Titel: | [Kleinere Mittheilungen.] |
Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, Miszellen, S. 258 |
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[Kleinere Mittheilungen.]
Kleinere Mittheilungen.
Neue Untersuchungen über das Fluor.
Die elektrolytische Abscheidung des Fluors aus Fluorwasserstoffsäure war wegen der
Unfähigkeit dieser Säure, den elektrischen Strom zu leiten, bisher nicht möglich.
H. Moisson hat nun gefunden, dass die
Fluorwasserstoffsäure mit grosser Leichtigkeit Fluorkalium auflöst und dass die so
erhaltene
Flüssigkeit den elektrischen Strom gut leitet. Lässt man daher den Strom durch
diese Mischung gehen, so scheidet sich am positiven Pol Wasserstoff, am negativen
Pol das Fluor ab.
Die Zersetzung geschieht in einer U-förmigen Röhre aus Platin, die etwa 100 cc
Fluorwasserstoffsäure aufnehmen kann. Die Schenkel der Röhre sind durch Stopfen aus
Flusspath verschlossen, durch welche die als Elektroden dienenden Platinstangen
gehen, welche unten in eine Platte auslaufen, um der Einwirkung des Fluors länger zu
widerstehen. Die Schenkel des U-Rohres tragen seitliche Fortsätze, die mit
Messingschrauben versehen sind, um den Apparat öffnen und schliessen zu können.
Um die unzersetzte Fluorwasserstoffsäure aufzubewahren, stellt man den geschlossenen
Apparat unter eine grosse, mit trockener Luft gefüllte Glasglocke und sorgt dafür,
dass die Temperatur der Umgebung unter dem Siedepunkt der Fluorwasserstoffsäure
(19,5° C.) bleibt. Auf diese Weise kann man den Apparat wochenlang mit Säure gefüllt
und zum Gebrauche fertig aufbewahren.
Während der Elektrolyse befindet sich der Apparat in einer Kältemischung von – 23°
C.
Um das Fluor in reinem Zustande zu erhalten, lässt man dasselbe zuerst durch eine
kleine auf – 50° C. abgekühlte Platinschlange und dann durch eine wagerechte
Platinröhre streichen, die mit Fluornatriumstücken gefüllt ist, um die letzten
Spuren mitgerissenen Fluorwasserstoffsäuredampfes zu beseitigen.
Das Fluorgas besitzt einen an unterchlorige Säure erinnernden Geruch, der etwas
verdeckt wird durch den des Ozons, das entsteht, sobald das Fluor mit Wasserdampf in
Berührung tritt. Die Einathmung des Fluors ist sehr gefährlich, da dasselbe die
Athmungsorgane in der heftigsten Weise angreift.
Das Fluor entzündet schon bei gewöhnlicher Temperatur Schwefel, Selen und Tellur. Mit
dem Schwefel geht es gasförmige, mit Selen und Tellur flüssige Verbindungen ein.
Auch mit Brom und Jod verbindet es sich unter Flammenerscheinung. Mit Sauerstoff und
Stickstoff scheint sich das Fluor nicht zu vereinigen. Mit Phosphor verbindet es
sich zu Fünffachfluorphosphor, mit Wasserstoff vereinigt es sich schon im Dunkeln
lebhaft. Die Einwirkung des Fluors auf die Metalle ist weniger energisch als auf
Metalloide. Magnesium, Aluminium, Nickel, Silber brennen, bei geringer Erwärmung,
lebhaft bei der Berührung mit Fluor. Gold und Platin dagegen werden erst bei
Rothglühhitze angegriffen und liefern dann Doppelverbindungen.
Wasser wird durch Fluor schon bei gewöhnlicher Temperatur unter Bildung von
Fluorwasserstoffsäure und Ozon zersetzt. Ist das Wasser in geringer Quantität, das
Fluor dagegen in grossem Ueberschuss vorhanden, so tritt das Ozon mit schöner blauer
Farbe auf.
Schwefelwasserstoff, Schwefelsäure, Chlor-, Brom- und Jod Wasserstoff werden durch
das Fluor unter Entzündung zersetzt. Kohlenoxyd und Kohlensäure greift das Fluor
nicht an, wohl aber Schwefelkohlenstoff und Cyanwasserstoff unter Entzündung. Ebenso
wirkt das Fluor auf die Chlor-, Brom-, Jod- und Cyan Verbindungen der Metalle und
Metalloide zersetzend ein.
