| Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] | 
| Fundstelle: | Band 271, Jahrgang 1889, Miszellen, S. 477 | 
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                        [Kleinere Mittheilungen.]
                        Kleinere Mittheilungen.
                        
                     
                        
                           Ueber Geschwindigkeit der Schnellzüge.
                           Um in den Bestrebungen, eine gröſsere Fahrgeschwindigkeit der deutschen Schnellzüge
                              									zu erreichen, mit Zahlenangaben vorgehen zu können, hat v.
                                 										Morawski die Geschwindigkeiten verschiedener englischer und deutscher Züge,
                              									und zwar der raschesten auf den bedeutendsten Bahnwegen zusammengestellt, wobei die
                              									Fahrtdauer überall mit Einschluſs des Aufenthaltes angegeben ist. Nach dieser
                              									Zusammenstellung ist die durchschnittliche Geschwindigkeit von 12 verschiedenen
                              									Zügen in England 78km,33, in Deutschland 52km,37 in der Stunde. Die Geschwindigkeit wechselt
                              									innerhalb der Grenzen –
                              									in England von 87⅕ bis 70 – in Deutschland von 58½ bis 41km in der Stunde. Die rascheste Fahrt 58½km ist zwischen Berlin und Hamburg eingerichtet.
                              									England fährt mithin um die Hälfte rascher als Deutschland.
                           
                        
                           Ueber die Entwickelung der Telegraphie und namentlich des
                              									Fernsprechwesens.
                           machte in der Reichstags-Sitzung vom 18. Januar der Staatssekretär v. Stephan folgende Mittheilungen: „Der Umfang
                                 										sämmtlicher Telegraphenlinien auf der Erde beträgt gegenwärtig 966900km, also etwa 26 mal der Umfang des Aequators.
                                 										Die Leitungsdrähte haben eine Ausdehnung von 2724000km; das ist 80 mal der Umfang der Erde. Auf Europa fallen von der
                                 										Gesammtlänge der Telegraphenlinien von 966900km 358500km, davon auf Deutschland
                                 											86736km mit 283907km Leitung. Auf Amerika fallen 284200km, auf Asien 81250km, auf Australien 42020km, auf Afrika 20940km. Das sind die Landlinien. Im Meere haben
                                 										wir augenblicklich einen Gesammtbestand von 950 Kabeln, von diesen waren durch
                                 										die Staaten unterhalten und von den Staatsverwaltungen angelegt, namentlich in
                                 										den Binnenmeeren Europas, 774 Kabel mit 12132 Seemeilen. Von
                                 										Privatgesellschaften werden betrieben – das sind die groſsen oceanischen Kabel –
                                 										176 mit 100569 Seemeilen. Endlich beträgt die Gesammtzahl der auf der Erde im
                                 										Dienste befindlichen Telegraphenapparate 160000.
                           
