über
220000. M für das Jahr.
Aus den Ergebnissen des Versuchsjahres schloß die Branddirektion, daß es zweckmäßig
ist, für den inneren Stadtbetrieb und für nachbarliche Hilfeleistung in den
unmittelbar angrenzenden Vororten Löschzüge mit elektrischem Antriebe zu wählen; um
jedoch im Notfalle auch auf weitere Entfernungen Hilfe senden zu können, wurde
empfohlen, daneben einige Ersatzwagen mit Dampfbetrieb bereit zu halten.
Infolgedessen entschloß sich die Stadt Berlin alsbald zur Anschaffung eines aus vier
elektrisch betriebenen Fahrzeugen bestehenden Löschzuges, der als Feuerwache IV in
der Schönlankerstraße stationiert wurde. Nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden
Mittel soll die weitere Elektromobilisierung der gesamten Berliner Feuerwehren
vorgenommen werden. Die hier niedergelegten Ergebnisse decken sich übrigens
vollständig mit den
Betriebsergebnissen, die in anderen Großstädten schon seit Jahren gemacht worden
sind. In Hannover beispielsweise betragen die an jedem Fahrzeuge eines seit etwa
zehn Jahren im Dienste befindlichen elektro-mobilen Löschzuges jährlich erzielten
Ersparnisse durchschnittlich über 3000 M gegenüber dem Pferdegespann. Aehnlich sind
die Betriebsergebnisse auch in anderen Städten wie Chemnitz, Köln, Essen, Hamburg,
Magdeburg, Wien usw., die alle schon seit Jahren zum automobilen Löschzuge
übergegangen sind. Ueberall hat sich auch die Tatsache ergeben, daß der elektrische
Betrieb nicht nur billiger als der Pferdebetrieb, sondern auch billiger als der
Dampfbetrieb ist.
Diese Ergebnisse bedeuten eine Ueberlegenheit des Elektromobils über jede Art von
Automobilen auf dem Gebiete des Feuerwehrfuhrwesens und erschließen damit der
Elektrotechnik wie auch der Elektroindustrie ein aussichtsreiches Feld, das es zu
bearbeiten gilt.
Aehnlich wie auf dem Gebiete der Feuerwehrbeförderung liegen die Verhältnisse auch
auf dem Gebiete der Krankenbeförderung, bei der jetzt ebenfalls das Elektromobil
erfolgreich an Stelle des Pferdebetriebes tritt, besonders in den Orten, in denen
elektrische Löschzüge bereits vorhanden sind, und in denen zugleich das Löschwesen
mit der kommunalen Krankenbeförderung verbunden ist.
Gerade als Krankenwagen weist das Automobil eine große Anzahl wertvoller Vorzüge
gegen das Pferdegespann auf, ein Umstand, der dem Motorwagen auch auf diesem
Sondergebiete mit Sicherheit eine große Zukunft und baldige Zunahme seiner
Verwendung in Aussicht stellt. Für den Krankenwagen gilt das gleiche wie für alle
anderen Arten von Beförderungsfahrzeugen. Während für Krankenbeförderung über große
Entfernungen nur das Benzinautomobil in Betracht kommt und hierbei auch bereits
tätig ist, hat sich für die öffentliche Krankenbeförderung innerhalb der
Gemeindegrenzen der elektrisch betriebene Wagen als die zweckmäßigste und
wirtschaftlich vorteilhafteste Form der Krankenbeförderung erwiesen. Besonders die
Gemeinden, die bereits elektromobile Feuerwehren eingestellt haben, gehen jetzt
allgemein auch zur Einführung des elektromobilen Krankenwagens über, da, wie bereits
gesagt, die öffentliche Krankenbeförderung zumeist mit den Feuerwehren verknüpft ist
und der automobile Krankenwagen sich daher leicht und praktisch an den Dienst des
Automobillöschzuges angliedern läßt. In dieser Weise haben bereits die Gemeinden
Hannover, Leipzig, Hamburg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Schöneberg- und auch
Berlin, mit der Einstellung elektromobiler Krankenwagen begonnen.