Die organischen Verbindungen, namentlich die wasserstoffreichen, werden von Fluor mit
einer solchen Heftigkeit angegriffen, dass eine Temperaturerhöhung bis zur
Weissglühhitze eintritt und bei der Reaction meist nur Fluorwasserstoff und
Fluorverbindungen des Kohlenstoffes entstehen.
Alkohol und Aether fangen bei dem Zusammentreffen mit Fluor Feuer; weniger leicht
werden die organischen Säuren angegriffen, namentlich solche mit complicirtem
Molekül.
Die Ammoniak- und die Mehrzahl der Alkaloidverbindungen werden durch das Fluor rasch
verbrannt und in flüchtige Verbindungen übergeführt.
Seinen chemischen und physikalischen Eigenschaften nach nimmt das Fluor die erste
Stelle in der Gruppe der Halogene ein.
Die energische Einwirkung des Fluors auf einfache und zusammengesetzte Körper, seine
Fähigkeit, Chlor, Brom, Jod aus ihren Verbindungen zu verdrängen und an ihre Stelle
zu treten, seine Begierde, mit Wasserstoff, Silicium und Kohlenstoff Verbindungen
einzugehen, zeigen hinlänglich, dass das Fluor von den bis jetzt dargestellten
einfachen Körpern die grösste Reactionsfähigkeit besitzt.
Br.
Flusseisen im Dampfkesselbau.
Bei Friedr. Krupp in Essen gelten bezüglich der
Verarbeitung von Flusseisen für den Dampfkesselbau und ähnliche Zwecke folgende
Vorschriften:
„Nach hiesigen Erfahrungen können Bleche aus dem heutigen weichen
Martin-Flusseisen unbedenklich, ohne ein grösseres Risiko als bei solchen aus
Schweisseisen einzugehen, für Dampfkessel und ähnliche Zwecke verwendet
werden.“
„Für Feuer- und gewisse Bördelbleche ist Martin-Flusseisen von 34 bis 40 k
Festigkeit lang und quer und 25 Proc. Minimaldehnung zu wählen, für Mantelbleche
solches von 36 bis 42 k lang und quer und 22 Proc. Minimaldehnung. Werden die
Bleche von Feuergasen nicht bestrichen, so kann Martin-Flusseisen bei Blechen
bis zu 24 mm Dicke von 39 bis 45 k, über 24 mm von 38 bis 44 k Festigkeit lang
und quer und 20 Proc. Minimaldehnung genommen werden. Bleche von 36 bis 42 k
Festigkeit eignen sich in den meisten Fällen auch für Bördelungen und sonstige
Façons.“
„Bezüglich der Bearbeitung dergleichen Bleche ist Nachstehendes zu beachten: Falls
die Bleche von den Walzwerken nicht ausgeglüht geliefert werden, sind dieselben
vor dem Bearbeiten auszuglühen. Nietlöcher und sonstige Aussparungen sind, wenn
thunlich, zu bohren. Werden die Nietlöcher u.s.w. gelocht, so müssen die Bleche
nach dem Lochen ausgeglüht werden. Bei Blechdicken bis 13 mm wird auf Maass
gelocht. Zwischen 13 bis 24 mm sind gelochte Nietlöcher etwa 8 Proc. kleiner als
der zugehörige Nietdurchmesser herzustellen und dieselben möglichst im montirten
Zustande der Bleche auf richtiges Maass aufzureiben oder aufzubohren; das
Ausglühen wird hierdurch nicht aufgehoben. Bleche von mehr als 24 mm Dicke
sollen nur gebohrt werden. Ausschnitte der Kesselwandungen, besonders wenn sie
in der Nähe der Feuerung liegen, dürfen keine Kerben auf der Stemmfläche zeigen,
sollen vielmehr daselbst glatt sein und müssen die verschiedenen Curven durch
Schweifung in einander übergehen. Das Hobeln oder Fräsen von Stemm- oder
sonstigen Kanten ist zu empfehlen.“
„Sind Bleche zu bördeln, so sollen die Kanten der un-gebohrten bezieh. ungelochten
Tafeln in Radien von etwa ⅓ der Blechdicke abgerundet werden. Das Bördeln,
Stauchen, Pressen u.s.w. geschieht am besten aus Glühöfen an im Ganzen rothwarm
gemachten Stücken; für partielle Bördelungen genügt das sogen. Bördelfeuer,
indessen ist auch hier auf Erwärmung möglichst grosser Strecken zu achten und
die Bearbeitung thunlichst rasch zu bewirken. Bei allen Bearbeitungen, welche im