                              Auch das Fernsprechen hat einen groſsen Aufschwung genommen, und zwar ist das
                                 										Fernsprechnetz in Berlin das weitaus gröſste der ganzen Welt. Es übertrifft
                                 										diejenigen von London, Paris, selbst New-York bei Weitem. Im deutschen
                                 										Reichstelegraphengebiete bestanden Ende 1887 164 Stadt-Fernsprech-Einrichtungen,
                                 										welche im Ganzen 31325 Sprechstellen mit 45198km Leitungen umfassen. Diese Zahlen werden nur übertroffen durch die
                                 										Vereinigten Staaten, weil das Stadt-Fernsprechwesen in einer groſsen Anzahl
                                 										volkreicher Industriestädte und bei den Gewohnheiten der amerikanischen
                                 										Gesellschaft dort eine viel gröſsere Ausdehnung hat. Dort beträgt die Zahl der
                                 										Fernsprechnetze 739, die Gesammtzahl der Fernsprechtheilnehmer 158712. Dagegen
                                 										betrug in Berlin allein in der angegebenen Zeit – jetzt ist es viel mehr – die
                                 										Zahl der Theilnehmer 8597. Jetzt haben wir etwa 10000, so daſs also von 200
                                 										Einwohnern in Berlin immer einer an das Fernsprechnetz angeschlossen ist.
                                 										New-York hat nur 6902, Paris 5330, London sogar nur 4596, Wien 1200 Theilnehmer.
                                 										Während in ganz Deutschland die Zahl der Fernsprechstellen 33000 beträgt,
                                 										beläuft sie sich in Oesterreich-Ungarn nur auf 4200, in Belgien auf 4674, in
                                 										Dänemark auf 1837, in Spanien auf 2218, wovon auf Madrid 1242 entfallen.
                                 										Frankreich hatte nur 28 Fernsprechanlagen, von denen zwei auf Algerien kamen. Im
                                 										Ganzen zählen die Anlagen in Frankreich 9487 Theilnehmer. Groſsbritannien besaſs
                                 										122 Fernsprechnetze mit 20426 Theilnehmern, Italien 28 Fernsprechnetze mit 9183
                                 										Theilnehmern, wovon 1835 auf Rom, 1213 auf Neapel und 748 auf Florenz kommen. In
                                 										Luxemburg beträgt die Zahl der Anlagen 15, die der Theilnehmer 483. Norwegen
                                 										verfügt über 21 Fernsprechnetze mit 3930 Theilnehmern. Die Niederlande besitzen
                                 										neun Netze mit 2872 Theilnehmern, Portugal nur zwei, in Lissabon und Oporto, mit
                                 										541 und 349 Theilnehmern. Selbst in Ruſsland hat sich das Fernsprechwesen
                                 										entwickelt; dort bestehen 36 Fernsprechnetze mit 7589 Theilnehmern, von denen
                                 										1500 auf St. Petersburg, 840 auf Moskau, 700 auf Warschau und 700 auf Odessa
                                 										kommen. Schweden ist in 137 Städten mit 12864 Theilnehmern betheiligt. Die
                                 										Schweiz endlich hatte 1888 71 Stadt-Fernsprechnetze mit 7626 Theilnehmern; davon
                                 										kommen auf Genf 1533, auf Zürich 1066, auf Basel 929 und auf Lausanne 544
                                 										Theilnehmer. Diese Entwicklung in Deutschland ist ja nicht möglich gewesen ohne
                                 										Aufwendung sehr erheblicher Kosten. Diese Mittel sind aber, abgesehen von den im
                                 										Vorjahre bewilligten 1½ Millionen Mark für Vervollständigung des
                                 										Fernsprechnetzes, aus den laufenden Fonds entnommen worden.
                              