Der zunächst in Betracht kommende Vorzug des automobilen Krankenwagens gegenüber dem
Pferdegespann besteht nach den Erfahrungen der Gemeinden vor allem in der sofortigen
Betriebsbereitschaft und der größeren Schnelligkeit. Wie die Verwaltungstelle für
die Krankenbeförderung der Gemeinde Wilmersdorf dem Verfasser mitteilte, schafft das
dortige Krankenautomobil nach den seit einigen Jahren gemachten Erfahrungen
mehr als zwei Pferdegespanne. Noch wertvoller aber ist, vom rein sanitären
Standpunkte aus betrachtet, der Umstand, daß der Kranke vermittels des Motorwagens
erheblich schneller nach dem Krankenhause gelangt und dort die geeignete Behandlung
erfährt. Können doch unter Umständen an einigen Minuten früherer oder späterer
Ankunft Leben und Gesundheit des Kranken abhängen, wie etwa in Fällen eiliger
Operationen. Ein weiterer Vorzug des Krankenelektromobils vor dem Pferdegespann
besteht in dem ruhigen und sanften Lauf, der auch noch ruhiger und sanfter ist als
beim Benzinautomobil. Charakteristisch für diese wertvolle Eigenschaft des
Krankenelektromobils ist ein kleines Erlebnis, das seiner Zeit der Polizeipräsident
von Schöneberg hatte. Die genannte Gemeinde hatte ein Krankenelektromobil eingeführt
und der Polizeipräsident ließ sich den Wagen zur Besichtigung vorführen. Das
schmucke Fahrzeug machte den Wunsch in ihm rege, einmal eine Fahrt mit dem Wagen zu
machen, und er stieg mit seinem Begleiter ein. Da es ihm jedoch sehr lange zu dauern
schien, ehe sich der Wagen in Bewegung setzte, fragte er seinen Begleiter; „Ja,
warum fahren wir denn noch nicht!“ Der Gefragte lachte und antwortete:
„Wir fahren schon längst und sind gleich am Ziel.“ Der Wagen war also so
ruhig und sanft gefahren, daß von dem Fahren überhaupt nichts gemerkt wurde, ein
kleiner Irrtum, der allerdings durch das Asphaltpflaster der Straße sowie durch die
undurchsichtigen Milchglasscheiben des Wagens begünstigt wurde.
Was die Kostenfrage anbetrifft, so ist ohne weiteres klar, daß sich der Betrieb des
Krankenelektromobils gerade wie der des elektromobilen Löschzuges entschieden
billiger stellen muß als der Pferdebetrieb. Wie der Löschwagen so arbeitet auch der
Krankenwagen nicht dauernd und regelmäßig wie die eigentlichen Arbeitsfuhrwerke,
sondern immer nur in größeren Zwischenräumen und auch dann nur in einer
verhältnismäßig kurzen Zeit, meist nur anläßlich eines Unfalls. Während der Zeit, in
der das Fahrzeug nicht in Betrieb ist, die die Zeit der Arbeit gewöhnlich bedeutend
übertrifft, findet auch kein Kraftverbrauch statt, macht der Wagen auch keine
unmittelbaren Betriebskosten. Das Pferdefuhrwerk dagegen erfordert, auch wenn es
nicht arbeitet, stets die gleichen Kosten wie bei ständiger und fortlaufender
Arbeit. Während daher bei den eigentlichen Arbeitsfuhrwerken die Kostenfrage ebenso
oft zugunsten des Pferdegespannes wie des Motorwagens ausfällt, muß sie bei
Feuerwehrund Krankenwagen notwendigerweise immer zugunsten des Automobils ausfallen.