angewärmten Zustande des Bleches erfolgen, muss die sogen. blaue Hitze vermieden
werden.“
„Ist die nöthige Form eines Stückes erreicht, so muss es vor dem Erkalten in einem
Glühofen zur Aufhebung etwa bei der Bearbeitung eingetretener Spannungen
ausgeglüht werden. Vorgekommene Formveränderungen sind in roth warmem Zustande
rasch durch Richten, Nachbördeln u.s.w. zu beseitigen. Sind die Façons
complicirt, so ist etwaiges Nacharbeiten nicht in einem Zuge, sondern nach und
nach auszuführen. Benutzung des Glühofens ist hierbei zu empfehlen. Unbedeutende
Richtarbeiten dürfen im kalten, also nicht angewärmten Zustande vorgenommen
werden.“
„Das Blech ist verhältnissmässig leicht und sicher schweissbar. Die Schweissung
ist bei etwas niedrigerer Hitze auszuführen, als bei Blechen aus Schweisseisen,
da das Ueberhitzen vermieden werden muss und Flusseisen bei dieser geringen
Temperatur schon sicher schweisst. Durch Probeschweissungen wird sich der
Schmied bald in erfolgreicher Weise mit den Eigenschaften des Materials bekannt
machen und dann leicht die richtige Temperatur herausfinden.“
„Nach dem Schweisson sind die Stücke in einem Glühofen rothwarm auszuglühen und
vorsichtig erkalten zu lassen. Biegungen auf grosse Radien lassen sich ohne
Gefahr für das Material in kaltem Zustande ausführen: bei kleinen Radien oder
sehr dicken Blechen ist Bearbeitung im warmen Zustande zu empfehlen.“
„Nebenher sei noch erwähnt, dass alle Nietungen mittels schweisseiserner Niete
grau sehnigen Gefüges von 38 k Festigkeit und 20 Proc. Dehnung hergestellt
werden.“
(Mittheilungen aus der Praxis des Dampfkessel- und
Dampfmaschinen-Betriebes, 1892 Nr. 1.)
Das Barothermometer, ein einfaches Instrument zur directen
Ermittelung des Normalvolumens und der Gewichte der Gase; von F. Salomon.Mit gütiger
Erlaubniss des Verfassers nach einem Sonderabdruck aus Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 Heft
2.
Die Nothwendigkeit, für bestimmte Zwecke der Krupp'schen
Fabrik ein Instrument zu besitzen, welches gleich den bekannten Volumetem von Winkler, Lunge u.a. die Reduction der Gase auf
Normaldruck und Temperatur gestattet, aber dabei eine recht handliche, leicht
transportable Form besitzen musste, führte mich darauf, das alte bekannte Galilei'sche Luftthermometer derartig zu graduiren,
dass die Scala meiner absoluten Thermometerscala entsprach. Auf diese Weise habe ich
ein sehr einfaches und durch entsprechende Vergrösserung der das Luftvolumen
fassenden Kugel auch recht empfindliches Volumeter erhalten, das für viele
praktische Zwecke brauchbar sein dürfte und überall dort Anwendung finden kann, wo
die bisherigen Volumeter, sei es in Folge ihrer Grösse, Construction oder geringen
Transportfähigkeit, nicht mehr benutzbar sind und die Unbequemlichkeit der
jedesmaligen Einstellung fortfallen soll. Den Namen Barothermometer schlage ich vor,
um einerseits den Unterschied von den bisherigen Volumetern festzustellen,
andererseits, weil der Apparat im Stande ist, sowohl Druck, als auch Temperaturen zu
messen.
Die einfachste Form des Instrumentes besteht aus einem Capillarrohre, an dessen einem
Ende eine Glaskugel oder ein Cylinder angeblasen ist, während das andere Ende offen
bleibt. Ein Quecksilberfaden von je nach Umständen verschiedener Länge bringt ein
bestimmtes Volumen eines trockenen oder feuchten Gases zum Abschluss und dient als
Index. An dem offenen Ende befindet sich eine Vorrichtung (Kappe, Hahn), welche
gestattet, bei Nichtgebrauch und namentlich für den Transport den Eintritt der
äusseren Luft abzuschliessen.