                           
                              Der Fernsprecher ist bekanntlich eine Erfindung von Philipp Reis aus Gelnhausen, der zuerst einen Apparat construirte, mit
                                 										welchem man Töne in die Ferne übertragen konnte. In der Wissenschaft ist
                                 										allgemein anerkannt, daſs der grundlegende Gedanke von Deutschland ausgegangen ist, und der
                                 										hochselige Kaiser Wilhelm hat das auch dadurch
                                 										bestätigt, daſs er der Wittwe Reis auf Antrag des
                                 										Reichskanzlers ein Jahresgehalt ausgesetzt hat. Auch ist im in seiner Vaterstadt
                                 										Gelnhausen ein Denkmal errichtet worden. Allerdings hat nach seinem Tode erst
                                 										der Amerikaner Graham Bell den Apparat brauchbar
                                 										gemacht. Vor acht Jahren kamen zuerst zwei Instrumente der beiden Erfinder
                                 										hierher, und wir machten zuerst in der Französischenstraſse im
                                 										Haupt-Telegraphengebäude Versuche damit, dann gingen wir bis Schöneberg, Potsdam
                                 										und weiter bis nach Brandenburg a. H. In einer Denkschrift an den Reichskanzler
                                 										stellte ich diesem Apparate eine groſse Zukunft für das Verkehrsleben in
                                 										Aussicht, während er überall erst als ein Spielzeug betrachtet wurde. Ich habe
                                 										darin von Anfang an ein neues Verkehrsmittel gesehen, welches den Briefwechsel
                                 										und das lästige Schreiben, das beim Telegraphen noch nothwendig ist, beseitigte.
                                 										Ich schickte auch die Apparate dem Herrn Reichskanzler nach Varzin und lieſs
                                 										auch dort Versuche machen. Es ist kaum glaublich, wie man damals selbst in der
                                 										gebildeten Gesellschaft diese Sache nur als amerikanischen Schwindel und Humbug
                                 										ansah. Das ist wieder ein Beweis dafür, wie miſstrauisch der Deutsche neuen
                                 										Erfindungen gegenüber ist. fetzt aber haben wir das erste Fernsprechnetz der
                                 										Welt in Berlin. Es werden in Deutschland täglich eine halbe Million Gespräche
                                 										mit dem Fernsprecher geführt, in Berlin allein 162000; da jedes Gespräch Rede
                                 										und Gegenrede erfordert, macht das täglich eine Million, jährlich also 365
                                 										Millionen Nachrichten, die sonst durch Briefe und Telegramme befördert werden
                                 										muteten, jetzt aber schneller ankommen. Es ist also ein ganz neuer Kraftfactor,
                                 										ein neues Machtelement in den Verkehr und das gesellschaftliche Leben
                                 										eingetreten, ja auch in die Action des Staates. Diese groſsen Erfolge sind dem
                                 										Umstände zu verdanken, daſs Bundesrath und Reichstag stets bereitwillig die
                                 										nöthigen Mittel zugestanden haben. Aber auch die Verwaltung muſs sich stets auf
                                 										der Höhe der Zeit halten, denn wir sind noch lange nicht am Ende der
                                 										Verbesserungen. Jedes Jahr hat bis jetzt Neuerungen in Instrumenten, bei der
                                 										Leitung, im Materiale und in der Anlegung gebracht, die aber auch stets neue
                                 										Ausgaben verlangten. Deshalb können wir auch auf eine Ermäſsigung der Kosten
                                 										noch nicht eingehen. Auch auf dem Gebiete der Telegraphie dürfen wir nicht
                                 										stille stehen. Es kann dahin kommen, daſs hier eine Entdeckung gemacht wird, die
                                 										es ermöglicht, mit anderen, als den bisherigen elektrischen und Leitungsmitteln
                                 										zu arbeiten. Wir werden versuchen, uns auf der Höhe zu halten, wissenschaftlich,
                                 										technisch, administrativ, aber auch finanziell; wir werden toujours en vedette
                                 										allen kommenden Ereignissen gegenüber sein. Ich kann mit der dankbaren
                                 										Anerkennung der Thatsachen schlieſsen, daſs Bundesrath und Reichstag mir dazu
                                 										stets bereitwilligst die Hand geboten haben, wie es zur Ehre und dem Wohle des
                                 										Landes sich gebührt.“
                              
                           
                        
                           Nachweis und Bestimmung von Selen im Meteoreisen.
                           Nach H. N. Warren bestimmt man Selen im Eisen durch
                              									Verbrennen der zu grobem Pulver gefeilten und mit Schwefel gemischten Probe im
                              									Sauerstoffstrome. Die entweichenden Gase werden, in destillirtem Wasser aufgefangen.
                              									Die entstehende schweflige Säure reducirt die selenige Säure zu Selen, welches nach
                              									Abdampfen der Lösung in einer Platinschale als trockener Rückstand gewogen wird.
                              										(Chemical News, 1888 Bd. 57 S. 16; vgl. auch Divers und Schimose, 1886
                              										262 144.)
                           
                              B.
                              