Nach dem Verwaltungsbericht der Berliner Feuerwehr stellen sich die Kosten des
gefahrenen Kilometers bei dem elektromobilen Löschzuge auf 371/4 Pf., beim
Pferdegespann aber auf 3,86 M; sie sind also bei diesem über zehnmal höher. Ungefähr
ebenso dürfte sich auch beim Krankenwagenbetrieb das Kostenverhältnis zwischen
Motorwagen und Pferdegespann stellen. Die reinen Betriebskosten für ein
Krankenelektromobil stellen sich nach den Aufzeichnungen der Krankenbeförderung der
Gemeinde Wilmersdorf auf etwa 500 M für das Jahr, darunter etwa 300 M für Stromverbrauch
und 200 M andere Kosten. Hierzu treten allerdings noch die Kosten für zwei
Versicherungen, eine gegen Haftpflicht, die andere gegen Beschädigung, von je 500 M,
so daß die gesamten Unterhaltungskosten rund 1600 Mark für das Jahr betragen. Bei
dieser Kostensumme leistet aber, wie bereits hervorgehoben, der elektrische Wagen
das Doppelte eines Pferdegespannes.
Die elektromobilen Krankenwagen der Gemeinden haben einen Aktionsradius von 80 km,
der für die in Frage kommenden Zwecke vollkommen ausreichend ist, es ist jedenfalls
kein einziges Mal vorgekommen, daß der Wagen infolge Erschöpfung stehen geblieben
wäre. Allerdings wird überall dafür gesorgt, daß ein solcher Fall garnicht erst
eintreten kann. Die Wagen werden nach jeder Fahrt, mindestens jedoch einmal täglich,
nachgesehen, genau wie die elektromobilen Löschwagen. Ist die Spannung bis auf 82
Volt gesunken, so wird neu geladen, eine Maßregel, die gegen jedes Versagen der
Wagen schützt. In dieser Weise findet jedenfalls in Wilmersdorf der
Krankenautomobilbetrieb statt, in den anderen Gemeinden, die solche Wagen eingeführt
haben, dürfte es ähnlich sein. Die Ladung erfolgt durch die eigene Ladestation der
Feuerwehren.
Es sei noch auf eine andere Verwendung des Elektromobils im Dienste des kommunalen
Beförderungswesens hingewiesen, nämlich auf die elektromobilen Spreng- und
Kehrwagen, wie sie jetzt von verschiedenen Gemeinden eingeführt werden und die sich
bisher ebenfalls bestens bewährt haben. So hat die Stadt Berlin seit einigen Jahren
eine elektrische Straßenwaschmaschine im Gebrauch, die gegenüber den bisher üblichen
von Pferden gezogenen Maschinen dieser Art wesentliche Vorteile an den Tag gelegt
hat. Die Maschine ist auf der Vorderseite als Sprengmaschine eingerichtet, während
eine hinten angebrachte Walzenbürste das Zusammenkehren des angefeuchteten
Straßenkehrichts und zugleich das Waschen der Straßen besorgt, eine Verbindung
verschiedener Arbeiten, die sich in so einfacher, praktischer und handlicher Weise
weder beim Pferdegespann noch beim Benzinwagen erreichen ließ. Die Maschine wird
durch zwei Motoren von je 4 PS angetrieben, die Batterie enthält 40 Zellen, die
einen Strom von 140 Volt erzeugen. Die Batterie reicht für eine zehn- bis
fünfzehnstündige ununterbrochene Arbeit aus, nach der die Neuladung bzw.