Der Unterschied von ähnlichen Instrumenten, z.B. Melde's
Capillarbarometer, liegt in der Scala; dieselbe ist so gewählt, dass das
eingeschlossene Gas sich bei dem Punkt 100 unter Normaldruck und Temperatur befindet
und die übrigen Scalentheile dann direct die Procente der Volumenveränderung
angeben.
Für die meisten Anwendungen dürfte die wagerechte Aufhängung zweckmässig sein, doch
kann man ebenso gut das Rohr in lothrechter Lage, die Oeffnung nach oben oder unten
gerichtet, aufstellen, nur muss dann selbstverständlich auch die Graduirung in genau
derselben Lage geschehen, in welcher die Ablesung erfolgen soll.
Auch die Form des Apparates lässt sich wie bei den Thermometern beliebig verändern
(Spirale, Schlange u.s.w.).
Wie aus dem Gesagten ersichtlich ist, gibt das Barothermometer direct die dem
herrschenden Atmosphärendrucke und der Beobachtungstemperatur entsprechende
Ausdehnung des Normalvolumens wie jedes andere Gasvolumeter. Steht z.B. der
Quecksilberindex auf 107°, so heisst dieses, dass 100 Volumentheile des beobachteten
Gases auf 107 Volumentheile ausgedehnt sind, und dass das Normalvolumen des
beobachteten Gases \frac{100}{107} beträgt. 1 cbm Luft würde
unter dem herrschenden Druck und der entsprechenden Temperatur, bei welcher das
Barothermometer 107° zeigt, \frac{1,293}{107}=1,208\ k wiegen.
Soll das Instrument hauptsächlich für eine bestimmte Gasart benutzt werden, so
erhält es zweckmässig neben der obigen Volumenscala noch eine Theilung, welche
direct die Gewichte des betreffenden Gases abzulesen gestattet, und selbst für die
leicht coërciblen Gase, wie SO2, CO2 u. dgl., wird es mit Erfolg benutzbar, wenn man
diese selbst statt der Luft zur Füllung des Apparates anwendet. Besitzt man ein mit
der absoluten Centesimaltheilung (Salomon-Scala, vgl. 1891 281 119) versehenes Quecksilberthermometer, so kann man das neue
Instrument als Barometer benutzen, indem einfach die abgelesenen Thermometergrade
durch die abgelesenen Grade des Barothermometers dividirt werden, z.B.:
Barothermometer
Thermometer Salomon
= 107,7°
106,6°
\frac{106,6}{107,7}=0,990\ at=752\
mm.
Als Luftthermometer dient der Apparat ebenso gut, sobald man sich im Besitze eines
Barometers befindet. Die abgelesenen Grade des Barothermometers geben, multiplicirt
mit dem in 1/1000
Atmosphären ausgedrückten herrschenden Luftdruck, die Temperatur z.B.:
Barothermometer
Atmosphärendruck
107,7°
0,990
0,990 × 107,7 = 106,6° Salomon = 18°
C.
Schliesslich kann man auch direct das Instrument zu einem Barometer und Thermometer
umwandeln, wenn man, wie seiner Zeit Melde bei seinem
Capillarbarometer gezeigt hat, eine längere Quecksilbersäule zur Anwendung bringt:
die neue Scala dürfte dann eine wesentliche Vereinfachung auch hier
herbeiführen.
Nach den bisher von mir gemachten Erfahrungen glaube ich, dass das kleine einfache
Instrument das volle Interesse aller in der Gastechnik beschäftigten Collegen
verdient und dass es sich vermöge seiner Vielseitigkeit und Handlichkeit auch bald
über diesen Kreis hinaus Freunde erwerben dürfte, sobald es in guter Ausführung im
Handel zu beziehen ist.
Bücher-Anzeigen.
Scholl's Führer des Maschinisten.
Ein Hand- und Hilfsbuch für Heizer, Dampfmaschinenwärter, angehende Maschinenbauer,
Ingenieure, Fabrikherren, Maschinenbauanstalten, technische Lehranstalten und
Behörden. Unter Mitwirkung von Prof. Reuleaux
bearbeitet von E. A. Brauer. 11. Auflage. Braunschweig,
Fr. Vieweg und Sohn. 730 S. Geh. 9 M., geb. 10 M.