                           
                        
                           Bestimmung von Kohlenstoff in Eisen.
                           Thomas M. Drown wendet mit Erfolg nachfolgend
                              									beschriebenen Trichter bei der Bestimmung des Kohlenstoffes im Eisen an. Der
                              									Trichter hat als Hals ein cylindrisches Rohr, durch dieses geht ein am oberen Ende
                              									zu einer Spirale gedrehter ziemlich starker Platindraht. Auf die Spirale wird der
                              									Asbest gelegt, auf diesen das zu bestimmende Eisen in Form von Drehspänen. Nach
                              									Behandlung des Eisens mit Kupferammoniumchlorid und Auswaschen des Asbest wird
                              									derselbe nach unten herausgezogen und direkt in ein Verbrennungsrohr geschoben, etwa
                              									seitlich hängen gebliebener Kohlenstoff wird durch einen Asbestpfropfen nachgespült.
                              										(Technology Quaterly, Mai 1888.)
                           
                              B.
                              
                           
                        
                           
                           Beschädigung von Haustelegraphenleitungen durch
                              									Kalkanstrich.
                           Nach der Elektrischen Zeitschrift beobachtete man
                              									Störungen an elektrischen Klingelwerken, nachdem die Wände, an welchen die
                              									Leitungsdrähte entlang liefen, mit frischem Kalkanstriche versehen waren. Genauere
                              									Untersuchung zeigte, daſs die die äuſsere Umhüllung der Drähte bildenden
                              									Baumwollfäden Kalkmilch aufgesogen hatten, wodurch die isolirende Guttaperchaschicht
                              									zerstört und stellenweise vollständig in Staub verwandelt worden war. Ein
                              									Ueberkleben der Leitungsdrähte mit Streifen von gut geleimtem, starkem Papiere
                              									dürfte jedoch genügen, um ein Durchdringen der Kalkmilch bis zu der
                              									Guttaperchaumhüllung der Drähte zu verhüten. (Nach Sprechsaal, 1888 Bd. 21 Nr. 51.)
                           
                        
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                           Die Skizzen sollen dem Schlosser als Anhalt für seine Entwürfe dienen und enthalten
                              									zu diesem Zwecke eine groſse Zahl empfehlenswerther Muster auf kleinem Raume. Für
                              									eine gröſsere Verbreitung wäre unseres Erachtens ein niedrigerer Preis dienlich
                              									gewesen.
                           Die Chokolade-Fabrikation.
                              									Praktisches Handbuch für die Darstellung sämmtlicher Cacaopräparate nebst
                              									Beschreibung der Rohstoffe und Maschinen und einer Anleitung zur Prüfung der
                              									Rohstoffe und fertigen Präparate; von Dr. Paul
                                 										Zipperer. Mit 43 Abbildungen. 180 Seiten. 2,50 M.
                           Das Färben und Imitiren des Holzes,
                                 										Hornes, der Knochen und des Elfenbeines. Ein Handbuch für die Holz-, Horn-,
                              									Knochen- und Elfenbein-Industrie; von W. Haubold. 116
                              									Seiten. 1,50 M.
                           Ammoniak und Ammoniak-Präparate.
                              									Die Fabrikation desselben aus Gaswasser, anderen ammoniakalischen Flüssigkeiten und
                              									aus ausgebrauchter Gasreinigungsmasse; mit besonderer Berücksichtigung der Analyse,
                              									Eigenschaften und Behandlung der Roh- und Hilfsstoffe und Erzeugnisse. Ein
                              									praktischer Leitfaden für.....; von Dr. R. Arnold. Mit
                              									zahlreichen Illustrationen. 135 Seiten. 2,50 M.
                           Die drei vorstehenden, hübsch ausgestatteten und gebundenen Werke bilden den Anfang
                              									einer von S. Fischer, Berlin, unternommenen
                              									Technologischen Bibliothek. Trotz der vorwiegend praktischen Richtung der Sammlung
                              									ist der theoretischen Seite so weit Rechnung getragen., als zum Verständniſs
                              									erforderlich ist. Mit Sorgfalt ist alles Unwesentliche vermieden und die Fassung
                              									möglichst kurz gehalten. Das Haubold'sche Bändchen wird
                              									sich unter den Beflissenen des Kunstgewerbes wegen seiner vielen praktischen Angaben
                              									manchen Freund erwerben.