Titel: | Polytechnische Schau. |
Fundstelle: | Band 340, Jahrgang 1925, S. 45 |
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Polytechnische Schau.
Polytechnische Schau.
Ein neues Drehgestell für D-Zugwagen. Die bisher
nahezu ausschließlich bei D-Zugwagen eingeführten Drehgestelle amerikanischer Bauart
(Abb. 1) lassen häufig ein unangenehmes Schwanken
und Schleudern des Drehgestelles und des Wagens beobachten. Um dies zu vermindern,
wurde bei dem neuen Görlitzer Drehgestell (Abb. 2)
der Radstand von 2150 bzw. 2500 mm auf 3600 mm vergrößert, wie es bei dreiachsigen
Drehgestellen möglich ist.
Textabbildung Bd. 340, S. 45
Abb. 1.
Textabbildung Bd. 340, S. 45
Abb. 2.
Ferner wurden, um eine weichere Federung der Wiege zu erzielen, die querhegenden
kurzen Doppelfedern durch lange, längsliegende Blattfedern ersetzt, wie sie
beispielsweise bei den neuen Einheitspersonenwagen IV. Klasse verwendet werden.
Außerdem sind zwischen Achsen und Drehgestellrahmen an Stelle der beim
amerikanischen Drehgestell üblichen Spiralfedern ebenfalls
Blattfederneingesetzt. Durch Anbringen besonderer Achshalterträger war es
möglich, die Drehgestell-Langträger weiter nach außen zu verlegen, somit die Wiege
zu verlängern und die darauf befindlichen Gleitstücke um 330 mm weiter auseinander
zu rücken. Das bedeutet eine Verringerung der Schaukelbewegung des Wagenkastens. Der
Drehzapfenabstand wurde dagegen nicht verändert. Die hauptsächlichsten Unterschiede
beider Drehgestellarten gehen aus folgenden Zahlen hervor:
amerikanischesDrehgestell
GörlitzerDrehgestell
Radstand
2150 m/m
3600 m/m
Größte Länge
3660 „
5140 „
Größte Breite
2010 „
2400 „
Abstand der Gleitstücke an der Wiege
1500 „
1830 „
Gewicht
6500 Kg
6900 Kg
Die 400 kg Mehrgewicht des neuen Drehgestells sind im Verhältnis zu der größeren
Länge als geringfügig zu betrachten.
Die im praktischen Betriebe mit dem Görlitzer Drehgestell gemachten Erfahrungen haben
ergeben, daß die Erwartungen in bezug auf den Lauf voll in Erfüllung gegangen sind.
Das Schleudern der Drehgestelle und die Schwankungen des Wagenkastens sind ganz
erheblich verringert worden. Die Abfederung durch die langen Wiegenfedern ist
mindestens ebenso weich, wie bei den Spiralfedern der amerikanischen Drehgestelle.
Als besonders vorteilhaft bei dem neuen Drehgestell hat sich bereits seine
außerordentlich einfache Gestaltung gezeigt. Alle Teile sind leicht zugänglich und
infolge ihrer einfachen Ausführung schnell und billig zu ersetzen. Ebenso kann die
Einstellung der Federn und die Auswechselung der Bremsklötze sehr leicht vorgenommen
werden.
C.
Gleisbogen mit sehr kleinen Halbmessern. Bisher mußten die
engsten von der Eisenbahnbehörde zugelassenen Gleisbogen in Anschlußgleisen einen
Halbmesser von mindestens 100 Meter haben. Da dies aus räumlichen Gründen nicht
immer möglich war, ergab sich häufig die Notwendigkeit, statt der Gleisbogen zur
Verbindung von Gleisen Drehscheiben zu verwenden. Solche Drehscheiben sind aber ein
großes Hindernis für den Verschiebebetrieb, da jeder Wagen einzeln auf die Scheibe
gebracht, gedreht und einzelnwieder abgebracht werden muß; dies ist zeitraubend
und erfordert ein Mehr an Personal.
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Um diesen Uebelständen abzuhelfen hat die Joseph Vögele A.-G. in Mannheim eine neue
Bauart eines Gleisbogens ausgearbeitet und in der Praxis erprobt, bei der mit dem
Halbmesser bis auf 28 Meter heruntergegangen werden kann. Die Laufschienen laufen
dabei in gewohnter Weise durch. Auf der inneren Bogenseite führt eine nicht über die
Laufschienenoberkante hervorragende Zwangsschiene die Räder, wie dies auf unserem
Bild rechts zu sehen ist. Auch innen neben der äußeren Laufschiene ist eine zweite
Schiene angeordnet; zwischen ihr und der Laufschiene ist ein breites Stahlfutter von
etwa quadratischem Querschnitt befestigt; dieses Futter liegt so hoch, daß das Rad
mit der Lauffläche von der Laufschiene abgehoben wird und mit seinem Spurkranz auf
dem Futter läuft, ohne daß dieser die Laufschiene oder die Zwangsschiene berührt.
Allmählich ansteigende Uebergangsflächen am Anfang des Gleisbogens lassen den
Spurkranz stoßlos auf das Stahlfutter aufsteigen.