Seit dem Jahre 1845 ist das vorstehende, allgemein bekannte Werk manchem ein
zuverlässiger „Führer“ gewesen, und ist, dank den unausgesetzten
Verbesserungen und der Berücksichtigung der auf diesem Felde stattgehabten
Fortschritte, auf der Höhe der Zeit geblieben. Nach dem Tode des Verfassers hat das
Werk zunächst in Prof. Reuleaux, dann in den letzten
beiden Auflagen in Prof. Brauer pietätvolle Bearbeiter
gefunden, welche zeitgemässe Verbesserungen unter Wahrung des Charakters des Werkes
einführten. Wir enthalten uns jeder Empfehlung, da das Werk nach Reuleaux Ausspruch bereits „ein technisches
Volksbuch“ geworden ist.
Vorlage für Bauschlosser. 16
Vorlageblätter mit Zugrundelegung von Verhältnisszahlen für den Gebrauch an
gewerblichen Fortbildungsschulen, Handwerker-, Gewerbe-, Fach- und
Werkmeisterschulen. Von J. Hoch. Leipzig, Gerh.
Kühtmann. 12 M.
Die vorliegende Sammlung schliesst sich in der Ausführungsweise den
Schlossconstructionen des Verfassers an, so dass sie sich zum Schulgebrauche neben
einander empfehlen. Die sehr sauberen, mit Materialfarben in den Schnitten und
Kanten, sowie mit rothen Messlinien für die Einheitsmaasse versehenen Tafeln sind
sowohl zum Studium, als auch zu Vorlagen finden Schüler geeignet. Den sehr kurzen
Text möchten wir dem Verfasser zur sorgfältigen Durchsicht empfehlen, da derselbe
theilweise nicht correct ist, insbesondere möchten wir auf den Text zu Blatt 6
aufmerksam machen.
Jahresbericht über die Fortschritte in
der Lehre von den Gährungs-Organismen von Dr. Alfred Koch, Privatdocent der Botanik an der Universität Göttingen. Erster
Jahrgang 1890. Braunschweig. Harald Bruhn 1891. 190 S. Geh. 6 M.
Mit dem vorliegenden Werke erfährt die Gährungsliteratur eine höchst willkommene
Bereicherung. Es liegt in der Natur der Sache, dass die Veröffentlichungen auf
diesem vielseitigen Gebiete in den verschiedensten Fachorganen in physiologischen,
chemischen, botanischen, technischen u.s.w. erfolgen. Unter diesen Umständen ist es
für den Interessenten mit grossen Schwierigkeiten verknüpft, sich einen auch nur
einigermassen vollständigen Ueberblick über das vorhandene Material zu verschaffen.
Diesem Uebelstande wird durch den Koch'schen Jahresbericht in dankenswerther Weise abgeholfen.
In Bezug auf Einrichtung und Ausstattung schliesst sich das Werk dem ausgezeichneten
Baumgarten'schen Jahresbericht an und will der Verfasser dasselbe als eine Ergänzung des
letzteren angesehen wissen, so dass nunmehr in beiden Berichten das gesammte Gebiet
der niederen Organismen vollständig behandelt wird. Die Eintheilung des Stoffes und
die Form der Berichterstattung sind in jeder Beziehung als zweckentsprechend zu
bezeichnen. Neben den Gährungsorganismen finden auch die chemischen Fermente
Berücksichtigung. Es wäre vielleicht nicht unpassend gewesen, letzteres auch im
Titel des Werkes anzudeuten.
Der Inhalt des Jahresberichtes, welcher allen interessirten Kreisen auf das wärmste
empfohlen werden kann, zerfällt in folgende Abschnitte:
I. Lehrbücher, zusammenfassende Darstellungen u.s.w. II. Arbeitsverfahren, Apparate
u.s.w. III. Morphologie der Bakterien und Hefen. IV. Allgemeine Physiologie der
Bakterien und Hefen. V. Gährungen im Besondern: Alkoholgährung, Milch-,
Käsegährungen, Harnsäuregährung, Nitrification, Wurzelknöllchen der Leguminosen,
verschiedene Gährungen: Cellulosegährung, Essiggährung, Brodgährung u.s.w. VI.
Fermente. VII. Leuchtende Bakterien.
C. J. Lintner.