Auswechselung der Batterie erfolgt. Die Maschine hat ungefähr die dreifache Leistung
einer pferdebespannten Maschine; während mit letzterer in einer Schicht nur etwa
35000 bis 40000 m2 Straßenfläche gereinigt werden
können, ist es möglich, mit der elektrischen Maschine in der gleichen Zeit ungefähr
75000 bis 100000 Quadratmeter verkehrssicher zu reinigen. Diese hohe Leistung
gewährt zugleich wirtschaftlich günstigere Ergebnisse, was allerdings mit dadurch
bedingt wird, daß die Ladung der Maschine in eigenen Ladestationen der Stadt
erfolgen kann. Wo solche nicht vorhanden sind, stellt sich der Betrieb naturgemäß
teurer, und das ist der Grund, warum derartige Maschinen und Fahrzeuge nicht so
schnell weiteren Eingang finden, wie es bei ihren Vorzügen eigentlich der Fall sein
müßte. Immerhin gehen jetzt die größeren Gemeinden vielfach zur Einführung solcher
Betriebsfahrzeuge für kommunale Zwecke über, besonders überall dort, wo durch das
Vorhandensein elektrischer Feuerwehren die Bedingungen für die Einführung auch
solcher Maschinen bereits gegeben sind. Einige Vorortgemeinden Berlins, so
Schöneberg und Charlottenburg, haben sich dem Berliner Vorbilde angeschlossen und
bereits ebenfalls elektromobile Spreng- und Waschwagen eingeführt, andere größere
Städte im Reiche ebenfalls.
Endlich wollen wir noch ein Fahrzeug erwähnen, das eine sehr bemerkenswerte
Verbindung von Benzinautomobil und Elektromotor darstellt. Das Fahrzeug, um das es
sich hier handelt, ist ein Transportautomobil, das sich die Wasserwerke der Stadt
Nürnberg haben bauen lassen und das für die Transport- und sonstigen Zwecke des
Wasserwerkbetriebes eingerichtet ist und dadurch von der Type des gewöhnlichen
Lastautomobils wesentlich abweicht. Der Wagen, den wir in Abb. 1 u. 2 wiedergeben, ist sehr lang
gebaut (Radstand 4,8 m) und mit einem starken Benzinmotor von 40 PS für den
Fahrantrieb versehen. Das Wesentlichste am Wagen besteht jedoch darin, daß in den
Wagen, und zwar unterhalb des Führersitzes eine Dynamomaschine eingebaut ist, die
durch den Benzinmotor betrieben wird und durch eine Zahnkette mit der hinter der
Kupplung sitzenden Welle verbunden ist. Der Wagen dient zum Transport von Röhren,
Bauhölzern und sonstigem Bau- und Installationsmaterial und ist vor allem dazu
bestimmt, in Fällen von Rohrbruch, Ueberschwemmungen, Hochwasser usw. ein möglichst
schnelles Eingreifen seitens des Wasserwerkes zu ermöglichen. An diesen Wagen wird
in solchen Fällen ein zweirädriger Karren (auf der Zeichnung nicht vorhanden)
angehängt, auf dem eine Zentrifugalpumpe montiert ist. Diese Pumpe ist mit einem
Elektromotor gekuppelt, der von der Dynamomaschine vermittels Kabels Strom erhält
und so die Pumpe in Betrieb setzt. Der Wagen kommt also an den Ort des
Wasserschadens, der Pumpkarren wird abgehängt und unmittelbar an die Stelle der
Ueberschwemmung geführt, worauf durch den Motor des Automobils die Dynamomaschine
angetrieben wird, während vermittels beliebig langen Kabels, das auf einer Haspel
mitgeführt wird, dem Elektromotor Strom zugeführt und so die Pumpe in Arbeit gesetzt
wird. So kann der Wasserschaden schnell und zuverlässig beseitigt werden, es können
überschwemmte Gebäude, unter Wasser gesetzte Keller und sonstige Räumlichkeiten usw.
schnell ausgepumpt werden.
Wenn der Wagen nur als Lastwagen arbeiten soll, wird die Zahnkette, die den
Benzinmotor mit der Dynamomaschine verbindet, ausgekuppelt. Von dem elektrischen
Aggregat ist äußerlich nichts zu sehen, da dieses so gut eingebaut ist, daß der
Verwendung des Fahrzeuges als gewöhnliches Auto nichts im Wege steht. Die
Dynamomaschine gibt maximal 220 Amp. ab bei einer Spannung von 110 Volt. Hierdurch
kann der Wagen
zugleich als fliegende Beleuchtungsstation bzw. als Notbeleuchtung verwandt werden.
Die Schalttafel mit den nötigen elektrischen Aggregaten, bestehend ans
Nebenschlußregulator, Hebelschalter, Sicherung, Volt- und Amperemeter, ist hinter
dem Führersitz unter einer Verschlußklappe angebracht. Der Gang der Dynamomaschine
ist sehr sicher und ruhig. Außer dem elektrischen Aggregat vermag der Wagen noch
eine Nutzlast bis zu 3500 kg aufzunehmen, die wohl für alle Fälle und Zwecke, für
die der Wagen bestimmt ist, ausreichen dürfte. Die Einzelheiten des Wagens sind
folgende: Radstand 4,80 m, Spurbreite 1,55 m, Brückenlänge 4 m, Brückenhöhe 0,70 m,
Getriebe: 3 Gänge vorwärts, 1 Gang rückwärts, Kühlung: durch Pumpe, Zündung:
Bosch-Magnetzündung sowie auch Batteriezündung, Schaltung: Kulissenschaltung,
Steuerung: Schraubensteuerung, Antrieb: Cardan-Ritzelantrieb (Ritzel in ölsicherem
Gehäuse), Bereifung: hinten Doppelmassivreifen, vorn einfache Massivreifen, Motor:
110 Bohrung, 150 Hub, 4 Zylinder = 40 PS, der Führersitz hat Platz für drei
Personen.
Der Wagen, der eine Geschwindigkeit von 30 km zu entfalten vermag und von den Nürnberger Herkuleswerken A.-G. entworfen und gebaut
worden ist, kostet rund 17500 M. Es ist nicht nötig, zur Führung des Wagens einen
besonderen Chauffeur zu halten, vielmehr hat. ein ausgebildeter Feuerwehrchauffeur
in Gemeinschaft mit einem für den Fahrdienst ausgebildeten Schlosser des
Wasserwerkes den Dienst des Wagens zu übernehmen. Das Fahrzeug hat seine
Probefahrten bereits hinter sich. Auf seine weitere Bewährung im praktischen Dienste
darf man gespannt sein. Jedenfalls haben wir einen sehr beachtenswerten Versuch vor
uns, das Automobil den besonderen Anforderungen und Verhältnissen des
Wasserwerksbetriebes anzupassen. Vielseitigkeit wird man dem beschriebenen Fahrzeug,
das als Lastwagen, Pumpenantrieb und Beleuchtungswagen zu dienen hat, nicht
absprechen, gerade diese Vielseitigkeit aber dürfte das Fahrzeug für Wasserwerke
wertvoll machen und ihm hier ein Feld erfolgreicher praktischer Verwendung
erschließen.
Textabbildung Bd. 331, S. 317
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 331, S. 317
Abb. 2.
Nach alledem kann gesagt werden, daß die Aussichten für die Verwendung des
Elektromobils im praktischen Verkehrs- und Beförderungswesen durchaus günstige sind,
trotz des Wettbewerbes des Benzinautomobils. Die Elektromobilindustrie hatte sich
durch die anfänglichen Mißerfolge und durch den übermäßigen Wettbewerb des
Benzinwagens sehr entmutigen lassen. Zu dieser Entmutigung liegt nach in den letzten
Jahren mit Elektromobilen erzielten Erfolgen keine Veranlassung mehr vor, und es ist
heute nur noch Sache der persönlichen tatkräftigen Initiative, um der
elektrotechnischen Industrie auch auf dem Gebiete des schienenlosen Verkehrswesens
ein sehr aussichtsvolles Arbeitsfeld und Absatzgebiet zu erschließen.